Titelschutz

  • Sagt mal, gibt es keinen Titelschutz mehr?


    Als ich mir das Buch "Und wer küsst mich?" von unserem Forenmitglied Claudia bei Amazon anschauen wollte, sprangen mir gleich ein halbes Dutzend Bücher mit diesem Titel entgegen (u.a. eines von Sepp Maier (?)).
    Ich weiß noch, wie ich in Minutenschnelle damals bei Fischer einen neuen Titel für meine "Cyberlove" finden musste, weil der Justitiar des Verlages in letzter Minute entdeckt hatte, dass es schon ein Buch mit selbigem Titel gab (drolligerweise ein Jugendbuch, ich glaube, bei Arena).
    Na, wie auch immer, es war ein Theater.


    Darum meine Frage.
    Vielleicht kann Claudia mal erzählen, wie es zu diesem - imho nichtssagenden und abgenutzten - Titel kam, ob ihr Arbeitstitel "No Sex in the City" dem Original zu nahe kam (sic!) usw.
    Aber grundsätzlich interessiert mich die Frage, denn das Copyright sollte doch verschärft werden?

  • Bei der Titelentwicklung wird eigentlich nur überprüft, ob bereits Titelschutz für diesen Vorschlag besteht und wenn nicht, ggf. ein solcher beantragt. Aber das geschieht m.W. auch nicht in jedem Fall -- schließlich kostet 's Geld. :zwinker


    Üblicherweise werden in Publikumsverlagen die Titel über den Kopf der Autoren hinweg gemacht -- zumindest bei Debüts ist das eigentlich immer so, bei manchen Verlagen müssen auch die etablierten Hausautoren mit dem leben, was man ihnen vorsetzt.
    Entschieden wird über Titel in Programm- und Lektoratskonferenzen, wobei Herstellung, Marketing und Vertrieb bei der Entscheidungsfindung über die Ausstattung beteiligt sind. Häufig hat das Wort des Lektors weniger Gewicht als das der Mitarbeiter aus Marketing und Vertrieb.
    Ein wirklich gutes Verhältnis zum eigenen Lektor kann trotzdem sehr hilfreich sein, auf die Titelentwicklung einwirken zu können.


    Es ist eine zweischneidige Sache. Letztendlich müssen sich ja die Vertreter mit dem Buch (also nicht zuletzt mit dem Titel) identifizieren können, um es gut an den Buchhändler zu bringen.


    Nachtrag: Englische Titel werden bei deutschsprachiger Belletristik nahezu grundsätzlich gemieden -- Ausnahmen (Radio Nights!) bestätigen die Regel. ;)

  • Tja, Iris, das weiß ich ja, aber da muss eine grundlegende Änderung in letzter Zeit vonstatten gegangen sein, sonst würde man doch unter dem einen Titel - und ich hab es noch bei anderen überprüft, z.B. bei "Mitten ins Gesicht" - nicht mehrere, durchaus aktuelle Bücher auftauchen.
    Dabei ist es doch heutzutage mit Hilfe der Computer und Datenbanken viel leichter, so etwas zu überprüfen. ?( ?( ?(

  • Mag sein, aber bei 90.000 Neuerscheinungen in jedem Jahr und endlos langen Backlists wird es immer schwieriger, einzigartige Titel zu schaffen.
    Außerdem gelten in der Einwegbelletristik genrebedingte Vorgaben für Titel, Werbetexte, Aufmachung und Gestaltung, um beim Massenpublikum das richtige Mouth-feeling zu erzeugen.


    Warum schmecken alle Hamburger nahezu gleich? Und warum werden ständig die Namen und Werbekonzepte der Marktführer (man muß eigentlich sagen: des Marktführers) bis hin zum Plagiat abgekupfert? ;)


    Weil es rein erfahrungsgemäß immer noch am besten funktioniert! Einen anderen Grund gibt es nicht.

  • Liebe Pearl, Liebe Iris,



    Auf den Titel hatte ich keinen Einfluss. Der Titel , " no sex in the city " war ein Arbeitstitel, von dem ich immer angenommen habe, dass er nicht durchgeht. Und genau so war es dann ja auch. Er wurde als englischer Titel abgelehnt. Weil, so meine Lektorin, englische Titel auf dem deutschen Markt " nicht gehen ".



    Der jetzige Titel wurde mir ebenso wie das Buchcover vorgegeben. Ich habe dann angemerkt, dass ähnliche Titel zuhauf zu finden sind. In meinem Regal unter anderem: "Komm und küss mich, "küss mich wenn du kannst, "etc, etc, etc.


    Meine Lektorin meinte dazu, dass es aber genau DIESEN Titel in dieser Formulierung eben noch nicht gebe, und man ihn deshalb gewählt habe. Ich denke mal, man wollte damit ausdrücken, dass sich mein Titel thematisch und stilistisch nahtlos an die anderen Werke anlehnt. Es macht eben kaum einen Unterschied, ob ich: "Und wer küsst mich ? " oder "Komm und küss mich ! " kaufe.


    Wobei " Komm und küss mich" ein Titel von Susanne Elisabeth Philipps ist, einer amerikanischen Bestsellerautorin, ( dazu sage ich jetzt mal nix. ) und ich mich neulich, als ich gefragt wurde, wie mein Buch eigentlich heißt, selber nicht mehr dran erinnern konnte.

    2 Mal editiert, zuletzt von claudia ()

  • Claudia,
    aus deiner Antwort schließe ich, dass du dir auch etwas überfahren vorkommst und nicht sehr glücklich bist damit. Ich lese gerade - bzw. werde es bald an die Wand schmeissen -:David Schickler, die Kunst des Küssens in Manhattan, angeblich auch eine Antwort auf "Sex & the City". Der amerikanische Autor hat noch den Vorteil, dass er díverse Rachels und Jacobs einbauen kann und deren spezielle Gebräuche, was wir ja aus Unkenntnis nicht können. Ansonsten sind diese Geschichten, die nur verbindet, dass sie an einem Ort spielen, höchst trivial.
    Dabei können solche leichten Sachen sehr amüsant sein, S & C hat mich seinerzeit hübsch geschockt und eben amüsiert.
    Verrätst du mir - notfalls per PN - nochmal die Adresse deines Weblogs?
    Liebe Grüße und trotz obigem Gratulation, wird schon laufen!
    Pearl, die sich gerade mit Mord und Totschlag rumschlägt, s. litclub :(

  • Liebe Pearl,


    überfahren komme ich mir eigentlich nicht vor. Ich habe mir einfach nur irgendwann gesagt, dass ich mich an ekakt das halten werde, was mein Verlag vorgibt. Ich vertraue einfach mal darauf, dass die Damen und Herren dort es besser wissen ( zu wissen meinen ) Schließlich ist " Und wer küsst mich ? " mein erster Roman, und ich selbst habe - was Vermarktung, Werbung etc. anbelangt- keinerlei Erfahrungen.

  • Zitat


    Auf den Titel hatte ich keinen Einfluss. Der Titel , " no sex in the city " war ein Arbeitstitel, von dem ich immer angenommen habe, dass er nicht durchgeht. Und genau so war es dann ja auch. Er wurde als englischer Titel abgelehnt. Weil, so meine Lektorin, englische Titel auf dem deutschen Markt " nicht gehen ". .



    deine lektorin ist aber, mit verlaub, etwas dumm. das einzige bedenken, was ich haette, waere, dass ein teil des titels sicher geschuetzt ist. dieser titel waere ein garant zumindest fuer aufmerksamkeit gewesen.



    Zitat


    Meine Lektorin meinte dazu, dass es aber genau DIESEN Titel in dieser Formulierung eben noch nicht gebe, und man ihn deshalb gewählt habe. Ich denke mal, man wollte damit ausdrücken, dass sich mein Titel thematisch und stilistisch nahtlos an die anderen Werke anlehnt. Es macht eben kaum einen Unterschied, ob ich: "Und wer küsst mich ? " oder "Komm und küss mich ! " kaufe. .


    "warum knutscht mich keiner" haette ich besser gefunden, ist frecher, einzigartiger und enthaelt ebenfalls die k-alliteration.


    viele grüße,
    michael