Personal, Genre

  • Hallo Leute,


    nach dem Wochenende gleich mal zwei Fragen an euch:
    1. Wieviel Personal einschliesslich Nebenfiguren kann ich in einen zweihundertseiten Roman packen, ohne das beim Leser Verwirrung entsteht?
    2. Sagt doch mal was über Genres die in Deutschland besser und schlechter laufen.


    alles Gute


    Andreas

  • Zitat

    Original von Andreas
    1. Wieviel Personal einschliesslich Nebenfiguren kann ich in einen zweihundertseiten Roman packen, ohne das beim Leser Verwirrung entsteht?


    Das hängt ganz davon ab, wie übersichtlich du sie handhabst. :zwinker


    Zitat

    2. Sagt doch mal was über Genres die in Deutschland besser und schlechter laufen.


    Auch davon solltest du dich nicht primär leiten lassen! Sei einfach gut in dem, was du machst. Auf Trends und Booms kann man sich nicht verlassen, da Verlage immer zwei Jahre im Voraus planen, und die Vorlaufzeit für ein Manuskript nochmal ca. 1 Jahr benötigt.

  • Zitat

    Original von Andreas
    1. Wieviel Personal einschliesslich Nebenfiguren kann ich in einen zweihundertseiten Roman packen, ohne das beim Leser Verwirrung entsteht?


    Eine feste Grenze gibt es da nicht. Aber je mehr es werden, desto schwieriger wird es und fordert dem Autor mehr ab.


    Aber was du machen kannst: Durchforste mal deine Figuren. Vielleicht gibt es da welche, die zwar unterschiedlich heißen, aber in der Geschichte die gleiche Funktion haben und auch gleich gestrickt sind. Solche "Doppelungen" kann man zu einer Person zusammenfassen.



    Zitat

    Original von Iris


    Auch davon solltest du dich nicht primär leiten lassen! Sei einfach gut in dem, was du machst. Auf Trends und Booms kann man sich nicht verlassen, da Verlage immer zwei Jahre im Voraus planen, und die Vorlaufzeit für ein Manuskript nochmal ca. 1 Jahr benötigt.


    Nicht zu vergessen: So gut wie kein Autor ist auf einem Gebiet erfolgreich, dass er nicht selbst auch gerne liest. Wenn du kein Fantasy-fan bist, wirst du vermutlich auch keinen guten Fantasy zustande bringen.


    Hans Peter

  • Im Grunde beruhigen mich eure Aussagen erst einmal. Das man Geschichten nicht gut schreiben kann die ausserhalb dessen liegen was man gerne liest, scheint mir einleuchtend.


    Mit lieben Gruss


    Andreas

  • Ich weiß auch nicht, ob man sich unbedingt an sogenannte eherne Genreregeln klammern sollt -- eher im Gegenteil ...
    Ich für meinen Teil mag eigentlich die allerwenigsten historischen Romane; es wird entsetzlich viel Mist veröffentlicht, bloß weil das angeblich unterhaltsam sei (mich unterhält anachronistischer Schund allerdings nicht). Ergo beschränke ich mich da auf ein paar Autoren meist deutscher und französischer Provenienz.


    Eigentlich lese ich quer durch die "Genres" ... Wenn mich jemand unterhalten will, muß er mich fesseln; und dazu braucht es sprachliches und erzählerisches Können, eine Geschichte mit Gehalt und einem gewissen Tiefgang, ohne daß der Autor gleich ins Kryptische oder gar in Publikumsbeschimpfung verfällt. Ich möchte das Gefühl haben, daß jemand etwas zu sagen hat und das auch tut.

  • Iris: Mein Kommentar oben schließt ja nicht aus, dass man es besser kann als die anderen Genrevertreter ;-).


    Ja, bedenke ich es recht, bin ich überhaupt nicht auf Genres festgelegt. Ich nehm mir immer vor, abwechselnd ein schweres und ein leichtes Buch zu lesen. Gerade bin ich bei "Der Name der Rose", eher anspruchsvoll, zuvor habe ich Dottore Brunetti in einem zweiten Fall durch Venedig begleitet. Das Schöne an beiden Romanen ist - man erwartet etwas anderes und wird überrascht.
    Vielleicht ist das die Kunst? Die Genre-Regeln mehr als Vehikel zu verstehen? Trotzdem sollte man sie kennen und wissen, wo man sie überraschend brechen kann ...


    Gruß ...


    Jo

  • Zitat

    Original von jessiter
    Trotzdem sollte man sie kennen und wissen, wo man sie überraschend brechen kann ...


    Man sollte auch unterscheiden können zwischen genreimmanenten Regeln und dem, was sich Verlage gelegentlich unter "Genreregeln" vorstellen. Was meinst du, woher die fade Kost im Mass Market herkommt? Funktioniert ein Rezept, wird es tausendfach nachgemacht und verkommt dadurch zur "Genreregel". ;)

  • Ehrlich gestanden war meine Behauptung, Regeln zu brechen, eher ein Schuss ins Blaue. Ich kenn mich auf dem Büchermarkt kaum aus, lese eigentlich beinahe nur "Klassiker", die man keinem Genre wirklich zuordnen kann. Und manchmal Pratchett bzw. irgendeine Unterhaltung, etwa dieser extrem schlechten Thriller neulich, den ich weglegen musste (Tom Clancy).


    Sich an Regeln halten hat, so sinnvoll es sein mag, imo gerade die Nachteile, die du anschneidest. Ist halt die Frage, wer die Regeln vorgibt. Bin ich naiv, wenn ich behaupte, dass sich am Ende Originalität doch eher durchsetzt? Und Mut, Regeln zu ignorieren?


    Gruß ...


    Jo

  • Tja, meine Meinung dazu ist eine andere. Regeln sollte man kennen, sie gründlich studieren, und vor allem - sie umsetzen können. Sich an der Konvention abzuarbeiten, das hat noch nie geschadet.


    Beherrscht man das Handwerk, kann man mit ihnen tun, was man will. Von Ignoranz, über Variation bis zur Verunstaltung ist dann alles erlaubt.

  • Zitat

    Original von claudia
    Beherrscht man das Handwerk, kann man mit ihnen tun, was man will. Von Ignoranz, über Variation bis zur Verunstaltung ist dann alles erlaubt.


    Ignoranz ist nie erlaubt und Verunstaltung nur dann, wenn man ihr anmerkt, daß eine Intention dahinter liegt. 8)

  • Natürlich kann man Regeln ignorieren, es gibt eine Menge Autoren die das tun und damit wirklich gut fahren. Manchmal entsteht dadurch was Neues, Spannendes. Oder aber es misslingt. ( siehe Verunstaltung. )

  • Mmh.


    1. Personal: Es gibt Hauptfiguren, es gibt Nebenfiguren und es gibt Statisten/Staffage. Letztere tauchen in Büchern i.d.R. kaum als Einzelpersonen auf, sie bleiben also gesichtslos und werden normalerweise nicht beim Namen genannt oder beschrieben, sondern als Gruppe behandelt - die Kollegen (im Betrieb), die Soldaten (des Heeres), die Wartenden (an der Bushaltestelle). Es kann allerdings erforderlich sein/Sinn machen, einzelne hervorzuheben, ohne sie zu handelnden Figuren zu machen, etwa, indem man Kleidung, Haltung, Eigenarten beschreibt, um ein Bild von der Sozialstruktur zu zeichnen.
    Nebenfiguren können inflationär auftreten - sofern man das bewältigt und genügend originelle Figuren zu schaffen in der Lage ist -, solange man sie entweder gleich wieder verschwinden läßt/nicht mehr erwähnt (vergleichbar mit den Besatzungsstatisten aus "Star Trek") oder wenn man sie jedes Mal wieder einführt, sich also nicht darauf verläßt, daß sie der Leser in Erinnerung behalten hat.
    Die Hauptfiguren, also die Handlungstragenden, sollten scharf konturiert sein und gut unterscheidbar. Äußerliche Eigenarten, besondere Charaktereigenschaften usw. helfen dem Leser (und dem Autor!), sie zu trennen und wiederzuerkennen. Hier ist allerdings weniger mehr - bis zu einer gewissen Grenze. Neben den klassischen Pro- und Antagonisten machen weitere Figuren eine Geschichte bunter und interessanter.


    2. Genre: Gut läuft der ganze Historienkrempel - überaus gut. Da beißt die Maus keinen Faden ab. Übrigens, wer auf Nummer sicher gehen will, der schreibt ohnehin Sachbücher: Erziehungs- und Ernährungsratgeber verkaufen sich nochmal ungefähr doppelt so gut wie alle Bestseller aus dem Bereich Belletristik.
    Science Fiction läuft von deutschen Autoren eher nicht so toll, und "Schriftsteller" wie H.D. Klein geben dem Genre (aus deutscher Sicht) den Rest. Verläßlich sind Krimis und Nackenbeißer. Übrigens würde ich Iris widersprechen: Gerade als Neuling muß man schon verdammt kunstfertig sein, um genreübergreifend bestehen zu können. Selbiges gilt übrigens für das Handwerk. Entweder, man ist wirklich sehr, sehr originell - oder man hält sich gefälligst an alle Regeln.

  • Zitat

    Original von Tom
    "Schriftsteller" wie H.D. Klein geben dem Genre (aus deutscher Sicht) den Rest. Verläßlich sind Krimis und Nackenbeißer.


    Gulp. Ein Buch von dem war mir schon entschieden zuviel :(


    Aber was ist ein Nackenbeisser?


    PS.: Gibt es eigentlich irgendwo Informationen über die Marktanteile der einzelnen Genres (nicht dass ich deswegen nun etwas machen würde was ich nicht mag ;))


    PPS.: Nackenbeißer = Transsilvanier ?

  • Zitat

    Original von christianf
    Aber was ist ein Nackenbeisser?


    "Historische" "Liebes"romane.
    Z.B. so was hier:

    ASIN/ISBN: 3404186680
    ASIN/ISBN: 3404127498
    ASIN/ISBN: 3453124022
    ASIN/ISBN: 3404186397

    Die Bezeichnung kommt -- wie man sieht -- durch die Cover zustande.


    Tom, wenn du recht hättest, hätte ich nie eine Chance gehabt, weder auf eine Agentur noch auf einen Verlag noch auf die erreichten Verkaufszahlen. ;)


    Ich habe wirklich jede eherne Regel des Genres "historischer Roman" durchbrochen -- zuvörderst die, keine supertolleschönestarkeintelligenteliebemutigeheldenhafte Hebamme, Hexe, Handwerlerin oder Detektivin in einem Pseudo-Mittelalter zum Protagonisten zu machen, was heutzutage wirklich die ehernste aller ehernen Regel in diesem Genre ist, weshalb es mir inzwischen auch völlig verleidet ist.


    Ich geh jetzt erstmal meine Amazon-Cookies entrümpeln ... :kotz1

  • Zitat

    Original von christianf
    Aber was ist ein Nackenbeisser?


    Sowas z. B. ;)
    Die Bezeichnung rührt von der Stellung der Personen auf den Covern her.



    Gruss,


    Bernd

    "Der erfolgreiche Abschluss infamer Aktionen steigert Ihren Bekanntheitsgrad, was für Ihren Feldzug zur absoluten Weltherrschaft unglaublich wichtig ist." (aus dem Benutzerhandbuch des PC-Spiels Evil Genius)

  • Zitat

    Original von Tom
    Übrigens würde ich Iris widersprechen: Gerade als Neuling muß man schon verdammt kunstfertig sein, um genreübergreifend bestehen zu können. Selbiges gilt übrigens für das Handwerk. Entweder, man ist wirklich sehr, sehr originell - oder man hält sich gefälligst an alle Regeln.


    Hu, dann bin ich ja mit meinem Rosco gespannt. Als Genre könnte "Pulp Fiction", "Komödie", "Action-Märchen" oder sowas ähnliches herhalten. Bis zu meinem Telefonat mit einem Agenten überleg ich mir noch was.


    "Sience Fiction" fiel auch mal, als ich einen Teil als BT vorgestellt hatte, aber dazu ist mir zu wenig Sience drin - und zu viel Fiction. 8)


    Gruß ...


    Jo

  • Zitat

    Original von Iris



    Ich habe wirklich jede eherne Regel des Genres "historischer Roman" durchbrochen -- zuvörderst die, keine supertolleschönestarkeintelligenteliebemutigeheldenhafte Hebamme, Hexe, Handwerlerin oder Detektivin in einem Pseudo-Mittelalter zum Protagonisten zu machen, was heutzutage wirklich die ehernste aller ehernen Regel in diesem Genre ist, weshalb es mir inzwischen auch völlig verleidet ist.


    Was ist eine "Handwerlerin"? Wen werlt sie und wo? ?( :achsel :bahnhof