Kennt jemand Ronald M. Schernikau?

  • Hallo zusammen,


    nächsten Sonntag gehe ich mit zwei Freundinnen zu einer Lesung, die im Rahmen der Litcologne stattfindet. Gelesen wird aus dem Buch „Der letzte Kommunist“ über den (1991 verstorbenen) Autor Ronald M. Schernikau von Matthias Frings. Weiterhin mit an Bord (im wahrsten Sinne des Wortes, denn die Lesung findet auf einem Schiff statt) sind Dirk Bach und Bettina Böttinger. Zugegeben: Eigentlich gehe ich nur „mit“, so wirklich wusste ich gar nicht, worum’s eigentlich ging. Jetzt habe ich ein paar Infos über Schernikau aus dem Netz gefischt, die Eckdaten sind also bekannt. Meine Frage: Hat hier schon mal jemand etwas von Schernikau gelesen? Ist euch der Name ein Begriff?


    Gruß,
    Petra

  • Keiner, wie es aussieht. Wundert vielleicht auch wenig, denn sein Biograph Matthias Frings (oder war’s die Moderatorin Bettina Böttinger?) bezeichnete ihn vergangenen Sonntag als „vergessenen Autor“. Dabei muss er durchaus erfolgreich gewesen sein, zumindest mit seinem Erstlingswerk „Kleinstadtnovelle“. Das Buch wurde veröffentlicht, als er kurz vor dem Abitur stand. Dass er noch so jung war, hielten viele Leute damals für einen simplen Werbetrick.


    Ein paar wenige Eckdaten: Schernikau wird 1960 in der DDR geboren. Seine Mutter flüchtet einige Jahre später mit ihm in den Westen. Er wächst auf in Lehrte, zieht später nach West-Berlin. Schernikau ist schwul und er ist Kommunist. Als letzter Westbürger lässt er sich in die DDR einbürgern – zwei Monate vor dem Fall der Mauer. 1991 stirbt er an Aids.


    Schernikau und Frings waren befreundet – nicht die allerschlechteste Ausgangsbasis für einen Biographen. Offenbar fanden das auch diejenigen, die das Buch für einen Sachbuchpreis nominiert haben. Damit gerechnet, den Preis tatsächlich zu kriegen, hat Frings nicht. Ein Schwuler, der über einen Kommunisten schreibt – nee! Er hat gewettet, dass er den Preis nicht bekommt. Und gewonnen. Nicht den Preis, die Wette. Und damit eine Kiste Champagner. Sein Buch ist unter dem Titel „Der letzte Kommunist“ bei Aufbau erschienen. Ich werd’s lesen.


    ASIN/ISBN: 3351026692

  • Mich hat das Buch sehr begeistert und mich außerdem neugierig gemacht auf R. M. Schernikau


    Ich warte darauf, dass Schernikaus "Vermächtnis", legende neu aufgelegt wird und dann vielleicht auch bezahlbar ist. (Die preiswerteste gebrauchte Ausgabe kostet derzeit bei Amazon immer noch schlappe 58 €


    Hier eine Art Rezension:


    Wer kann oder will aus heutiger Sicht noch einen Menschen verstehen, der die Zeichen von Perestroika und Glasnost seiner politischen Überzeugung wegen zwangsläufig negativ einschätzen musste, jemanden, der nachdem er sich um die Staatsbürgerschaft der DDR beworben hatte, tatsächlich kurz bevor sich 1989 die deutsch/deutsche Grenze endgültig öffnete, seine Einbürgerung erlangte?


    Von Ronald M. Schernikau, dem „Vergessenen Dichter“ ist die Rede. Geboren 1960 in Magdeburg, floh seine Mutter 1966 mit ihm in die BRD; er wuchs in der Nähe von Hannover auf. Mit 16 Jahren trat er der DKP bei. Kurz vor dem Abitur veröffentlichte er 1980 sein erstes Werk: „Kleinstadtnovelle“ und zog nach Westberlin. 1989 Übersiedlung nach Ostberlin. Er starb 1991 an AIDS.


    Wer kannte Schernikau wirklich gut genug um behaupten zu können, dass Matthias Frings möglicherweise in seinem Buch, den politischen Menschen etwas zu blass beschrieben hat? Matthias Frings schafft es in seinem Buch Verständnis zu wecken, für den als folgerichtig erscheinenden Schritt des Dichters, in die DDR umzusiedeln, so man sich denn nicht völlig dem verschließt, was Schernikau unter Kommunismus verstand, und man überdies ein offenes Auge für die großen Mängel des kapitalistischen Systems hat.


    Was auch immer Matthias Frings mit dieser Biografie Schernikaus erreichen möchte, den Schriftsteller und Dichter aus der Versenkung holen oder ein Sittenbild der Homoszene der 80ziger Jahre im Berlin des Umbruchs und Aufbruchs zu zeichnen, es gelingt ihm m. M. n. mit leichter Feder und darüber hinaus noch einiges Andere mehr.
    Selten habe ich ein Buch gelesen, welches mein ernsthaftes Interesse an der beschriebenen Persönlichkeit, wichtiger noch, an deren Schaffen spontan geweckt hätte. Darüber hinaus hat mich Matthias Frings erstaunt, meinte ich ihn doch aus dem Fernsehen zu kennen (wie wahrscheinlich viele) und wie sich nach schneller Recherche bestätigte. (Er moderierte eine zeitlang die Sendung: „Wahre Liebe“). Allerdings ahnte ich da noch nicht, dass es jener Matthias Frings ist, der bereits eine Reihe von Sachbüchern (u. a.: AIDS – Dimensionen einer Krankheit - bei Reinbek 1986) veröffentlicht hat. Also keinesfalls, jemand der mit diesem Buch vom Himmel fiel. Sein Buch macht Lust auf mehr „Schernikau“.
    Mag sein, dass es Ronald M. Schernikau persönlich zu unpolitisch erschienen wäre.
    Schernikau hatte den Mut, seiner ernsthaften politischen Meinung zum Trotz, der Lebenslust und Leichtigkeit zu frönen. Zu denken, er habe seine Sexualität und Liebe oberflächlich ausgelebt wäre gleichwohl ein falscher Rückschluss. Er war beziehungsfähig und durchaus treu und bindungsfähig, was die lebenslange Liebe zu seinem Partner Thomas (Keck) angeht. Um Anerkennung als Schriftsteller und demzufolge auch um materielle Sicherheit, hatte er zeitlebens zu kämpfen, aber er gab nie auf. Man mag seine politischen Ansichten nicht teilen, dennoch ist nachzuvollziehen, weshalb der Künstler nach dem strebte, was die ehemalige DDR ihren Schriftstellern bot: Ein sicheres Einkommen, sodass sie sich ausschließlich dem Schreiben widmen konnten. Welche Zensur die Rolle dabei in Schernikaus Denken spielte, darüber gibt das Buch ebenso Auskunft wie über das Erstaunen, dass er problemlos eine nach seinen Maßstäben komfortable Wohnung in der ehemaligen DDR zugewiesen bekommt.


    Ein lesenswertes Werk für Menschen, die Ungewöhnlichem aufgeschlossen sind. Frings flotter Stil erleichtert den Zugang und so wird sein Buch dazu beitragen, dass Schernikau und sein Schaffen einem größeren Publikum bekannt werden.
    Das Buch ist auch ein Dokument des Zeitgeistes im Berlin der 80ziger Jahre gerade auch in Bezug auf die Gleichbehandlung Homosexueller. Ebenso zeichnet der Autor den Wandel der geistigen Haltung auf, der sich in der medizinischen und gesellschaftlichen Behandlung AIDS-Kranker vollzog.


    Ich betrachte das Buch als gelungenen Versuch Frings’, seiner Achtung vor dem Menschen und Dichter, Ronald M. Schernikau Ausdruck zu geben, als eine Reminiszenz, nicht als ein Werk, das Schernikau vor allem politisch ausleuchten sollte.
    Ein Buch, welches Lust macht, von jenem „Unbekannten Dichter“, der u. a. mit Jelinek und Hacks in Kontakt stand, mehr zu erfahren, seine Werke zu lesen.


    Liebe Grüße an alle, die es interessiert
    Gerda

  • Wenn der nicht so bekannt war, kann der nicht so gut gewesen sein, oder? Talent spricht sich immer -- auch im "wahrsten Sinne des Wortes" herum.


    LG
    Saskia

    "Die Literatur hat ihren eigenen Wahrheitsgrund." Jan Drees

  • Zitat

    Original von Saskia
    Wenn der nicht so bekannt war, kann der nicht so gut gewesen sein, oder? Talent spricht sich immer -- auch im "wahrsten Sinne des Wortes" herum.


    LG
    Saskia


    Da gibt es genügend Gegenbeweise. Hier als Beispiel nur Peter Hille, ein naturalistischen Dichter, der in seinem Leben kaum etwas anderes als Missgriffe tat und ohne seine Freunde kaum lange überlebt hätte, mit Hilfe der Freunde aber auch so nicht zu lange. Talentiert war er ungemein, aber ein großes Werk konnte er mit solch einem Lebenslauf nicht hinterlassen. Und wer kennt ihn heute noch?


    Talent spricht sich herum? Oft - aber längst nicht immer. Und Popularität als Beweis für Talent zu sehen halte ich nicht für ausreichend.


    Horst-Dieter

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Ja, liebe Saskia,


    da kann ich Horst-Dieter beipflichten.


    Es reicht im Übrigen nicht aus, Talent zu haben und fleißig zu arbeiten, man braucht außerdem Beharrlichkeit und einen langen Atem (auch wirtschaftlich) und darüber hinaus auch etwas Glück, die richtigen Leute zur richtigen Zeit kennen zu lernen. Es gibt eine Reihe von Autoren, die niemals groß rauskommen, obgleich sie besser schreiben, als mancher dessen Werke gedruckt vorliegen.
    Das ist leider so und hat schlicht damit zu tun, dass Verlage ihr Programm mehr und mehr danach ausrichten, welche Bücher sich gut verkaufen und nicht in erster Linie danach, ob sie literarisch wertvoll sind.
    Bei R. M. Schernikau kommt noch hinzu, dass er bereits mit 31 Jahren starb und daher keine Chance mehr hatte, selbst daran zu arbeiten bekannter zu werden.


    Andererseits war er in der deutschsprachigen Literaturszene der 80iger Jahre sehr wohl bekannt, wie seine Kontakte zu Jelinek, Elsner und Hacks zeigen.


    Liebe Grüße
    Gerda

  • Zitat

    Original von Saskia
    Wenn der nicht so bekannt war, kann der nicht so gut gewesen sein, oder? Talent spricht sich immer -- auch im "wahrsten Sinne des Wortes" herum.


    In einer idealen Welt vielleicht.

  • Hallo Gerda,


    es gibt immer die zweite Seite der Medaille. Ich habe zu all den von die definierten Anteilen literarischer Schaffenseigenschaften eine negative Ergänzung beigefügt :colts, der als die "schlechte Seite der Medaille" verstanden werden kann. Es handelt sich um rein kreative Gedanken:


    Zitat

    Es reicht im Übrigen nicht aus, Talent


    Talent -- ein gewisser Kummer, der ist nämlich stets Grund zum Schreiben


    Zitat

    zu haben und fleißig zu arbeiten,


    Fleiß -- eine Gewöhnung an Arbeit im Leben, vielleicht schon im frühen Alter (?)


    Zitat

    man braucht außerdem Beharrlichkeit


    Beharrlichkeit -- der Wille, eine bestimmte Sache auf jeden Fall zu erreichen


    Zitat

    und einen langen Atem (auch wirtschaftlich)


    langer Atem -- mangelnde Fähigkeit, trotz Widerstände aufzugeben


    Zitat

    und darüber hinaus auch etwas Glück, die richtigen Leute zur richtigen Zeit kennen zu lernen.


    Die-richtigen-Leute-zur-richtigen-Zeit-kennenernen -- ein großer Drang danach, an die Öffentlichkeit zu gelangen, egal mit wem und mit welchen Mitteln. Leute werden nur danach beurteilt, ob sie einem helfen können, ver-öfffentlicht (und da meine ich nicht nur die Bücher, sondern auch die Person) zu werden. Auch genannt soziales "Kalkül".


    Hm, wenn ich all das hätte, wäre ich wohl ziemlich unglücklich.


    Hallo Petra,


    Zitat

    n einer idealen Welt vielleicht.


    Ja, aber wollen wir alle nicht in solch einer Welt leben?


    LG,
    Saskia

    "Die Literatur hat ihren eigenen Wahrheitsgrund." Jan Drees

  • Zitat

    Original von Saskia


    Ja, aber wollen wir alle nicht in solch einer Welt leben?


    Eigentlich ... nicht. Ohne Schattenseiten würde ich wahrscheinlich bald auch keine Sonne mehr ertragen können.

  • Hallo Leute,


    also vorab: Ich kenne Ronald M. Schernikau nicht. Sorry. Aber ich fand die Diskussion schließlich interessant, darum klinke ich mich mal ein:


    Die ideale Welt. Was für ein Schwachsinn. Es sollte doch mittlerweile bekannt sein, dass jeder Einzelne als Individuum seine eigene Wahrnehmung, damit auch seine eigene Realität (also die subjektiv wahrgenommene "objektive" Realität) hat. Diese Kausalität führt ohne Umschweife oder Ausreden zu der Erkenntnis, dass jeder seine eigene ideale Welt im Kopf kreiert und es dementsprechend keine ideale Welt gibt, weil sie für jeden anders ist, auch wenn über bestimmte Inhalte Konsens herrschen kann.


    Bsp: Schäubles ideale Welt wäre wohl so etwas wie ein Überwachungsstaat, die ideale Welt von linken Autonomen das Gegenteil.


    an Saskia:
    habe ich deine zwei Seiten der Medaille richtig verstanden?


    Talent - Kummer
    Fleiß - Arbeitsgewöhnung
    Beharrlichkeit - Wille
    Langer Atem - Behauptung gegen Widerstände


    Bis auf den Kummer, der nun wirklich nichts, auch nicht als Gegenteil, mit Talent zu tun hat, kann ich ehrlich gesagt nicht die Schattenseiten ausmachen. Das sind doch mitunter alles Eigenschaften, die man besitzen sollte um etwas zu erreichen im Leben, oder nicht?


    Und noch was zu den richtigen Leuten zur richtigen Zeit: Ich nenne das nicht soziales Kalkül, sondern soziales Kapital. Wenn sich jemand Leute aussucht, nur um sich zu profilieren, ist das sein Pech. Aber dass man Beziehungen braucht, um heutzutage irgendwie groß veröffentlicht zu werden, ist zu 99% einfach Fakt. Der entscheidene Punkt ist doch die eigene Motivation, nicht dass man soziales Kapital hat.


    Grüße, Hauke.

  • Guten Morgen Hauke,


    du schreibst:


    Zitat

    Aber dass man Beziehungen braucht, um heutzutage irgendwie groß veröffentlicht zu werden, ist zu 99% einfach Fakt. Der entscheidene Punkt ist doch die eigene Motivation, nicht dass man soziales Kapital hat.


    Einerseits sagst du , dass man 'soziales Kapital' braucht, nahezu im gleichen Atemzug, dass die eigene Motivation entscheidend sei.
    Ich verstehe nicht, wie das zusammenhängt, oder meinst du jene Motivation, nicht locker zu lassen auf der Suche nach den "richtigen" Kontakten?
    (Die Motivation zu schreiben kann nicht gemeint sein, das ist mir schon klar).
    Ist nicht das soziale Kapital ungleich wichtiger, als die Motivation unbedingt veröffentlichen zu wollen? Woher soll die kommen, wenn die Türen überall verschlossen sind? Ich denke übrigens, wenn ich von Veröffentlichung spreche, nicht an BoD resp. den Eigenverlag.


    Liebe Grüße
    Gerda

  • Hallo Gerda,


    mit Motivation meine ich, auf Saskia eingehend, die Absichten des Autors in Bezug auf seine sozialen Kontakte. Wenn jemand "nur" Beziehungen nutzt um groß rauszukommen, dem ist es auch egal, welche Beziehungen es sind.


    von Saskia:

    Zitat

    an die Öffentlichkeit zu gelangen, egal mit wem und mit welchen Mitteln. Leute werden nur danach beurteilt, ob sie einem helfen können, ver-öfffentlicht (und da meine ich nicht nur die Bücher, sondern auch die Person) zu werden


    Das ist dann dieses Karriere- und Öffentlichkeitsgeile.


    Eine andere Motivation kann sein, Beziehungen zu nutzen, nicht egal welche, sondern die subjektiv als richtig bewerteten, um veröffentlicht zu werden, damit man eines Tages vom Schreiben leben kann.


    Also sozusagen:
    Karrieregeilheit vs. Selbstverwirklichung.

    Obwohl das eine das andere nicht ausschließt, gelle? Aber nicht jeder Autor WILL in der Öffentlichkeit stehen, sondern einfach nur vom Schreiben leben, weil er sich nicht vorstellen kann, etwas anderes zu tun. Und diese Art von Autor wird sicher nicht soziale Kontakte bemühen, die von ihm eine unentwegte Medienpräsenz verlangen.


    Meine Meinung dazu: Jedem das seine und was er verdient.


    Grüße, Hauke.


    EDIT Anmerkung: Ich glaube nicht, dass für irgendjemand alle Türen verschlossen sind. Man ist nur zu faul die Augen aufzumachen, Neues auszuprobieren und Fehler zu machen und daraus zu lernen. Ein Spruch, der so ausgelutscht ist, dass er trotzdem stimmt: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.


    (Natürlich meine ich auch nicht BoD und DKZV)

    Einmal editiert, zuletzt von Hauke ()

  • Danke Hauke, nun habe ichs verstanden.


    Kennst du persönlich einen Autor, der allein vom Schreiben leben kann?


    Bis vor kurzem habe ich auch noch gedacht, dass ein mir bekannter Autor "Es geschafft habe".
    Die Wirklichkeit sieht allerdings differenzierter aus. Die meisten (nicht berühmten) Autoren, die ausschließlich schreiben wollen und sich auf keinen "Brotjob" einlassen wollen/können, überleben nur mit Stipendien, Lesungen und sonstigen Aktionen im literarischen Bereich. Die Tantiemen der Bücher reichen meist nicht aus - leider.
    Rauhe und harte Autorenwirklichkeit! Da bleibt manches Talent wirklich auf der Strecke.
    Insofern, um den Bogen zu R. M. Schernikau zu spannen, kann ich gut verstehen, dass es ihn in die damalige DDR zog, denn sein Existenz als Autor war dort wirschaftlich gesichert.


    Liebe Grüße
    Gerda

  • Zitat

    Original von Gerda
    … Lesungen und sonstigen Aktionen im literarischen Bereich. …
    Gerda


    Für mich gehört das zum "Schreiben" dazu.


    Horst-Dieter

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    Emanuel von Bodmann


  • Zitat

    Original von Horst Dieter


    Für mich gehört das zum "Schreiben" dazu.


    Horst-Dieter


    Wenn man nicht gerade zu den Bestsellerautoren gehört, wird es wohl ohne Lesungen und "sonstigen Aktionen" nicht abgehen.
    Wobei es mMn als großer Erfolg angesehen werden kann, wenn man es soweit geschafft hat. Und Lesungen machen doch bestimmt mehr Spaß, als tägliche Büroarbeit ;),


    Manuela :)

  • Lieber Horst-Dieter,


    das kann ich nachvollziehen, aber ich habe mich auf das bezogen, was
    Hauke schrieb:

    Zitat

    Aber nicht jeder Autor WILL in der Öffentlichkeit stehen, sondern einfach nur vom Schreiben leben, weil er sich nicht vorstellen kann, etwas anderes zu tun.


    Lieben Gruß
    Gerda


  • Finde ich irgendwie weltfremd. Zwischen "verstecken" und "im Medienrummel" stehen ist ein ganz weites Feld. Sich mit Lesungen für seine Bücher einzusetzen hat m.E. wenig damit zu tun, dass man in der Öffentlichkeit steht. In der Regel agiert man - auch als bekannter Autor - vor einem begrenzten Publikum. Wenn man dann noch durch Zeitungs-/Zeitschriftenbeiträge etwas für den Buchumsatz tut und auch hier und da einem Interview nicht ausweicht, dann hat man immer noch keinen "Medienrummel" aber einiges dafür getan, dass man vom Schreiben leben kann.


    Nur in der Dachstube zu sitzen und Blatt für Blatt unter der Tür durchzuschieben (Essen kommt über eine Klappe rein), das ist ein sehr merkwürdiges Ansinnen.


    Horst-Dieter

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    Emanuel von Bodmann


  • Liebe Manuela, lieber Horst-Dieter,


    ich kenne Autoren, die mit großem Vergnügen Lesungen veranstalten. (Ich lese auch gern).
    Es gibt aber Autoren, die wirklich gute Texte schreiben und nicht gern lesen, oder nur bedingt können/wollen. Das sollte man auch akzeptieren . Die Gründe hierfür können darin liegen, dass sie öffentlichkeitsscheu sind und/oder über keine gute Vorlesestimme verfügen.
    Nicht jeder mag sich und seine Werk präsentieren, obwohl diese Öffentlichkeitsarbeit wichtig ist.
    Bei bekannten Autoren mag es ein Spleen sein sich zu entziehen, vielleicht um sich noch interessanter zu machen, bei den eher unbekannten ganz sicher nicht. Vielleicht fehlt jenen dann doch eher der Mut.


    Nun ja, hier gehen die Meinungen selbstverständlich auseinander, so verschieden wie Autoren nun einmal sind ...


    Liebe Grüße
    Gerda

  • Lieber Horst-Dieter,


    Horst-Dieter schrieb

    Zitat

    Nur in der Dachstube zu sitzen und Blatt für Blatt unter der Tür durchzuschieben (Essen kommt über eine Klappe rein), das ist ein sehr merkwürdiges Ansinnen.


    ... aber es gibt so "merkwürdige" Autoren. Es mag realitätsfremd sein, aber gerade bei den Literaten gibt es viele, die sich nicht verkaufen können.


    Sollte ein Text nicht so gut sein, dass er für sich allein sprechen kann, ohne die Stimme des Autors?
    Was denkst du?


    Liebe Grüße
    Gerda


  • Wer nicht (vor)lesen kann, sollte das nicht tun. Ganz klar! Das heißt aber noch nicht, sich gänzlich zurückzuziehen. Text und Autor gehören immer zusammen. Das ein Autor sich für seinen Text einsetzt, würde ich erstmal grundsätzlich erwarten. Wenn ein Autor vom Schreiben leben möchte, dann würde ich erwarten - daneben, dass er sich um das Schreiben bemüht - dass er auch darüber hinaus etwas für seine Texte tut. Also sich für diese einsetzt.


    Die Erwartung, dass die Welt zu ihm kommt und ihm die Texte abnimmt (womöglich noch kritiklos) die ist überzogen.


    Und wenn die Texte (noch) nicht genügend Geld einbringen, dass das Leben davon möglich ist, dann muss eben zugearbeitet werden (Macht sich in der Biografie genau so gut wie zwei Wohnorte, wenn da steht: hat als Totengräber, Leichenwäscher, Kellner, Bergmann, Taschendieb und Buchmacher gearbeitet ;) ).


    Horst-Dieter

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    Emanuel von Bodmann