1985: Heinz Strunk ist Anfang 20 und lebt im trostlosen Hamburg-Harburg als begabter Blasinstrumentalist, der von eitrigen Pickeln geplagt wird, keine Frauen hat und auch sonst nicht gerade vom Leben verwöhnt ist. Als er von der Instrumente quälenden Unterhaltungsband Tiffanys engagiert wird und nicht mehr von Stütze leben muss, kommt ihm das wie ein Sechser im Lotto vor. Die nächsten Jahre vergehen mit Auftritten auf Jubiläen und Dorfbällen, Alkohol und gemeinsamen Besuchen beim Stammgriechen. Auf der Bühne bleibt kein noch so schlimmer Ohrquäler der deutschen und internationalen Schlagergeschichte ungespielt. Heinz' Leben ändert sich dabei in zwölf Jahren kaum: Das Genre wirft weiter keine Frauen ab, er säuft und hört wieder auf, spielt und gibt untalentierten Kindern Pseudo-Musikunterricht.
"Fleisch ist mein Gemüse" ist sehr schön geschrieben und erzählt. Der Humor ist hervorragend gesetzt, niemals billig oder platt, sondern immer passend und wohldosiert. Aus den Schlagern werden ganze Passagen zitiert. Dabei lässt Strunk nichts, aber auch gar nichts aus, was dieses Genre an Ohrqualen hervorgebracht hat.
Was sich über knapp 100 von 255 Seiten wunderbar liest, lässt dann zunehmend an Dynamik vermissen. Es gibt viele angerissene Handlungsstränge wie Spielsucht, Heinz' Eigenkompositionen, psychische Probleme, Tiffanys Bekannterwerden, die sich irgendwie verlieren statt in irgendetwas zu münden. Man fragt sich immer mehr, worauf das Ganze hinausläuft. Die Antwort bleibt bis zum Schluss aus.
Der Titel ist unpassend, denn es geht hauptsächlich um "Mucke", Essen ist bestenfalls eine Nebensache. "Fleisch ist mein Gemüse" ist offenbar ein sehr autobiographischer Roman. Dadurch hat er ein zentrales Problem, das leider oft auftritt, wenn Humoristen Romane schreiben: Es kommt keine Geschichte dabei heraus.
ASIN/ISBN: 3499237113 |