Ich habe diesen Fall oft in meinen letzten Romanen gehabt. Ein Roman (Das Geheimnis der Nonne) wird strikt aus zwei verschiedenen Perspektiven erzählt. In "Im Schatten der Rose" gibt es sogar 6 Perspektiven. Und natürlich treffen die Charaktere auch aufeinander. ich bleibe immer pro Szene strikt in der Perspektive einer Person. Manchmal schließt die nächste Szene sogar nahtlos an die vorherige an, obwohl die Perspektive wechselt. Selten überlappen die Szenen mit unterschiedlichen Perspektiven zeitlich.
Ich mache mir vorher sehr genau Gedanken darüber, WAS ich aus wessen Sicht erzählen will. Das kann wahnsinnig spannend für den Leser werden, wenn Person A in seiner Perspektive etwas tut, was Person B nicht mag. Und danach schließt du eine Szene mit Sicht der Person B an, die sich dann mit der Tat von person A auseinandersetzen muss - in welcher Weise auch immer. Oder du erzählst aus Sicht von B, wie A etwas tut, was B absolut nicht versteht. Und anschließend kommt die Szene aus As Sicht, in der nachträglich erklärt wird, warum A das getan hat.
Wobei dieses "Erklären" natürlich nicht mit dem Holzhammer kommen darf. Sondern ganz subtil, durch indirekte Rede am besten, oder schlicht durch Wertungen. Ich liebe es, so zu arbeiten. Aber ich warne vor. Wenn du keinen guten Lektor hast, der deine Absicht nicht erkennt, dann zerschießt er dir dein komplettes Vorhaben durch winzigkleine Änderungen. Überhaupt musst du da sehr auf deine Wortwahl achten. Schon kleinste Nuancen können die Sicht verwässern.