William Kotzwinkle: Das Amphora-Projekt

  • ASIN/ISBN: 3453522192


    Die Geschichte ist schnell erzählt: Eine Gruppe von »Unsterblichen« verspricht den Menschen auf dem Planeten Imortal das Geheimnis der Unsterblichkeit, das sie selbst von den sagenumwobenen Acient Aliens erhalten haben. Das Projekt Amphora wird gegründet und versucht, die Technologie umzusetzen.


    Den Einstieg in die Geschichte bekommt man über den dicken Raumpiraten Commander Jockey Oldcastle und seinen echsenartigen Navigator Lizardo. Man fühlt sich nach wenigen Seiten schon in eine StarWars-ähnliche Welt versetzt. Das ganze Buch über tauchen immer neue mehr oder weniger irreale Wesen auf die eine mal mehr oder weniger starke Rolle spielen.


    Oldcastle bekommt Wind von dem geheimen Amphora-Projekt, wittert eine Chance und bricht in das Projektzentrum ein. Damit beginnt das ganze Dilemma. Hinter diesem Projekt standen nämlich nicht die ehrbaren – zwischenzeitlich verschollenen – Ancient Aliens, sondern Außerirdische einer anderen Dimension, die einen Zugang suchen zu der Welt von Imortal. Durch den Einbruch von Oldcastle gerät das Projekt außer Kontrolle, die Außerirdischen gelangen aus ihrer Dimension herüber und überall wo sie auftauchen, kristalisieren alle Menschen und sonstige Wesen. Das Ende des Planeten scheint besiegelt.


    Kotzwinkel baut mehrere Personen auf, die zusammen diese Geschichte tragen und eine ganze Horde von Nebenfiguren, auf die nicht verzichtet werden könnte, ohne die Story zu verletzen. Hauptfiguren neben den bereits genannten Piraten sind der junge Agrarspezialist Link, der mit Pflanzen und Insekten besser klar kommt, als mit anderen Menschen, dessen spezialisierten Roboter Upquark, die Ermittlerin des Planeten, die wie eine „Galadriel, die den Ring nicht verschmäht hat“ wirkt, die Cantusianerin Ren, die sich unsterblich in Link verliebt, als er die Laute eines Insekts nachmacht. Aber es tauchen noch zahlreiche andere Personen für wenige Abschnitte, einzelne oder mehrere Kapitel auf.


    Der Autor führt immer wieder neue Figuren und Varianten ein, baut auch technologische Spielereien ein, etwa Müllmonster, die sich selbst zusammensetzen und ständig verändern und in der Mitte des Romans keine unwesentliche Rolle spielen. Darin liegt aber auch eine Schwäche des Romans, weil immer wieder die Konzentration beim Lesen neu gefordert wird. Was im Film leichter zu verdauen ist, weil der optischen Wiedererkennungseffekt stärker ist, kann beim Lesen ganz schön anstrengend werden. Trotzdem hat es mir Spaß gemacht, dieses Buch zu lesen. Die Vielfalt des Romanpersonals hat mich zwar beim Lesen etwas ausgebremst und ein „Fressen“ des Buchs an einem oder zwei Abenden verhindert, das hat aber der Freude an der Geschichte nicht geschadet.


    Über die Lösung des Problems gibt es eigentlich nicht viel zu sagen. Es sind natürlich die Helden, die herausfinden, wie der Feind besiegt werden können. Aber in diesem Roman reicht es nicht ganz aus. Lizardo muss erst einen genialen Onkel aus einer anderen Welt auftreiben, bis das Problem wirklich gelöst ist.


    Wirklich meisterhaft ist es, wie Kotzwinkel erzählt. Er vermischt verschiedene Techniken gekonnt. Er lässt die Grenzen zwischen Satire und spannender Unterhaltung immer wieder ineinander verschwimmen. Manchesmal wenn mir das Lachen langsam hochkommen wollte, blieb es dann doch stecken, weil ich mir schon im nächsten Absatz nicht mehr sicher war, ob es nicht die Spannung stören würde. Dabei ist es gar kein Roman, der wirklich spannend ist – oder anders gesagt, die Spannung wird eher intellektuell erzeugt, weil man wissen will, was hinter allem steckt und warum gerade dies oder jenes von den Protagonisten gemacht wird.


    Wer anspruchsvolle Science Fiction mag und auch Humor und Satire in diesem Genre akzeptieren kann, der wird an diesem Buch seine Freude haben. Alle diejenigen, die lediglich Mainstream in diesem Genre anerkennen, werden dem Buch nichts abgewinnen können.

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    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann