Bei meinem neuen Projekt mache ich es ganz anders als bei meinem ersten. Bei dem habe ich ständig an allen Stellen herumgepückert und - gezupft. Ich wollte alles gleichzeitig machen: Sinnzusammenhänge herstellen, Kapitelübergänge schaffen, Figurenstimmen generieren und Sprache und Stil optimieren - alles sofort! Dadurch war jede einzelne Textstelle wie ein Schorf, der im Zweitagestakt abgerissen wurde und viel zu langsam heilte.
Für dieses Mal habe ich mir mehr Disziplin verordnet. Ich möchte jeden Tag eine Seite schreiben. Eine möglichst gute, bitte! ich habe den Plot im Kopf, weiß, wo ich hinwill und welche Szenen ich in etwa dafür brauche, bin aber auch jeden Tag gefasst auf Überraschungen. Zeitlich schreibe ich wild und lustig durcheinander, mal eine Anfangsszene, mal was vom Schluss, erst Papier, dann Tastatur. Eine Seite klingt nach nicht viel, ist aber in jedem Fall machbar. Außerdem wird es erstens, wenn ich einmal sitze, an neun von zehn Tagen sowieso mehr, und zweitens hätte ich selbst bei dem lahmen Tempo in 250-300 Tagen - hm, wie viele Seiten? Ganz schön viele jedenfalls. Ein paar weitere Wochen und Monate werden dann beim Sortieren, beim logischen Verknüpfen und beim Glätten der Übergänge ins Land gehen. Und, ganz wichtig: beim Rausschmeißen von Überflüssigem.
Sprachlich überarbeiten tue ich nur das, was ich am Vortag geschrieben habe. Die sprachliche Gesamtüberarbeitung kommt ganz am Schluss, wenn sich alles gesetzt hat. Dass ich da zu ungeduldig war, war beim ersten Mal ein großer Fehler und hat mich eine irre Zeit gekostet, aber jetzt fühle ich mich auch insgesamt sicherer.