Beiträge von Kristin

    Bei meinem neuen Projekt mache ich es ganz anders als bei meinem ersten. Bei dem habe ich ständig an allen Stellen herumgepückert und - gezupft. Ich wollte alles gleichzeitig machen: Sinnzusammenhänge herstellen, Kapitelübergänge schaffen, Figurenstimmen generieren und Sprache und Stil optimieren - alles sofort! Dadurch war jede einzelne Textstelle wie ein Schorf, der im Zweitagestakt abgerissen wurde und viel zu langsam heilte.


    Für dieses Mal habe ich mir mehr Disziplin verordnet. Ich möchte jeden Tag eine Seite schreiben. Eine möglichst gute, bitte! ich habe den Plot im Kopf, weiß, wo ich hinwill und welche Szenen ich in etwa dafür brauche, bin aber auch jeden Tag gefasst auf Überraschungen. Zeitlich schreibe ich wild und lustig durcheinander, mal eine Anfangsszene, mal was vom Schluss, erst Papier, dann Tastatur. Eine Seite klingt nach nicht viel, ist aber in jedem Fall machbar. Außerdem wird es erstens, wenn ich einmal sitze, an neun von zehn Tagen sowieso mehr, und zweitens hätte ich selbst bei dem lahmen Tempo in 250-300 Tagen - hm, wie viele Seiten? Ganz schön viele jedenfalls. Ein paar weitere Wochen und Monate werden dann beim Sortieren, beim logischen Verknüpfen und beim Glätten der Übergänge ins Land gehen. Und, ganz wichtig: beim Rausschmeißen von Überflüssigem.


    Sprachlich überarbeiten tue ich nur das, was ich am Vortag geschrieben habe. Die sprachliche Gesamtüberarbeitung kommt ganz am Schluss, wenn sich alles gesetzt hat. Dass ich da zu ungeduldig war, war beim ersten Mal ein großer Fehler und hat mich eine irre Zeit gekostet, aber jetzt fühle ich mich auch insgesamt sicherer.

    Bei mir ist's gerad wie bei Dorit, das Schreiben ist die Belohnung. Nach dem Motto: Erst Küche sauber, dann meine mindestens eine möglichst gute Seite pro Tag schreiben. Allerdings habe ich es bisher in meinem Leben auch noch nicht mit Abgabeterminen oder dergleichen zu tun gehabt. Und dass das Schreiben Belohnung ist, heißt auch nicht, dass ich mich fürs Schreiben nicht belohne. Bisschen rumdaddeln im Internet, ein Ausflug zu Etsy, oder hierher ins Forum … Mit anderen Worten: ich finde es nicht verkehrt, sich für jeden Schiet zu belohnen! Seit ich mir z. B. angewöhnt habe, nach jedem kleinen wie großen Zahnarztbesuch (und nur dann!) dieses gewisse Café mit dem sündhaft süßen und sündhaft teuren Kuchen zu besuchen, freue ich mich auf jeden Zahnarzttermin. Schlau, was? Ich glaube, man nennt das Pawlow.


    Aber ich schweife ab. Ein paar der Beiträge bringen mich auf die Idee, mal wieder woanders zu schreiben. Im Café, ja - das geht leider erst im Dezember wieder. Frühestens. Und für mich sowieso erst im Januar, da Weihnachtsgeschäft in der Buchhandlung. Hoffen (und supporten, wo möglich) wir alle miteinander, dass es unsere Lieblingscafés dann noch gibt!


    Insbesondere hier blieb beim Mitlesen mein Blick hängen:

    Ohne mich wäre die Hälfte der Kieler Cafés schon pleite.

    Welche speziell empfiehlst du, tortitch? Ich mag das Lopposkaffee im Grasweg und das Fresco in der Möllingstraße, dort insbesondere den wunderschönen, teils überdachten Hinterhofgarten! :)

    Hallo, Torsten, ich habe hin- und herüberlegt, aber zu so einer Erzählhaltung fällt mir bisher kein bestehendes Werk ein. Was gut für dich ist, oder? Aus der Idee lässt sich eine Menge machen, denke ich. Was zum Beispiel, wenn sich der so erzählte "Film" als Realität entpuppte? Spannend!

    Naomi wusste nicht mehr ein noch aus. „Verfluchtes Beil in meinem Hirn!“ schrie sie auf, „Lass mich einfach in Ruhe!“ Die Axt schlitzte blind auf sie ein, brach ihr Gehirn entzwei, und sobald dieser heiße Schmerz sich ein wenig beruhigte, begannen die Glockenschläge von rechts und links auf sie einzudreschen, dass ihr schwindelig wurde. Sie schloss die Augen und sah die Sterne vor sich tanzen. „Es ist immer dasselbe Muster“, dachte Naomi verzweifelt. Dann, wie einem unabänderlichen Muster folgend : Das Beil verkeilte sich zwischen ihren Augen, riss sie entzwei und füllte die Spalte mit kochendem flüssigem Stahl. Ihr blieb die Luft weg.

    Weil: Das tut so weh, da denkt sie in dem Sinne nichts mehr. Und auch danach würde ich lieber nicht beschreiben, wie es immer abläuft, sondern, wie es jetzt abläuft. Du willst doch, dass der Leser in der jetzigen, doch immerhin sehr schmerzintensiven Szene ist!


    Und in der zweiten Szene lass am besten sämtliche Adjektive bei den Inquits weg. Das Zweifelnde, Gelassene, Bewundernde, Nachdenkliche muss aus dem Gesagten hervorgehen. Dem scheinst du noch nicht zu trauen. Und: flehte sie stumm, nicht insgeheim.


    Ich mache es selbst meistens so:


    "Ich selbst", sie nahm die Hände von der Tastatur, hob den Kopf und sah ihn an, ohne ihn wirklich zu sehen. "Ich selbst mache es meistens so." Etc.


    Oder auch, wie Jürgen es beschrieb:


    "Nicht so!" Geflüstert. Das aber sparsam und nur, wenn es sehr emotional zugeht.

    Ui, da hat Mr. Sandman aber mal seinen Job gemacht. Ich beneide dich richtig ein bisschen drum - eine packende Story frei Haus! Was ich, glaube ich, machen würde, wäre, zunächst mal eine KG oder Skizze schreiben und die dann darauf abzuklopfen, ob sie das Potential zu was Größerem, Längeren hat. Ansonsten: Die Zeit wird's weisen. Es ist vielleicht so wie mit dieser tollen Jacke, die wir in einem Geschäft sehen, und von der wir nicht wissen, ob sie uns wirklich glücklicher machen wird. Wenn die mir nach einer angemessenen Zeit immer noch im Kopf herumspukt, dann tendiere ich dazu, sie zu kaufen. Im Falle der Jacke wäre das vielleicht eine Woche oder so. Jedenfalls wünsche ich dir viel Freude mit dem Stoff!

    Liebe Silke!



    Vielleicht werde ich also diese Woche nur zu einer fleißigen Hausfrau.

    Hilft echt! Eine Woche, nachdem ich es beim Blogbuster-Preis nicht von der Long- auf die Shortlist geschafft hatte, war mein Garten so schier und schick wie nie zuvor! Und:


    Trotzdem hadere ich jetzt mit allen meinen Charakteren und dem Spannungsbogen und den Themen

    Nein! Oder meinetwegen ja, aber bloß nicht auf Dauer! Wenn ich dich recht verstanden habe, ist es eine Agentur (deine Wunsch-Agentur), die du angeschrieben hast, also bieg die Krone wieder in Form und mach weiter. Und schreib bloß nicht immer nur eine Agentur an, sonst fährst du dereinst mit dem Rollator zu deinen Lesungen! Soll ich dir mal meine tolle Bilanz verraten? 21 Agenturen, zeitversetzt kontaktiert, danach: 5 Absagen/14 Nicht-Reaktionen/1 Anforderung des Gesamtmanuskripts ohne Reaktion bisher (4 Wochen später)/ und, halleluja: Gerade heute noch eine Anforderung des Gesamtmanuskripts, von einer Agentur, die ich vor zwei Wochen anschrub. Okay, bei so viel Einigkeit könnte ich langsam mal meinen, es liegt am Manuskript und nicht an den "doofen Agenturen" (von denen mir nicht eine einzige den Hauch einer Begründung geliefert hat), aber ich glaube nun mal an meine Geschichte und mache weiter. Aber es ist schon sehr tagesformabhängig: Meistens nehme ich es sportlich und denke, dass ich auch ohne Veröffentlichung ein wunderbares Leben habe, aber manchmal nachts liege ich da und bin einfach wütend. Und sauer. Und enttäuscht. Und ungeduldig. Und alles - bis hin zu bitteren Selbstzweifeln, weil ich ja schon eine etwas betagte Debütantin und somit nicht mehr gut vermarktable bin.


    Also: Ganz viel backrubbing auch von mir - und nicht den Mut verlieren! Du kannst dir auch irgendeinen, öhem, nicht so tollen Roman vornehmen und dir sagen, dass, egal, wie oft sie deinen ablehnen, er bestimmt hundertmal besser ist als das andere dumme Ding, das immerhin gedruckt und zwischen zwei Deckel gepresst wurde.


    Dorits Vorschlag, falls du dich nicht traust anzurufen oder dir blöd dabei vorkommst, finde ich super: So zu tun, als wärst du jemand, der mit sowas keine Probleme hat.

    Ich habe die Rezi gerade gelesen und bestelle das Buch mal ganz neugierig für unseren Laden. An einen Auszug aus dem Buch erinnere ich mich, es ging da um eine ganz besondere Anatomiestunde. Danke, Tom - und natürlich danke, Dorit!