Beiträge von Jürgen

    Zitat

    Original von blaustrumpf


    Eben.
    Und schon wirkt es wie Gerede. Ich dächte, mit der Forderung Pjotr Stepanowitsch (nachzulesen in Dostojewskis "Böse Geister") kämen wir weiter.
    :)


    P. S.: Für alle, die keine Lust haben, nachzublättern - es handelt sich um die Forderung "Fakten, Fakten und nochmals Fakten".


    Versteh ich nicht, ich halte es mit Bachtins These in seinem Dostoevskij-Buch: Ich zitiere ausm Kopf, entschuldige, dass das Typische an diesen Romanen die Polyphonie selbstständiger Stimmen sei. Und eben nicht Fakten, Fakten, Fu.kten.
    Grüße


    Liebe Blaustrumpf,
    ich habe mir erlaubt, den Konjunktiv eins, der die indirekte Rede ausdrückt, adverbial bzw. modal zu umschreiben. Butter bei die Fische, wie wir Fischstädter sagen: Ich gebe die Rede Dritter wieder.
    Viele Grüße
    Jürgen

    Hallo,
    btw erinnere ich gern an das Radio-(Bremen?)-Feature: "Warum tragen Vietnamesen keine Adidas-Schuhe?" In Herzogenaurach, wo dieser Ballack angeblich "im Kreis der Adidas-Familie" die Vorrundenspiele der WM anschaute, wird natürlich keine einzige Schuhsohle gefertigt, sondern das geschieht u.a. in Vietnam, wo Jugendliche für € 30 im Monat Sportschuhe zusammenkleben. Der dortige Manager des Konzern soll übrigens in der Zerschlagung der Gewerkschaftsbewegung in Lateinamerika in den 1980er Jahren verwickelt sein.

    Zitat

    Original von Topi
    Hallo Forum,


    Wer nicht eine Kutsche sein eigen nannte, oder wenigstens ein Pferd, ging zu Fuß, oder blieb, wo er war.


    Hallo,
    es gibt auch noch Interpunktionsregeln:


    Wer nicht eine Kutsche sein Eigen nannte oder wenigstens ein Pferd, ging zu Fuß oder blieb, wo er war.


    Andererseits: Was heißt "wenigstens ein Pferd"? Das Pferd war / ist ein Statussymbol, das sich früher nur reiche Bauern etc. leisten konnten. Es gab für den Transport noch den Ochsen, der die Reisegeschwindigkeit vorgab. Und man reiste früher zu Fuß - weil es so schneller als mit dem Ochsen ging.
    Darüber hinaus: "sein Eigen nennen" hört sich etwas gestelzt an, ist das beabsichtigt?
    Grüße
    Jürgen

    Zitat

    Original von Maximilian
    und überseh Du bitte nicht meine Headline beim Zitieren und Lesen ... :)


    Um das Niveau wieder auf Vordermann zu bringen, nehme man wie im Original von Horst-Dieter:


    "Übersieh nicht, dass du dich hier im öffentlichen Forum tummelst!"


    einfach den Imperativ Singular.

    Zitat

    Original von Cordula



    Zu der Diskussion einer möglichen oder unmöglichen Trennung von Sprache und Denken: Es gibt neue wissenschaftliche Thesen im Bereich der Gehirnforschung, die behaupten, unser Denken (egal ob in Sprache oder sprachlos) sei ausschließlich (!) gelenkt durch Gefühle, Wollen und Begehren. Also in etwa die Umkehrung von dem, was uns bisher gelehrt wurde, nämlich den Verstand (dem das Denken zugeordnet wurde) als übergeordnetes Lenkmittel unserer sonstigen Bedürfnisse zu sehen, mittels dessen wir nach Moral und Ethik und Vernunft unsere "primitiven" Bedürfnisse unter Kontrolle halten und entscheiden, welchen wir nachgeben dürfen und welchen nicht.


    Hallo!
    Bitte: denken ist nicht das, was einem zufällig durch den Kopf schießt oder auch nicht.
    Seit I. Kant heißt Denken: die spontan-aprioretische Verknüpfung der durch die Sinne gegebenen Erfahrungen. Wenn also die Hirnforscher aufgrund ihrer empirischen Forschungen zu dem Ergebnis kommen, dass das Denken durch Gefühle verursacht, begründet oder bedingt sei - dann bestätigen sie mit dieser selbst vorgeführten Kausalverknüpfung die Kantische Transzendentalphilosophie: dass die Vernunft das höchste Erkenntnisvermögen darstellt, dem das Reich der Sinnlichkeit (Wünsche, Triebe etc.) gegenübergestellt ist.
    Kunst ist wohl ein eigenständiger Bereich, weil die Vernunft ihren Widerpart nie vollständig bezwingen wird.
    Viele Grüße
    Jürgen

    Zitat

    Original von Horst Dieter


    Wenn heute eine Autorin oder ein Autor den Mut hätte, einen Briefroman zu schreiben für einen Stoff der nicht historisch ist, würde ich ihn/sie allein dafür schon bewundern. Dann würde ich mir ansehen, ob sich die Wahl dieses Stilmittels gelohnt hat …


    Hallo Horst-Dieter,
    einen modernen deutschen Briefroman gibt es auch: Christian Geissler (k): ein kind essen. liebeslied. Rotbuch 2001. Er handelt von zwei schwulen Kommunisten, die sich Mitte der 1990er Jahre zwischen Aaltuikerei / Rheiderland und Rostock briefeschreibend den "Einigungsprozess" vergegenwärtigen. Dieser Roman ist übrigens ein Meisterwerk ohne Leser. Das ist aber eine andere Sache.
    Viele Grüße
    Jürgen

    Liebe Shabana,
    du hast die wesentlichen Aspekte der Literatur in so klarer und schöner Sprache zusammengefasst, dass mir im Moment gar kein Widerspruch einfällt.
    (Kann mich auch nicht erinnern, mal etwas in dieser Konzentration Besseres gelesen zu haben.)
    Viele Grüße
    Jürgen

    Zitat

    Original von Horst Dieter


    Was mich ja immer wundert ist, dass Whiskytrinker wissen, wie Torf schmeckt. Über deren Essgewohnheiten möchte ich gar nicht nachdenken, zumal man ja weiß, was man so alles im Torf findet … :dumm


    Meinst du Moor?
    Grüße
    von einem, der aus dem Moor kommt.

    Zitat

    Original von Andreas Dietz


    Durch Eisblumen lässt sich, sofern Licht im Zimmer ist, nicht mehr als ein Schatten erkennen. Bei einzelnen Sätzen geht leider immer der Kontext verloren. Und das es eine vage Formulierung ist, daran zweifle ich kein bisschen. Es muss ja auch nicht immer alles nach "Standart" konstruiert werden.


    Hallo Andreas,
    Weshalb "Eisblumen"?
    1. Wenn sie erwähnt werden, muss dem Leser nicht auch noch gesagt werden, dass jemand friert; darauf sollte man allein kommen dürfen.
    2. Wenn es im Zimmer eiskalt ist, kann man sich auch in eine Decke wickeln. Weshalb macht Anna das nicht?
    3. Wenn die Heizung ausgefallen ist, müssten auch Annas Sorgen zum Ausdruck kommen (Einfrieren der Wasserrohre etc.)
    4. Ich kann mir als Leser nicht vorstellen, wie man durch ein Eisblumenfenster Einzelheiten auf der Straße erkennen kann, zumal wenn man aus einem erleuchteten Raum in die Dunkelheit blickt.
    Also: Ich würde sagen, dieser Satz ist weder inhaltlich noch formal präzise konstruiert.
    Viele Grüße
    Jürgen

    Lieber Jörg,
    auch von mir viele herzliche Glückwünsche zum Geburtstag.
    Unter uns: Nicht nur das Malzgebrannte, auch wir reifen unserer Vollendung entgegen; wir natürlich der literarischen. Nur noch sechs Jährchen, dann geht die Litera-Luzi sowas von ab. Ich erreiche die 50 (die literarischen Pfingsten) etwas früher, aber ich verspreche, auf dich zu warten.
    Viele Grüße
    Jürgen

    Zitat

    Original von blaustrumpf
    PN-Fächer sind wie Tiefkühlschränke: Entweder sie sind voll oder Du brauchst sie nicht wirklich.
    8-)


    Hab noch genügend Platz in meinem Fach, wenn also jemand was einfrieren will...


    Grüße von Jürgen,
    der sich gerade vor seinem geöffneten Gefrierschrank erfrischt.

    Zitat

    Original von Michael H


    das tut er ja gerade nicht, indem er sagt: "Es hat viele Antisemiten unter den Komponisten gegeben, aber nur einen einzigen, der „Tristan und Isolde“ und die „Meistersinger“ geschrieben hat. Was zählt, ist letztlich die Musik."


    - Heißt auf Deutsch: Der Antisemitismus ist wurscht, weil die Musik gut ist. Und nicht: Wagner war ein Antisemit, aber seine Musik ist gut.


    Ich finde, dass man einen deutschen Autor nicht ins Deutsche übersetzen muss.
    Außerdem finde ich es nicht angemessen, jemandem, der Opfer von Antisemitismus ist und unter Antisemiten leben muss, vorzuwerfen, ihm sei der Antisemitismus "wurscht".

    Zitat

    Original von blaustrumpf


    Klar, "Zucht und Maß" sind keine zeitgemäße Übersetzung von "Temperantia". Ja, und?
    :)


    Naja, der Pieper hat ne Papierzuteilung für seine Temperantia gekriegt und der Holz war bei der Gestapo zu Besuch, das is doch n dickes und, wa?

    Zitat

    Original von blaustrumpf


    Und wenn ich der romantischen Idealvorstellung eines Genies Glauben schenke, dann erwächst aus einem unordentlichen Leben Außerordentliches.
    Aber das schließt natürlich nicht aus, dass das mitunter auch in einem ordentlichen Leben vorkommen kann.


    Gebongt. Ordentliches Leben gesagt, Spießer gemeint. Dann kann ich ja noch hoffen.