ASIN/ISBN: 3492701477 |
Der Halbelf Lluigolf lebt in Weidenheim bei seiner (menschlichen) Mutter und hat ein Verhältnis mit der jungen Elbin Siiran. Deren Vater sieht das aber nicht gern und verbietet ihm weiteren Kontakt. Auch mit seinem Stiefvater kommt Lluigolf nicht gut zurecht. Dann stirbt Siiran plötzlich an einer merkwürdigen Krankheit. Lluigolf verlässt Weidenheim und geht in die Stadt Raakus. Nach anfänglichen Schwierigkeiten bekommt er durch Vermittlung der Diebin Hadmut eine Ausbildung in einer Schule für Diebe.
In der nahen Residenz Schloß Raakus hadert die junge Prinzessin mit ihrem Schicksal. Ihr Vater, der Markgraf, will sie verheiraten. Also plant sie ihre Flucht, bei der ihr zunächst aber niemand helfen will. Weder der Barde und Narr ihres Vaters, der auch ihr Lehrer war, noch der Ork Groszbarrt, der Hauptmann der Wache und ihr besonderer Freund ist.
Um herauszufinden, woher diese seltsame Hadmut eigentlich kommt (es ist ein Auftrag des Anführers der Diebe, der »Kröte«) gelangt Lluigolf ins Schloss, dort ins Gefängnis und von dort in die »Sammlung« des Markgrafen, der allerlei seltsames Volk um sich schart, dazu Dracheneier und andere Exponate sammelt. Immer deutlicher wird aber eine seltsame Krankheit, die Lluigolf überraschende Schwächeanfälle bescheren. Überdeutlich werden diese, als die schöne Elbin Chaantrea sich für ihn interessiert. Diese hat aber ein ganz spezielles Interesse an Lluigolf, denn sie gehört zu den »Seelentrinkern«. Lluigolf erweist sich allerdings als überraschend widerstandsfähig, insbesondere auch deshalb, weil er auf die beiden Freunde - Hadmut und den Zwerg Trurre Silberzunge - bauen kann.
Die Handlung dieses Romans liegt zeitlich vor der des 2007 erschienenen »Elbenzorn«, mit dem Susanne Gerdom beeindruckend eigenständig in die Welt der tolkienschen Wesen einstieg. Sie führt dies in diesem zweiten Roman um die Elben (tatsächlich ist es ihr sechster) weiter und erfreulicherweise stehen die beiden Helden, die im ersten Roman zu kurz kamen und in der Mitte bereits ausscheiden mussten - Lluigolf und Trurre - im Fokus der Handlung. Elben, die Seelen anderer Elben »trinken« sind eine überaus interessante Erweiterung dieser literarischen Spezies. Fast noch besser sind ihr aber die Orks gelungen, die der Markgraf zur Palastwache einsetzt. Groszbart ist ein Meisterstück der eigenständigen Umdeutung vorgegebener Figuren und dass er sich auch noch in die Prinzessin verliebt ist das Sahnehäubchen auf der Arbeit Gerdomscher Figurenschnitzarbeit. Allerdings steht Groszbart mit seiner Liebe zur Prinzessin Vanandel nicht allein, doch muss ja nicht alles in einer Rezension verraten werden.
Adler spielen noch eine Rolle, die allerdings eher dem Bild des mythischen Vogels »Greif« entsprechen (auch wenn der Löwenkörper fehlt), Adlereierdiebe, Magier, die bei Susanne Gerdom allerdings eher skurril daherkommen und kaum etwas Gandalfmäßiges haben, Schankwirte, die plötzlich entscheidend in die Handlung eingreifen. Langweilig wird es an keiner Stelle im Buch. Die Autorin hat die Fähigkeit, die Leser sofort und umgehend in die Handlung zu nehmen. Es braucht keine Anlaufzeit, keine Durststrecke - bereits nach wenigen Seiten ist man mit dem »Setting«, den Figuren vertraut und der Lesefluss wird nur noch durch äußere Gegebenheiten gestört (Schlafbedürfnis, Broterwerb u.ä.). Auch wenn ich von der Autorin in Zukunft gern etwas anderes lesen würde (sie kann mehr, wie mir noch aus der Anida-Trilogie, die bei Heyne erschien in Erinnerung ist), so würde ich es begrüßen, wenn diese Geschichte um Susanne Gerdoms Elben mit diesem Buch noch nicht ihren Abschluss gefunden hätten.
(Diesmal hat der Verlag einen seriöseren Klappentext abgeliefert )