A. de Nora: Das lockende Blut

Ich habe bereits an anderer Stelle die Lebenserinnerungen dieses Dichters und seinen Cyclus »Madonnen« vorgestellt. Nun habe ich ein E-Book mit einer Auswahl seiner Werke zusammengestellt, das über Amazon …

ASIN/ISBN: B00AFM1GG0

… und den beam E-Book Shop (epub Version) erhältlich ist. Enthalten sind einige seiner Erzählung, ein Auszug aus dem Cyclus »Madonnen«, Gedichte und eine kurze Biografie, die über den kargen und auch mangelhaften Wikipediaeintrag hinausgeht. A. de Nora wird heute nicht mehr veröffentlicht. Sein damaliger Verlag, L. Staackmann, veröffentlicht neben Peter Rosegger nur noch Sachbücher. Selbst die Gutenbergportale in Deutschland und den USA enthalten keine Texte von ihm. Das finde ich schade. Er war sicher keiner der ganz großen Dichter, lesenswert ist er heute aber allemal. Seine psychologischen Novellen mehr noch als seine Gedichte und Dichtungen.

A. de Nora war übrigens auch Mitarbeiter bei der Kunst- und Literatur-Zeitschrift »Jugend« und dort für satirische und kritische Töne bekannt. Ein Gedicht daraus passt auch gerade aktuell wieder, wo überlegt wird, wohin wir unsere Bundeswehr schicken können:

Zitat

Casablanca

Den Kerls aufs Auge den Daumen drücken,
Die Großen schröpfen, die Kleinen zwicken,
Und Alle so lange schikanieren,
Bis schließlich ein paar die Geduld verlieren,
Und schlagen die „Herrn“ auf den Schädel jäh –
Vive la paix!

Dann schleunigst Schiffe geschickt und Soldaten
Und losgepfeffert! Zweitausend Granaten!
Bis nichts mehr übrig ist von dem Neste
Und – was noch, gottseidank, das Beste! –
Nichts mehr von der alten Munition –
Vive la civilisation!

Drei Stunden drauf ist die „Schlacht“ beendet.
Die Häuser geplündert, die Weiber geschändet.
Stumm unter den brennenden Trümmern liegen
Hunderte Fraun, Greise, Kinder und Ziegen –
Vorüber ist die große „Gefahr“ –
Vive la gloire!

A. de Nora
Jugend, Nr. 28, 1907, Nr. S. 784

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