Stell Dir vor: Du bist Journalist und hast einfach keine Ahnung

  • Stell dir vor, du bist Journalist.
    Stell dir vor, du mußt vom Schreiben leben.
    Stell dir vor, du mußt über alles schreiben, weil du davon leben mußt.
    Stell dir vor, du hast von allem keine Ahnung, weil du über alles schreiben mußt.
    Stell dir vor, du hast von Heine keine Ahnung.
    Stell dir vor, du willst trotzdem einen Artikel über Heine schreiben.
    Stell dir vor, die andern sind genauso dumm wie du (also merken sie nichts).
    Stell dir vor, du bist beim Spiegel.
    Stell dir vor, du heißt Malzahn.


    Jetzt hör auf dir was vorzustellen und lies:
    (Und die Wirklichkeit ist viel schlimmer als alles, was du dir vorstellen kannst. Im Proseminar I hättest du mit diesem Machwerk eine 5 kassiert. Beim Spiegel nicht, da ist das genau richtig.).


    [URL=http://www.spiegel.de/kultur/literatur/0,1518,397118,00.html]Literaturgeschichte bzw. was der Spiegel davon weiß.[/URL]

  • Zitat

    Original von Th. Walker Jefferson
    Stell dir vor, du bist beim Spiegel.
    Stell dir vor, du heißt Malzahn.


    Meinst du [URL=http://www.spiegel.de/mitarbeiter/0,4069,303,00.html]Claus Christian Malzahn[/URL]? ;)

  • Lieber Th.Walker,


    da ich kein Journalist und auch noch nicht so vertraut mit Heine bin, wie ich es gern wäre (ich lese im Moment die Gedichte und habe noch eine Biographie ungelesen im Regal stehen), wage ich, dich ganz naiv zu fragen, welche Stellen des Artikels die schlimmsten, falschesten und dümmsten sind... :hmm

  • Stell dir vor, du bist.
    Stell dir vor, du mußt.
    Stell dir leben vor.
    Stell dir du mußt vor.
    Stell dir keine Ahnung vor.
    Stell dir vor, du willst schreiben.
    Stell dir vor, die andern sind nichts.
    Stell dir du beim Spiegel vor.
    Stell dir du du vor.


    '' Diese Art von imponierendem Reformeifer, Gesetzestreue und Abgrenzung von anderen um der guten Sache willen gibt es nicht nur im engeren Bereich der Kirche, wie ein Gedicht von Eugen Roth zeigen kann:
    "Ein Mensch betrachtete einst näher
    die Fabel von dem Pharisäer,
    der Gott gedankt, voll Heuchelei,
    dafür, daß er kein Zöllner sei.
    Gottlob, rief er in eitlem Sinn,
    daß ich kein Pharisäer bin."
    (Vgl. Lukas8,9-14.) ''


    "1981 gab es ein Gerichtsurteil, nach dem 2 cl Rum nicht ausreichend seien für einen “Pharisäer”."


    L.Gr.
    Michael K.
    http://www.knast.beep.de

  • Liebe Freunde des Journalismus,


    ich kapiere nichts. Nicht die Bohne. Und würde doch so gerne. Ihr dürft mich ignorant schimpfen. Ihr habt Recht. Doch bitte. Klärt mich auf.

  • Ebenfalls heute:


    ZDF - Theaterkanal (digital)


    Freitag, den 03.02.2006
    22.00 - 22.45

    Liebeslyrik Lounge

    Heinrich Heine Lesenacht

    Lesung, Deutschland, 2006

    " Am 28. Januar 2006 fand anlässlich des 150. Todestages von Heinrich Heine im Deutschen Schauspielhaus in Hamburg eine Lesung seiner schönsten Liebes- und Spottgedichte statt. Zu den Künstlern und Heine-Liebhabern, die sich an den Rezitazionen beteiligten, gehörten Tankred Dorst, Eva Herman, Pavel Kohout, Christian Quadflieg, Nina Kronjäger, Hannelore Hoger und Zsusa Bank. "


    Länge: 45 min

  • Chefredakteur: Der Focus bringt was über Heine. 150. Geburtstag oder Todestag, egal, irgend ein Jubiläum, wie bei Mozart. Was haben wir vorbereitet?


    Volontär: Mozart?


    Chefredakteur: Ja, der mit den Kugeln, der is auch tot, schon lange.


    Backenzahn: Heine? Ahm ... ist das dieser taubblinde Zuckerkranke, den Schwarzenegger gerade hinrichten lassen will? Also wenn der Focus gegen die Todesstrafe ist, dann müssen wir mitziehen.


    Volontär: Ich hab was zum Tod von diesem rechtsradikalen Rapper geschrieben, der die ganzen Kinder verdirbt ... ahm ... Bu heißt der, glaub ich. Rapper Bu ... oder Wu. Das kommt bei den älteren Sozialkundelehrern, die ja 70% unserer Leser ausmachen, immer gut an.


    Chefredakteur: Nein, Kinder nein! Heine! Ich meine Heinrich Heine. Habt Ihr noch nie was von Heine gehört? Andächtig: Sein Blick ist vom Vorübergehen der Stäbe so müd geworden, dass er nichts mehr hält, ihm ist als ob es tausend Stäbe gäbe, und hinter tausend Stäben keine Welt. - Diese existentielle Traurigkeit des getauften Juden, der sich ein Leben lang eingesperrt fühlt - das ist doch beeindruckend und hochmodern. Diesen Heine meine ich. Ist doch großartig, oder?


    Backenzahn: Das können wir doch super gegen den Focus einsetzen, das mit den Stäben, das klingt so düster, wenn wir gegen die Todestrafe ...


    Chefredakteur: Ich meine den Dichter Heine, das ist der mit ... ahm ... Meine Ruh ist hin, mein Herz ist schwer, ich find ihn ... oder es ... nimmer und nimmer mehr ... ja .... der, dieser Heine, unser größte Dichter.


    Volontär: Unser größter Dichter? Das ist doch Wolf Biermann.


    Chefredakteur: Der lebt doch noch. Rauft sich die Haare. Is doch egal. Zu sich: Mit solchen Pfeifen muss ich gegen Focus und Brigitte ankämpfen.


    Malzahn ganz außer Atem: Ich komm grad aus dem Irak. Die deutschen Geiseln ... das sieht gar nicht gut aus.


    Chefredakteur: Jetzt hör mit dem Irak auf. Wir sind bei Heine. Heine ist tot.


    Malzahn: Heine? Tot? Wie alt war er denn?


    Chefredakteur: Ich weiß, du warst auf einer Gesamtschule ...


    Malzahn: Sie doch auch Chef.


    Chefredakteur: Ich war aber früher als du. Da hat man wenigstens noch ein bißchen was gelernt.


    Malzahn: Ich hatte Leistungskurs Geographie und Politik.


    Chefredakteur: So, hattest du? Dann bist du qualifiziert, was über Heine zu schreiben.


    Malzahn: Chef, nicht, ich will was über die Geiseln ...


    Chefredakteur: Nichts, entweder du schreibst was über Heine - oder du kannst die Geiseln höchstpersönlich suchen, mit dem Fahrrad.


    Malzahn: Aber wie? Was soll ich schreiben? Ich weiß über Heine noch weniger als über die Geiseln.


    Chefredakteur: Pass auf, ganz einfach. Es gibt da ein Buch von Maurice Wasch-Waschlappski


    Malzahn: Ein Buch? Ein ga-anzes Buch? Wissen Sie, wann ich zum letzten Mall ein ganzes ...?


    Chefredakteur: Es hat doch nur 45 Seiten. Also, das schreibst du ab, dann bißchen Google, Wikipedia, OK? Und dann schaust du nach, ob du ein Adorno-Zitat findest.


    Malzahn: A-dor-no?


    Chefzahn: Ja, Adorno, der kommt immer gut. Dann glauben die Leser, du hättest studiert. Schau im Zitate-Duden nach, ja? Ich geb dir mal einen Tipp: Wenn du was nicht verstehst, dann zitierst du immer irgendwas von Adorno, Habermas oder Luhmann - ganz egal was. Weißt du warum? Das kann kein Mensch nachprüfen, und es klingt super intellektuell.


    Malzahn: Gut Chef. Dünnes Bändchen, Google, Adorno, Wasch-Waschlappski - ja?


    Chefredakteur: Und Wikipedia! Und jetzt ab!

  • Chefredakteur: Nein, Kinder nein! Heine! Ich meine Heinrich Heine. Habt Ihr noch nie was von Heine gehört? Andächtig: Sein Blick ist vom Vorübergehen der Stäbe so müd geworden, dass er nichts mehr hält, ihm ist als ob es tausend Stäbe gäbe und hinter tausend Stäben keine Welt. - Dieser Heine. Ist doch großartig, oder?


    Das war natürlich Absicht...Hoffentlich! ;-)

  • Liebe Sarah, hier ist nichts zufällig 8)


    Und im ersten Beitrag wirst du automatisch zu diesem Artikel geleitet und begleitet...


    TWJ: Herrliche Variante, eine dumme Frage zu beantworten :)


  • Gibt keine dummen fragen, Ansgar, weißte doch, oder? :auslach

  • TWJ: :rofl :rofl :rofl!!!
    ...neulich bei der Redaktionssitzung des Kirchen-Gemeindeblattes (und das ist jetzt nicht erfunden):
    Redaktionsleiter: (also der Herr Pfarrer): Dietrich Bonhoeffer hätte 100. Geburtstag, da müsste man was machen.
    Redakteurin (also Hausfrau): Schon wieder ein Jubiläum? War doch erst 100 Jahre Kirchenbau...
    andere Redakteurin (Lehrerin der hiesigen Gesamtschule): Gibts da keine Vorlage für so einen Text?
    Redaktionsleiter: Doch, bei google oder Wikipedia.


    Leute, ich beiß grad in den Tisch hier, ich kann nicht mehr... :rofl :rofl :rofl