Kalevala - eine Sage aus dem Norden

  • Nacherzählt von Tilma Spreckelsen

    mit Illustrationen von Kat Menschick


    ASIN/ISBN: 3869710993


    Elias Lönnrot (1802 - 1884), ein finnischer Arzt, Philologe und Schriftsteller, schuf in der Mitte des 19. Jahrhunderts aus alten Liedern und Erzählungen das Epos Kalevala, das schließlich zum finnischen Nationalepos wurde. Den Finnen, die Jahrhunderte lang unter schwedischer und zuletzt unter russischer Herrschaft standen, wurde durch dieses Epos das Nationalbewusstsein gestärkt. Lönnrot wird bis heute als Schöpfer eine finnischen Literatur verehrt. Bereits im 19. Jahrhundert nahm man es auch außerhalb des Landes zur Kenntnis. Einflüsse finden sich unter anderem bei Tolkien und bei Donald Duck.


    ASIN/ISBN: 3608960902


    Dieses monumentale Versepos besteht aus 50 Gesängen. Das zu Grunde liegende Vermaß ist so ungewöhnlich – jeder Vers besteht aus vier Trochäen, das sind acht Silben –, dass man es heute als Kalevala-Versmaß bezeichnet. Wer schon mal den Versuch gemacht hat, eine Übersetzung, die sich an dieses Versmaß annähernd hält, zu lesen, wird wissen, welche Mühe das macht. Am besten funktioniert es meiner Erfahrung nach, wenn man es laut liest. Doch wer liest heute noch solche Versepen? Im 19. Jahrhundert gab es dafür ein Publikum - also einen Markt. Auch hierzulande wurden viele Sagen in Reime gebracht und Bücher voll mit ihnen, zum Beispiel von Simrock (Rheinsagen) oder Kaufmann (Mainsagen) waren keine Ladenhüter.


    Um so erfreulicher ist es, dass es Prosafassungen gibt. Auch von dem finnischen Epos Kalevala. Schon länger auf dem Markt ist die Fassung von Inge Ott. Seit 2014 gibt es das Buch von Tilman Spreckelsen (meine Ausgabe aus dem Jahr 2021 ist die 5. Auflage), der es in eine wunderbare Sprache gefasst hat, mit einem stillen, das ganze Buch durchziehenden Humor. Unterbrochen wird der Text, der sich an die Struktur des Original-Epos hält und nichts fortlässt, nach jeweils einem Zyklus von kurzen Kapiteln, die mit »Lönnrots Lebensspuren« betitelt sind. Darin erzählt der Autor von einer Reise nach Finnland, in der er (bzw. »sie«, mit wem auch immer er gereist ist bleibt ungenannt) auf den Spuren von Elias Lönnrot war. Das letzte kurze Kapitel entspricht dem Marjatta-Zyklus, mit dem auch das Original-Epos endet. Eine ziemlich skurrile Mischung aus Neuem Testament und Lucky Luke. Marjatta wird von einer Preiselbeere schwanger, Vainämöinen will das Kind dem Tode preisgeben, kann sich aber nicht durchsetzen und so reist er mit seinem Boot dem Rand der Erdscheibe entgegen.


    Kat Menschik hat das Buch mit wunderbaren Grafiken illustriert. Es ist eines dieser Bücher, das ich sicher noch oft in die Hand nehmen und darin lesen werde.

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    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann