Mit Copy und Paste zum Bestseller? Der Da Vinci Code revisited

  • Hallo ihr,


    ganz interessanter Welt Artikel über Dan Brown und CO:


    "Allerdings ist Baigents, Leighs und Lincolns Machwerk eben nur eine Quelle für "Sakrileg". Dan Brown nämlich ist die Sorte Autor, die das Zeitalter der Suchmaschine verdient. So ist der Plot seines Vorgängerromans "Illuminati" schwer an Thomas Giffords "Assassini" angelehnt, und so hat sich Brown den englischen Originaltitel "The Da Vinci Code" von John F. Chases Roman "The Genesis Code" geborgt."


    weiteres unter:
    http://www.welt.de/data/2005/10/24/793199.html


    Ob das alles so stimmt? Dass Browns Plot zu Illuminate an Assassini angelehnt sei, ist jedenfalls eine schwere Beleidigung von "Assassini".


    Hans Peter

  • Hm, ein Plagiatsvorwurf ist ja schon eine deftige Unterstellung.
    Wenn man lange genug sucht, dann kann man sicherlich ganz viele Romane zusammentragen, deren Inhalt sich ähnelt. Da kommen doch solche Vorwürfe auch nicht. Oder wird bei Dan Brown eben einfach leichter dreingeschlagen, weil der Erfolg halt irgendwie doch wurmt? Ich weiß nicht.


    Gruss,


    Bernd

    "Der erfolgreiche Abschluss infamer Aktionen steigert Ihren Bekanntheitsgrad, was für Ihren Feldzug zur absoluten Weltherrschaft unglaublich wichtig ist." (aus dem Benutzerhandbuch des PC-Spiels Evil Genius)

  • Zitat

    Original von Iris
    Ich kann dem Artikel nur zustimmen, aber was erwarten wir eigentlich von einer Massenkultur? :achsel


    Ich kann ja nur beurteilen, inwieweit der Plagiatsvorwurf zu Assassini stimmt. Und der ist völlig aus der Luft gegriffen. Sicher in Assassini und in Illumati will jemand Papst werden und schreckt nicht vor Verschwörung zurück. Aber die Methode, die Personen, die Motive und der Rest der Geschichte ist völlig unterschiedlich. Nicht jeder, der über einen Königsmörder schreibt, hat von Macbeth abgeschrieben.


    Auf mich macht der Artikel eher den Eindruck, da will ein Journalist sich einen Namen machen. Plagiatsvorwürfe kommen immer gut, genauso wie Verschwörungen.


    Auf der Buchmesse muss übrigens so ziemlich jeder Verlag einen Vatikanthriller angekündigt haben, wurde mir gesagt. Me too ist der beliebteste Satz in Verlagen, scheint es.


    Hans Peter

  • Zitat

    Original von hpr
    Auf mich macht der Artikel eher den Eindruck, da will ein Journalist sich einen Namen machen.


    Wieland Freund muß sich keinen Namen "machen", der hat schon einen -- und zwar nicht bloß aus dem Feuilleton. ;)


    Zitat

    Auf der Buchmesse muss übrigens so ziemlich jeder Verlag einen Vatikanthriller angekündigt haben, wurde mir gesagt. Me too ist der beliebteste Satz in Verlagen, scheint es.


    Viele machen in der Tat einander alles nach, sie kupfern sogar die Cover ab, und für jedes Genre werden nur 1, 2 Handlungsschemata bzw. Personenkonstellationen akzeptiert.
    Und dann wundern sie sich, daß die Nachfrage stagniert. :pille


    Überall Neid zu argwöhnen, wenn erfolgreiche, aber eben nun mal extrem triviale Bücher kritisiert werden, ist allerdings auch eine Methode, Kritik mundtot zu machen. ;)

  • mir fällt zu der diskussion eine ganz andere variante von plagiat ein, die sich heutzutage den schreibern von massenliteratur anbietet.


    es gibt scheinbar hunderte selbstgeschriebene harry-potter-geschichten (ich werde wahrscheinlich nie eine lesen, auch kein original). wenn ich die autorin der originale wäre, wenn ich endlos geld damit verdienen wollte, und wenn mir nach dem 6ten (?) band nichts mehr einfallen würde, täte ich mir einfach die besten ideen aus den selbstgeschriebenn geschichten herauspicken. das wäre ein perpetuum-mobile.


    ciao,
    michael

  • Wenn - wie Hans Peter schreibt - der Plagiatsvorwurd im Kern unsinnig ist, halte ich die angestrebte Klage für schwachsinnig, im Erfolgsfall jedoch für katastrophal, würde das doch bedeuten, dass ein Romanautor sich keiner Quellen bedienen dürfte. Wie sollte das gehen?

  • Hallo ihr,


    das Thema beschäftigt mich. Aber in einem Forum muss es ja niemand lesen oder runterladen, also denke ich mal, es ist okay.


    Ich habe mir einfach mal überlegt, was müsste man machen, um Illuminati zu kopieren und um Assassini zu kopieren.


    Illuminati wäre leicht. Da die Geschichte nicht mit einem glaubhaften Hintergrund verwoben ist und die Personen flach wie scheckkarten, könntest du das alles genausogut an einem historischen Königshof, um die Nachfolge der Führung eines Geheimdienste, um die Nachfolge von Khomeini im Iran oder sonstwo spielen lassen, wo es um "Nachfolge" geht.


    Scheckkartenflache Personen passen eben überall hin, weil sie keinen Hintergrund haben, auf dem sie agieren. Und eine alte Verschwörung findet sich überall. Da könnte man die italienische Loge P nehmen, einen Geheimdienst, was immer man möchte.


    Einzig die Sache mit den Bildern und Statuen, das ginge nicht so einfach. Da hat Brown eigenes rein verwoben, das wäre so nur in Rom vorstellbar.


    Assassini wäre sehr viel schwieriger, weil die Personen eine eigene Gescshichte mit historischem Hintergrund haben, weil in Frankreich die Kirche tatsächlich mit den faschisten kollaboriert hat. Da müsste sehr viel mehr angepasst werden, da müsste man Personen haben, die so mit dem neuen historischen Hintergrund verwoben wären, wie in Assassini. Nicht dass das nicht auch ginge.


    Ich habe ja schon in der Mailingliste mal spekuliert, ob man Toms "Idiotentest" kopieren könnte. Wenn jemand mit seiner schnoddrige Stimme inklusive Witz sprechen könnte, sicher. Aber wer kann das schon?


    Michael, wenn es tatsächlich hunderte von Harry Potter Geschichten gibt - ich kenne keine einzige - ist immer noch die Frage, ob man die kopieren kann. Sprich: Halten die auch nur im entferntesten den Vergleich aus? Vermutlich sind sie auf dem Niveau von den Tolkien Klonen.


    Wenn Rowlings keine Ideen mehr hat, sie hat zwei Romane in der Schublade. Mittlerweile ist sie so bekannt, die Leute würden ihre Bücher kaufen und wenn sie das Telefonbuch abschreibt. Zumindest genügend viele, um den Druck lukrativ werden zu lassen.


    Also diese Idee mit dem Abkupfern der Harry Potter Geschichten im Netz, damit würde sie sich nicht nur ihren Namen, sondern auch ihren Markt kaputtmachen. Diese Geschichten sind in aller Regel am untersten Ende der Skala angesiedelt, verglichen mit denen Dan Brown ein Erneuerer der Literatur wäre.


    Zitat


    Überall Neid zu argwöhnen, wenn erfolgreiche, aber eben nun mal extrem triviale Bücher kritisiert werden, ist allerdings auch eine Methode, Kritik mundtot zu machen. ;)


    Überall Plagiat zu wittern, allerdings auch ;-). Ne, ehrlich, dieser Plagiatsvorwurf an Dan Brown, dass Illuminati von Assassini abgekupfert ist, damit hat der Typ sich bei mir auf gleiche Stufe mit Dan Brown gestellt. Das kann ich beim besten Willen nicht mehr ernst nehmen.


    Helmut, nein, der Autor von "Assassini" klagt nicht gegen Dan Brown. Das ist ein Sachbuchautorenpaar, die haben eine Verschwörung aufgedeckt (immer diese Verschwörungen, muss wohl ein Virus sein) und das soll die Verschwörung des Da Vinci Codes sein.


    Wie allerdings jemand an eine Verschwörung glauben kann und gleichzeitig das Copyright beansprucht, ist mir schleierhaft. Wenn es die nämlich wirklich gibt, läge das Copyright bei den Köpfen der Verschwörer, nicht bei dem, der sie beschreibt.


    Du kannst ja auch kein Sachbuch über McDonald schreiben und anschließend das COpyright für eine weltweite Hamburger-Verschwörung beanspruchen.


    Hans Peter

  • Also, ich habe beide Bücher gelesen und finde die Parallelen etwas dürftig, wenn man mal davon absieht, dass das Böse in den Reihen der Kirche zu suchen ist bzw. selbige Mal gehörig durch den Dreck gezogen wird, was ein neuer Trend zu werden scheint.
    Nun gut, in beiden Fällen geht es um die Manipulation der Papstwahl, was m. E. auch das einzig relevante Kirchliche Ereignis ist. Also ist es nicht weiter verwunderlich, dass beide ein und das Selbe thematisieren.
    Das war es auch schon mit den Gemeinsamkeiten... :katz1

  • Zitat

    Original von hpr
    Ne, ehrlich, dieser Plagiatsvorwurf an Dan Brown, dass Illuminati von Assassini abgekupfert ist, damit hat der Typ sich bei mir auf gleiche Stufe mit Dan Brown gestellt.


    Den Plagiatsvorwurf des Verfassers des Artikels hast du hineininterpretiert; da steht:

    Zitat

    Allerdings ist Baigents, Leighs und Lincolns Machwerk eben nur eine Quelle für "Sakrileg". Dan Brown nämlich ist die Sorte Autor, die das Zeitalter der Suchmaschine verdient. So ist der Plot seines Vorgängerromans "Illuminati" schwer an Thomas Giffords "Assassini" angelehnt, und so hat sich Brown den englischen Originaltitel "The Da Vinci Code" von John F. Chases Roman "The Genesis Code" geborgt.


    (Hervorhebung von mir) Das ist keineswegs ein Plagiatsvorwurf -- daß die beiden Stories Parallelen aufweisen wirst du doch wohl nicht abstreiten?


    Für den Titel allerdings kann Brown nichts. Die werden -- trendy, trendy -- im in den Mass Market-Programmen ausschließlich von Marketing und Vertrieb bestimmt.


    Zitat

    Das ist ein Sachbuchautorenpaar, die haben eine Verschwörung aufgedeckt (immer diese Verschwörungen, muss wohl ein Virus sein) und das soll die Verschwörung des Da Vinci Codes sein.


    Das ist sogar ein Autorentrio, Hans Peter: Michael Baigent, Richard Leigh und Henry Lincoln, von denen allerdings nur die beiden ersten die Klage gegen Brown angestrengt haben. Diese drei haben das unsäglich schwachsinnige Machwerk Der Heilige Gral und seine Erben verzapft, das im Zuge von Dan Browns Erfolgen nochmals in die Regale kam.
    Die Klage hat garantiert nur den Zweck, diesen aberwitzigen Schrott wieder so richtig ins Gespräch zu bringen, um eine Neuauflage zu erzwingen, an der die Autoren wieder verdienen würden -- sonst nix.
    Der Prozeß findet in den USA statt, und diese Form der Gerichtsbarkeit dient dort in erster Linie wirtschaftlichen Zwecken und der Show. Auswirkungen für das hiesige Verlagswesen wird das Ganze sicherlich nicht haben.

  • Zitat

    Original von hpr
    Auf der Buchmesse muss übrigens so ziemlich jeder Verlag einen Vatikanthriller angekündigt haben, wurde mir gesagt.


    Also, vornehme Zurückhaltung in Sachen Vatikanthriller zeigte beispielsweise der Querverlag. Aber der ist ja auch nicht ziemlich jeder.


    :evil


    Schöne Grüße von blaustrumpf

  • [quote]Original von Iris
    Den Plagiatsvorwurf des Verfassers des Artikels hast du hineininterpretiert; da steht:
    [quote]


    Na gut, Plagiat sicher nicht im juristischen Sinn. Aber dass der Plot "schwer angelehnt" an Assassini sei, steht in deinem Zitat. Und dass Assassini eine der "Quellen" gewesen sei, aus denen Dan Brown geschöpft habe, auch.


    Womit der Autor sagt: Dan Brown habe sich dort "inspirieren" lassen. Ein Teil seiner Ideen stamme von Assassini.


    Und sorry, das ist Quatsch. Nicht jeder, der an den Haaren herbeigezogene Plots verwendet, "lehnt sich deshalb schwer" an anderen an. Da ist nämlich nichts als die Papst-Nachfolge, die angelehnt wäre.


    Das ist in meinen Augen ebenso an den Haaren herbeigezogen, wie der Plot in Illuminati. Nicht nur Dan Brown versteht sich auf Verschwörungstheorien. Und nicht jeder, der an den Haaren herbeigezogene Plots schreibt, verwendet deshalb andere Plots als "Quellen" oder "lehnt sich schwer" bei diesen an.


    Was Wagner schreibt, mag kein Plagiatsvorwurf im juristischen Sinne sein. Aber der Vorwurf, Dan Brown habe anderer Autoren Ideen verwendet und die Überschrift "Kopieren und Einfügen" interpretiert jeder im allgemeinen Sprachgebrauch als Plagiatsvorwurf. Na gut, zumindest als Vorwurf, dass Brown "abgekupfert" hätte.

    Hans Peter

  • Zitat

    Original von hpr
    Was Wagner schreibt, mag kein Plagiatsvorwurf im juristischen Sinne sein. Aber der Vorwurf, Dan Brown habe anderer Autoren Ideen verwendet und die Überschrift "Kopieren und Einfügen" interpretiert jeder im allgemeinen Sprachgebrauch als Plagiatsvorwurf. Na gut, zumindest als Vorwurf, dass Brown "abgekupfert" hätte.


    Jeder? Na, gut, ich bin halt nicht jeder, das ehrt mich. =)


    Der Mann heißt übrigens nicht Wagner, sondern Wieland Freund. ;)

  • Zitat

    Original von Iris
    Die Tochter meines Vaters findet es allerdings überhaupt nicht abwegig, von Wieland auf Wagner zu kommen! =)


    die assoziation ist sozusagen schmiedeeisern.
    :evil