Der nächste Plagiator ...

  • Zitat

    Original von Ulli


    Er ist Journalist, er müsste wissen, wie schnell Sachen auffliegen. Wenn jetzt nicht die Hegemann Geschichte gewesen wäre, hätte es nicht so eine Welle gegeben.


    Solch eine Welle vermutlich nicht, aber einigen Wirbel wohl schon. Und als Journalist sollte er wirklich wissen, wie schnell etwas aufgedeckt werden kann.


    Zitat

    Und mal ganz ehrlich - seine Manuskripte werden immer wieder zurückgeschickt, er will schreiben, hat aber eigentlich keine Zeit dafür ... hätte er sich mal ein wenig mehr Zeit genommen und etwas eigenes geschrieben oder die Erkenntnis erlangt: ich kann es einfach nicht. Alles wäre weniger peinlich als das jetzt.


    Sehe ich genauso. Warum hat er dann nicht weiter geschrieben wie bisher, statt mit etwas Geklautem an eine Agentur heranzutreten? Dass er bei einer Zusage viel schreiben muss, muss ihm doch bewusst gewesen sein.


    Zitat

    Ich habe kein Mitleid mit ihm. Meine ersten Manuskripte sind auch nach etlichen Versuchen in der Schublade gelandet. Ich hätte nie abgeschrieben, um es in einen großen Verlag zu schaffen. Das wäre mir zu blöd. Mein Agent sagt aber: niemand erfindet das Rad neu und jede Geschichte gab es schon einmal. Richtig, aber ich schreibe immer noch mit meinen eigenen Worten.


    Na ja, auf Agentenmeinungen gebe ich zwar nichts (wie umsichtig Agenten sind, sieht man ja im Falle Lindner =) ), aber gerade das, was man selbst schreibt, macht doch das Besondere einer Geschichte aus. Selbst bei Schreibübungen oder Wettbewerben mit vorgegebenem Thema kommen doch extrem unterschiedliche Ergebnisse heraus, obwohl sich die Texte vom Plot her ähneln.
    Meine ersten Romane (oder das, was ich halt Romane nannte; 34 - 245 Seiten lang) liegen auch alle in der Schublade, die hab ich allerdings auch gar nicht erst weggeschickt. Ab und zu schlachte ich sie aber aus. Stilistisch sind sie natürlich nicht zu gebrauchen, aber wenn ich mal wieder reinschaue, kann es vorkommen, dass ich eine Figur, eine Szene oder eine Idee entdecke, die ich gerade für einen anderen Roman oder eine Kurzgeschichte nutzen kann. Und die ich mir dann nehme, also als Vorlage.

  • Hallo ihr Lieben,


    Treffer, aber nicht für Jack London und aus einer sehr alten Quelle:


    Ein Sprichwort aus der Antike traditiert und immer wieder gewendet wird


    poeta nascitur, non fit


    einem gewissen Florus, nicht dem histioker, zugeschrieben, von dem sonst wenig überliefert ist, ein paar Fragmente und Epigramme.


    Aber das ist nicht das einzig Interessante an diesem Artikel, auch wenn er schon über hundert Jahre alt ist, vor allem die dargestellte Kontroverse zwischen Immitation und Plagarim klingt fatal bekannt.


    http://www3.interscience.wiley…ournal/122492833/abstract



    Aber was Caroll Lewis hier sagt, find ich viel lustiger:


    http://rpo.library.utoronto.ca/poem/440.html


    Liebe Grüße
    Judith

    Nay, thy lordship, me ain't no thief, not even a smart one - Piper Quickfingers



    Der Tokee in Die rote Kammer [buch]393991407X[/buch]

  • Jens Lindner Mania - oder die Geschichte vom verflucht flüchtigen Ruhm...


    Wegen meiner soll er doch - wir alle schreiben mit geborgten Worten...


    Wir sind Epigonen von Geburt an - bereits die alten Griechen haben uns anticipirt...


    Auch diese beiden Aussagen habe ich nicht als erster treffen können. :)


    ...und von Leipzig halte ich nicht die Bohne - ich glaube auch nicht wie Lev Kopelev, daß das dort in 50 Jahren nach der Wende - so um 2040 -besser werden wird - der alte Zopf reproducirt sich doch immer weiter!


    Da ist diese Preisverleihung doch nur eine Lapalie gegen den Gesamt-Geist, der dort noch immer herrscht!


    DER wohl bibliophilste Verlag Deutschlands suchte dort dummerweise gleich nach der Wende wieder an altem Platze zu domiciliren - jetzt ist er ganz weg aus Deutschland... eine Abteilung eines alten Leipziger Antiquariates, welches mittlerweile im Westen Irlands zu finden ist - so weit weg wie es nur ging von jenem Ungeist Leipzigs & Co.


    Meine beste Leipziger Schriftstellerfreundin (Jahrgang 1909) hat 1990 nur noch abgewunken angesichts der Entwicklung in der alten Buchhändlermetropole und sich vom Literaturbetrieb total zurückgezogen.


    Ich könnte hier seitenweise so weiterschreiben...aber dann lieber doch zurück zum "Plagiat".


    Auch meine zweite Frau nahm mal an, es hätte eine "Wende" gegeben und bat mich, in Magdeburg beim Literaturförderverein ihre Gedichte aus DDR-Zeiten für eine Anthologie von "Frischlingen" vorzustellen - die damals allesamt nach der Wende neu zum "Geschäft" kamen. Naturlich paßte die Lebenserfahrung und Schreibe meiner damaligen Frau nun überhaupt nicht zu der postsozialistischen Soße dort, alles wurde abgelehnt, man konnte vortragen, was man wollte.


    Da habe ich mich BEWUSZT (und berechtigt) des Plagiats bedient und erschien bei einem der Treffen mit handschriftlichen Gedichten von Göthe, der ja oben schon bemüht wurde (es war keines darunter, welches in der Schule behandelt wurde).


    Natürlich war auch diese Schreibe Schrott und wurde in Bausch und Bogen demontirt. Meinem Hinweis, daß SO ETWAS schon mal gedruckt wurde, wollte niemand so recht Glauben schenken. Erst als ich die "Erste Gesamtausgabe" zückte... :P Entzückend!


    Seither halte ich auch vom westdeutschen Literaturbetrieb überhaupt nichts, und in den postsozialistischen Gefilden überrascht mich absolut nichts mehr.


    aham

  • ... was ich wirklich deprimierend finde: Die Presse will ihren Knudelteddy mit den langen Haaren um keinen Preis fallen lassen. Okay, die Kleine wird anfangs noch ein bisschen geknetet, in die Ecke geworfen und angebissen. Aber dann? Der Roman ist doch sooooo gut! Also wird flugs das Urheberrecht moralisch 'modernisiert'. Wir sind doch alle copy&paste oder nicht? Wenn selbst Goethe...


    issoch alles nichso schlimm


    ... interessiert es in diesem Zusammenhang eigentlich noch, ob der Originalautor den Remix will? Airen tut das wohl. Glück gehabt Fräulein Hegemann. Und wenn wir unsere Texte nicht freiwillig hergeben wollen? Beschließt dann der Bundestag demnächst das 'Gesetz zur zwangsweisen Überleitung der Nutzungsrechte geistigen Eigentums' (Hegemann IV)?