Top Job von Jason Starr

  • ASIN/ISBN: 3866152558


    Lass ma’ schlecht sein.


    Jason Starr ist kein Autor, sondern ein Straßenkämpfer. Jeder Absatz ist ein Schlag in den Magen. Das Buch ist zum Kotzen gut. Wenn alle Autoren Geschichten schreiben würden wie er, wäre Lesen das gefährlichste Hobby der Welt.


    Bill Moss, Anfang dreißig, hat einen brillanten Abschluss in Wirtschaftswissenschaften in der Tasche und einen prestigeträchtigen Posten als Vize-Präsident einer Werbeagentur im Lebenslauf. Zur Zeit arbeitet er aber als Telefonverkäufer und wähnt im jeden Wort seiner erfolgreichen Bekannten, die sich schmucke Häuser in der Vorstadt kaufen, beißenden Spott. Der einzige Mensch auf den er sich verlassen kann ist seine Freundin. Attraktiv, nicht dumm, aber leider seinem Manipulations-Talent nicht gewachsen. Wie eigentlich niemand. Selbst der Präsident der Telefonmarketingfirma nicht. So geht eines Tages Bills Traum in Erfüllung und er steigt innerhalb der Firma auf. Es ist zwar kein Job in der „Werbebranche“ aber immerhin mit einem sechsstelligen Gehalt. Bill hat sein altes Leben wieder. Für zwei Wochen. Dann eröffnet ihm Mike, der Abteilungsleiter, der seine Angestellten so führt wie ein General seine Soldaten, dass Bill gekündigt ist. Grund: Er hat bei seinem alten Arbeitgeber, der Werbeagentur, Erkundigungen über ihn eingezogen. Bill geht bis zum Äußersten, um seinen Job zu behalten und dann noch einen Schritt weiter. Denn neben brennenden Ehrgeiz hat Bill noch ein paar andere verhängnisvolle Vorlieben. Die Fallhöhe in dem nur daumendicken Buch ist tiefer als der Marianengraben – was vor allem daran liegt, dass das Ende nur einen neuen Anfang darstellt.


    Das Buch ist in der Ich-Form, aus der Perspektive von Bill geschrieben. Die Stoßrichtung ist schnell klar: Bill marschiert auf einer Planke dem Abgrund entgegen, bis er sich und den Leser mit hinabreißt. Starr sieht sich in der Tradition des Film Noir. Damit ist „Top Job“ vor allem auch eine Geschichte über Moral, beziehungsweise ihrem Fehlen. „Get rich or die tryin’“ heißt ein Film über den Rapper 50 Cent und ist das Credo einer ganzen Generation. Starr demonstriert mit Bill, das Lügen und Mord in einer Welt, in der Haben mehr bedeutet als Sein, legitimes „Geschäftsgebaren“ darstellen. Bill ist eine Ich-AG im totalen Krieg. Kein Wunder, dass Bill eher sich selbst bemitleidet als seine Opfer. Glücklicherweise macht Starr den asozialen Billy zum Erzähler. Ein geschickter Kunstgriff, um nicht mit erhobenem Zeigefinger zu schreiben. Dadurch, dass Bill erzählt, ist der Mittelfinger oben. Er sagt: Die Gesellschaft ist eine Kloake. Um oben zu schwimmen, musst du noch beschissener sein.


    Das Buch ist wirklich zum Kotzen gut.