Eric-Emmanuel Schmitt - Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran

  • Herausgeber: ‎ Fischer

    Gebundene Ausgabe: ‎ 112 Seiten


    Zufällig fand ich gestern in einer Gratis-Wühlkiste ein Bändchen von Eric-Emmanuel Schmitt. Ich habe es in weniger als zwei Stunden gelesen, die Lektüre ließ mich nicht los.

    Ein kleiner Junge namens Moses berichtet über sein Leben in Paris, das für ihn relativ trist abläuft. Sein Vater ist ein pedanter Jude, der wenig für Individualität übrig hat, kleinlich und bestimmend auftritt. Ständig vergleicht er ihn abwertend mit seinem älteren Bruder, den seine Frau gleich nach Moses Geburt mitnahm, als sie die Familie verließ.
    Um die Ecke befindet sich ein Gemischtwarengeschäft, das von einem alleinstehenden, alten Araber namens Ibrahim betrieben wird. In ihm findet Momo, wie er von ihm genannt wird, einen weisen, väterlichen Freund, der ihn Toleranz und Lebensweisheit lehrt, über seine Schwächen hinwegsieht und ihn später sogar adoptiert, als sein Vater ebenfalls abhaut und sich wenige Monate später vor einen Zug wirft.
    Gemeinsam unternehmen sie eine Reise, die sie in den Orient führt, wo sich Monsieur Ibrahims Schicksal erfüllt. Moses tritt in seine Fußstapfen, übernimmt den Laden und wird fortan von den Anrainern Mohammed, der Araber genannt. Eines Tages erscheint eine fremde Frau. Es ist Momos Mutter, sie offenbart ihm, dass er keinen Bruder hat und sie den Vater verließ, weil sie ihn nicht liebte. Obwohl sie ihr Kind erkennt, verweigert er sich ihr gegenüber, nennt sich hartnäckig Mohammed, aber im Laufe der Zeit entwickelt sich dennoch eine liebevolle familiäre Beziehung, die von Versöhnung geprägt ist.
    Dieses Büchlein zeigt in knapper, aber wunderschöner Sprache, wie wichtig dann und wann ein Lächeln ist, und dass es möglich ist, selbst derart verfeindete Kulturen wie Judentum und Islam auf Basis von gegenseitigem Verständnis, Mitgefühl und Liebe zu versöhnen, wenn man nur dazu bereit ist. Darüber hinaus strotzt es vor Lebensweisheit und tiefen Einsichten. Eine kleine Abendgeschichte, die ich gerne gelesen habe. Sie wurde mit Omar Sharif als Ibrahim verfilmt.

    Kaum etwas wird gründlicher vorbereitet, als ein plötzlicher Kriegsausbruch!

    (Unbekannt)

    9 Mal editiert, zuletzt von Manuela ()