Tilde Michels/Reinhard Michl: Es klopft bei Wanja in der Nacht


  • Bildergeschichte Episode Zwei: Es klopft bei Wanja in der Nacht




    Inhalt:

    „Fern in einem kalten Land, steht Wanjas Haus am Waldesrand …“


    Alles ist weiß, Eis hängt in langen Zapfen von der Dachrinne und die Tannen ächzen unter dem Gewicht von Schnee. Und dazu wütet noch ein Sturm.
    Wanja jedoch liegt unbekümmert und selig schlummernd im warmen Bett.


    Jäh wird dieser Zustand höchster Zufriedenheit unterbrochen als ein „Pochen“ an der Tür den kauzigen Einsiedler aus den Träumen reißt.
    Wer mag das sein?
    Ein einzelner, halb erfrorener Hase. Flehend bittet er um Einlass und Wanja, ein gutmütiger Kerl, zündet gleich den Ofen an und bietet der armen Kreatur einen Unterschlupf für die Nacht.


    Bald kehrt wieder Ruhe ein. Alles ist still. Doch nicht für lange. Abermals wird der Frieden durch ein energisches Klopfen gestört.


    Diesmal ist es der Fuchs. Auch er bittet um Schutz vor der eisigen Nacht. Ganz zum Entsetzen von Herrn Hase der sich schon als Frühstück des vertrauten Feindes sieht. Was tun?
    Nun … Wanja ringt Reinecke das Versprechen ab, Meister Lampe in Frieden zu lassen. Kein Problem. Ein verpasstes Mahl im Gegensatz zum Kältetod? Ein geringer Preis.


    Stille senkt sich abermals über die Hütte. Und wieder währt sie nicht lange. Wer mag nun noch in dieser provisorischen Waldarche fehlen?


    Genau, der Bär. Diesmal sieht der Fuchs das Ende nahen. Hat er dem Bär doch , vor zwei Wochen, ein Stück Fleisch abge(f)(l)uchst. Doch auch der Bär sinnt nur nach einem warmen Plätzchen, alles andere ist ihm einerlei. Also Holzscheit ins Feuer. Ruhe. Aus. Und draußen tobt munter weiter der Schneesturm. So vergeht die Nacht.


    Direkt mit den ersten Sonnenstrahlen verkrümmelt sich heimlich, still und leise, Meister Lampe. Wer weiß ob der Fuchs immer noch sein Wort hält?!
    Kurz darauf bekommt auch dieser „kalte“ Füße beim Anblick des mächtigen Bären und sucht das Weite.
    Dessen erster Blick fällt direkt auf ein Schießgewehr. An der Wand. Er wird wohl im Haus eines Jägers gelandet sein. Kurze Zeit später ist auch der Bär über alle Berge entschwunden.


    Wenig später erwacht ein ratloser Wanja, allein. Da hatte er wohl einen ganz sonderbaren Traum? Oder? Vor dem Haus aber verlaufen Hasen, Fuchs- und Bärenspuren. Da bleibt auch dem alten Wanja nur eine Weisheit ...


    „Wir haben wirklich diese Nacht, gemeinsam friedlich zugebracht …“ Dank eines Schneesturmes.




    Fazit:


    Nur ein Wort zu den Illustrationen von Reinhard Michl. Perfekt. Ich kann es mir nicht besser vorstellen. Alleine die Szene in der alle Protagonisten in der kleinen Hütte liegen lässt einen tief in die Geschichte eintauchen. Man hört förmlich das Rauschen des Sturmes und spürt die wärmende Hitze des prasselnden Feuers. Doch Illustrationen alleine machen noch keine Geschichte. Zumindest in diesem Fall.


    Tilde Michels hat Verse geschaffen die berühren. Was ist in der Not nicht alles möglich ist. Ein friedliches Miteinander.
    Vielleicht gerade in der jetzigen Zeit ein Beispiel wie wichtig Zusammenhalt sein kann.
    Man mag einwerfen, dass auch hier die Ängste wieder auftauchen, als die Gefahr gebannt ist. Aber auch das ist okay. Schließlich ist es hier, die Natur der Dinge.


    Jeder hätte auch den Kopf geschüttelt wenn Hase, Fuchs und Bär hinterher eine WG gegründet hätten.


    Ich jedenfalls hab es immer wieder gerne gelesen und vorgelesen. Auch im Sommer. Wobei es im Winter ein kleines bisschen mehr Freude macht. Mit Taschenlampe und "Deckenhöhle."




    Es klopft bei Wanja in der Nacht ist im Ellermann Verlag erhältlich.




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    ... und ich verrenk mir mein Gehirn bloß um zu sagen was ich will,
    das ist nicht viel aber auf jeden Fall besser als Schweigen - Gisbert zu Knyphausen

  • Hallo Joschik,


    ich kann mich erinnern, dass wir das Buch auch hatten und ich es meinem Sohn vorgelesen habe. Aber es ist mir aus irgendeinem Grund nicht in Erinnerung geblieben.
    Jetzt ist mein Sohn zu alt, um es ihm noch mal vorzulesen :) Aber trotzdem: schöner Buchtipp.


    Liebe Grüße
    Anja

  • Geschätzte Anja,


    ja .. man kann den alten Wanja schon mal vergessen.


    Vielleicht bleibt er nun in Erinnerung ... für die Enkel ... eines Tages


    Beste Grüße


    Joschik

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