Christopher Paolini, ERAGON -Der Auftrag des Ältesten-

  • Ich lese gerade den zweiten von drei Teilen aus dem Eragon-Zyklus. Der erste Teil hat man gerade drei Tage gehalten und der Zweite verspricht ähnlich schnell durch zu sein.


    Eragon Wächst in jungen Jahren, zusammen mit seinem Cousin, bei seinem Onkel auf. Eines Tages findet er tief im Wald einen überdimensionierten Saphir, der sich jedoch nicht zu Geld machen lässt. Eines Morgens zerbricht das Gebilde und ein saphir-blaues Drachenjunges entschlüpft. Als er das Drachenjunge berührt, geht er eine untrennbare Verbindung mit dem Wesen ein und wird zu einem der Drachenreiter. Auf seinen Schultern lastet die Verantwortung, den finsteren Herrscher Galbatorix zu stürzen.


    Wenn man bedenkt, dass die Trilogie aus der Feder eines Fünfzehnjährigen stammt und zu dem noch im cbj erschienen ist, muss ich sagen, dass ich ziemlich beeindruckt bin.


    ASIN/ISBN: 3570128040

  • oh ja, fünfzehn ... hammer. würd ich gern mal reinschauen. allerdings hab ich es nicht so sehr mit fantasy. das ist so ein genre, da hab ich immer das gefühl, dass die autorInnen da schummeln können, weil ich irgendwie finde, dass es leichter ist sich irgendwelches zeugs komplett auszudenken als mit der wirklichkeit zu arbeiten. *g* ist aber eine haltlose behauptung, fürchte ich. =) :wirr

    Frau: "Warum müssen Frauen immer still sein?"
    Mann: "Weil sie dann länger schön bleiben."
    (Der Hexer, 1964)

  • ... und ich traue diesen Wunderkinder-Sachen ohnehin nicht ...


    Klar, ist ein "Wunderkind" PR-technisch eine feine Sache, so als Etikett -- die Welt steht still und staunt. :wow
    Aber ob ein Verlag in Sachen Text dann nicht doch auf Nummer sicher geht, und eine nette Geschichte solange fremdbearbeiten läßt, bis sie ins Programm paßt ...? Verlage sind schließlich keine Wohltätigkeitsvereine, sondern Wirtschaftsunternehmen.

  • iris, traust du 15jährigen solche geschichten denn grundsätzlich zu? es gibt ja mehrere solcher beispiele und ich bin bisher davon ausgegangen, dass da was dran ist. benjamin lebert z.b., okay, das war jetzt nicht der riesenwurf, aber ich fand es damals trotzdem ziemlich klasse. :)

    Frau: "Warum müssen Frauen immer still sein?"
    Mann: "Weil sie dann länger schön bleiben."
    (Der Hexer, 1964)

  • Zitat

    Original von Iris
    ... und ich traue diesen Wunderkinder-Sachen ohnehin nicht ...


    Klar, ist ein "Wunderkind" PR-technisch eine feine Sache, so als Etikett -- die Welt steht still und staunt. :wow
    Aber ob ein Verlag in Sachen Text dann nicht doch auf Nummer sicher geht, und eine nette Geschichte solange fremdbearbeiten läßt, bis sie ins Programm paßt ...? Verlage sind schließlich keine Wohltätigkeitsvereine, sondern Wirtschaftsunternehmen.


    Wunderkind… hmm… ich weiß nicht recht. Mit Wunderkind hat das, glaube ich, nicht viel zu tun. So weit ich weiß ist Eragon eher auf eine Art Affinität für das Fantasy Genre zurück zu führen, gepaart mit einer gewissen Leidenschaft für die großen Autoren dieser Branche. Ob das alles nun in einer gewissen Genialität oder gar einer Besessenheit geendet ist, kann ich nicht beurteilen.
    Auch wenn das Strickmuster gewisse Parallelen zu alt bekannten Werken aufweist, finde ich das Werk den Umständen entsprechend gut gelungen. Das wird dann wohl auch der Grund sein, warum das Werk schon vor seiner eigentlichen Verlegung ein so genannter Undergroung-Bestseller war. Scheint ja doch etwas dran zu sein, obwohl ich nie behaupten würde, dass Eragon annähernd den Grad an Perfektion erreicht hat, wie man es von einem „Wunderkind“ vielleicht erwarten würde. Trotz allem fand ich das erste Buch schon nicht schlecht. ;)

  • Hallo, Olaf und Berit!


    Mit "Wunderkind" meine ich nicht die Autoren persönlich (neben Lebert und Paolini gibt 's ja auch noch Flavia Bujor), sondern die marketing-Masche, mit der Jugend der Autoren zu werben.


    Offen gestanden traue ich Teenagern durchaus zu, herrliche Geschichten zu fabulieren, in völlig eigene, phantastische Welten einzutauchen und das kreativ wiederzugeben -- bis zu gewissen Grenzen.


    Einen Roman zu schreiben hat vor allen Dingen mit Disziplin zu tun -- sowohl arbeitstechnisch als auch im Thema. Und das über hunderte von Seiten. Dazu gehören eine Menge Fertigkeiten, die einem nicht in die Wiege gelegt sind: Charakterentwicklung, Dramaturgie etc. -- aber auch Sprachgewandtheit und erzählerische Techniken.


    Spätestens an dieser Stelle hört bei mir der Glaube an die Genialität dieser Teenager einfach auf. :zwinker
    Ohne das im geringsten böse zu meinen: Aufgrund fehlender Lebensjahre mangelt es schlichtweg sowohl an schreibtechnischer Erfahrung als auch an Lebenserfahrung.


    Darüber hinaus ist der Druck, der speziell in Publikumsverlagen auf Autoren ausgeübt wird, um Ergebnisse zu erzielen, die ins Programm passen, sehr, sehr hoch. Umfassende Textredaktion durch einen Außenlektor sind absolut üblich (auch wenn es nicht jedem Autor bei jedem Projekt passiert).
    Ich zweifle nicht einmal daran, daß der Text durch diese Maßnahme erheblich flüssiger und lesbarer wird, auch nicht daran, daß ein junger Autor, wenn er klug ist, bei diesem Verfahren einiges lernen kann.


    Aber angesichts der üblichen Verfahrenswege in den großen Publikumsverlagen halte ich es für extrem unwahrscheinlich, daß das gedruckte Wort der Text ist, den der 15-, 16- 17jährige Autor tatsächlich geschrieben hat.

  • Also ich hab Teil eins auch verschlungen, war allerdings auch enorm verwundert, als ich feststellte wie jung der Autor noch ist.
    Ob er nun alles selbst geschrieben hat.... nun wer weiß das schon? Ich hab mit 15 auch ellenlange story geschrieben, bloß wollte die damals niemand lesen.... warum sollte nicht einem anderen der große Wurf mit diesem Geschreibsel gelingen? :achsel

  • Zitat

    Original von Iris


    Aber angesichts der üblichen Verfahrenswege in den großen Publikumsverlagen halte ich es für extrem unwahrscheinlich, daß das gedruckte Wort der Text ist, den der 15-, 16- 17jährige Autor tatsächlich geschrieben hat.


    Dazu müsste man mal eines der ersten Werke in die Finger bekommen, die noch in einem Selbstkostenverlag erschienen sind. Das sollte dann wohl aus seiner Feder stammen. :achsel :D
    Aber was den Rest angeht, wirst Du schon Recht haben. ;)

  • Zitat

    Original von Iris
    Einen Roman zu schreiben hat vor allen Dingen mit Disziplin zu tun -- sowohl arbeitstechnisch als auch im Thema. Und das über hunderte von Seiten. Dazu gehören eine Menge Fertigkeiten, die einem nicht in die Wiege gelegt sind: Charakterentwicklung, Dramaturgie etc. -- aber auch Sprachgewandtheit und erzählerische Techniken.


    Spätestens an dieser Stelle hört bei mir der Glaube an die Genialität dieser Teenager einfach auf. :zwinker
    Ohne das im geringsten böse zu meinen: Aufgrund fehlender Lebensjahre mangelt es schlichtweg sowohl an schreibtechnischer Erfahrung als auch an Lebenserfahrung.


    seh ich auch so. wobei da noch was anderes reinspielt - ich bin manchmal ein wenig beleidigt, wenn ich feststelle, dass andere offenbar irgendwelche entwicklungsschritte schneller gemacht haben als ich. wo ich doch so frühreif war. :evil wie auch immer, ich hab erst mit anfang zwanzig angefangen sachen zu schreiben, die mir persönlich immer noch gefallen, und das hatte viel mit dem tod meiner mutter zu tun. nicht inhaltlich, sondern einfach von der substanz her. soviel zum thema lebenserfahrung...


    und zugleich - ich denke schon, dass es leute gibt, die sehr früh tolle bücher schreiben, aber dann eher aus dem bauch raus, ohne diese tausend überlegungen und übungen, die den autorInnen heutzutag nahegelegt werden.

    Frau: "Warum müssen Frauen immer still sein?"
    Mann: "Weil sie dann länger schön bleiben."
    (Der Hexer, 1964)

  • Zitat

    Original von Berit
    oh ja, fünfzehn ... hammer. würd ich gern mal reinschauen. allerdings hab ich es nicht so sehr mit fantasy. das ist so ein genre, da hab ich immer das gefühl, dass die autorInnen da schummeln können, weil ich irgendwie finde, dass es leichter ist sich irgendwelches zeugs komplett auszudenken als mit der wirklichkeit zu arbeiten. *g* ist aber eine haltlose behauptung, fürchte ich.


    Heeee! Es sind Fantasyautorinnen anwesend! Vorsicht, ja? :colts


    Um Eragon habe ich bisher einen Bogen gemacht - wg. 15 ;) ... Ist das diskrimierend? Ja, vielleicht. Obwohl:

    Zitat

    Original von Iris
    Spätestens an dieser Stelle hört bei mir der Glaube an die Genialität dieser Teenager einfach auf. zwinkern
    Ohne das im geringsten böse zu meinen: Aufgrund fehlender Lebensjahre mangelt es schlichtweg sowohl an schreibtechnischer Erfahrung als auch an Lebenserfahrung.


    Das ist es, wohlformuliert, was ich denke. Hätts nicht so schön sagen können :)
    Aber das Buch kommt trotzdem mal auf meine Suchliste, man lässt sich ja gerne seine Vorurteile austreiben.

  • Zitat

    Original von Berit
    und zugleich - ich denke schon, dass es leute gibt, die sehr früh tolle bücher schreiben, aber dann eher aus dem bauch raus, ohne diese tausend überlegungen und übungen, die den autorInnen heutzutag nahegelegt werden.


    Also ... was das Handwerkliche angeht: Da bin ich auch erst spät drauf gekommen. Und schon gar nicht dogmatisch! Es gibt durchaus Dinge, die man sich zu Herzen nehmen kann, weil sie einem die schriftstellerische Arbeit schlichtweg erleichtern. Warum soll man das Rad immer wieder neu erfinden?


    Trotzdem: Letztendlich zeichnet sich Kunst dadurch aus, daß sie bestehende Grenzen überschreitet, also herrschende Regeln bricht -- und zwar bewußt, reflektiert bricht, um neue Wirkungen zu erzielen.
    Aber um Grenzen zu überschreiten und Regeln bewußt brechen zu können, muß man diese Grenzen und Regeln erst einmal kennen.


    Poetische "Technik" in Prosa und Dichtung ist ein sehr altes Fachgebiet; das haben vermutlich nicht einmal die alten Griechen erfunden, sondern "nur" übernommen.


    Bernard v. Chartres, ein Scholastiker des 12. Jhs. hat einmal gesagt: »Wir sind Zwerge, die nur deshalb so weit sehen können, weil sie auf den Schultern von Riesen stehen.« Um so frech zu sein, muß man allerdings den Riesen erst mal auf die Schultern klettern. :zwinker


    Ich finde, daß dafür verstehendes, reflektierendes, vergleichendes, bewußtes Lesen die allerbeste Schule ist!

  • Zitat

    Original von olafdeutz
    Wenn man bedenkt, dass die Trilogie aus der Feder eines Fünfzehnjährigen stammt und zu dem noch im cbj erschienen ist, muss ich sagen, dass ich ziemlich beeindruckt bin.

    ASIN/ISBN: 3570128040


    Na ja, wenn du mal auf die Seiten des Autors gehst, stellst du fest, dass das wie so viele PR Behauptungen zwar nicht falsch ist - aber auch nicht richtig.


    Er hat das im Alter von 15-18 geschrieben und ist nicht auf die Highschool gegangen in der Zeit um zu schreiben. Seine Eltern sind Kleinverleger und da kam das Buch auch zunächst raus.


    Zwar kein Wunderkind, aber erstaunlich, dass einer in diesem Alter diese Energie und Disziplin aufbringt. Dass ist für mich das eigentliche Wunder. Dass seine Eltern den Text korrigiert haben und seine Lektoren auch, dass es da heftige Kämpfe gab, das sagt er selbst. Steht auch einiges zum handwerklichen auf seiner Seite, der Mann (mittlerweile ist er ja 21 oder so) hat erstaunlich viel Ahnung. Aber weiß auch, wie man Publicity betreibt.


    Hans Peter

  • Zitat

    Original von hpr
    Zwar kein Wunderkind, aber erstaunlich, dass einer in diesem Alter diese Energie und Disziplin aufbringt. Dass ist für mich das eigentliche Wunder. Dass seine Eltern den Text korrigiert haben und seine Lektoren auch, dass es da heftige Kämpfe gab, das sagt er selbst. Steht auch einiges zum handwerklichen auf seiner Seite, der Mann (mittlerweile ist er ja 21 oder so) hat erstaunlich viel Ahnung. Aber weiß auch, wie man Publicity betreibt.
    Hans Peter


    Eben! Und selbst für einen 21 jährigen wäre das eine anständige Leistung.