TA 5: D. F. Wallace - Unendlicher Spaß (Romanauszug)

  • Hallo Siempre,


    hms, für mich spricht das consciously gegen das Verschwinden wollen, weil ein harter Stuhl bei mir aus welchen Gründen auch immer eine gerade Rückenlehne hat und der Kerl sehr aufrecht sitzt. =)


    Liebe Grüße
    Judith

    Nay, thy lordship, me ain't no thief, not even a smart one - Piper Quickfingers



    Der Tokee in Die rote Kammer [buch]393991407X[/buch]

  • Zitat

    Original von siempre


    ja. ohne den originaltext zu kennen. für mich klingt das stimmiger so. insgesamt liegt mir der stil sehr. könnte glatt von mir sein, der schrott ;)


    Ich halte das für sehr fragwürdig, eine Übersetzung ohne Kenntnisse des Originals noch einmal sprachlich anzupassen, nur weil es subjektiv dann besser klingt.

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • macht ja nix, dass du das fragwürdig findest, hd :D meine art, mich mit dem text auf der analytischen ebene auseinanderzusetzen. ich habs unter dem aspekt ich/präsens gemacht, weil in diesem punkt mein einziger stilistischer kritikpunkt des vorgelegten textes liegt. ein paar krümel, an der sonst super gelungenen perspektive = ich stecke in hal drin, sehe und höre (auch: fühle) wie er, was dort in dem uni-büro von den anderen über hal verhacktstückt wird.

  • Zitat

    Original von Judith
    Hallo Siempre,


    hms, für mich spricht das consciously gegen das Verschwinden wollen, weil ein harter Stuhl bei mir aus welchen Gründen auch immer eine gerade Rückenlehne hat und der Kerl sehr aufrecht sitzt. =)


    Liebe Grüße
    Judith


    und ich sehe hal, wie er sich krampfhaft (bewusst) an den stuhl lehnt und gefühlt dessen form annimmt, um sich zu "verdrücken" ;)

  • Hallo Siempre,


    das ist ein ungewöhnlicher Ansatz. Du vereinnahmst den Text in deine Schreibe, um herauszufinden, wie er funktioniert? :wow


    Liebe Grüße
    Judith

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  • in diesem fall ja, judith. denn die ich/präsens-perspektive, die dfw gewählt hat, hat ja ihre funktion. beim lesen fand ich die perspektive an ein paar wenigen stellen nicht konsequent durchgezogen. folge, sie funktionierte für mich nicht. statt die situation als hal zu erleben, gabs stellen, die mich rauswarfen. ich habe übrigens die ganze leseprobe überarbeitet. wie gesagt, war nicht viel zu tun. jetzt ist es stimmig, finde ich, jetzt bin ich ganz (bei) hal. und das ist ja die funktion der ich/präsens perspektive *analysier* ;)


    ja, ich weiß, gehörte nicht zum fragenkatalog :)

  • Hallo Siempre,


    und es stört dich nicht, dass du dabei den Sinn verschiebst, im Falle von Ich bin _nicht_ hier, sogar umkehrst? Ich verstehe nicht ganz, wie du von da aus auf die Stilmittel kommen kannst, die der Text verwendet. Für mich wäre die Frage, an den Stellen, wo du stolperst, eher, warum tut er das hier? :wow


    Liebe Grüße
    Judith

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  • z. b. ich bin hier oder ich schlage sorgfältig die beine übereinander u. ä. aussagen zur handlung, zum "tun" oder "lassen" - ich unterstelle dfw, dass er die perspektive unsauber setzte, weil er schlichtweg information an die lerInnen übermitteln wollte. ich unterstelle ihm also in diesen fällen handwerkliche fehler. ich denke nicht - warum schreibt dfw, dass hal in der situation mit sich selbst im stillen dialog sagt: ich schlage sorgfältig die beine übereinander oder ich bin hier. warum sollte hal das denken? seine aufmerksamkeit ist von den herren gefangen, auf sie focusiert, ihre kommentare, ihre non-verbalen zeichen, ... an denen sein schicksal hängt. ich finde, an den stellen stimmts nicht im zusammenhang mit der ganzen szenerie. hab ich so analysiert :)

  • Liebe siempre,


    du unterstellst dem Autor deine Sichtweise. Das kann man machen, aber wenn das einhergeht mit "… ich denke nicht - warum schreibt dfw, … " also der konsequenten Absage über Text und Aussage des Autors zu reflektieren, dann ist das eine ziemlich lehrerhafte … verzeihung, lehrerinnenhafte Einstellung. Immerhin haben wir es nicht mit einem 08/15-Werk der Unterhaltungsliteratur zu tun.


    Nicht das wir uns missverstehen: Kritik ist immer erlaubt. Was du machst ist in meinen Augen aber nicht mehr Kritik, zumal du ihm den Text ja umschreibst. Meines Erachtens würde es ausreichen, ihm »Fehler« nachzuweisen, die aber für mich von dir noch nicht einmal eindeutig nachgewiesen sind.


    Horst-Dieter

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    Emanuel von Bodmann


  • Zitat

    Original von Horst Dieter
    Immerhin haben wir es nicht mit einem 08/15-Werk der Unterhaltungsliteratur zu tun.


    so what? ;)

  • Hallo Siempre,


    ehem, aber wenn es genau das ist, was der Text sagen soll, das Hal nicht von der Situation gefangen ist, dann wäre es ja genau das, was bei dir angekommen ist, durch diesen Rückgriff auf die Beobachtung der eigenen Handlungen, dann wäre "I am in here", die Feststellung, die Hal für sich trifft. Einen Bruch der Perspektive vermag ich da nicht zu erst mal nicht zu entdecken, aber sicher einen UNterschied zu dem Ansatz, den du für dieses Buch wählen würdest



    Da es aber ums Handwerk geht, zeigt das jetzt für mich, das Wallace wohl erreicht hat, was er wollte, durch genau die beiden STellen, die du hier angeführt hast. Die eigene Körperhaltung in Situationen zu beobachten, in denen man sich eher ohnmächtig amüsiert mit einem Schuss begründeter Angst befindet, wäre für mich ein Zeichen der teilweisen Dissoziation, in der man nicht nur die anderen, sondern auch sich selbst beobachtet, und die in Stresssituationen genauso auftritt wie unter Drogeneinfluss.


    Dein Anfang dagegen zeigt einen anderer Hal, einen, der sich der Situation unterwirft und so die Leser auf seine Seite zieht, weil er viel mehr als Opfer auftritt als der Hal von Wallace. Der ist einer, der sich bewusst ist, dass er spielt, der durchaus weiß, dass das Geklüngel auffallen muss, aber er hat mitgespielt und schaut jetzt zu, wie das Unglück seinen Lauf nimmt. Und ja, mit der Arroganz eines Jüngelchens, das sich seines Wissens ebenso bewusst ist, wie der Schwächen der anderen (seine eigenen mag er verdrängen oder um sie wissen, das - finde ich - kann man auf diesen ersten Seiten nicht entscheiden), aber Wallace Hal ist bei weitem unsympathischer als deiner. Und das halte ich wirklich für Absicht, die sich genau in diesen Haltungsbeschreibungen spiegelt.


    Insofern finde ich deinen Ansatz spannend, wenn man durch den Vergleich herauszufinden versucht, wie der Text es gemacht hat und warum sich das von dem unterscheidet, was man selbst machen würde. Wichtig scheint mir nur, nicht mit der Fehlerbrille zu arbeiten, jedenfalls nicht, wenn es um den Schritt zum Handwerk geht. ;)


    Liebe Grüße
    Judith

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    Der Tokee in Die rote Kammer [buch]393991407X[/buch]

  • Zitat

    Original von Wolf P



    - Schreibt da einer ohne Regeln oder hat er Regeln die nur nicht leicht zu erkennen sind?


    szene im uni-büro:
    regel: mischung aus ich-perspektive (innenansicht + beobachter hal) und show, don't tell (dialoge der anderen protas -> lassen den leserInnen freiräume, sich selbst einen reim auf die charaktere zu machen).


    stilistisch: es geht um hals schicksal. alle reden über ihn, aber nicht mit ihm. hal ist passiv - so wie der konferenzstück oder der stuhl, auf dem er sitz - körperlich anwesend. als mensch ist er den bürokraten scheißegal.
    nur zum schluss redet hal und die anderen schweigen (entsetzt über seine ehrlichkeit?). er führt sie vor. siehe letzter satz.


    super gemacht! trifft meinen nerv :)


    ich mag hal. verstehe nicht, wie man ihn nicht mögen kann ;)


    dennoch erlaube ich mir kritik: perspektive an wenigen stellen nicht konsequent durchgehalten, um informationen zu vermitteln. änderungsvorschläge s. o. ;)



    Zitat

    Original von Wolf P


    - Ist der Einsatz von Fremdwörtern und Jargon ein legitimes Stilmittel für den modernen Erzähler?


    absolut! was ist hal für ein typ. dazu gehört auch seine sprechweise, wortwahl. dieses puzzelteil seiner persönlichkeit kommt aus hal selbst. er verwendet selbstverständlich wörter, die ich blödfrau =) nachschlagen muss :P


    in den zeitsprüngen, die den erzählstrang, der in der gegenwart spielt, peu a peu zu einem gesamtbild von hal und den umständen, warum alles so ist wie es ist (gekommen ist), ergänzen.


    ???

  • Zitat

    Original von Judith


    Dein Anfang dagegen zeigt einen anderer Hal, einen, der sich der Situation unterwirft und so die Leser auf seine Seite zieht, weil er viel mehr als Opfer auftritt als der Hal von Wallace. Der ist einer, der sich bewusst ist, dass er spielt, der durchaus weiß, dass das Geklüngel auffallen muss, aber er hat mitgespielt und schaut jetzt zu, wie das Unglück seinen Lauf nimmt. Und ja, mit der Arroganz eines Jüngelchens, das sich seines Wissens ebenso bewusst ist, wie der Schwächen der anderen (seine eigenen mag er verdrängen oder um sie wissen, das - finde ich - kann man auf diesen ersten Seiten nicht entscheiden), aber Wallace Hal ist bei weitem unsympathischer als deiner. Und das halte ich wirklich für Absicht, die sich genau in diesen Haltungsbeschreibungen spiegelt.


    wahn-sinn =), judith, wie unterschiedlich wir beide den text wahrnehmen.


    ich lese es tatsächlich so - hal wäre am liebsten überall sonst, aber nicht in diesem verdammten vorstellungsgespräch. schließlich hat er dreck am stecken, wie wir später erfahren ;) und ja, er hat mitgespielt oder wurde ihm (böse) mitgespielt? das wissen wir aus diesem abschnitt noch nicht.


    ich schrieb vorher - ich mag hal. und ich leide mit ihm, wie die bürokraten über ihn reden, als sei er ein objekt nach dem motto - was bringt es uns, wenn wir ihn an unserer ach so tollen uni aufnehmen. der mensch hal ist ihnen gleichgültig. zum schluss ist es hal tatsächlich zu blöd und er schlägt zurück. cool wie er das macht. kompliment hal. das merke ich mir fürs echte leben =)


    sorry, chef :bonk könnte sein, dass ich was falsches gegessen habe!


    :rofl