Schreibrituale?

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    Hallo Kirsten,
    tut gut zu hören, dass andere ähnlich ticken, die Menschen, die um mich herum leben, sind alle so furchtbar "normal", dass ich mich schon frage, ob ich einen an der Waffel habe, weil es bei mir in jedem Zimmer Notizbücher gibt.


    Nicht ohne mein Notizbuch!


    Zitat

    Besonders gut geht das mit einem befreundeten Fotografen, weil ich ihm die Geschichten erzähle, die ich in seinen Fotos sehe und er manchmal meine Kopfbilder fotografiert.


    Er kann deine Kopfbilder fotografieren? Das ist doch mal interessant. Sind das dann Stimmungen, die die Fotos transportieren, oder wie kann ich mir das vorstellen?


    Zitat

    Den kann ich dann auch anrufen: Du, ich hab da einen Raum in einer Burg vor mir, über den will ich schreiben, bloß... was war da noch gleich... - und er sagt: Ach, das ist dort und dort, da hab ich vor drei Jahren fotografiert und das und das erlebt.


    Das hört sich sehr konkret an. Ich habe meinen Freund auch Grundrisse anfertigen lassen und Häuser hat er mir gemalt, sowohl als Bleistiftzeichnung als auch als „Architekturzeichnung“ (weiß jetzt nicht, wie man das nennt).



    Liebe Grüße
    Kirsten :)


  • Oh, je nach Stimmung geht das doch auch mit anderen Genres. Man guckt hoch und am nächsten Tisch nippt ein römischer Senator an seinem Wein. Hinten in der Ecke haben drei highway robber die Köpfe zusammengesteckt und beraten den nächsten Coup. Die Magd hinter den Theke muss gleich wieder in den Keller, neues Bier holen ...


    Was ich im Zug zu sehen bekomme, bewegt sich zwischen Horror und Milieustudie. Die Leute sehen teilweise wirklich arm aus. Ich bin zwar in einem sozialen Brennpunkt in die Schule gegangen (meine Eltern hatten da so ein Gleichheitsideal), aber die Zugfahrt ist immer wie eine Begegnung mit einer anderen Welt ... Ok., ich bin vom Thema abgekommen.


    Liebe Grüße
    Kirsten

  • Zitat

    Ich warte jetzt schon gespannt darauf, dass die Figuren wieder ihr Eigenleben entwickeln, dass sie handeln, ohne dass ich sie bewusst anstoße. Dass sie mir Kleinigkeiten über sich erzählen, die ich gar nicht in der Geschichte unterbringen werde, aber es ist nett, darüber Bescheid zu wissen. Hm, klingt das jetzt verschroben!?


    Nicht im mindesten. Das klingt genau so, wie es sein soll ... :D
    Ich weiß natürlich nicht, wie das bei den Schreibern läuft, die eher "Plot-zentriert" arbeiten. Bei mir entsteht der Plot aus den Figuren, und damit ist natürlich auch vorgegeben, dass die Figuren in gewisser Weise mich als Autorin "leiten" - anders ginge es ja nicht. Das ist angenehm, man wird immer wieder davon überrascht, wohin sich eine Geschichte entwickelt.
    Bei meinem jetzigen Buch hatte ich große Hoffnungen, was eine Figur anging - und die hat sich im Laufe des Schreibens als absoluter Flop entpuppt. Ich war sehr enttäuscht . Glücklicherweise nur eine Nebenrolle. Bei einer Protagonistin wäre das tödlich gewesen ...


    Zitat

    P.S. Alles Gute für die Leserunden - an einer nehme ich ja hoffentlich teil. Nägel werden nicht gekaut. :blume


    ;) Danke! Ich habe ja jetzt einen "Probelauf", bevor ich bei den Eulen dran bin. Wird schon werden. :brille


    LG Susanne

  • Zitat

    Original von Solas
    Man guckt hoch und am nächsten Tisch nippt ein römischer Senator an seinem Wein. Hinten in der Ecke haben drei highway robber die Köpfe zusammengesteckt und beraten den nächsten Coup. Die Magd hinter den Theke muss gleich wieder in den Keller, neues Bier holen ...


    :rofl

  • Zitat

    Original von Solas
    Hm, klingt das jetzt verschroben!?


    Nöö, das klingt überhaupt nicht verschroben! Ich weiß immer gerne mehr als für die Story nötig ist. Gerade von meinen Figuren. Das macht sie lebendig.

  • Zitat

    Original von Solas
    [Quote]Er kann deine Kopfbilder fotografieren? Das ist doch mal interessant. Sind das dann Stimmungen, die die Fotos transportieren, oder wie kann ich mir das vorstellen?


    Wortwörtlich ;-)
    Ich hab mal in einem meiner Bücher einen Traum beschrieben, den ich tatsächlich hatte. Ich dachte, was ich da gesehen habe, KANN es nicht geben. Dann sehe ich sein (altes) Foto und das trägt auch noch den passenden Titel. Als er daraufhin meinen Traum las, wurde ihm auch mulmig. 8o
    So hat er auch eine Fotoserie zu einer Gegend, in der ich mal einen Roman angedacht habe. Und ich sehe in den Fotos wieder meine Ideen.
    Das klappt so gut, dass ich das Fotospiel jetzt für meinen Roman geklaut habe, allerdings hat der Romanfotograf mit dem echten nicht das geringste zu tun. Aber solche Ideen darf man einfach nicht verkommen lassen :D


    Mit Musik klappt das übrigens auch manchmal.


    Schöne Grüße,
    Petra

  • Zitat

    Original von Solas


    War das Zufall mit dem Spiegel, oder hast du den bewusst dahin gestellt?


    Liebe Grüße
    Kirsten


    Hallo Kirsten,
    der steht dort schon ganz bewusst :D , aber nicht weil ich mein Gesicht sooo schööön finde, sondern weil Spiegel eine Art Tür in eine andere Welt sind und sich gerade im kleinen schwarzen Loch der Pupille ganze Universen verbergen.... so eine Art Weg in die Unendlichkeit der Gedanken.
    Klingt ein bisschen verrückt ;) bin ich auch =). Ausserdem nimmt der Spiegel einem das Gefühl kurz vor der Wand zu sitzen und da ich mit dem Rücken zum Fenster sitze, kann ich so trotzdem hinaus sehen ohne mir den Kopf zu verrenken.


    Allerdings geht meine Liebe zu Spiegeln nicht soweit, dass ich ständig einen mit mir rumschleppe. :D


    Liebe Grüße
    Jörg

  • Zitat

    Original von viola


    Oh ! Na, life is stranger than fiction ... Als ich zum zweiten Mal in meinem Leben in London war und als Inhaberin eines hart umkämpften Bibliotheksausweises der British Library im Rare books-Lesesaal hockte und mich so umschaute ... Wen sehe ich da? Einen Bekannten aus Irland und zwar einen komplett Durchgeknallten (jedenfalls meistens).


    [Quote]Aber solche Ideen darf man einfach nicht verkommen lassen :D


    Nein, darf man nicht. :D


    Liebe Grüße
    Kirsten :blume


  • Hallo Jörg,
    interessant. Kommt natürlich ein bißchen darauf an, wie groß der Spiegel ist und wie plaziert. Ich stelle mir vor, dass ich da öfter mal, so aus den Augenwinkeln, eine Bewegung wahrnehmen würde (ich selbst), die ich nicht einordnen kann. Das würde mich etwas Konzentration kosten. Unlängst war ich in einem großen Kaufhaus unterwegs, Spiegel überall und da kam mir jemand entgegen, und ich dachte so: Hm, die kennst du doch? :brille Bis ich feststellte, das bin ich ja selbst. Das ging natürlich rasend schnell, aber zuerst war's ein lustiges Gefühl.
    Vor der Wand sitzen, ist wirklich nicht so schön.


    Liebe Grüße
    Kirsten :blume

  • Hallo Kirsten,


    meine Mutter hatte früher so eine alte Frisierkommode (in der Mitte ein großer Spiegel und rechts und links je ein Spiegel zum Bewegen), da war ich immer ganz fasziniert wenn sich mein Kopf in der unendlichkeit der Spiegelwelt verlor ....Augen die im Spiegel Augen sehen in denen sich ein Spiegel spiegelt der Augen in Spiegeln spiegelt in dem sich Augen..... :wow ) , aber vor mir selber habe ich mich im Spiegel noch nicht erschrocken (nicht mal am Morgen =) ), dafür einmal im Nebel vor meinem eigenen Schatten der plötzlich vor mir stand mit einer Größe von 4 m und einem Heiligenschein (das ganze nennt sich wissenschaftlich "Glorie" oder auch "Brockengespenst") 8o


    Lieber Gruß
    Jörg

  • Hallo Jörg,
    apropos Spiegel und Heiligenschein... wenn ich mir so dein dunstig-blutfarbenes Foto anschaue, bei dem ich dich am liebsten mal mit offenen Lippen lächeln sehen würde... kurzum: Bist du dir sicher, dass du dich in dem Spiegel siehst??? :renn


    Sorry, bin manchmal ein elendigliches Lästermaul... geh ja schon Spiegel polieren... :zahnst
    Eulenspiegelgrüße,
    Petra

  • Zitat

    Original von viola
    ... wenn ich mir so dein dunstig-blutfarbenes Foto anschaue, bei dem ich dich am liebsten mal mit offenen Lippen lächeln sehen würde... Petra


    Hallo Petra,
    das Foto stammt von einer Geburtstagsfete Nachts im Schein des Lagerfeuers.... :rolleyes ach ja damals....


    und der Heiligenschein war im Nebel und nicht im schmutzigen Spiegel :bitte


    aber wenn ich bald wieder an meinem heimischen PC sitze, kann ich ja mal nach einem "offenen Lippen lächel-Foto" ausschau halten, auf dem man dann meine drei Zähne sieht :D


    Lieber Gruß
    Jörg