Beiträge von Siegfried_der_Alte

    Zu Guttenberg ist weg. Komplett-Rücktritt von allen politischen Ämtern.


    Die Frage ist nun: Was gewinnt, was verliert Deutschland durch diesen Schritt?


    Wird Schaden von der deutschen Politik abgewendet? Oder steigt jetzt die Politikverdrossenheit in der Bevölkerung?
    Ist die Bundesregierung jetzt wieder handlungsfähiger? Oder bröselt sie vor sich hin?


    Grüße
    Siegfried

    Allerdings geht es hier nicht um die Scheinheiligkeit der Medien, sondern um die Scheinheiligkeit der Politik und Wirtschaft.

    Moral ist nun mal ein extrem teures Gut.


    Aber ich wiederhole meine Frage gerne:
    Sollen wir unsere Politiker und Wirtschaftsbosse dazu drängen - jetzt, heute -, jegliche wirtschaftlichen Verbindungen mit (meinen drei Lieblingsstaaten :D ) Saudi-Arabien, dem Iran und vor allem China einzustellen, weil dort totalitäre Machthaber das Sagen haben?


    Wenn wir diesen Schritt zu tun gedenken, müssen wir die Folgen tragen. Ganz besonders jene, die an die eigene Geldbörse gehen. Anderenfalls sollten wir sehr vorsichtig sein, wenn wir bei einem möglichen Umsturz in einem dieser Länder unserer Politik den Vorwurf machen: "Wie konntet ihr damals nur Geschäfte mit diesen Leuten machen!"


    Alles andere ist für mich bigott.


    Grüße
    Siegfried

    Der Kommentar der Zeitung kommt - wieder einmal - aus der sicheren Deckung. Soll heißen: Jetzt, wo die Revolution in Libyen läuft und Gaddafi auf seine eigenes Volk schießen lässt, treten die Redakteure ins Licht und schimpfen, wie man nur mit solchen Staatslenkern Geschäfte machen konnte. Das ist in meinen Augen erbärmlich.


    Denn meine ganz einfache Frage lautet: Wann soll man die wirtschaftlichen Beziehungen zu einem Staat mit nicht-demokratischer Struktur einstellen?


    Derzeit macht Europa große Geschäfte mit Saudi-Arabien, dem Iran, der Volksrepublik China. Gibt es da die großen öffentlichen Forderungen, sofort den Handel mit diesen Ländern einzustellen? Nein, natürlich nicht. Denn man weiß ja nicht, ob die Völker dieser Länder sich auf genau den gleichen Weg begeben wie jetzt die Libyer (oder zuvor die Ägypter). Also halten die Bedenkenträger ihren Mund und kriechen erst dann aus ihren Schützenlöchern, wenn der Wandel in diesen Staaten unumkehrbar ist.


    Wer heute sagt, wir hätten damals nicht mit Gaddafi Handel treiben dürfen, der soll jetzt auch dafür eintreten, dass der Handel etwa mit Saudi-Arabien, dem Iran und der VR China sofort eingestellt gehört. Und nicht in einem, fünf oder zehn Jahren dann behaupten: Wie konnte man nur mit diesen Regierungen Wirtschaftsgeschäfte betreiben?


    Wir wissen heute, dass diese Staaten totalitär geführt werden. Und nicht erst, wenn das Volk aufsteht.


    Grüße
    Siegfried

    Aus Ägypten kommen bedenkliche Nachrichten. Ein Nahost-Experte des Focus, Wolfram Eberhardt, reiste durch das nachrevolutionäre Ägypten und kam zu der Auffassung, dass die Ideen der Revolution sich kaum in der Bevölkerung festgesetzt haben.


    Das Gremium, das eine neue Verfassung ausarbeiten soll, wird vom Militär kontrolliert - und niemand stört sich daran, dass Mubarak, Sadat und Nasser aus eben diesem Militär kamen. Und dass das Militär großen Einfluss auf die ägyptische Wirtschaft hat und daher kaum an grundlegenden Veränderungen in der Gesellschaft haben dürfte.


    Durch den Sturz Mubaraks ist jetzt die Situation gegeben, bestimmte Dinge wie die Säkularisierung des Staates, Einführung eines Mehrparteiensystems, Schwächung der Position des Staatspräsidenten zugunsten des Parlaments, Meinungsfreiheit und rechtsstaatliche Sicherheit für eine properierende Wirtschaft durchzusetzen. Die Ägypter, so Eberhardt in seinem Bericht, seien aber mehr an der Bestrafung der Mubarak-Clique und der Verteilung dessen Reichtümer interessiert. Die Forderungen der Demonstranten legt der Durchschnitts-Ägypter in die Hände der Armee.


    Die Zahl der Demonstranten auf den Plätzen in Kairo nimmt stetig ab. Die jungen Leute, besonders die Studenten, konnten sich noch nicht einmal auf die Gründung einer Partei einigen. Die Muslimbrüder werden bei den nächsten Wahlen mit einer Partei namens "Freiheit und Gerechtigkeit" antreten.


    http://www.focus.de/politik/au…evolution_aid_603086.html


    Grüße
    Siegfried

    Komponistinnen?


    Clara Schumann (1819 - 1896)
    Fanny Mendelssohn-Hensel (1805 - 1947)
    Margarethe Danzi (1768 - 1800)
    Francesca Caccini (1587 - 1640)
    Barbara Strozzi (1619 - 1677)
    Alma Mahler-Werfel (1879 - 1964)
    Lili und Nadia Boulanger (1893 - 1918 / 1887 - 1979)
    Sofia Gubaidulina (1931 - ...)
    Antonia Bembo (1640 - 1720)
    Isabella Leonarda (1620 - 1704)


    um nur einige zu nennen ...


    Ansonsten looky looky:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Komponistinnen


    Grüße
    Siegfried

    Jetzt Hand aufs Herz ...


    Heute waren Filmberichte von Demonstrationen libyscher Bürger in Kairo zu sehen. Bekanntermaßen gibt es in Libyen massive bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und libyschen Ordnungskräften mit um die 200 Tote (unbestätigt). Die Libyer in Kairo fordern das Ausland auf, in die Konflikte in Benghasi und Tripolis einzugreifen.


    Frage: Wie?


    Protestnote durch den dortigen Botschafter an Gaddhafis Regierung übergeben und sich dann zufrieden zurücklehnen?
    Den libyschen Botschafter ins Außenministerium einbestellen und mit "Du! Du! Du!" und einem erhobenen Zeigefinger drohen?
    Jegliche Wirtschaftsverbindung mit Libyen kappen?
    Eine UNO-Resolution ausdiskutieren und verabschieden, die Gaddhafi sich dann aufs Klo hängen kann?
    Bundeswehrsoldaten im Auftrag der UNO nach Benghasi schicken, damit sich ein deutscher General den Titel "Wüstenfuchs" verdienen kann?
    Oder doch lieber alles auf die US-Amerikaner abwälzen, damit man nachher gut schimpfen kann?
    Oder gar nichts tun, weil das ja sonst aussehen würde wie eine westliche, imperialistische Einmischung?


    Tja ... was tun, sprach Zeus, die Götter sind besoffen ... Was würdet ihr jetzt tun?


    Grüße
    Siegfried

    mein kommentar steht im zusammenhang miit dem titel zur diskussion. unsere demokratie hat es immer noch nicht geschafft, gleichberechtigung zu gewährleisten. insofern ist unsere demokratie noch lange nicht, wie sie sein sollte und wie es im gg geschrieben steht. ich bin also dafür, erstmal vor der eigenen haustür zu kehren, bevor mit dem finger auf andere kulturen gezeigt wird.

    Das hast du aber ursprünglich nicht geschrieben. Du hast da fein säuberlich nach Geschlechern unterschieden: So lange Frau in D nicht völlig gleichbehandelt wird wie Mann, hat Mann kein Wort über die Situation von Frau in Ägypten zu verlieren. Das darf dann wohl nur Frau. :D


    Deshalb nochmal die Frage (weil nicht beantwortet): Soll ich es als Mundverbot verstehen?


    Ich persönlich finde es völlig in Ordnung, wenn Frauen die gleichen Posten und das gleiche Geld wie die Männer bekommen - warum auch nicht, denn schließlich soll die Leistung bezahlt werden und nicht ein Gen ... aber ... :evil ich bin auch für eine Frauenquote bei der Müllabfuhr und der Kanalreinigung. Komisch, dass das nie gefordert wird. :evil


    Grüße
    Siegfried

    Aber die Mehrheit Ägyptens will das anscheinend anders: siehe z.B. dieses Interview in der WAZ heute morgen.

    Es gibt einen Absatz in dem Interview, der sehr deutlich die Gesamtsituation darstellt:


    Zitat

    Frauen in Ägypten haben heute grundsätzlich das Recht zu arbeiten und Geld zu verdienen. Aber die meisten bleiben doch zu Hause, obwohl viele ein anderes Leben führen möchten. Das hat mit dem Artikel 11 unserer Verfassung zu tun. Darin ist von den „Pflichten der Frauen gegenüber ihren Familien“ die Rede. Nicht nur diesen Artikel wollen wir ändern. Frauen müssen mehr Zugang zu Bildung und zur Politik bekommen.

    Hier irrt Dalia Ziada entscheidend. Eine Veränderung des Artikels 11 in eine Form, wie sie es fordert, wird die Situation der Frauen nur peripher ändern. Was erreicht werden muss, ist ein verändertes Denken in den Köpfen der Menschen. Frauen werden doch nicht von der Erwerbstätigkeit ferngehalten, weil es irgendwann einmal ein entsprechendes Gesetz gab, sondern weil ihre Ehemänner (und auch eine große Anzahl Frauen) diesen Gedanken für unmöglich halten.


    Ein anderes Beispiel ist die Beschneidung der Frauen in Ägypten, Die Beschneidung ist seit Jahren gesetzlich verboten - sie wird trotzdem durchgeführt, weil sich der entsprechende Wandel in den Köpfen nicht durchgesetzt hat.


    Dalia Ziada fordert in dem Interview eine Säkularisierung des ägyptischen Staates, also eine Trennung von Staat und islamischer Religion. Ja, kann ich nur dazu sagen, genau das ist der entscheidende Schritt in die Freiheit. Aber wer von den 85 Millionen Ägyptern ist im Kopf zu diesem Schritt bereit? Der Bauer im Nildelta? Der Bootsführer auf dem Assuan-Stausee? Der Pool-Reiniger im Hotel am Roten Meer? Der Gemüsehändler in Kairo? Wenn die Bevölkerung diesen Wandel nicht mitträgt, laufen die Studenten vor eine Wand. Um diesen Wandel zu erreichen, müssten sich die Ägypter mit der Aufklärungs-Philosophie Europas befassen. Das wäre für Ägypten, für den gesamten islamischen Raum ein stärkerer Einschnitt, als es ein Martin Luther für das Christentum war.


    Grüße
    Siegfried

    Vielleicht nur eine Fußnote zum Thema ...


    Der Ausschuss zur Überarbeitung der ägyptischen Verfassung wird vom Juristen Tariq al-Bishri geleitet. Al-Bishri, Jahrgang 1933, ist ein Rechtsgelehrter des Islamischen Rechts (Scharia) und setzt sich für eine Vereinbarkeit von Scharia und Demokratie ein. Er gilt als entschiedener Gegner der USA und Israels und arbeitet für eine engere Bindung Ägyptens an die islamische Welt. Dem islamischen Gottesstaat Iran steht al-Bishri positiv gegenüber, nicht nur wegen der Umsetzung des Islam in praktische Politik, sondern auch wegen der klaren Haltung des Iran gegen Israel und weil der Iran seine nationalen Interessen über alles erhebt und konsequent verfolgt.


    (Quelle: FAZ, 17.02.2011)


    Grüße
    Siegfried

    und solchen, die nur für Deutsche gelten (etwa: "Alle Deutschen haben das Recht, sich ohne Anmeldung und Erlaubnis friedlich und ohne Waffen zu versammeln." - Art. 8 Abs. 1 GG - und "Allle Deutschen haben das Recht, Vereine und Gesellschaften zu bilden." - Art. 9 Abs. 1 GG).
    Weil jedoch nach EU-Recht Diskriminierungen aufgrund der Staatsangehörigkeit verboten sind, gelten Bürgerrechte seit geraumer Zeit für alle EU-Bürger.
    Nicht-EU-Bürger mögen durch die allgemeinen Auffang-Grundrechte der Artt. 2 und 3 GG erfasst sein. Diese haben aber andere Schranken und Schranken-Schranken und bieten nicht immer denselben Schutz. Insofern ist die Unterscheidung in Menschen- und Bürgerrechte immer noch relevant.

    Ich halte das für einen unzulässigen Schluss.
    Weil etwas für A explizit erlaubt ist, leitet sich daraus nicht automatisch ab, dass es für B implizit verboten ist.


    Grüße
    Siegfried

    Und hier reden wir über Demokratie, Menschenrechte und den Islam: Lässt sich das in einem Staat vereinbaren?


    Beim Christentum geht das. Es lässt zu, dass sich Staat und Religion gegenseitig in Ruhe lassen.

    Erzähl mir nicht, dass der Vatikan demokratisch ist. Oder die Katholische Kirche.
    Es hat Hunderte von Jahren gedauert, bis das Christentum als aktives Element weitestgehend (!) aus der Politik entfernt wurde. Und bis dahin haben Millionen ihr Leben verloren und sind viele intelligente und fortschrittliche Menschen auf den Scheiterhaufen geendet.


    Religion ist Fundamentalismus. Weil jede Religion von sich behauptet, die einzig wahre und selig machende Weisheit zu besitzen.


    Grüße
    Siegfried

    Zum Thema Grund kaufen: Hat mal jemand in der Schweiz versucht, ein Minarett zu bauen? Dann passiert das . Zum Thema Schule: Darf eine muslimische Lehrerin in Deutschland ein Kopftuch tragen? Antwort hier . Und was würde passieren, wenn du in der Fußgängerzone kostenlose den Koran verteilst?
    Das soll jetzt nicht das Christentum diffamieren. Oder unsere Gesellschaft. :) Neee. Wir sind natürlich besser als die.



    Und ein Christ ist für mich dann demokratisch, wenn er einen Muslim als einen gleichwertigen Menschen betrachtet. Können wir das?

    Deshalb gab und gibt es ja heftige Diskussionen um diese Themen. Deshalb wird die Schweiz in der Öffentlichkeit kritisiert. Und es gibt die Möglichkeit, wegen dieser Dinge vor Gericht zu ziehen und zu klagen. Und was würde wirklich geschehen, wenn jemand in D in einer Fußgängerzone den Koran verteilt? Würde er deshalb vor Gericht gestellt und verurteilt werden?


    Wenn ein Christ einen Muslim nicht als gleichwertigen Menschen ansieht, dann verhält er sich nicht demokratisch bzw. folgt den Grundsätzen einer freien, demokratischen und aufgeklärten Gesellschaft.


    Aber die Argumentation, die du hier betreibst, ist nicht schlüssig. Weil wir in gewissen Dingen Fehler machen, dürfen dann andere Gesellschaften entsprechende Fehler machen? Wie etwa staatlich durchgeführte Sanktionen gegen "vom wahren Glauben Abgefallene"? Ist das für dich in einer sich demokratisch nennenden Gesellschaft akzeptabel? Irgendwie erinnert mich das an das gegenseitige Aufrechnen von Verbrechen gegen die Menschlichkeit: Weil ihr sechs Millionen von jenen umgebracht habt, dürfen wir zwei Millionen von diesen hier umbringen. Das funktioniert nicht! Nie!



    Grüße
    Siegfried


    Deswegen sind die Christen in den Augen der Moslems auch böse Polytheisten (mit ihren drei Göttern Gottvater, Jesus und Maria, wie man im Koran nachlesen kann. Und da es da so steht, muss es ja wohl stimmen)


    Oh, wieder was gelernt. Bisher war ich der festen Auffassung, die Dreifaltigkeit Gottes im Christentum besteht aus "Gott Vater", "Gott Sohn (Christus)" und "Gott Heiliger Geist" ... oder wie es in der Kirche immer heißt: "Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes". Offenbar lag ich da falsch.


    Grüße
    Siegfried

    "Muslime können Revolution machen, aber keine Demokratie."

    Die Frage ist meiner Meinung nach grundsätzlich falsch gestellt. Es geht nicht darum, ob Muslime Demokratie können oder nicht - es geht darum, ob eine Gesellschaft, die auf einer stark einschränkenden ideologischen Doktrin basiert, demokratisch sein kann oder nicht (wobei Demokratie hier als Synomym für freiheitlich steht. Eine Gesellschaft, die sich mehrheitlich für die Diktatur entscheidet, gilt streng genommen ebenfalls als "Demokratie", weil Volkes Wille die Diktatur wünscht - aber das ist ein anderes Thema).


    Wenn sich eine Gesellschaft demokratisch nennen will, muss sie bestimmte Freiheiten für das Individuum zulassen. Diese Freiheiten decken sich mit den Menschenrechten und können u. a. in den ersten Artikeln des deutschen Grundgesetzes nachgelesen werden. Das fängt bei der Gleichbehandlung aller Menschen an (unabhängig von Geschlecht, Abstammung, Rasse, Sprache, Herkunft, Glauben, politischer Anschauung, körperlichen oder seelischen Gebrechens) und setzt sich über verschiedene Freiheitsbestimmungen fort (Meinung, Information, Presse, Kunst, Wissenschaft, Versammlung, Koalition).


    Macht sich ein Land diese Vorgaben zu eigen, um sich demokratisch zu nennen, muss es sich gefallen lassen, einer Prüfung unterzogen zu werden. Wenn ein Staat sich z. B. eine bestimmte Religion zur Bewertung des menschlichen Zusammenlebens heranzieht, kommt es zwangsläufig zum Konflikt, wenn es um anders geartete religiöse Weltanschauungen geht. Dies betrifft alle Religionen, nicht nur den Islam. Ein Staat, wo sich Regierung und Volk gebärden wie die Wiedertäufer in Münster, ist auch im 21. Jahrhundert kein demokratischer Staat. Der Vatikan im Herzen von Rom ist prinzipiell eine klerikale Diktatur (oder können die Bewohner des Vatikans den Papst durch geheimes, freies und direktes Votum abwählen?). Würde es einen Staat geben für die Scientologen oder für die Zeugen Jehovas, könnte ich mir nur schwerlichst da demokratische Zustände vorstellen.


    Die Türkei wird immer als leuchtende Fackel der Demokratie innerhalb der islamischen Welt gesehen. Hat mal jemand versucht, in der Türkei Grund und Boden zu kaufen, um darauf eine christliche Kapelle zu bauen? Oder hat mal jemand nachgeforscht, warum in der Türkei die Ausbildung von nicht-islamischen Religionslehrern verboten ist? Wer Urlaub in der Türkei macht, der sollte es mal ausprobieren, was geschieht, wenn man auf der Straße kostenlos Bibeln verteilt. - Dies soll nicht den Islam diffamieren, sondern ausschließlich zeigen, wie ein Staat gestrickt ist, der sich eine (x-beliebige) Religion als Wertgrundlage nimmt. Was geschieht bei der Interessen-Kollision?


    Die Frage ist also, ob bei einer religiös geprägten Gesellschafts- und Staatsform eine Trennung von Staat und Religion möglich ist, damit Menschen, die nicht mit der vorherrschenden Religion konform gehen, ihr Recht auf Gleichbehandlung in Anspruch nehmen können. Ein Muslim ist für mich erst dann demokratisch, wenn er es akzeptieren kann, dass ein Muslim sich vom Islam abwendet, eine andere oder keine Religion annimmt und trotzdem für den Muslim ein gleichwertiger Mensch bleibt.


    Und da sich die Ausgangsfrage auf Ägypten bezieht: Können die Ägypter das?


    Grüße
    Siegfried

    hitlers machtergreifung war eine komplizierte angelegenheit, die du nicht einfach lapidar als demokratischen prozess hinstellen kannst, finde ich. dazu muss man schon ins detail gehen. z. b. hier: http://www.focus.de/wissen/bil…ebernahme_aid_235498.html

    Am 30. Januar 1933 wurde Hitler bestellter Reichskanzler eines Minderheitenkabinetts (mit der NSDAP wollte nur die DNVP koalieren). Ihm fehlte also zu dieser Zeit die politische Legitimation für die Regierungsbildung. Die holte man sich bei den Reichstagswahlen am 5 März 1933. Gemäß des Ergebnisses dieser Wahl war die Hitler-Regierung demokratisch durch das Volk legitimiert. Volkes Wille bestätigte also die Kanzlerschaft Hitlers. Hier hat sich ein demokratischer Staat aufgrund einer Entscheidung des Wahlvolkes in die Hand eines Diktators begeben. Demokratie führt also nicht zwangsläufig zu einem positiven Ende.


    Deshalb muss meiner Meinung nach der Begriff Demokratie genau definiert werden - und für mich zählen dazu Meinungs-, Rede- und Pressefreiheit, das "Habeas corpus"-Recht für jeden Bürger, Trennung der drei Gewalten im Staat, Trennung von Staat und Religion bei freier Ausübung jeglicher Religion (inkl. der Nicht-Religion) sowie die Möglichkeit zur Abwahl der bestehenden Regierung durch das Volk. Wenn das in Ägypten möglich ist, dann bin ich auch bereit zu sagen, dass das ägyptische Volk wirklich eine Demokratie will. Momentan sehe ich das allerdings noch nicht.


    Grüße
    Siegfried