Beiträge von Alexander R.

    Ist das Zitat noch schockierender als ... sagen wir mal ... ein "Orgasmus auf einem Stuhl"? 8-) :D

    Dies Zitat habe ich freihändig übersetzt. Viel Spaß beim Nachschlagen!


    Unser Phallus sollte Augen haben, dank derer wir für einen Moment denken könnten, die LIebe von nahem gesehen zu haben.


    Tipp: Die Schlüpfrigkeit führt zur Nationalität des Urhebers. Der Gedichtband eines deutschen Lyrikers führt zum konkreten Zitat.


    Ach wie gut, dass niemand weiß, dass ich Rumpelstielzchen heiß'! =) =) =)

    ... und ich grüße von Ferkel zu Ferkel *grunz* :D


    ... aber wir haben uns ja schon kurz kennen gelernt, Schöngeist. Willkommen! :bitte

    Liebe 42er,


    warum nennen wir uns eigentlich 42er? Nicht, dass ich meine, die Frage sei originell oder noch nie gestellt worden - ich habe nur keine Antwort gefunden. ?(


    Hat Douglas Adams damit zu tun? Sind die 42er die endgültige Antwort auf alle Fragen? :)


    Herzliche Grüße,


    Hugo

    Lieber Achim,


    *kleinlaut* ich hoffe, ich habe nicht den Eindruck vermittelt, der Autor solle nicht in seine Figuren schlüpfen. Ich wollte auch nicht die guten und hilfreichen Tipps zum Überarbeiten in Frage stellen, die mir so viele gegeben haben.


    Nur: Meine kursiv gesetzte Frage am Schluss des letzten Beitrags stelle ich mir wirklich und wahrhaftig, auch auf die Gefahr hin, dass ich als begriffsstutzig gelte. Der Gegensatz von Gefühl und Verstand ist für mich beim Schreiben ein Problem. Ich dachte, vielleicht geht es anderen ja ähnlich.


    Herzliche Grüße,


    Hugo

    Zitat

    Original von Kristov


    "Masturbation ist Sex mit dem Menschen, den man liebt."
    - Na, wer hat's gesagt??


    Woody Allen? (hilfsweise: Groucho Marx?)

    Liebe Lieben,


    da ist man einmal kurz weg ... und dann geht es - um die Ich-Perspektive? ;( :braue :D


    Nun denn ... ich meine nicht, dass eine Perspektive besser ist als die andere. Wahrscheinlich schwingt da auch viel Zeitgeist, Geschmack, Mode und Genre mit. Und natürlich die Geschichte.


    Wenn ich eine verdammt starke Hauptperson habe wie in "Homo Faber" und das Thema des Romans gerade der Wandel seiner Grundüberzeugungen ist, dann bietet sich ein Ich-Erzähler einfach an, finde ich. (Übrigens ist das ein Beispiel, in dem der Hauptfigur am Ende in der Tat etwas Schlimmes passiert und man sich um sie sorgen muss.)


    Andere Geschichten wirken wohl besser, ich sage mal übergreifend, in der dritten Person.


    Der Erzähler meines ersten Romanprojekts war auktorial. Jetzt, beim zweiten, erzählt ein Ich.


    Jetzt muss ich nur noch irgendwie die Überleitung hinkriegen ...


    Also, nehmen wir mal rein theoretisch an, mein zweites Projekt wäre eine Liebesgeschichte ... und ich schriebe aus der Perspektive des Mannes. Und dann tritt etwas ein, was Tom ansprach: Die Perspektive hilft mir, mich in den Mann hinein zu versetzen.


    Folglich verliebe ich mich in meine weibliche Hauptfigur. Damit meine ich, dass ich mich in sie verliebe. Und nun macht Liebe dummerweise blind. Blind für eine Stelle, an der die beiden das erste Mal miteinander schlafen. Ich bin verliebt und will, dass diese Bettszene etwas noch nie Dagewesenes wird. Etwas Gefühlvolles, aber auch Leidenschaftliches. DER Sex des dritten Jahrtausends!


    Und ich schreibe und schreibe und schreibe und werde selbst ganz erregt dabei. Das Ergebnis ist phantastisch. Casanova und Don Juan würden meinen Erzähler um diesen Sex beneiden.


    So. Und dann lasse ich das Ganze erst einmal sacken. Lasse die Szene liegen. Und denke dann beim Lesen: Hm. Irgendwas stört. Vielleicht liegt das ja daran, dass ich inzwischen meine Gefühle ausgeknipst habe.


    Denn das ist für mich ein Problem: Wie streiche ich eine Szene mit intensiven Gefühlen zusammen, streiche sie vielleicht sogar ganz - Kill your darling! - wenn ich gar nicht mehr mit Gefühl überarbeite, sondern nur noch mit der Ratio?


    War das'n Bogen? War das 'ne Überleitung? =)


    Herzliche Grüße,


    Hugo

    Zitat

    Original von mario
    Ehrlich gesagt, habe ich keine Lieblingssätze oder Passagen, darum kenne ich das Problem nicht. Im Grunde genommen muss sich doch jeder nur fragen, was er eigentlich will. Eine gute Geschichte erzählen oder Passagen oder Sätze verkaufen. Wer die Antwort kennt, weiß was zu tun ist.
    Wer zu denen zählt, die Geschichten erzählen, denen kann es doch egal sein, was gekürzt wird, solange der Sinn einer Geschichte nicht verloren geht oder anderweitig verbogen wird.


    ...


    Mir ist immer wieder aufgefallen, dass Begriffe wie Sahnestück, Perle, Kunst, Werk und alle anderen Abgehobenen Wörter eigentlich nur die eigenen Gedanken vergiften. Darum verlasse ich mich einfach auf das Gefühl, nur eine gute Geschichte zu schreiben. Das diese vielleicht nicht jedem gefallen wird, ist mir dabei bewusst, denn das ist eine Frage des Geschmacks. Der eine Kauft ein Opel, der andere einen Volvo, und? ;)
    Außerdem unterscheide ich konsequent zwischen dem geschichtlichen Inhalt und die Art mit der sie verpackt wird. An der Verpackung hänge ich nicht, wohl aber an dem Geschichtsinhalt. Und da die Verpackung aus unzähligen Einzelelementen besteht, die zu jeder Geschichte völlig neu angeordnet werden müssen, ist das wohl die kniffligste und zeitraubendste aller Aufgaben.


    Lieber mario,


    danke, dass du noch einmal so detailliert auf meinen Ausgangsbeitrag eingegangen bist! :)


    Roentgen schreibt irgendwo in "Vier Seiten ..." oder "Drei Seiten ..." sinngemäß: "Es gibt drei Voraussetzungen, um einen Verlag zu finden: 1. eine gute Geschichte, 2. eine gute Geschichte und 3. eine gute Geschichte."


    Wenn man einen belletristischen Text in Geschichte und Sprache/Stil unterteilt, dann ist meines Erachtens die Geschichte wichtiger, da teile ich deine Meinung voll und ganz. Eine Interessante, gefühlvolle oder packende Geschichte kann, glaube ich, viele Mängel in der Sprache ausgleichen. Umgekehrt wird's schwierig ... Die Sprache eines Dichterfürsten, aber eine lahme, langweilige Story?


    Herzliche Grüße,


    Hugo

    Zitat

    Original von Mulle
    Umso emotionsloser ich bin, umso "richtiger" ist mein Text.


    Liebe Mulle und andere,


    so wie ich es verstehe, besteht weitgehend Einigkeit, dass es eine gute Methode ist, zuerst mit Herz, Bauch und vielleicht auch Knie zu schreiben und dann mit dem Kopf zu überarbeiten.


    Gut. Ich sitze also vor meinem Mac. Die Rohfassung ist gespeichert. Jetzt schalte ich die Gefühle aus. Alles in mir ist kalte, reine Vernunft.


    Und jetzt kehre ich noch mal zu meinem Ausgangsbeispiel zurück, wie mario das dankenswerterweise schon getan hast:


    Da ist also diese Stelle. Ich liebe diese Stelle. Und sie gehört auch zur Geschichte. Sie fühlt sich nicht als Fremdkörper im Vergleich zum Rest an, der Stil schmiegt sich harmonisch in seine Umgebung.


    Und trotzdem ragt die Stelle aus irgendeinem Grund aus der Umgebung heraus. Ich checke: War ich selbstverliebt, möchtegern-literarisch? Nö. Eifere ich hier Vorbildern nach? Nö.


    Ich kann analysieren so viel ich will und komme doch nur zu dem Schluss: Die Stelle ist "anders" als die Umgebung. Wahrscheinlich liebe ich sie deshalb.


    Stört es eine Geschichte vielleicht schon, wenn sie nicht vollkommen einheitlich ist? Tötet das die Harmonie? Den Zusammenhalt?


    Herzliche Grüße,


    Hugo

    Zitat

    Original von Tom
    Schließe mich Ulli an. Es gibt kein Rezept, kein Patent, kein So-sollte-es-sich-anfühlen. Man kommt an einen Punkt, an dem man merkt, dass es funktioniert. Oder auch nicht.


    Lieber Tom,


    natürlich. Es gibt kein Patent-Rezept, keine allgemeingültige Formel fürs Überarbeiten. Meine Frage war allerdings auch nicht, wie "es" sich allgemein anfühlen sollte, wenn ein Text in Ordnung ist, sondern was du selbst dabei fühlst, wie es für Tom ist, wenn er sich zurück lehnt und sagt: Ja, das kann so bleiben. Damit wollte ich für mich dein "Der Kontrollmechanismus bin ich selbst" auf Sinneswahrnehmungen konkretisieren, damit ich dich besser verstehe.


    Aus Ullis Angaben könnte man die Hypothese bilden, dass sie ein auditiver Mensch ist und dass der abschließende Kontrollmechanismus für einen Text ihr Gehör ist.


    Da ich mich selbst auch ein bisschen kenne, erhoffe ich mir von solchen Fragen Rückschlüsse auf meine eigenen Kontrollmechanismen.


    Ich sehe aber ein, dass meine Fragen ins Private gehen, und entschuldige mich, falls ich zu indiskret war.


    Herzliche Grüße,


    Hugo


    P. S.: Und die Sache mit der Tadschikischen Teestube war übrigens nur als flapsige "leere Drohung" gemeint. :D

    Zitat

    Original von Nifl


    So ist zumindest meine Erfahrung. Eine Grundschullehrerin las ihre Geschichte vor. Beim anschließenden "Kommentieren" meinte ich nur, dass ich denke, sie erzähle zwei Geschichten. Daraufhin fing sie beinahe an zu heulen... das war für mich die letzte Sitzung.


    :D Dazu gibt es doch eine hübsche "Glosse" bei Frey, Band 1, am Ende: über die Kuschelgruppen mit Zimtplätzchen und Kräutertee ("Ich liebe deinen Text mehr als meine eigene Mutter!"), die "Finnegan's Wake"-Gruppen mit Cabernet und französischem Käse (sehr intellektuell!) und die destruktiven Gruppen, die einfach nur Bock haben, Texte (und vielleicht auch Autoren) durch den Fleischwolf drehen (wär' doch mal putzig, von jeder Gruppe ein Paradebeispiel kennen zu lernen!).


    Was du beschreibst, klingt stark nach Kuschelgruppe. :) Angeblich soll man ja vorher die Regeln festlegen, aber bei uns läuft das anarchistisch (und mit einem Hauch von "Cabernet-Gruppe", daher meine Assoziation mit der Masturbation). 8-)


    Herzliche Grüße,


    Hugo

    Zitat

    Original von Ulli


    Original von Hugo
    Is' ja schon gut, nur noch ganz kurz: Dieses "Falls es wirklich dein Text ist, gönn dir Beta-Leser" - is' das gut oder schlecht?!


    Mein Betaleser ist gut. Er ist das Beste, was mir jemals im Schreibprozess passiert ist.
    [/quote]


    Liebe Ulli,


    meine Frage zielte eigentlich nicht darauf ab, ob dein Beta-Leser gut ist. Aber nach mehreren Missverständnissen im Framing-Fred und hier - wahrscheinlich soll es zumindest heute Nacht nicht sein.


    Herzliche Grüße,


    Hugo

    Zitat

    Original von siempre


    ich will auch eingeladen werden *plärr* sonst lade ich mich selbst ein *droh* =)


    schlaft alle gut 8-)


    Liebe siempre,


    wenn du aus Hamburg oder so nach Berlin kommen magst - gern. Besser aber noch, du kommst nach Potsdam. Da ist es noch viel schöner!


    Herzliche Grüße,


    Hugo


    Liebe Ulli,


    vielen Dank für deine guten Wünsche. Ich verstehe, dass du mir freundlich sagen willst: Jetzt lass aber mal gut sein.


    Nur: Das mit der Wahrnehmung ist schon spannend. Und daraus kann man Rückschlüsse auf sich ziehen. Du hast etwa geschrieben: "wenn es sich richtig anhört." Vielleicht sagst du: Da habe ich mich einfach vertippt; aber vielleicht bist du auch ein auditiver Mensch, der seine Texte laut liest.


    Is' ja schon gut, nur noch ganz kurz: Dieses "Falls es wirklich dein Text ist, gönn dir Beta-Leser" - is' das gut oder schlecht?!


    Herzliche Grüße,


    Hugo

    Lieber Tom,


    Zitat

    Original von Tom
    Ich weiß einfach, wie es sich anhören, anfühlen soll, und so schreibe ich. Der Kontrollmechanismus bin ich selbst.


    ich stelle jetzt mal eine Frage, wie man das beim "Neuro-Linguistischen Programmieren" tun würde (à propos: aus dem NLP kenne ich auch den Begriff (Re-)Framing):


    Wie fühlt sich dein Körper an, wenn ein Text sich "richtig" anfühlt, wie Maren schrieb? Ist dein Bauch warm? Deine Stirn kalt? Oder umgekehrt? Pocht dein Herz stark? Ist deine Atmung regelmäßig oder unregelmäßig? Prickeln die Hände? Oder was immer dir einfällt.


    Bitte nimm mir diese Fragen nicht übel. Sie sind ganz ernst gemeint. Ich möchte verstehen, wie es sich bei dir anfühlt, wenn du weißt, dass dein Kontrollmechanismus, der du selbst bist, zufrieden ist. Im NLP stellt man solche Fragen.


    Zitat

    So ist es. Das ist eine gut erzählte, gute Geschichte, in der ich als Autor erkennbar werde, und die so nur ich hätte erzählen können. Darauf kommt es an, da muss man hinkommen. Alles andere sind Nebenschauplätze, auf die man sich gerne verirrt, die aber nur Zeit und Kraft kosten. Schreiben ist eine Angelegenheit des Selbst- und Sendungsbewusstseins.


    Weißt du was, Tom? Ich lade dich einfach mal irgendwann in die Tadschikische Teestube am Deutschen Historischen Museum zu einer Tasse Karawanentee aus dem Samowar ein, und du erklärst mir alles ganz in Ruhe. :D=)


    Herzliche Grüße,


    Hugo

    Zitat

    Original von Mulle
    Testphase 1 vers. Testphase 2, scheint mir.
    Ich mag es opulent, aber das neue ist selbst mir zu krass. Aber zwischen den Versionen hast du einen brauchbaren Stil versteckt (oder in die 80er reisen, ich mein, da war das gerade in). Musst'e nur ausgraben.


    Liebe Mulle,


    das mit den Testphasen hast du gut erkannt. Ich schrieb beide Textanfänge zwischen meinen beiden Romanprojekten.


    Das Neue ist selbst dir zu krass? Okay, weil du's bist. =) Es wird nicht gerade besser mit dem Opulenten ... Die nächsten beiden Absätze lauten:


    Im Märzen der Bauer die Rösslein anspannt, die Rösslein, die Zossen, die Ackergäule, die den Pflug hinter sich schleifen und Leben in die Erde furchen, sie lockern, ihre Lenden öffnen für die Saat. Nein, keine Pferde - Maschinen, große Maschinen mit Motoren und Stahl, die sich in die Scholle fressen, ihre Lenden aufreißen, sie vergiften, sie blutig kratzen, bis nur noch Mais steht überall, Mais, Mais, Mais mit viel Stärke für die Motoren, Raps mit viel Öl für die Motoren, Motoren, Motoren, Kartoffeln mit viel Stärke für die Motoren, Windräder mit viel Energie für die Motoren.
    Ein leichter Graupel setzte ein und stach Isford sanft in den baren Kopf. Er lehnte sein Haupt zurück und spürte die Nadeln über sein Gesicht rieseln, verzog das Gesicht mit jedem Muskel und breitete die Arme aus, ging in die Knie, empfing den Graupel in seinem Schoß und rollte lachend nach hinten ab, die Viere von sich gestreckt und sie rüttelnd wie die Äste eines Apfelbäumchens. Sein Rücken labte sich am Eis, mit der Rechten fuhr er in den schlafenden Acker und grub seine Fingernägel in den verkrusteten Boden, den Mund öffnete er weit und trank den rieselnden Graupel, während er sich jung fühlte, ganz jung, so jung.


    Und danach wird's noch krasser ... Ach ja, was war jetzt in den 80ern in? Stil 1 oder Stil 2?


    Herzliche Grüße,


    Hugo

    Zitat

    Original von Tom
    Und deshalb liebt man diese Sätze auch, diese vor Erklärungen und Deutungen überfließenden, prächtigen Whole-In-Ones, die eigentlich den Rest des Textes überflüssig machen. Und genau deshalb sind sie es selbst.
    Kill 'em.


    Lieber Tom,


    ohne den Rest deines Beitrages herab würdigen zu wollen - diesen Schluss finde ich besonders hilfreich.


    Herzliche Grüße,


    Hugo

    Zitat

    Original von Margot
    Hugo, wenn du deine Lieblinge nicht killst, der Lektor/die Lektorin wird es auf alle Fälle tun. Hätte ich nie gedacht, ist aber tatsächlich so und doch recht schmerzhaft. *plärr* Aber es ist vermutlich wie beim Sex: tut nur das erste Mal weh. :D


    Liebe Margot,


    ach Margot, wenn doch ein Lektor meine Lieblinge wirklich auslöschte, statt mir das ganze Projekt mit dürren Worten zurück zu senden - das wäre mein höchstes Wünschen und Sehnen!


    Zur Sache mit dem "ersten Mal" verkneife ich einen Kalauer, eine böse Zote. :D


    Zitat

    Also schau dir deine Lieblingsstellen genau an, sei ehrlich und frage dich: Will ich hier literarisch sein? Extrem originell? Passt es zum anderen oder mache ich hier einen auf Papagei unter Spatzen? Oder imitiere ich gar einen meiner Lieblingsautoren?


    Das sind doch schon mal sehr genaue und hilfreiche Fragen. Vielen Dank! :blume


    Herzliche Grüße,


    Hugo

    Zitat

    Original von Anja
    Ich würde das Zitat nicht dahingehend verstehen, dass Du unbedingt die Sätze streichen musst, die Dir besonders gut gefallen. Aber Du solltest Deinen eigenen Text so kritisch wie möglich lesen und dann beim Überarbeiten auch bereit sein, Sätze oder auch ganze Absätze zu streichen, wenn sie für den Text insgesamt entbehrlich sind (aus welchen Gründen auch immer). Auch dann, wenn Dir diese Abschnitte gut gefallen. Denn auch der am schönsten formulierte Absatz verschlechtert einen Text, wenn er überflüssig, zu weitschweifig, nicht mehr zur eigentlichen Geschichte gehörig etc. ist. Es gibt viele Gründe, Sätze zu streichen, einer der wichtigsten für mich ist immer der, dass man sich mit diesem Absatz sozusagen "verzettelt". Dann muss er gestrichen werden. Ich kann Dich aber trösten: Überwindung kostet das nur am Anfang. Später löscht man viel schneller :).


    Liebe Anja,


    Tucholsky zitiert in den "Ratschlägen für einen guten Redner" irgendjemanden mit "Wat jestrichen is', kann nich durchfalln." Ich streiche gern. Das macht mir Spaß. Das Problem ist für mich nur herauszufinden, was ich streichen soll ...


    Frey bringt in seinem ersten Band ein Beispiel mit einem Mann, der seine kranke Mutter besucht. Er schreibt, wenn dieser Teil nichts dazu beitrage, die Prämisse zu beweisen, dann müsse er raus, auch wenn er der ergreifendste Teil des Romans sei.


    So weit, so klar. Ich frag' mich ja immer: Wie haben die russischen Klassiker das gesehen, aber egal. Nur ist es eben für mich fast nie so eindeutig wie in Freys Beispiel und mit deinem "überflüssig" und "nicht zur Geschichte gehörig".


    Aber wahrscheinlich suche ich nach allgemeinen Kriterien fürs Streichen und Überarbeiten, die es nicht gibt und nicht geben kann.


    Herzliche Grüße,


    Hugo