stilistische Unsicherheit!

  • Hallo, ihr Lieben,


    mich beschäftigt momentan eine Frage bezüglich meines Romanes und ich hoffe, ihr könnt mir da ein wenig helfen.


    Meine Geschichte beginnt bereits mit der Geburt des Protagonisten. Zu diesem Zeitpunkt schreibe ich in der Erzählform. Es vergehen einige Jahre und erst wenn der Protagonist ein junger Erwachsener ist, beginnt die eigentliche Geschichte.
    Durch die Geschehnisse bei der Geburt und in der frühen Kindheit wird erst der Zusammenhang klar, weshalb ich darauf nicht verzichten kann.


    Soweit dazu!
    Ich würde gerne, sobald der Protagonist ein geeignetes Alter erreicht hat, die Erzählform wechseln. Die Geschichte sollte also aus der Sicht des Protagonisten weiter erzählt werden. (Ich-Form)


    Meine Frage an die Profis unter euch lautet nun: Ist das in der Form möglich oder wäre das ein zu großer stilistischer Bruch?


    Ich bin mir hier leider fürchterlich unsicher, weshalb ich wirklich hoffe, dass ihr mir da einen geeigneten Tipp geben könnt, ehe ich mich verzettle... :pcschwitz


    Vielen Dank schon im Voraus für eure Hilfe! :blume

  • Warum erzählst du die "Vorgeschichte" (Geburt, Kindheit, Jugend) nicht in Rückblenden und Erinnerungen, eingebettet in die Handlung? Ab einem bestimmten Zeitpunkt muß sich der (Ich-/subjektive) Erzähler schließlich immer mehr auf Berichte Dritter verlassen, wodurch sich eine gewisse Brechung ergibt (Indirekte Rede).
    Ich finde Einschübe in Kursivschrift, wie das oft gehandhabt wird, eher sehr stümperhaft. Zugegeben: Andere erzählerische Methoden erfordern mehr Mühe, aber es lohnt sich. :)

  • Hallo Doris,


    eigentlich hast du deine Frage an die Profis gerichtet. Als Gedichtemacher kann ich dir nur folgendes dazu sagen.


    Den Erzähler innerhalb eines Textes (Romans?) zu wechseln, das führt zumeist zu einem starken Bruch in der Handlung. Dies kann vielleicht sogar besser sein, als immerwährend mit Rückblenden zu arbeiten. In deinem Falle möchtest du ja zunächst den auktorialen Erzähler (dein Protag ist ja noch zu jung) und später dann den Ich-Erzähler zu Wort kommen lassen. Eine Möglichkeit wäre, eine "starke Bindung" zwischen den beiden (ich nenne es mal) "Grenzkapiteln" einzubringen; das kann ein übergreifendes Ereignis, ein Leitsymbol oder überordnender Begriff (ähnlich der Novelle), oder eine weitere Person, sein.


    Eine andere Möglichkeit wäre, den auktorialen (allwissenden) Erzähler weiter zu Wort kommen zu lassen. Das hätte u.U. den Vorteil, dass Begebenheiten usw. im Laufe der Handlung, die der Ich-Erzähler nicht wissen kann, eingeführt werden können; ich denke dabei auch an die Schwierigkeit die Charaktere des Ich-Erzählers dem Leser zu vermitteln.


    Machen kann man letztlich vieles, da spielt dann letztendlich das Geschick bzw. das Können des Autors eine gewichtige Rolle. Ich würde es einfach mal probieren!


    Das waren meine unmaßgeblichen Hinweise.


    LG
    Tasso J.M.

  • Hallo, Iris,


    danke für deine Antwort! :blume
    Das mit den Rückblenden habe ich mir auch schon überlegt, allerdings bin ich mir nicht sicher, ob die Rückblenden in diesem Fall nicht einen zu großen Platz einnehmen würden... Schwierig, schwierig..


    Ich werde jedenfalls nochmal darüber nachdenken!


    :strauss

  • Hallo, Tasso,


    danke für den Tipp! :strauss
    Du hast sicher recht, wenn ich den auktorialen Erzähler weiterhin behalte und zusätzlich in die Ich-Form wechsle, kann das durchaus gut klingen. Eine Idee, an welcher Stelle sich beide Formen treffen könnten, habe ich schon... Mal schauen, ob ich das so hin bekomme, wie ich es mir vorstelle. ;)
    Ich schätze mal, da geht es wohl darum, ob ich mich wirklich traue...

  • Zitat

    Original von Doris Konkus
    Das mit den Rückblenden habe ich mir auch schon überlegt, allerdings bin ich mir nicht sicher, ob die Rückblenden in diesem Fall nicht einen zu großen Platz einnehmen würden... Schwierig, schwierig..


    Warum? :wow
    Da gibt es z.B. die Möglichkeit der "Zwiebelschalentechnik", d.h. man erwähnt Erinnerungen so, wie sie dem (Ich-/subjektiven) Erzähler kommen, also immer nur Bruchstücke, die sich allmählich zu einem Gesamtbild formen. Dann muß man sich selbstverständlich auf wenige prägnante Erinnerungen beschränken; aber da man sich im Erzählen einer Geschichte immer auf prägnante Eckdaten beschränken muß, sehe ich darin kein Problem.
    Ich mache das genauso, denn in meinen Romane geht es, wie ich inzwischen selbst diagnostiziert habe, immer um Erinnerung, um die Bedeutung der Vergangenheit für die Gegenwart und die Zukunft.


    Ich hielte es für problematisch, einer Figur eine lange Vorgeschichte zur eigentlichen Handlung zu geben. Das sieht zwar von außen betrachtet, eleganter aus, aber damit stellt sich automatisch die Frage: Was willst du eigentlich erzählen? Eine (aus vielen Faktoren poinitert zugespitzte) Handlung oder eine (linear viele Faktoren streifende) Biographie? :zwinker

  • Hallo Hans Peter,


    ich danke dir sehr für deine Antwort!


    Nein, nur anfangs und am Ende auktorial zu schreiben, würde bei meinem Text nicht gehen.
    Ich schildere das Ganze nämlich so:


    Erst kommt ein Abschnitt, in dem ich über den Tag der Geburt erzähe. Dann richte ich das Hauptaugenmerk auf die Mutter und eben die Geburt an sich (die seltsam verläuft.)
    Ich ende mit einem Cliffhanger und wechsle zum Vater. (Was tut er in der Zwischenzeit, wie sind die Lebensumstände, etc.)
    Wieder zurück zur Geburt und den sehr seltsamen Umständen.
    Dort laß ich den Leser wieder stehen und wechsle (auch auktorial geschrieben) zu einem mysteriösen Unbekannten, von dem man zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiß, ob er Gutes oder Böses im Sinn hat.
    An diesem Punkt berühren sich der Unbekannte und die Eltern meines Protagonisten das erste mal, ohne es zu wissen.


    Die Eltern verlieren im Laufe der Handlung immer mehr an Bedeutung, während der Unbekannte zunehmend an Wichtigkeit gewinnt. So werde ich anschließend zwischen dem Protag. und dem Unbekannten hin und her switchen. Das heißt, ich könnte theoretisch den Protagonisten in der Ich-Form weiter erzählen lassen, während beim Unbekannten weiterhin der auktoriale Erzähler dran kommt.
    Da der Unbekannte eine wichtige Schlüsselfigur ist, die laufend was zu erzählen hat, ist das wohl die beste Lösung.


    Ich danke dir für deine Hilfe, beim Ordnen meiner Gedanken! :D Das hat mich wirklich ein ordentliches Stück weiter gebracht!
    Ich habe deinen Rat befolgt und einfach mehrere Versionen durchgespielt und ich glaube, dass mir diese am besten gefällt!


    :strauss

    2 Mal editiert, zuletzt von Doris Konkus ()