Monsenstein und Vannerdat

  • Wer so einen schönen Namen hat, der muss doch auch hier in diesem Forum Erwähnung finden, oder?


    Vor einiger Zeit nahm ich an einem KG-Wettbewerb von germanwings teil. Nun hat wohl obiges Verlagshaus aus Münster irgendwie die Adressen akquiriert - war vielleicht auch beim Wettbewerb beteiligt - und bietet mir nun - man höre und staune - einen Gutschein über 50 Euronen an, wenn ich mein Buch in deren Haus verlege.


    "...als dass Ihnen nicht noch ein kleiner Trostpreis als Dankeschön für Ihre Teilnahme zusteht - meinen Sie nicht auch?"


    "Werfen Sie doch auf http://www.mv-verlag.de einmal einen Blick auf unseren Buch-Veröffentlichen-Bereich und wählen Sie eines unserer Books-on-Demand-Pakete entsprechend Ihrer Vorkenntnisse und Fähigkeiten in der Buchgestaltung aus."


    Ist doch immer wieder interessant, welche Wege solche "Verlage" gehen, um an "Frischfleisch" zu kommen...


    Habibi

  • Es handelt sich um einen Print on Demand (Book on Demand) Verlag - wobei Verlag hier nicht im eigentlichen Sinne genutzt wird und deshalb m.E. falsch ist. Es ist aber kein Druckkostenzuschussverlag, unterscheidet sich von diesen auch, da die Preise offen liegen und selbst der höchste (mit allem möglichen Zusatzangebot) noch unter denen liegt, die üblicherweise von jenen Dienstleistungsbetrieben gefordert werden.


    Unschön ist die Praxis von Germanwings Adressen an solch einen Verlag zu geben (vielleicht gar zu verkaufen?).


    Wer ernsthaft als Autor veröffentlichen will, der sucht sich weder einen DKZ- noch einen BoD-Verlag. Wer ein Buch aus bestimmten Gründen »neben« dem normalen Buchmarkt veröffentlichen will (kleine Sonderausgabe für einen beschränkten Leserkreis, Spezialpublikation z.B. für Unternehmen oder weil aus Gründen, die im Buchprojekt liegen kein Verlag gewählt werden kann), der ist bei einem BoD-Verlag möglicherweise gut aufgehoben. Die Anfrage bei der Druckerei um die Ecke zum Vergleich sei trotzdem angeraten.

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Zitat

    Original von Horst Dieter
    Es handelt sich um einen Print on Demand (Book on Demand) Verlag - wobei Verlag hier nicht im eigentlichen Sinne genutzt wird und deshalb m.E. falsch ist.


    Deshalb finde ich es auch irreführend, wenn in der Firmierung vor dem Namen "Verlagshaus" steht.


    Aber wie auch immer, dergleichen kommt für mich sowieso nicht in Frage. Selbst wenn das heißen sollte, dass meine Romane bis zu meinem Ableben in meinen Schubladen schmoren...


    Habibi

  • Hallo Allerseits,


    ich hoffe, ich tue nichts verbotenes (im Sinne des Forums), wenn ich mich hier einmal kurz einschalte.
    Ich bin einer der Geschäftsführer von Monsenstein und Vannerdat- und, ja tatsächlich - auch Verleger dort.
    Ich möchte nur kurz aufklären, da in der kurzen und auch nicht mehr ganz aktuellen Diskussion doch aus meine Augen einiges durcheinander geraten ist.
    1. Wir richten den Germanwings Story Award höchstpersönlich aus, da führen wir also niemanden hinters Licht. Auch hat niemand uns Adressen verkauft oder zugeschanzt, sondern diese gehen direkt an uns - da wir wie gesagt gemeinsam mit Germanwings Ausrichter des Wettbewerbs sind. So etwas kostet Geld, Zeit und Mühe. Macht aber auch Spaß. Jedenfalls haben wir uns erlaubt, allen Teilnehmern, die nicht gewonnen haben, einen Gutschein über 50,- Euro zukommen zu lassen. Ehrlich gesagt kam mir nie der Gedanke, dass dies unlauter sein könnte. Klar - das ist Werbung. Ist das immer gleich böse? Ich finde das vollkommen in Ordnung.
    2. Ja, wir heißen "Verlagshaus Monsenstein und Vannerdat" - denn wir sind ein Verlag. Und ein Publikationsdienstleister. Unsere Verlage Edition Monsenstein und Vannerdat, Oktober Verlag und Prospero Verlag sind ganz klassische Verlage mit regulärem (wenn auch kleinem) Programm und natürlich ohne Druckkostenzuschuß. Darüber hinaus bieten wir über unseren Service ruckzuckbuch auch Publikationsdienstleistungen an. Diese erscheinen in der Edition Octopus, einer Edition, die nicht vorgibt ein wie auch immer toller "echter" Verlag zu sein. Uns ist Transparenz wichtig, wir arbeiten in verschiedenen Feldern. Und wir benennen all das sehr sorgfältig auf unseren Publikationen, ob gedruckt oder im Netz.
    Davon kann sich jeder überzeugen, der sich unsere Seiten einmal wirklich anschaut. Und das ist auch alles, worum wir bitten, bevor wir in eine Schublade gesteckt werden.
    Besucht uns doch einmal auf ein kühles Getränk auf einer der Buchmessen. Dann können wir gerne über unsere Philosophie diskutieren und auch, warum wir für Open Access sind oder die Fairlag-Initiative intensiv unterstützen. Auch wenn von dort auf unsere Initiative, einen Kodex für Publikationsdienstleister aufzustellen, bisher trotz regem Austausch noch keine Antwort kam.
    Euch allen alles Gute!

  • Huhu Horst Dieter,


    zu deiner Stellungnahme, "echte" Autoren veröffentlichen nicht bei einem PoD-Anbieter, möchte ich mich doch auch noch kurz äußern (zu was man im Urlaub alles Zeit findet :D)
    Wir haben einen ganze Menge Autoren (und anderen Dienstleistern wird es nicht anders gehen), die über Books-on-Demand den Weg zu klassischen Verlagen gefunden haben. Das tollste (und natürlich nicht alltägliche, gebe ich gerne zu) Beispiel:
    http://www.neleneuhaus.de/meine_buecher.php
    Da findest du auch die Meinung einer Bestsellerautorin zu der Angelegenheit.
    Viele andere Autoren gehen ähnliche (wenn auch nicht gleich die SPIEGEL-Bestsellerliste) Wege. Natürlich legen wir denen keine Steine in den Weg, ist ja auch tolle Werbung für uns.
    Klar kann man der Meinung sein, dass man einen solchen Weg nicht gehen möchte - ein Dogma sollte es aber nicht sein. Denn es gibt auch viele gute Gründe dafür. Also - gerne bei einem Bier auf der nächsten Buchmesse oder einfach mal in Münster vorbeischauen und uns besuchen. Ob du nachher deine Meinung änderst oder nicht ist zweitrangig. Wichtig finde ich, für sich selbst zu prüfen, ob Books-on-Demand für einen selbst eine Möglichkeit sein könnte, oder nicht. Mal ist es das sicherlich nicht, ebenso oft sicherlich schon.
    Liebe Grüße!
    Buchtaucher

  • Hej, Buchtaucher!


    Zitat

    Original von buchtaucher
    Dann können wir gerne über unsere Philosophie diskutieren und auch, warum wir für Open Access sind oder die Fairlag-Initiative intensiv unterstützen.


    Na, das finde ich ja mal eine Aussage!
    Wenn euer Verlag natürlich - anders als Springer, Elsevier etc. pp. - nicht zu den Absahnern im großen Räderwerk der Wissenschaftspublikationen gehört. Dennoch: Hut ab für diese Einstellung.


    Als preisexplosionsgeschädigte wissenschaftliche Bibliothekarin grüßt
    Andrea Martini


    (die auch schon an einem MV-Wettbewerb teilgenommen hat und von euch verlegt wurde :D )

  • Zitat

    Original von buchtaucher
    Huhu Horst Dieter,


    zu deiner Stellungnahme, "echte" Autoren veröffentlichen nicht bei einem PoD-Anbieter,


    In meiner Stellungnahme steht nichts von »echten Autoren« :(


    Wenn schon zitieren, dann richtig!



    Dass es Autoren gibt, die Ihren Weg über BoD gemacht haben ist unzweifelhaft richtig. Ich habe darauf auch an anderen Stellen hier im Forum schon hingewiesen (Roman Rausch/Gerd Scherm). Anders als beim Start in einem DKZ-Verlag ist mit BoD auch noch nicht so viel verbrannt. Aber auch noch nicht wirklich viel erreicht - das darf nicht übersehen werden.


    Die Aussage »viele Autoren« möchte ich aber relativieren. Was ist viel? Die wenigen Einzelfälle, die bekannt werden und von denen Sie einen aufführen?


    BoD/PoD hat sich in den letzten Jahren als eine Alternative zu DKZ und Selbstverlag entwickelt und bietet im Einzelfall eine geringe Chance für Weiterkommen. Das fehlen einer kritischen Beurteilung des Buchprojekts, oft genug auch von Lektorat und Korrektorat ist aber nach wie vor ein Manko.

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    Emanuel von Bodmann


  • Zitat

    Original von buchtaucher

    Besucht uns doch einmal auf ein kühles Getränk auf einer der Buchmessen. Dann können wir gerne über unsere Philosophie diskutieren und auch, warum wir für Open Access sind oder die Fairlag-Initiative intensiv unterstützen. Auch wenn von dort auf unsere Initiative, einen Kodex für Publikationsdienstleister aufzustellen, bisher trotz regem Austausch noch keine Antwort kam.
    Euch allen alles Gute!


    Der 42er Autoren e.V. hatte im Frühjahr auf der Messe in Leipzig einen Stand und wird im nächsten Jahr ebenfalls dort vertreten sein. Wir können also mit gegenseitigen Besuchen glänzen :)

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    Emanuel von Bodmann


  • Hallo Horst-Dieter,
    prima! Dann freu ich mich auf ein Kennenlernen in netter Runde!
    Ich bin wie gesagt nicht ganz deiner Meinung was die geschaffenen oder vertanen Chancen durch PoD angeht. Es gibt eine ganze Menge Autoren, die so spezielles Zeug machen, dass genau dieser Weg der mit Abstand beste ist. Klar - das ist hauptsächlich Sachbuchbereich und dann auch wirklich spezieller Kram. Und natürlich haben wir nicht 20 Autoren die in der Bestsellerliste sind, nachdem sie zuvor bei uns publiziert haben. Aber es gibt immer wieder Autoren die dann doch bei einem kleinen Nischenverlag einen klassischen Vertrag angeboten bekommen und sich bei uns verabschieden. Das ist nicht so selten.


    Was das Peer-Reviewing bei vielen Wissenschaftsverlagen angeht, na da hab ich keine Angst vor einer Diskussion und Gegenüberstellung der Systeme.
    Wir arbeiten mit zahlreichen Unis zusammen - und ob die bei uns veröffentlichen oder bei anderen - für die inhaltliche Kontrolle zeichnet keinesfalls immer der Verlag verantwortlich. Meist müssen auch dort (neben großen Druckkostenzuschüßen) endkorrigierte Texte (teilweise sogar schon gesetzt) eingereicht werden. In vielen Bereichen ist mehr Schein als Sein und Publikationsdienstleister machen häufig genau soviel oder wenig wie der ein oder andere angesehene Verlag. Nur dass die Kosten ganz anders sind. Denn je spezieller ein Fachgebiet ist, umso geringer ist auch das rein wirtschaftliche Interesse eines wissenschaftlichen Verlags an der Publikation.


    Solltet ihr im Oktober in Frankfurt sein, dann seid herzlich eingeladen - ansonsten sehen wir uns im Frühjahr in Leipzig?


    Und entschuldige die falsche Zitation - war keine Absicht.


    Einen schönen Abend wünscht