Fantasy: Burgen und Tempel?

  • Hallo,


    ich hatte ja bereits in anderen Threads erwähnt (am Rande =)), dass ich seit nicht allzu langer Zeit auch wieder an einem Roman schreibe, einem ernsthaften, nix mit Kelly Family 8)


    Jedenfalls soll es, wie ebenfalls schon am Rande erwähnt, ein Fantasyroman werden.


    Eine Autorin hist. Romane hat bereits einmal über den ersten Teil des ersten Kapitels drübergeschaut und meinte, man müsste vorsichtig sein, da Tempel und Burgen nicht zusammenpassen würden. Auch nicht in einem Fantasyroman.


    Dazu würde ich gerne mal eure Meinung hören ?(


    Weil wenn ich meine Hauptprotagonistin nicht in einer Burg leben lassen würde, sondern in einer armen Kaschemme, würde die Atmosphäre ja ganz anders rüberkommen und/oder ins Klischee abfallen (armes Mädchen liebt tollen Jungen usw.).


    Was meint ihr?


    Liebe Grüße
    Katharina

  • Huhu, Angelcurse.


    Zitat

    dass ich seit nicht allzu langer Zeit auch wieder an einem Roman schreibe, einem ernsthaften, nix mit Kelly Family


    Och. Schade. Ich stelle mir einen Horrorthriller oder irgendwas Splattermäßiges mit der Kelly Family durchaus lesenswert vor. :P


    Zitat

    Eine Autorin hist. Romane hat bereits einmal über den ersten Teil des ersten Kapitels drübergeschaut und meinte, man müsste vorsichtig sein, da Tempel und Burgen nicht zusammenpassen würden. Auch nicht in einem Fantasyroman.


    Nunwohl, das ist m.E. eine der Freiheiten, die man als Autor von Fantasyromanen (im Vergleich zu einem Autor historischer Romane) durchaus hätte - wenn es denn Sinn macht und irgendwie erklärt wird. Jedenfalls gibt (gab? :wow) es auf der "Scheibenwelt" (Terry Pratchtett) Burgen, Tempel, Pyramiden, und, und, und ...

  • Zitat

    Eine Autorin hist. Romane hat bereits einmal über den ersten Teil des ersten Kapitels drübergeschaut und meinte, man müsste vorsichtig sein, da Tempel und Burgen nicht zusammenpassen würden. Auch nicht in einem Fantasyroman.


    Dazu würde ich gerne mal eure Meinung hören ?(


    Wenn du eine Burg des Mittelalters direkt neben einem Tempel bauen würdest und das ganze wäre ein historischer Roman, stimmte das sicher.


    Aber abgesehen davon: Erstens gab es Burgen schon vor der Einführung des Christentums. Fluchtburgen, stadtburgen, alles mögliche, Cäsar hat Vercingetorix in Alesia belagert und das kann man durchaus "Burg" nennen.


    Andererseits verbinden viele mit "Burg" Mittelalter. Und da hat es gefälligst keine Burgen zu geben.


    In der Fantasy gibt es andererseits oft Tempel - öfters als Kirchen! - und Burgen auch. Ich würde es lassen und nur darauf achten, dass sich die Assoziationen zum Mittelalter nicht zu stark häufen - also keine Ritterromantik.


    Und natürlich müssen die Tempel zur Religion des fantasylandes passen und die Burgen müssen sich dort ebenfalls einpassen. Also: Wer lebt auf solchen Burgen, wie lebt er, wovon lebt er, was für eine Gesellschaftsordnung herrscht dort, etc.


    Wenn das passt, dann passen auch Tempel und Burgen zusammen.


    Hans Peter

  • Gab 's eine plausible Begründung?


    Denkt sie da an ein strenges "Mittelalter"-Szenario, zu dem nun mal keine Tempel passen würden, da heidnisch?


    Naja, wenn ich mir die "Mittelalter"-Szenarien in den meisten Historischen Romanen so anschaue, ist es wirklich egal, wenn du Rittertum mit heidnischen Vorstellungen kombinierst -- da wird fröhlich frühe Neuzeit mit Frühmittelalter und Bronzezeit gemixt. Was sollst du denn da noch falsch machen? :zwinker


    Außerdem besteht der Globus nicht nur aus Mitteleuropa, den britischen inseln und Nordamerika. In Asien gab es sehr wohl eine Kombination von Rittertum und Tempeln. :zwinker


    Alles in allem: Frag mal, welche Begründung es dafür geben soll. Ich kenne keine solche Beschränkung. Eine der erfolgreichsten Fantasy-Autorinnen (MZB) kombiniert beides, und das DSA-Reich Aventurien lebt geradezu von dieser Mischung!

  • Hallo Tom, hpr und Iris,


    danke zunächst für eure prompten Antworten.
    Diese Autorin hat mir keinen plausiblen Grund genannt und ich kann sie leider nicht fragen, weil sie auch sehr viel zu tun haben (nämlich schreiben *g*).


    Sie schrieb nur: Ich bin mir nicht sicher, ob es da, wo es Burgen gibt, auch Tempel gibt und dass Tempel und Burgen auch in einem Fantasyroman schwierig seien und bestimmte Dinge ihre Richtigkeit haben sollten :)


    Offenbar habt ihr kein Problem mit Tempeln und Burgen... und so ein ganzes Fantasysystem wie bei MZB sollte es nun auch nicht gleich werden :D
    Aber möglicherweise entwickelt sich das beim Schreiben von alleine...!?


    LG
    Katharina

  • Zitat

    Original von Angelcurse
    Sie schrieb nur: Ich bin mir nicht sicher, ob es da, wo es Burgen gibt, auch Tempel gibt und dass Tempel und Burgen auch in einem Fantasyroman schwierig seien und bestimmte Dinge ihre Richtigkeit haben sollten
    Offenbar habt ihr kein Problem mit Tempeln und Burgen... und so ein ganzes Fantasysystem wie bei MZB sollte es nun auch nicht gleich werden


    Du solltest nur darauf achten, dass der Leser beim Wort Burg nicht an eine mittelalterliche Burg denkt. Japanische Burgen z.B. sahen und sehen ganz anders aus als mittelalterliche und auch die Burg von Mykene oder des historischen Troja/Wilusa/Ilium oder die keltische Heuneburg. Andererseits haben die Römer in Europa Befestigungen gebaut, die wie Burgen aussahen, aber reine Militärbauwerke und keine Adelssitze waren.


    Wo es eine feudale Oberschicht gibt, die über eine bäuerliche Bevölkerung herrscht, gibt es typischerweise auch Burgen, d.h. befestigte Adelssitze. Wie die konkret aussehen ist eine Frage der jeweiligen Kultur und Militärtechnik. Keltische Burgen etwa bestanden eher aus Holz und Erde, als aus Stein.


    Womit sich Burgen schlecht vertragen sind Imperien mit starker Zentralgewalt (weil die Zentralgewalt relative starke lokale Machthaber nicht zulassen kann) und eine blühende Stadtkultur, da das aufstrebende Bürgertum im Allgemeinen den alten Adel an die Seite drängt und an (wirtschaftlicher und politische) Bedeutung überrundet. Das war im Spätmittelalter so, aber genauso am Ende des griechischen Mittelalters (Übergang von der archaischen zur klassischen Periode).


    Bei Fantasywelten ist vor allen Dingen wichtig, dass sie in sich schlüssig sind. Da schadet es nicht, die wirkliche Geschichte auf allgemein gültige Muster zu untersuchen und die zur Konstruktion plausibler Welten zu verwenden.

  • Moin Angelcurse,


    ich sehe da überhaupt kein Problem. Auch nicht bei Anleihen an das europäische Mittelalter. Iris schrieb bereits, dass z.B. das DSA-Universum davon lebt, "klassiches Mittelalter" mit Heidentum zu verbinden. So lebt mein erster Roman "Spielsteine der Götter" von klassisch-romantisierendem Rittertum, verbunden mit einem Kriegsgöttinnenkult. Natürlich gibt es eine Burg, und natürlich gibt es den dazugehörigen Tempel, wie überall in dieser (deutschlandweit sehr erfolgreichen :evil) Welt: keine Burg ohne Rondratempel. Dieser nimmt dann die Funktion der Burgkapelle ein. Und DSA ist nicht das einzige Universum, in dem das problemlos klappt.


    Viele Grüße
    Heike

  • Kommt aber darauf an, wieviel Fantasy Angelcurse vorschwebt. Klar, DSA ist nun mal eine mehr oder weniger pure Fantasywelt, aber "Nebel von Avalon" zum Bleistift doch eine sehr stark mittelalterlich orientierte Fantasy - da würden mich zuviele Fantasyelemente doch erheblich stören.


    Wenn es also mehr in Richtung Phantastik geht (z. B. Tanith Lee - kennt die heutzutage noch jemand?) kann man natürlich fabulieren, wenn es aber mehr in die "historische" Ecke tendiert sollte man schon recherchieren.


    Gruss,


    Bernd

    "Der erfolgreiche Abschluss infamer Aktionen steigert Ihren Bekanntheitsgrad, was für Ihren Feldzug zur absoluten Weltherrschaft unglaublich wichtig ist." (aus dem Benutzerhandbuch des PC-Spiels Evil Genius)

  • Bernd, bei MZB stehen Burgen und Tempel nebeneinander -- denk nur mal an dieses mysteriöse Avalon etc. Außerdem ist ihre Welt pure Fantasy, die Recherche beschränkte sich auf Mythenforschung à la James Frazer (The Golden Bough), Gerald B. Gardner (der Begründer des Wicca-Kultes) und Miriam Samos (aka Starhawk).
    Ansonsten orientierte MZB sich vorwiegend am Mittelalterbild von Walter Scott.


    Mit realem Mittelalter oder realer (Spät)Antike (vgl. Die Wälder von Albion, Die Herrin von Avalon, Die Priesterin von Avalon) haben MZBs Romane so gut wie nichts zu tun. :zwinker


    Von daher sehe ich wirklich kein Problem darin, diese Dinge zu kombinieren.


    Allerdings ist es in der Tat sinnvoll, sich Christians Überlegungen bzgl. der Gesellschaftsstruktur zu Herzen zu nehmen.

  • Wie? Burgen und Tempel gehen nicht in Fantasyromanen? Ja kennt die Dame, die Dir geraten hat denn überhaupt nichts in Richtung Fantasy? Da wimmelt es doch geradezu von mittelalterlichem Flair mit Burgen, Rittern usw und daneben passend zur (oft an die klassisch griechischen Göttern angelehnte) Religion jede Menge Tempel. Da ist es ganz egal ob man Rollenspieluniversen wie DSA, AD&D oder Romanuniversen wie Darkover, Midkemia oder was auch immer nimmt!


    Lass Dich da nur nicht verunsichern!


    BTW: Schön eine weitere Freundin von Fantasy zu treffen. ich scghreibe auch gerade an einem solchen Roman, zusamm mit einer Autorenkollegin.


    Gruß
    Arieve

  • OK, hier noch ein Nachtrag:


    Für ein historisches Setting im Mittelalter ist es klar, dass es Kirchen, Kathedralen usw. gab und keine Tempel, denn das Mittelalter war ja römisch Katholisch geprägt. Aber fast jede Fantasy die ich kenne (und ich kenne verdammt viel 8) ) drückt sich um dieses Setting. Man will schließlich nicht in einem Fantasy roman, der ja pure Fiktion ist, mit einer Religion spielen, die sich zu stark an die eigene bzw. allgemein ausgeübte anlehnt, das würde sicher auch sehr viele Gefühle verletzten usw.
    Also nimmt man, wenn man schon Religion einbaut, etwas künstliches, oder mythologisches wie Götterwelten des Altertums bzw. daran angelehnte Eigenkreationen. macht ja auch viel mehr Spaß "menschliche" Götter mit vielerlei Aufgabengebieten aufeinander prallen zu lassen, als eine streng monotheistische Religion.
    So gesehen darf man gar keine Kirchen oder dergleichen einbauen, denn das hängt wieder viel zu sehr mit dem christlichen Glauben zusammen. Was bleibt einem da weiter übrig als auf den guten alten Tempel auszuweichen? Ist universell und jeder weiß was damit gemeint ist, oder?
    Insofern, sind Burgen und Tempel mehr als OK.


    Was ich aber auch nicht unerwähnt lassen möchte ist, dass sich doch einige an Fantasy-Religionen mit christlichem kontext herangewagt haben und das sogar ziemlich gut. Ich meine damit jetzt nicht nur einen Guy Gavrial Kay, mit seiner extrem historisch angehauchten Fantasy, die ja eigentlich mehr oder weniger verschlüsselte Historie mit Fantasyelementen ist. Ich meine z.B. auch barbara Hambly, die in einem ihrer Besten Romane "Die Gefährtin des Lichts" (kann ich nur wärmstens empfehlen) mit ihrer sehr christlich geprägten Fantasy-Religion auf sehr schöne weise Kirchenkritik unterhaltsam verpackt hat. :)


    Sorry für den langen Exkurs, aber es war mirt ein bedürfnis. :D


    Gruß
    Arieve

  • Zitat

    Original von Arieve
    Was ich aber auch nicht unerwähnt lassen möchte ist, dass sich doch einige an Fantasy-Religionen mit christlichem kontext herangewagt haben und das sogar ziemlich gut. Ich meine damit jetzt nicht nur einen Guy Gavrial Kay, mit seiner extrem historisch angehauchten Fantasy, die ja eigentlich mehr oder weniger verschlüsselte Historie mit Fantasyelementen ist. Ich meine z.B. auch barbara Hambly, die in einem ihrer Besten Romane "Die Gefährtin des Lichts" (kann ich nur wärmstens empfehlen) mit ihrer sehr christlich geprägten Fantasy-Religion auf sehr schöne weise Kirchenkritik unterhaltsam verpackt hat.


    Spontan fallen mir auch noch die Elenium Bände von David Eddings und die Deryni Romane von
    Katherine Kurtz ein.


    Ich bastel übrigens im Augenblick auch an einem Fantasyprojekt, dessen gesellschaftlicher und religöser Hintergrund sehr ans deutsche Hochmittelalter angelehnt ist. Liegt aber auch nahe bei der Adaption eines Grimmschen Märchens ;) ...


    Christian

  • Hallo Katharina,


    das Thema ist ja schon einigermaßen umfassend behandelt worden ;), aber ich möchte trotzdem noch meinen Senf dazu geben.


    Also: Fantasy heißt für mich: Anything goes. Es muss nur in sich schlüssig sein. Das heißt: stell dir ein Mittelalter vor, in dem zum Beispiel nie eine Christianisierung des Nordens stattgefunden hat. Oder per Völkerwanderung der Hinduismus im Rheinland Fuß fassen konnte.
    Bingo. Du hast Burgen und Tempel.
    ;)


    Mach also das, was dir richtig erscheint. Es ist deine Geschichte!


    Dass es trotzdem richtig ist, sich über die Zeit oder die Umgebung zu informieren, an die man sein Setting anlehnt, ist klar. Alleine wegen der Anregungen, die man dadurch bekommt.


    Und abgesehen davon: Papier ist geduldig. (Ich lade hier mal einen Artikel von Poul Anderson über die "Kleinen Fehler der Fantasy" hoch - die Übersetzung ist grauslich, aber ich habe ihn leider nicht im Original finden können. ) Ich fand ihn erhellend 8)

  • Hallo,


    danke für eure vielen, ermutigenden Antworten!


    Fazit: Solange die Geschichte in sich schlüssig ist und ich meine "merkwürdige" Zusammenstellung erkläre (was ich wohl tue, denn es ist schließlich ein nicht unerheblicher Teil der Geschichte, der mit zusammenhängt), klappt es.


    Und danke für die vielen Beispiel, da werde ich mir das ein oder andere wohl mal zu Gemüte führen ;)


    Liebe Grüße
    Katharina