Sind Adjektive böse?

  • Aber zu sagen, was viel gelesen wird ist gut und was weniger gelesen wird eben weniger gut, ist völliger Blödsinn. An der Quantität der Konsumenten kann kein Text, kein Film und kein anderes Kunstwerk bewertet werden. Nicht positiv, aber auch nicht negativ. Es ist einfach kein Kriterium dafür.

    Was die Bewertung als "Blödsinn" betrifft, wäre ich - unabhängig vom Wort selbst - etwas zurückhaltender, Horst-Dieter, denn hier kommt es natürlich auf die Kriterien für "gut" und "schlecht" an. Wenn du beispielsweise die Verlage fragst, dann liegt auf der Hand, dass sie klar sagen, was viel gelesen wird, sei gut. Gut für den Umsatz, gut für den Verdienst - gut fürs Geschäft eben. Und für ein Unternehmen ist das auch absolut okay. Es gibt zweifellos andere Bewertungskriterien - schon gar bei Kunst (oder deren Versuch) - als das merkantile, jedoch glaube ich nicht, dass man den Geschmack und die literarischen Vorlieben der Leserschaft gänzlich aus diesen Betrachtungen ausschließen kann, ohne dass eine gefährlich selbstgefällige Missachtung derselben durch die Autorenschaft damit einherginge.


    Zur Frage, ob das, was viel gelesen wird und sich somit auch gut verkauft, auch im literarischen Sinne "gut" ist, sagt all das selbstredend allerdings nichts aus. Da wären wir wieder mitten in der müßigen Diskussion über gute und schlechte Texte gelandet, die wir schon so oft geführt haben und wohl niemals beenden können (was ja für einen Autorenverein auch nur selbstverständlich ist). :rofl

  • Die Antwort auf die Frage im Schulbuch ist offensichtlich: Harry Rowohlts (! - was im Original steht, ist bei ihm ja nicht unbedingt maßgeblich) Einstieg in den Jugendroman ist viel interessanter und farbiger als die Kürzung. Gerade wegen der Attribute auch in Form von Adjektiven. Das ist schon für 6.-Klässler evident.

    Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten. (William Somerset Maugham)

  • @Didi
    Wir meinen im Prinzip das Gleiche. Ich werte es nicht, wenn sich ein Buch gut verkauft. Ich gönne es auch den Autoren. Aber am Verkaufserfolg ist die Qualität des Textes nicht im entferntesten abzulesen. Marketingleute (und Verlagsleitung) müssen von Zielgruppen sprechen. Ich als Autor nciht. Natürlich komme ich letztendlich auch nicht dran vorbei, mir über die Leser Gedanken zu machen, bei Sach- und Fachbüchern übrigens mehr als bei Belletristik. Aber es steht nicht im Zentrum meines Schreibens. Und wie du aus einer anderen Diskussion (im internen Bereich) inzwischen weißt, bin ich auch in der Lage, zielgruppengerechtes Schreiben abzulehnen, zumindest dann, wenn die Zielgruppe etwas haben will, was ich nicht geben mag.

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