Jaki Liebezeit ✝

  • Ende 1969 erschien ich zum abendlichen Plattenhören im Freundeskreis mit einem Album, das von allen wegen des martialischen Covers skeptisch betrachtet wurde. Es hieß Monster Movie und stammte von Can. Man hatte schon gehört von dieser Band, einige meinten "nichts gutes". Ich kannte den Schlagzeuger - Jaki Liebezeit - weil ich ihn im Radio mit dem Jazzpianisten Tete Montoliu gehört hatte. Als ich wegen einer unerwartet guten Note (die Jahre 68 und 69 waren eher mit sehr ausgeschriebenen Noten für mich gesegent) einen Geldschein bekam, der für eine Platte reichte und mir diese gerade in die Hände fiel, nahm ich sie mit. Ich war selbst überrascht, was dann zu hören war Sein Bandkollege Holger Czukai sagte von Liebezeit: "Jaki spielt wie eine Maschine. Bloß besser." Ich erfuhr diesen Spruch erst später aber ungefähr so empfand ich das damals beim ersten Hören auch. Das Can in dem Jahrzehnt, in dem sie aktiv unterwegs waren und sozusagen im Jahresrhythmus Album für Album vorlegten zu einer der innovativsten deutschen Band wurden, die sich nicht einordnen ließ und zwischen Krautrock, Psychedelic, Freejazz und Avantgarde pendelten, ist heute Geschichte. Liebezeit war nach der Zeit mit Can (und auch noch der Wiederverreinigung) als Studio- und Tourmusiker für deutsche und internationale Musiker unterwegs.


    Gestern, am 22. Januar 2017, verstarb er im Alter von 78 Jahren.


    Father Cannot Yell

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Meine Can-Einstiegsdroge war Tago Mago.
    Ich habe im rock'n'popmuseum in Gronau das Can-Tonstudio besichtigen können. Dieses All-in-one-room, Tontechniker und Musiker, war eine der Besonderheiten von Can. Ich sag's ja, das Jahr 2017 geht ebenso Sch§$"&% weiter, wie 2016 aufgehört hat.


    Herzlichst


    Wolf P.

    "NOW is the happiest time of your life." Daevid Allen ( :gitarre )

  • Warum ich mir den Namen Liebezeit damals nach einmaliger Nennung im Radio merken konnte ist vielleicht auch noch einen Satz wert. Oder zwei. Eine meiner Tanten liebte es "Oh du liebe Zeit zu sagen". Zum Beispiel: Oh du liebe Zeit, ist der Junge aber wieder gewachsen. Oh du liebe Zeit, hast du jetzt lange Haare, wie ein Mädchen. Oh du liebe Zeit, spielst du jetzt auch diese Hottentottenmusik? Und so weiter. Das war mir so präsent damals, das, als der Name im Radio fiel - Besetzungen wurden ja in den Jazz-Sendungen immer genauestens angegeben - mir der sofort auffiel und auch wieder präsent war, als ich auf dem Plattencover diesen Namen las.

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