Bei mir ist mit dem Anfang auf jeden Fall Leseinteresse geweckt. Noch nicht mal Neugierde, weil ich eigentlich gar nicht an der Entwicklung der äußeren Geschichte interessiert bin. Eher ist es eine Mischung aus Faszination (es gibt ja durchaus so etwas wie "Wahrheiten" darin), dem Wunsch, dieses Weltbild zerschellen zu sehen und dem Stil, den ich gerne über eine längere Zeit lesen möchte. Gut finde ich auch die Hörprobe, die weiter unten auf der Seite verfügbar ist. Da wird das Tempo deutlich gedrosselt - zumindest gegenüber meiner eigenen inneren Lesestimme.
Die Protagonistin erweckt bei mir eher Mitleid als Antipathie. Was muss das für ein Scheiß-Gefühl sein, als Einzelkämpfer im Schulsystem zu hängen und sich nur mit der Abwertung von anderen aufzuwerten. Was mich an der Innenwelt fasziniert, ist gerade die Verbindung mit Ökosystemen und biologischen Informationen. Mag sein, dass das im Laufe des Buches so sehr überhand nimmt, dass es mir auch auf die Nerven geht, aber im Einstieg fand ich die Kombination reizvoll. Vielleicht auch, weil solche Übertragungen aus anderen Wissensbereichen manchmal von einer bestechenden Logik scheinen, die sich erst beim genaueren Betrachten als falsch herausstellt. Für mich machen diese Vergleiche die Person glaubwürdiger.
Was der Autorin meiner Meinung nach gelungen ist, ist die Darstellung eines Konflikts gleich zu Beginn, ohne dass sie mehr tat, als die Figur anhand ihrer Gedankengänge vorzustellen. Jemand, der so extrem geradlinig und "kämpferisch" denkt, muss über kurz oder lang anecken, also wird der Roman spannend, auch wenn er von so etwas Fadem wie Bildung handelt. Das hebt für mich den Abschreckungsfaktor des Untertitels Bildungsroman wieder auf.
LG
Sabine