H. Dieter Neuman: Drakon - Tod unter Segeln

  • Solider, spannender und wissensreicher Politkrimi


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    Ich kann mich nicht erinnern, das Wort „Spannungsroman“ jemals auf einem Cover gelesen zu haben, aber H. Dieter Neumanns erster Roman bei Piper trägt diesen Subtitel, was ohne Zweifel der Tatsache geschuldet ist, dass „Drakon“ weder ein Thriller ist, noch ein Krimi, wie Neumanns sehr erfolgreiche „Helene Christ“-Bücher es beispielsweise sind. Mit denen „Drakon“ gemein hat, dass die Geschichte an der Ostseeküste spielt, und dass die große Leidenschaft des Autors, die Segelei, einen nicht ganz unwesentlichen Aspekt ausmacht. Aber das verrät der Titel ja auch schon.


    Der Schiffsbauer Malte Janssen, der ein Jahr vor dem Geschehen, von dem „Drakon“ erzählt, seine Frau bei einem tragischen Unfall verloren hat, wurde beauftragt, eine hinreißend schöne und entsprechend teure Segeljacht zu bauen. Dieses Boot, die „Weiße Möwe“, ist nun fertig und soll nach St. Petersburg überführt werden, wo der Auftraggeber, ein russischer Oligarch namens Timur Krylow, bereits auf sein neues Luxusspielzeug wartet. Der Törn nach St. Petersburg verläuft allerdings nicht ganz so, wie Janssen das erwartet hat. Kurz nachdem russische Hoheitsgewässer erreicht sind, wird das Schiff von Piraten geentert, die es merkwürdigerweise vor allem auf das Köfferchen mit den Signalraketen abgesehen haben, die jedes Boot mit sich führen muss. Aber es gibt auch einen Schwerverletzten und einen Toten bei diesem Überfall – und der Mann, der sterben musste, ist Maltes bester Freund Karsten, der ihn oft auf solchen Fahrten begleitet hat.


    Eine nicht ganz unwesentliche Rolle in dieser zwar verstrickten, aber nicht undurchsichtigen Geschichte spielt Janssens Bruder Felix, der in einem Rüstungsunternehmen tätig ist und dort an einer hochgeheimen Radartechnologie mitarbeitet.


    „Drakon“ ist schnörkellos erzählt und glänzt – neben der Begeisterung für die Segelei, die so mitreißend rüberkommt, dass man den Wunsch verspürt, umgehend an die Küste zu fahren – vor allem mit sehr fundiertem Wissen über die Arbeit der Geheimdienste (von BND über CIA bis GRU), die Verstrickungen zwischen russischer Wirtschaft und russischer Führung, und, nicht zuletzt, über das Geschehen auf dem Markt für Militärtechnologie. Dass der Autor es geschafft hat, diese Thematik irgendwie mit einem schnittigen Segelschiff zu verknüpfen, ist eine große Leistung. Und dabei noch einen Roman zu schreiben, der auch Landratten wie mich packt, sowieso.


    Neumann erfindet mit diesem Buch das Rad nicht neu – das Unaufgeregte, Unspektakuläre, das Große, das sich im Kleinen zeigt, der Verzicht auf Effekthascherei sind eher seine Mittel. Und die setzt er hervorragend ein. „Drakon“ ist kein Buch, nach dessen Lektüre man die Welt mit anderen Augen sieht, aber ein grundsolide erzählter … Spannungsroman, mit dem man ein paar äußerst unterhaltsame Stunden verbringen kann.


    ASIN/ISBN: 3492503969