Ernest Hemingway, Der alte Mann und das Meer.

  • Ich kann mir gut vorstellen, dass die meisten hier den Titel schon lange kennen. Nun, ich habe immer Pusteln und dergleichen bei dem Gedanken daran bekommen einen Klassiker zu lesen.
    In irgendeiner Empfehlung tauchte dieser Titel unter der Rubrik "Spannende Bücher" auf. Gut, dachte ich, wenn das so sein sollte, kann ich ja nichts falsch machen.
    Ich war überrascht über das kleine Paket, welches drei Tage später kam. Mit einer Taschenbuchausgabe im Umfang von 135 Seiten hatte ich wirklich nicht gerechnet. Und so war das Thema Hemingway in gut einer Stunde erledigt.


    Die Leichtigkeit, mit der mich dieses Buch von der ersten Seite bis zur letzten getragen hat, war überwältigend. Verzeiht bitte, diese Erfahrungen haben sicher schon tausende vor mir gemacht und waren brillanter in der Widergabe ihrer Empfindungen.


    Im Prinzip ist die Geschichte schnell erzählt. Ein alter Fischer lebt in einer sehr spartanischen Hütte und nennt ein geflicktes abgetakeltes Boot sein eigen. Als einzigen engeren sozialen Kontakt scheint er einen Jungen zu haben, der den Alten mit Essen und Neuigkeiten versorgt. Die beiden verbindet ein tiefes emmotionales Band.
    Der Fischer bleibt etliche Tage glücklos und beschlißt seine Taktik zu ändern. So fährt er am nächsten Tag weiter als alle anderen auf See hinaus, um den Fang seines Lebens zu machen. Jetzt gilt es noch den Fisch zu töten. Eine Mater von 3 Tagen beginnt, bis der Fisch längsseits festgemacht ist, denn er ist länger als das gesamte Bod.
    Der alte Mann kennt sich aus auf dem Meer und so dürfte die Heimkehr ein leichtes sein. Doch er hat die Rechnung ohne die Haie gemacht. Und so läuft er in den heimatlichen Hafen mit geschundenem Körper. Die Größe des Fisches läßt sich nur noch durch das Skelett feststellen. Es ist nichts mehr da, was Geld oder etwas in den Magen bringen könnte.
    All die Mühe, Standhaftigkeit, Mut und Schmerz war vergebens.


    Durch die Erzählweise, die mir mein untrainiertes Schreiberdasein nicht genauer deffinieren läßt, sitzt man praktisch mit im Boot. Lauscht dem Disput mit dem Fisch und erfährt die Gleichstellung der Gegner, "...der Fisch ist mein Bruder." Deutlich wird die Wende der Figur, als die Sinnlosigkeit des Todes des Fisches klar wird. "Es tut mir leid, Fisch."


    Oh ja, solche Bücher machen depressiv, wenn man sein Glück als Hobbyautor versucht:anbet:anbet .


    Annina

  • Als ich dieses Buch vor vierzig Jahren mit achtzehn (ick säch jo, so nach und nach kommen die Informationen schon noch zusammen ... :) ) las, hat es mich, um diese Formulierung noch einmal zu bemühen, 'gerissen', und zwar beträchtlich. Ich entnahm ihm in etwa die gleiche Botschaft wie der ebenfalls um die Zeit bzw. ein oder zwei Jahre vorher gesehenen Filmszene, in der Tadzio am Ende den Arm [in oder auf ein nicht mehr Diesseitiges] zeigend hebt und Aschenbach das versteht ...


    Weitere haftengebliebende Hemingway-Zitate aus anderen Werken:


    'Wer leidet, paßt nicht in dieses Klima.'


    'Die Welt zerbricht jeden. Und nachher sind manche an den zerbrochenen Stellen stark.'


    (Wenn der Daumen-rauf-Smiley nicht so blöde zwinkern würde würde ich den nehmen ...) :)

  • An Hemingway gefällt mir diese ganz spezielle Mischung aus äußerster Feinfühligkeit und Knallhärte ... so ist's angemessen. 8-)


    „Hast du deine Mutter nicht mehr lieb, mein Junge ?“
    „Nein“, sagte Krebs.
    Seine Mutter sah ihn über den Tisch hinweg an. Ihre Augen glänzten. Sie begann zu weinen.
    „Ich hab niemanden lieb“, sagte Krebs.
    Es hatte keinen Sinn. Er konnte es ihr nicht erklären; er konnte es ihr nicht klarmachen.
    Es war dumm, daß er es gesagt hatte. Es hatte ihr nur weh getan.


    ("Soldaten zuhaus")


    (Ist das Zitat kurz genug ?)

  • Ich bin diesem "alten Mann" zum ersten Mal in meiner Schulzeit -vor mehr als 50 Jahren- begegnet und war gefesselt von dieser kaum überbietbaren Klarheit, Prägnanz und Nähe der Sprache. Und diese Faszination hat sich bei mir bis heute gehalten. Der literarisch ausgeformte "Realismus" erschien mir ähnlich der Bildsprache Fellinis im Film "La Strada".

    Später Zeiten Traum
    [buch]3844295968[/buch]
    ISBN: 978-3-8442-9596-2
    .......................................
    Von Rosen und Menschen
    [buch]3737530947[/buch]
    ISBN: 978-3-7375-3094-1
    .......................................
    Warst Du der Wind
    [buch]3741835544[/buch]
    ISBN: 978-3-7418-3554-4
    ....................................
    "... es gibt nur ein Begegnen: im Gedichte
    die Dinge mystisch bannen durch das Wort."
    (Gottfried Benn, Statische Gedichte, "Gedichte")