Agenturvertrag und Exklusivität

  • Hallo liebe Listies,


    bin mal gespant, ob jemand antwortet. Ist ja Weihnachten.....Dennoch habe ich was auf dem Herzen:


    Meine Agentin hat mir einen Agenturvertrag geschickt, mit Bitte, ihn umgehend zu unterschreiben. Er entspricht- soweit ich das beurteilen kann- im wesentlichen dem Standard, auch wenn die Agenturprovision mit 15 Prozent aller eingehender Honorare wohl an der Obergrenze liegt.


    Was mir allerdings Bauchschmerzen bereitet, ist der Punkt Exklusivität. Natürlich habe ich nix dagegen, bei der Agentin zu bleiben, wenn unser erstes Projekt erfolgreich war. Aber eine lebenslange Bindung? Das klingt mir doch sehr nach Knebelvertrag. Sie schreibt:


    die Autorin bietet alle für den Buchmarkt bestimmten Projekte zuerst und exklusiv der Agentur an. Die Agentur äußert sich innerhalb von vier Wochen, ob sie die Vermittlung übernehmen will. Erst wenn die Agentur die Vermittlung nicht übernimmt, ist die Autorin frei, das Projekt selbst anzubieten.


    Jetzt frage ich mich:


    Ist dieser Passus üblich? Oder ist das Verhandlungssache?


    Als Laufzeit sind 12 Monate angegeben, kündbar drei Monate vor Ablauf der Jahresfrist. Dann kann ich den Vertrag, sofern ich die Fristen einhalte, doch kündigen, und wenn ich will, zu einer anderen Agentur wechseln, oder?


    Am liebsten würde ich den Abschnitt einfach durchstreichen und den Vertrag dann unterschrieben wegschicken. Weiß aber nicht, ob das so geht.


    Wer lieb, wenn mir trotz Feiertage jemand einen Rat geben kann.
    Claudia

  • Hallo Claudia,


    die geschäftliche Verbindung zwischen Agent und Autor ist eigentlich auf "Dauer" ausgelegt. Deshalb finde ich, geht die Klausel OK, dass du deinem Agenten zunächst deine Manuskripte anbieten musst, bevor du diese anderweitig an den Mann bringen kannst. Im Endeffekt bist du ja auch nicht benachteiligt, zumal du ein Kündigungsrecht mit überschaubarer Frist hast. Das Vertragsverhältnis soll ja auch für beide Parteien gewinnversprechend sein. Wenn du die Zusammenarbeit nur auf ein einziges Projekt beschränkst, dann ist das für den Agenten aus finanzieller Sicht sicherlich uninteressant (außer du schreibst einen "Hit" mit einer Auflage von mehreren 100 000 Exemplaren). Den entsprechenden Passus einfach aus dem Vertragsentwurf streichen - das ist nicht üblich. In keinem Vertragswerk übrigens. Solltest du Zweifel haben, dann sprich doch einfach nochmals mit deinem zukünftigen Agenten und sieh das als "vertrauensbildende Maßnahme" an.


    Ich hoffe, ich konnte dir etwas helfen.


    Liebe Grüße und noch schöne Feiertage wünscht
    Tasso J.M.

  • Zitat

    Original von Tasso9x
    Wenn du die Zusammenarbeit nur auf ein einziges Projekt beschränkst, dann ist das für den Agenten aus finanzieller Sicht sicherlich uninteressant (außer du schreibst einen "Hit" mit einer Auflage von mehreren 100 000 Exemplaren).


    Das ist mir schon klar, und natürlich habe ich auch nicht vor, gleich zu einer anderen zu rennen, wenn es mit ihr nicht klappt. Es ging mir eher darum, einzuschätzen, ob so ein Passus üblich ist. Deiner Einschätzung nach ist er es - und dann werde ich ihn natürlich unterschreiben.


    Danke für Deine schnelle Antwort, und noch ein schönes Rest-Weihnachten.
    Gruss Claudia

  • Ein sinnvoller Passus wäre z.B noch, dass dir ein außerordentliches Kündigungsrecht zusteht, wenn zum dritten Mal ein von dir angebotener Stoff von der Agentur zur weiteren Vermittlung abgelehnt wird.

  • Ihr seid ziemlich klasse ! Danke !



    Ich habe gar nicht damit gerechnet, dass sich über die Feiertage jemand die Mühe macht, zu antworten. So kann ich denn meinen Vertrag schon morgen zur Post bringen.


    Einen guten Rutsch und ein erfolgreiches 2006


    Claudia

  • Der Passus ist durchaus üblich. Eigentlich ist es auch solider, wenn man sich in dieser Form persönlich bindet, als wenn das jeweils projektabhängig ist. Immerhin verpflichtet sich dabei auch die Agentin.


    Mein Vertrag mit "meiner" Agentur ist auch ein "Autorenvertrag" und kein "Projektvertrag". :)


    Hans Peter, inzwischen sind Agenturen derart üblich geworden, daß auch diese keine Garantie mehr für eine Vermittlung sind. Der Schnitt liegt zwischen 50 und 60 %, Tendenz fallend, weil das Angebot noch immer steigt, aber die Programmplätze keineswegs zunehmen -- im Gegenteil! :(

  • Hi Claudia ...


    ... zu dem Vertrag kann ich dir nicht viel raten, aber ich gratuliere ganz herzlich dazu.


    Lieben Gruß ...


    Jo

  • Hallo, Claudia.


    Zunächst: Congrats! :blume Ein Agenturvertrag ist ein wichtiger und großer Schritt.


    Die Exclusivität für Projekte, die den Buchmarkt (!) betreffen, ist absolut üblich. Zumeist stellt der erste Roman die höchste Einstiegsschwelle dar, und danach haben es Autoren vergleichsweise leichter, neue Projekte unterzubringen, was ohne Verlagswechsel dann auch ohne Agentur ginge, selbstverständlich. Anders gesagt: Wenn Deine Agentur Dich an den ersten Verlagsvertrag gebracht hat und der Roman nicht völlig floppt, wird dieser (und häufig nicht nur dieser) Verlag immer an einem nächsten Buch interessiert sein. Theoretisch könntest Du ab diesem Moment auf die Agenturunterstützung verzichten. Aber die Leistung der Agentur besteht/bestand ja darin, Dich überhaupt zu plazieren, und deshalb ist auch verständlich, daß sie an den Folgeprojekten partizipieren will. Davon abgesehen besteht die Agenturleistung zumeist nicht nur darin, fertige Manuskripte zu verkaufen. Auch in meinem Agenturvertrag gibt es diese Klausel, und ich zahle übrigens auch 15%. Dafür muß ich mich um nix kümmern, was mit Verträgen, Bezahlung, Rechten usw. zu tun hat. Und das finde ich irgendwie gut. :D

  • Hallo Claudia,
    ich komme nun zu spät, kann dir aber auch versichern, dass diese Bindung absolut üblich, seriös und sinnvoll ist - ebenso die Kündigungsfrist.
    Ein Agent will ja auch etwas von einer Geschäftsbeziehung haben, in die er eine Menge Zeit, Geld und Energie vorinvestiert, bevor er einen Cent sieht. Agentenbeziehungen sind nicht nur deshalb auf Langfristigkeit angelegt... die meisten Agenturen übernehmen ja auch beraterische Funktion und planen deine Karriere, wenn du regelmäßig schreibst.
    Eine gute Zusammenarbeit zwischen Autor und Agent hält meist länger als manche Ehe! ;)
    Gratulation zum Vertrag!
    Schöne Grüße,
    Petra