Beiträge von Th. Walker Jefferson

    Ja und dann, also damit ich außer über Schlachten und Gemetzel auch noch was anderes lese, also deshalb lese ich auch noch gerade Pu der Bär. Auf Deutsch - incredibile dictu.


    Und ich lese es nicht, ich lese es vor. Meinem Sohn nämlich. Er heißt Madox (Ihr wisst schon: nach Ford Madox Hueffer), ist viereinhalb und an Heffalumps interessiert, wie ich natürlich auch.


    Es ist ganz was anderes, wenn man ein Buch jemand laut vor liest, als wenn man es für sich selbst (leise) liest. Wenn ich für Madox lese, dann mache ich alle Stimmen in dem Buch nach, so gut es eben geht. Am besten kann ich Pu und Ferkel, am schlechtesten gelingen mir Eule und Klein Ru, aber gut, die sind ja auch nicht wichtig.


    Madox, habe ich herausgefunden, ist ein guter Name. Wenn der kleine Kerl nämlich rechten Unsinn macht, dann sage ich: "Madox, you're just acting like a mad dog". Und er antwortet: "I aint no mad dog", obwohl er weiß, dass er nicht "aint" sagen soll.


    Ich habe Kinderbücher jahrelang verachtet - bis ich selbst ein Kind hatte. Seitdem liebe ich - gute - Kinderbücher. Ich finde nun Pu genauso spannend wie .... na sagen wir mal den Mann ohne Eigenschaften. Sogar noch ein klein wenig spannender.


    Die Ausgabe von Pu, die ich habe, ist die in der Übersetzung von Harry Rowohlt. Es ist der erste Band der Reihe 50 Kinderbücher, die die SZ gerade anbietet: http://sz-mediathek.sueddeutsche.de/mediathek/shop/1464.jsp;jsessionid=1EEA544F0BA03FF8924262EA299EE113.hesse:9009


    Wenn das so weitergeht, dann muss ich die anderen 49 Bände auch noch vorlesen.


    Mein Tipp also (wenn Ihr keine Kinder hat): geht auf die Bahnhöfe dieser Welt, läutet an den Türen der Häuser (wie die Zeugen Jehovas), am besten am Sonntag kurz nach elf, zieht einen alten blauen Anzug an und schwarze Halbschuhe an (wie die Zeugen Jehovas) und lest den Menschen Pu vor. Und die Welt wird besser werden. Oder eben nicht.


    Mit puigen (oder heißt es: puhigen?) Grüssen, TWJ

    Ein erstaunliches Zitat von Liz! Mächtig, pathetisch, wild sogar - und völlig daneben.


    Aber das kommt vor. Völlig daneben ist nämlich auch vorbei, wenn auch ganz knapp. Und so geht es Elizabeth. Aber die Besten sind nicht davor gefeit, schlechte Literatur für gute zu halten.


    Ich denke da an die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften, die seit 100 Jahren versucht, jedes Jahr mindestens einen guten Schriftsteller zu finden, und das in 100 Jahren keine zehn Mal geschafft hat. Und das sind Schweden, Wissenschaftler sogar, und auch noch von einer Akademie, also die Besten der Besten gewissermaßen, oder doch immerhin das, was die Schweden für die Besten halten.


    Obwohl, manchmal kommt mir in letzter Zeit der Verdacht, dass ich den Literaturnobelpreis einfach falsch versteht. Ich denke mir dann: was, wenn die Schweden mit dem Nobelpreis nicht die Besten, sondern - horribile dictu - die Schlechtesten auszeichnen. Einfach deshalb, damit sich die Besten von den Schlechten umso deutlicher abheben. Könnte das sein? Könnte es sein, dass die nobelprämierte Gottserbärmlichkeit der Jellinek darauf verweisen sollte, dass es in Österreich (felix Austria immerhin) eigentlich und überhaupt viel bessere Schriftsteller als Frau Jellink gibt? Z.B. H.C. Artmann oder Adalbert Stifter? Oder Konrad Bayer?


    Mit dem Friedensnobelpreis, den allerdings die Norweger verleihen, verhält es sich doch ebenso. Da werden doch auch immer wieder Leute ausgezeichnet, die ihr Leben lang nicht für den Frieden, sondern für den Krieg gearbeitet haben - Arafat oder Henry Kissinger.


    Ich glaube, jetzt verstehe ich Elizabeth George schon viel besser.


    Das beruhigt mich jetzt!

    Ich mag LeCarré nicht besonders, möchte aber noch eine Warnung aussprechen: auf Deutsch ist er fast noch schlechter als auf Englisch. Die Übersetzungen sind erbärmlich.


    Beipiel: "Eine Art Held" heißt im Original "The Honourable Schoolboy". Der deutsche Titel gibt die implizite Ironie, die im englischen Titel drin ist, überhaupt nicht wieder. Denn: es ist natürlich ein Public Schoolboy gemeint, also einer, der auf eines der englischen Elite-Internate (ETON) gegangen ist - na ja, und die sind ja per definitionem alle "honourable", denn sie sind ja Gentlemen.


    Vielleicht ist das für einen Nicht-Engländer schwer zu begreifen, aber das Buch sollte auf Deutsch besser "Ein Mann von Ehre" heißen.


    Herzlich, Th. Walker, der, als er jung war, drei Bücher von LeCarré gelesen hat, und dem das reicht.

    Also ich lese gerade "Hell in a Very Small Place" von Bernard Fall.

    ASIN/ISBN: 030681157X



    Parallel dazu lese ich "The Last Valley" von Martin Windrow.

    ASIN/ISBN: 0306813866



    Beide Bücher haben dasselbe Thema: die Schlacht von Dien Bien Phu, März-Mai 1953, in einem entlegenen Hochtal in Nordvietnam. Dien Bien Phu war die letzte Schlacht der Franzosen gegen die Vietnamesen und die erste, die die Vietnamesen gewannen. Die Schlacht ist deshalb so wichtig, weil sie das Ende der französischen Kolonialherrschaft über Vietnam bedeutete.


    Das Buch von Fall ist ein Klassiker aus dem Jahre 1966, das Buch von Windrow ist brandneu und 2005 erschienen.


    Windrows Buch ist mir zu militaristisch und zu unkritisch. Es wurde im Economist über den grünen Klee gelobt (weshalb ich es gekauft habe), aber was will ich mit einem Autor anfangen, der glaubt, dass die Franzosen herausragende Soldaten gewesen wären, obwohl sie seit Napolen keine Schlacht von Bedeutung mehr gewonnen haben.


    Aber ich bin ja ein hartnäckiger Typ. Wenn mir ein Buch nicht gefällt, ich das Thema aber für wichtig halte, dann schaue ich mir an, was es zum Thema noch gibt und fräse mich so richtig in die Thematik ein.


    Wenn ich den Fall fertig gelesen habe (heute nach Mitternacht?), dann werde ich eine Rezension schreiben.


    Viele Grüsse, Th. Walker