Beiträge von Siegfried_der_Alte

    Der würde nicht solche Sprüche loslassen, dass ein einzelner Ronaldo ohne Gegentor die gesamte Frauen-Equipe ... Ich hoffe, dass den anderen klar ist, wie absurd diese Behauptung war.

    Genau um solche Äußerungen geht es - und nicht darum, dass ein Frauenfußballspiel weniger unterhaltsam ist als ein Männerfußballspiel. Wie unterhaltsam man etwas findet, ist eine rein persönliche Geschmackssache. Aber diese ewigen Männer-Frauen-Vergleiche ... Da fehlt nur noch der Ruf "Trikot-Tausch! Trikot-Tausch!", dann sind wir wieder ganz am Anfang.


    Grüße
    Siegfried

    Ich wage die Behauptung, ein einzelner Ronaldo könnte jede der antretetenden Damen-Nationalmannschaften im Alleingang besiegen. Ohne Gegentor.

    Ich wage die Behauptung, jeder der beiden Klitschko-Brüder würde eine Regina Halmich geradezu comic-artig aus dem Ring prügeln.


    Ferner wage ich die Behauptung, ein Rafael Nadal würde einer Andrea Petkovic die Tennisbälle so um die Ohren hauen, dass erst ihr Schläger und dann sie selbst neben dem Balljungen in die Platzbegrenzung haut.


    Außerdem wage ich die Behauptung, dass die Handball-Männer-Nationalmannschaft die entsprechende Frauen-Nationalmannschaft so blutig abschlachten würde (dies ist nicht wörtlich gemeint), wie die männlichen Wasserballer die weiblichen Wasserballer versenken würde.


    :D :D :D


    Mir fällt bei der Diskussion um Frauen-Fußball immer wieder auf, dass geradezu zwangsneurotisch der Vergleich mit dem Männer-Fußball herangezogen wird. Hat irgendjemand schon mal eine Diskussion gehört, dass ein Usain Bolt die 100 m in 9,58 Sekunden rennt und die Frauenwelt mehr als eine Sekunde langsamer hinterher humpelt? Oder dass Männer im Hochsprung inzwischen 2,40 m springen, während die Frauen gerade einmal ein paar Zentimeter über die 2-Meter-Marke hüpfen?


    Warum wird da nicht so gelästert? Warum behauptet man dort nicht, dass 10,8 Sekunden über 100 m doch lächerlich ist im Vergleich zu den Zeiten der Männer? Oder dass im Schwimmen über 100 m Freistil der Weltrekord der Männer inzwischen bei unter 47 Sekunden liegt, während die Frauen mit über 52 Sekunden offenbar Warmbadetag veranstalten? Könnte es tatsächlich sein, dass Fußball das letzte Refugium der Chauvis und Machos in dieser Welt ist?


    Grüße
    Siegfried

    Aber wie auch immer. Wir sollten es uns nicht leicht machen und sofort militärisch intervenieren. Wurde ja irgendwo in diesem Forum schon mal gefordert.

    Ich zitiere mal ein paar andere Leute, wie Deutschland da intervenieren könnte:



    aus: Focus Online, 15.05.2011

    Zitat

    Fachkräftemangel
    BA-Chef Weise fordert zwei Millionen Zuwanderer



    Der Chef der Bundesagentur für Arbeit, Frank-Jürgen Weise, plädiert für eine Rekrutierung von qualifizierten Zuwanderern. Denn ohne sie könne die Bundesrepublik den eklatanten Mangel an Fachkräften nicht ausgleichen. Frank-Jürgen Weise sprach sich für die Aufnahme von zwei Millionen qualifizierten Zuwanderern in den kommenden Jahren aus. „Ohne gezielte Zuwanderung wird es nicht gehen“, sagte der Chef der Bundesagentur für Arbeit (BA) der Tageszeitung „Die Welt“ vom Samstag. In einigen Branchen, Berufen und Regionen gebe es schon jetzt einen erhöhten Fachkräftebedarf. Bis 2025 werde eine Lücke von sechs bis sieben Millionen Fachkräften entstanden sein. „Diese Lücke können wir über das Mobilisieren von Arbeitskräften bei uns im Lande vielleicht zur Hälfte füllen.“


    aus: Welt Online, 17.03.2011

    Zitat

    Arbeitgeber fordern mehr ausländische Fachkräfte
    In Deutschland fehlen den Arbeitgebern zufolge Tausende Fachkräfte. Sie wollen niedrigere Einkommensgrenzen für Zuwanderer durchsetzen.
    Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt mahnt von der Bundesregierung Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel an. Hundt sagte anlässlich des Spitzengesprächs der Wirtschaft mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Freitag: "Deutschland ist auf gesteuerte Zuwanderung angewiesen, um den Wachstumskurs zu halten.“ Schon heute könnten fast 100.000 Arbeitsplätze im naturwissenschaftlich-technischen Bereich nicht besetzt werden.
    Hundt forderte: "Der Staat muss es qualifizierten Fachkräften aus dem Ausland erleichtern, sich bei uns niederzulassen.“ Voraussetzung hierfür sei auch, dass die Einkommensgrenze für hoch qualifizierte Ausländer von 66.000 auf 40.000 Euro gesenkt werde. Zudem müssten internationale Absolventen, die in Deutschland studiert und einen Arbeitsplatz gefunden haben, eine sichere Aufenthaltsperspektive erhalten.


    aus: Handelsblatt Online, 23.04.2011


    Meines Wissens ist ein Großteil der Jugendlichen, die auf Spaniens Straßen demonstrieren, gut ausgebildet.
    Meines Wissens gehört Spanien zur EU, was die Zuwanderung von Arbeitskräften nach Deutschland problemlos gestalten sollte.
    Meines Wissens zählt Spanien zum europäischen Kulturraum, was die Probleme bei der Integration auf ein Minimum herab senkt.


    Aber: Meines Wissens hat sich die deutsche Wirtschaft wie auch die Bundesanstalt für Arbeit trotz entsprechender Forderungen (siehe o. g. Artikel) bisher einen Dreck darum gekümmert, diese jungen, gut ausgebildeten und arbeitswilligen Spanier auch nur in Teilen nach Deutschland zu holen.


    Wenn - und ich wiederhole: Wenn! - wir tatsächlich einen so drastischen Arbeitskräftemangel in Deutschland haben, wie uns Herr Hundt, Herr Wansleben und Herr Weise erzählen, warum werden den jungen Leuten aus Barcelona oder Madrid keine entsprechenden Angebote gemacht?


    Ich erlaube mir, die drei genannten Herren sowie eine ganze Reihe anderer Arbeitgeber, die ebenfalls ständig vom Fachkräftemangel faseln, aber nichts Entsprechendes Richtung Spanien (oder auch Frankreich, dort ist die Arbeitslosigkeit unter gut ausgebildeten jungen Leuten ebenfalls erschreckend hoch) unternehmen, als "Maulhuren" zu bezeichnen. Man soll einen Menschen nicht nach dem bewerten, was er sagt, sondern nach dem, was er tut! In diesem Falle: Viel heiße Luft und ganz wenig dahinter!


    Grüße
    Siegfried

    Hey Hugo, den Film Hotel Ruanda kenne ich nicht. In Ruanda war ich 1972, direkt nachdem die Hutus und die Tutsis sich gegenseitig bekriegt haben. Dieser Einsatz stand in meiner inneren Linie zum Krieg und für den Pazifismus.


    "Es ist Krieg und keiner geht hin." So werde ich das auch weiterhin halten.

    Eine, wie ich finde, sehr bequeme Haltung.


    Es gibt eine Reihe von volkermordähnlichen Konflikten, wo eine Haltung wie "Geht mich nichts an, da halte ich mich raus" vermutlich weiteren Hunderttausenden Menschen das Leben kosten dürfte.


    Als Jugoslawien zerfallen ist, waren in den 1990ern monatelang die Bilder im Fernsehen zu sehen, wie zerfetzte Menschenleiber auf dem Marktplatz lagen, weil jemand Granaten abgefeuert hat. Vermutlich würden die "ethnischen Säuberungen" in Form von Massenerschießungen der Männer und Massenvergewaltigungen der Frauen noch heute stattfinden, wäre die Welt deinem Grundsatz gefolgt: "Da ist Krieg, da gehe ich nicht hin."


    Von Anfang April bis Mitte Juli 1994 massakrierten die Hutus etwa drei Viertel der in Ruanda lebenden Tutsis. Das sind etwa 800.000 Menschen. Warum konnten sie das tun? Weil die Welt sich gesagt hat: "Da ist Krieg, da gehen wir nicht hin." Erst als in den Medien Schuldzuweisungen Richtung UNO, USA, Großbritannien, Belgien und Frankreich auftauchten, griff man doch ein. Was nicht deiner Meinung entsprochen haben dürfte.


    Als der Irak über seinen Nachbarn Kuwait herfiel und die Regierung Kuwaits die Welt um Hilfe gegen einen militärisch überlegenen Angreifer bat, wäre es wohl die richtige Entscheidung gewesen, der Maxime zu folgen: "Da ist Krieg, da gehe ich nicht hin." Man hätte also die Iraker gewähren lassen sollen - und damit anderen Diktatoren die Aufmunterung zuteil werden lassen: "Fallt über eure wehrlosen Nachbarn her - wir mischen uns nicht ein! Rottet die euch unliebsamen Bevölkerungsgruppen aus - mit dem Gewehr, dem Buschmesser, der Gaskammer - wir mischen uns nicht ein."


    Wenn also demnächst mal wieder irgendein durchgeknallter General in Südamerika oder Afrika putscht und reihenweise unliebsame Menschen umbringen lässt, dann folgen wir deiner Vorgabe und schauen weg mit den Worten: "Da ist Krieg, da gehe ich nicht hin!"


    Es ist verdammt unbequem, Verantwortung für Menschen zu übernehmen, die sich in Gefahr befinden. Es ist verdammt unbequem, in so einem Moment die Option "militärische Intervention" zu ziehen. Aber wie tritt man einem Velkermord, einem Angriffskrieg gegenüber? Durch Werfen von Wattebäuschchen oder durch Hochhalten von Protestplakaten in einer Stadt, die Tausende von Kilometern vom Geschehen entfernt ist? Erzähl das mal einer Frau, der man bei lebendigem Leib die Brüste abgeschnitten hat (Ruanda 1994) oder dem Familienvater, dessen dreijähriger Sohn von einer Granate in Stücke gerissen wurde (Sarajevo 1994).


    Ich halte es auch für extrem bequem, sich aus so einer Verantwortung der Welt gegenüber durch Zahlung von Geld herauszukaufen, anderen die Drecksarbeit zu überlassen und dann noch Kritik zu üben. Eine Haltung, der wir Deutsche sehr gerne nachgehen.


    Und was die Bundeswehr angeht: Ich halte die derzeitige Entwicklung für sehr gefährlich. Die Bundeswehr ist auf dem Weg von einer Bürger-Armee hin zu einer Söldner-Armee. Es wird nicht lange dauern, dann werden für die Kampfeinsätze der Bundeswehr ausländische Soldaten auf Zeit angeworben. Weil im Inland niemand in die Armee will. Denn "es ist Krieg, da gehe ich nicht hin".


    Manchmal wünsche ich mir, die US-Amerikaner würden zur Monroe-Doktrin zurückkehren und die Welt außerhalb des amerikanischen Kontinents sich selbst überlassen. Da würden wir Deutsche ganz schön blöd aus der Wäsche gucken.


    Ach ja, um einem beliebten Gerücht vorzubeugen: Es taucht immer wieder der Satz auf, im Afghanistan-Krieg ginge es vor allem um die Sicherung der dortigen Bodenschätze durch die USA, vor allem um Eisen und Kupfer. Interessant ist, dass sich die Chinesen die Abbaurechte gesichert haben (Projekt "Aynak" in der Provinz Logar - Investitionsvolumen durch China bisher 4,4 Milliarden US-Dollar).


    Grüße
    Siegfried

    Du kannst nicht das Buch selbst verschenken, weiterverkaufen (eingeschränkt), verleihen (auch eingeschränkt, gewerblich nicht gestattet), sondern das Recht, es zu lesen. Bücher - oder auch Tonträger bzw. Datendateien, die Musik enthalten - sind Produkte, an denen man nur eingeschränkte Eigentumsrechte erwirbt. Der Inhalt geht nicht auf den Besitzer über. Wer ein Buch gekauft hat, erwirbt zwar das Material, aus dem es hergestellt wurde, aber bezogen auf seinen Inhalt ausschließlich das Recht, diesen zu konsumieren. Anders gesagt: Ein Buch gehört seinem Besitzer eigentlich nicht. Ihm gehört bestenfalls das Papier. Der Rest gehört weiterhin Autor und Verlag.

    Was ist die logische Konsequenz daraus?


    Das Verschenken, Weiterverkaufen, Verleihen usw. von Büchern (Printausgaben) wird exakt so unter Strafe gestellt, wie es bei urheberrechtlich geschützten Computer-Dateien jetzt bereits der Fall ist.


    Grüße
    Siegfried

    So, die Antwort ist da.


    Ich habe den "Rat für die Deutsche Rechtschreibung" angemailt (alse das Gremium, das die Amtlichen Rechtschreibregeln festgelegt hat), und die haben wie folgt geantwortet:


    Den Abstand zwischen Satzzeichen und Text regelt also nicht die Rechtschreibung, sondern die DIN 5008.


    Wieder ein Stückchen schlauer! :D


    Grüße
    Siegfried

    Wer sollte denn auf die Idee kommen, zwischen dem führenden Anführungszeichen und dem nachfolgenden Wort oder dem Wort und dem nachfolgenden Anführungszeichen ein Leerzeichen einzusetzen? 8o Sehr originell.


    Hier sind weitgehend alle Regeln zusammengefasst:


    http://www.ids-mannheim.de/service/reform/regeln2006.pdf

    Wer auf die Idee kommen sollte? :D Leute, die lange in Frankreich gelebt haben und nun wieder in den deutschen Schriftbereich zurückkehren. :D


    Nein, kein Witz. In Frankreich stehen tatsächlich Leeräume nach bzw. vor den Anführungszeichen (« Bon soir! »). Im Deutschen ist das höchst unüblich - ich weiß. Deshalb habe ich ja in dem von dir genannten Regelwerk gesucht, ob es da was gibt, das heißt: "Anführungszeichen stehen direkt am eingeschlossenen Text, also ohne trennende Leerzeichen". Habe ich aber nicht gefunden - übrigens eine Regelung bzgl. des Abstandes von Satzzeichen wie Komma, Punkt, Semikolon usw. habe ich auch nicht entdeckt. Haben da die Jungs vom Rechtschreibrat (oder wie diese Truppe heißt) etwa geschlampt? 8o


    Grüße
    Siegfried

    Hi!


    Ich bin's schon wieder! :D


    Ich habe mich gerade in der Amtlichen Rechtschreibung (oder auch: "Regeln und Wörterverzeichnis - Überarbeitete Fassung des amtlichen Regelwerks 2004, Ausgabe Februar 2006") dumm und dusselig gesucht, aber nichts gefunden ...


    Wo finde ich die Vorgabe laut Amtlicher Rechtschreibung, wie die Anführungszeichen zu setzen sind?


    Gelernt habe ich mal:
    öffnendes Anführungszeichen setzen - nächstes Wort direkt dahinter, also kein Leerzeichen
    ...
    Text schreiben, ggf. mit Satzzeichen - direkt dahinter das schließende Anführungszeichen


    Nun hat mir ein Kollege im Büro gesagt, es gäbe nichts in der Amtlichen Rechtschreibung, was diese Regelung (wie oben aufgezeigt) vorschreibt. Man könnte hinter öffnenden Anführungszeichen auch ein Leerzeichen setzen bzw. ein Leerzeichen vor dem schließenden Anführungszeichen.


    Also nicht nur


    "Schönen guten Tag!"


    sondern auch


    " Schönen guten Tag! "


    Äh ... ja ... hat der Kollege Recht? Oder finde ich die Regelung in der Amtlichen Rechtschreibung nicht?


    Grüße
    Siegfried

    Hi!


    Ich trete vielleicht eine größere Diskussion frei - aber sei's drum! :D


    Gilt das Urheberrecht bei Aphorismen? Oder sind Aphorismen von der Schöpfungshöhe so niedrig angesetzt, dass sie keinen Urheberschutz erhalten?


    Konkreter Fall: Da will ein Autor seine Kapitelüberschriften mit solchen Sprüchen »verzieren« (ich finde das ja überflüssig wie einen Kropf, aber des Menschen Wille ... :( ). Das soll dann etwa so aussehen wie


    Kapitel 7 -Alles, nur keinen Sport!
    (
    »Wir dürfen jetzt nur nicht den Sand in den Kopf stecken« - Lothar Matthäus)


    Ist das erlaubt? Ist die notwendige Schöpfungshöhe erreicht? Gilt das UrhG? Darf überhaupt "zur Zierde" zitiert werden, wenn der nachfolgende Text sich nicht mit dem Zitat befasst?


    Grüße
    Siegfried

    Was mein Namensvetter weiter oben geschrieben und Kaelo nur angedeutet hat, findet meine uneingeschränkte Zustimmung. Wenn Deutschland das BGE einführt, dann muss geklärt sein, woher das Geld kommen soll. Immerhin handelt es sich um eine Summe von fast 1 Billion Euro jährlich (bei den angedachten 1.000 Euro je Person und Monat). 1 Billion, das ist das Dreifache des derzeitigen Bundeshaushaltes - mit Einsparungen beim Militär oder bei Soziales kommt man nicht weit. 1 Billion, das sind immerhin 40% des Bruttonationaleinkommens (früher mal unter dem Namen Bruttosozialprodukt bekannt). Das heißt, 40% aller Produkte und Leistungen müssen nur für die Geldtransferleistungen erbracht werden. Woher also soll das Geld kommen?


    Die zweite Frage ist ebenso berechtigt. Wenn die Bezeichnung wirklich auf "bedingungsloses Grund-Einkommen" lauten soll, dann steht dieses Geld jedem zur Verfügung. Männlich oder weiblich, alt oder jung, beruftstätig oder arbeitslos, Deutscher oder Ausländer. Jeder bekommt es. Folglich wird das BGE zu einem gigantischen Magneten, der Menschen aus aller Herren Länder anziehen wird. Wie gedenkt ein BGE-Befürworter das zu verhindern? Grenzen zumachen? Das verstößt zumindest gegen die Grundregeln der Freizügigkeit in der EU. Also raus aus der EU und die totale Abschottung? Oder doch die Aufweichung des Begriffes "bedingungslos"?


    Und wenn man schon das "bedingungslos" nicht mehr so ernst nimmt, wann erfolgt dann die nächste Schranke? Kleinkinder brauchen weniger Geld als Rentner brauchen weniger Geld als Mittvierziger?


    Selbst wenn man es schaffen würde, den Zuzug in das BGE aus dem Ausland zu verhindern (mit welchen Mitteln auch immer), wie stellt sich ein BGE-Befürworter dem Reproduktionsverhalten der Einheimischen? Wer im System des BGE reich werden will, muss sich einfach Kinder zulegen. Eine Familie mit zwei Kindern verfügt über ein garantiertes Einkommen von 4.000 Euro netto (ich gehe immer von Netto-Beträgen aus, weil es sonst heißt, der Staat würde mit der einen Hand zahlen, sich das Geld aber mit der anderen Hand zurückholen. Das dürfte bei einem bedingungslosgen Grundeinkommen wohl kaum die Idee sein). Eine Familie mit fünf Kindern hat dann bereits ein Netto-Einkommen von 7.000 Euro. Das entspricht heute einem Bruttogehalt von 11.500 Euro.


    Die Folge des Kinderreichtums führt zu einem drastischen Anstieg der Gesamtbevölkerung und damit noch höheren Geldzahlungen. Und da das System darauf ausgelegt ist, eine möglichst hohe Reproduktionsquote zu erreichen, wird die Bevölkerungszahl in Deutschland wie gegen des 19. Jahrhunderts explodieren. Was das außer der finanziellen Belastung auch für Natur und Umwelt - allein wegen der Lebensmittelversorgung - bedeutet, kann sich jeder selbst ausmalen.


    Wenn nun jeder allein durch Zeugung von Nachwuchs in Einkommensdimensionen hineinwächst, die für ihn bisher utopisch waren, bedeutet dies auch automatisch eine Ausdünnung der Beschäftigungszahlen im Niedriglohnsektor. Arbeiten, die unangenehm und gleichzeitig schlecht bezahlt sind, werden nicht mehr ausgeführt. Warum sollte sich jemand an der Kasse eines Supermarktes verdingen, morgens bei schlechtem Wetter die Post oder die Zeitung zustellen, spät in der Nacht Taxi fahren, wenn er oder sie es finanziell nicht nötig hat? Alles, was heute ins Haus geliefert wird, muss in einer BGE-Gesellschaft von den Menschen mühselig herangeholt werden. Ob Menschen dann noch freiwillig Landwirtschaft betreiben über das Maß der Selbstversorgung hinaus, muss bezweifelt werden. Welchen Grund sollte ein Mensch mit ausreichendem Einkommen haben, sich den ganzen Tag um Vieh oder Getreide zu kümmern und auf Urlaub und Freizeit zu verzichten? Selbst eine Tätigkeit wie "Babysitter" zur Aufbesserung des Taschengeldes, wie es heute der Fall ist, wird aussterben.


    Die Folge wird sein, dass die Gehälter für diese einfachen Tätigkeiten enorm nach oben gehen. Als Folge beginnt die Inflation zu galoppieren, weil der Typ, der die Pizza an die Haustür bringt, in einer Stunde mehr verdient, als zehn Pizzen kosten. Der erhöhte Bedarf an Selbsttransporten wird die treibstoffkosten ins Unermessliche steigen lassen, und wer kümmert sich um die öffentlichen Belange wie etwa Infrastruktur, wenn wie oben genannt 40% des Bruttosozialproduktes in gegenleistungslose Zahlungen fließen?


    Der Altruismus schreibt jetzt vor, ein jeder möge erkennen, wie sehr er bei der Reinigung der Abwässer oder beim Leeren der Mülleimer gebraucht wird. So aber funktionieren Menschen nicht. Das Argument der Ehrenämter, die Menschen bereits heute einnehmen, greift nicht. Denn die Zahl der ehrenamtlich Tätigen ist rückläufig. Sportvereine melden Einbrüche bei den Mitgliedszahlen, Freiwillige Feuerwehren haben Nachwuchssorgen ohne Ende, Rettungsdienste wie DRK, Malteser, Johanniter klagen über fehlendes Personal, Schöffen müssen von den zuständigen Behörden zwangsverpflichtet werden - und nicht zu vergessen: Die Politiker auf kommunaler Ebene sind größtenteils ehrenamtlich tätig, und die Personalsituation in den Parteien ist auch nicht rosig. Ehrenämter haben sehr häufig den Veränderungswunsch als Hintergrund. Eben weil eine Situation unbequem ist, versucht man sie zu ändern. Mit einem BGE im Rücken ist die Situation aber erheblich weniger unbequem.


    Mir fallen im Zusammenhang zum BGE immer die römischem Cäsaren ein. Wenn es Unruhe im Volk gab, wurde kostenlos Brot verteilt und wochenlang Spiele veranstaltet. Das führte zum heute noch bekannten Ausdruck "Brot und Spiele". Damit hält man die Massen ruhig. Genau das, so mein Eindruck, ist der wahre Hintergrund des BGE. Im September 1995 gab es in San Francisco ein Treffen des "Global Braintrust": 500 führende Politiker, Wirtschaftsbosse und Wissenschaftler diskutierten die Zukunft der Menschheit. Bekannt geworden ist dieses Treffen wegen des Begriffes "Tittytainment". Man kam damals zu der Erkenntnis, dass zukünftig nur 20% der Menschen wirtschaftlich notwendig seien, die restlichen 80% müssten irgendwie ruhig gestellt werden - eben durch ausreichend Nahrung, Unterkunft und Unterhaltung. Will man es euphemistisch beschreiben: Diese Menschen werden von der Erwerbstätigkeit freigestellt, damit sie sich persönlich oder künstlerisch verwirklichen können. Ein gleichlautender Ansatz versteckt sich hinter dem Gedanken des BGE. Derzeit ist das Verhältnis noch umgekehrt. 80% der arbeitsfähigen Bevölkerung wird benötigt, mit den restlichen 20% kann die Wirtschaft nichts anfangen, sie werden derzeit auf Basis von HartzIV und anderen Lohnersatzleistungen durchgezogen. Ein BGE wird diese Zahlung umdrehen.


    Brutale Meinung. Ich weiß. Aber gegenleistungslose finanzielle Zuwendungen dienen vor allem dazu, den Menschen das Hirn zu verkleistern, damit sie die bestehende Situation nicht kritisieren. Oder, wie es einmal in einem Comic zu lesen war: "Plenus venter non ballert libenter*" :D (* Voller Bauch kämpft nicht gern!).


    Ach ja ... zum Zitat über den Anarchismus ... "Frei von Ideologien! Das ist Anarchismus!" - da beißt sich die Katze bereits in den Schwanz. Anarchismus ist eine Ideologie, wie kann sie da frei von sich selbst sein? Und wie heißt es weiter: "Aber eine Gesellschaft kann nur ohne Staat und ohne Regierung leben, wenn der Einzelmensch so ethisch erzogen ist, dass es niemandem einfallen würde, in den Bereich des anderen einzudringen. Ihm
    auf die Füße zu steigen. Anarchisten, die jemanden erschießen, die sind Lustmörder. Die sollen eingesperrt werden! Lebenslänglich. Nicht weil sie jemanden umgebracht haben, sondern weil sie sich Anarchisten
    nennen."
    - Was für ein hanebüchener Unsinn! In einer Gesellschaft, die keine Macht für irgendjemanden erlaubt, wird von Erziehung - also der Veränderung des menschlichen Charakters nach eigenen Vorgaben - gesprochen. Es wird von Regeln gesprochen, niemand dürfe in den Bereich eines anderen eindringen - Regeln in der Anarchie? Wo es Regeln gibt, gibt es Repression. Und Repression bedeutet Macht. Was im Zitat eindeutig belegt wird: Wer einen anderen tötet, gehört eingesperrt. Man reibt sich verwundert die Augen: Anarchie mit Exekutiv-Organen und Judikativ-Systemen! Da müsste der Verfasser des Zitates seinen eigene Zeilen unterworfen werden: Lebenslänglich, weil er sich Anarchist nennt.


    Grüße


    Siegfried

    Hallo allerseits!


    Vielleicht begebe ich mich mit diesem Beitrag auf dünnes Eis - auf besonders dünnes Eis -, denn das Buch, das ich hier vorstellen möchte, habe ich "nur" umgesetzt, also in Buchform gebracht. Und dann ist das Buch auch noch als On-Demand-Version erschienen. Wenn also die Verantwortlichen der Meinung sind, das Buch gehört aus diesen Gründen hier nicht vorgestellt, dann lässt sich das wohl nicht verhindern. Ich bitte dann aber um kurze Nachricht.


    Zum Buch:


    Hartmut Dühr, der Verfasser des Original-Manuskriptes, ist mein "Schwipp-Onkel" - so nennt man wohl die angeheiratete Verwandtschaft. Das Manuskript fand sich im Nachlass seiner jüngeren Schwester, die Anfang 2010 verstarb. Ich habe das Manuskript gelesen und fand, dass es unbedingt veröffentlich gehört. Glücklicherweise waren die Witwe des Autors und dessen Kinder der gleichen Auffassung, und so wurde aus einem 20 Jahre alten und fast verloren geglaubten Manuskript doch noch ein Buch.


    Klappentext:

    Hartmut Dühr wird 1924 in Celle geboren, damals preußische Provinz Hannover - heute Niedersachsen. Die Familie ist durch den Vater, ein Studienrat an einer Celler Schule, deutsch-national geprägt, und so wird die Machtübernahme durch Hitler im Januar 1933 zunächst begrüßt. Hartmut durchläuft in den folgenden Jahren die typischen Stationen eines Jungen im Dritten Reich: Jungvolk, mit 14 die Hitler-Jugend, mit 17 die Musterung für das Militär. Weil ihm für die Zeit nach seinem Kriegsabitur ein kostenloser Studienplatz für Medizin angeboten wird, meldet er sich - das war die Bedingung - zur Waffen-SS, ohne zu ahnen, wem er damit seine Seele verpfändet. Mit dem Kriegsende findet er sich in Kriegsgefangenschaft als Angeklagter wieder, und langsam wird ihm klar, was in Nazi-Deutschland geschehen war. Er beginnt sich die Frage zu stellen, wie weit er selbst schuldbelastet ist: Täter, Mitläufer oder Verführter? 40 Jahre nach dem Ende seiner Gefangenschaft schreibt er seine Lebensgeschichte auf, um zu zeigen, dass nur Selbsterkenntnis zur Versöhnung führt.
    Harrtmut Dühr stirbt 1994 in Duisburg


    Statt das Buch selbst zu beschreiben und zu kommentieren, stelle ich hier lieber Teile eines Artikels in der "Celleschen Zeitung" vom 16.12.2010 ein:


    Lebensbeichte eines Celler „Mitläufers“: Beitritt zur SS ermöglicht Medizinstudium
    Von Andreas Babel
    CELLE. Wahrscheinlich ist erst jetzt die Zeit reif für ein ungewöhnliches Buch. Zu Lebzeiten des Autors hat sich kein Verlag dafür gefunden. Auf 150 Seiten legt ein Celler Kind seine Lebensbeichte ab. Hartmut Dühr wird 1924 als Sohn eines Lehrers in Celle geboren. Er wird zum Mitläufer. Die SS ermöglicht ihm ein Medizin-Studium. Der 1,94 Meter lange magenkranke junge Mann sieht nicht, mit wem er da gemeinsame Sache macht.


    Sein Buch schreibt er gut 40 Jahre später - auch um zu warnen: „Denn die Gefahr, Mitläufer zu werden, gibt es überall, auch wenn ihr Weg nicht an so grauenhaften Abgründen vorbeiführt wie unser Weg damals“, schreibt er am Ende seines zweiten Vorwortes im Juli 1990. Zwanzig Jahre später ist es seiner Nichte Magdalene Bothe zu verdanken, dass seine Aufzeichnungen tatsächlich einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.


    Im Entnazifizierungsverfahren wird Dühr als „Entlasteter“ deklariert. Dennoch bezeichnet er sich selbst als „Mitläufer“. Das Geleitwort hat kein Geringerer als Heinrich Albertz (1915 bis 1993) geschrieben. Der war nach dem Krieg Flüchtlingspastor in Celle und später Regierender Bürgermeister von Berlin. „Vor allem junge Leute sollten diesen Bericht lesen, damit sie weniger hochmütig über ihre Großväter und Väter urteilen und die Gefahren eigner Verstrickung erkennen. Torheit und Feigheit sind zeitlos. Aber Vernunft und Hoffnung auch. Dies ist ein wichtiges Buch“, schreibt Albertz.


    Obwohl sein Vater aus einem alten preußischen Philologen- und Theologengeschlecht stammt, deutsch-national und keineswegs antisemitisch eingestellt ist, gerät der kleine Hartmut wie viele Millionen in den 30er Jahren in den Sog der Nazi-Bewegung. Obwohl er kein Sport-Ass ist, findet er Gefallen, bei der Hitlerjugend (HJ) mitzumachen. Als Junge liebt er es, durch die weite Natur zu stromern. Dazu hätte es indes nicht eines Beitritts zur HJ bedurft, denn die Familie bewohnt seinerzeit das letzte Haus vor der damaligen Stadtgrenze an der Clemens-Cassel-Straße.


    Warum er dennoch bei dem Haufen mitmacht, weiß er aus der Rückschau auch nicht mehr so genau. Er beschreibt die Übungstage im Schlossinnenhof und später auf dem Schützenplatz. Dort wird er 1936 von einem Ausbilder so schikaniert, dass sich daraus ein 33 Jahre währendes Magenleiden bildet. Bis Ende der 30er Jahre entwickelt der Jugendliche aber kein kritisches Bewusstsein. „Wir waren es vom Elternhaus und von der Schule her gewohnt, zu lernen, und nicht, zu fragen. Es bleibt eine deprimierende Feststellung. Auch wir, die wacheren freien Geister jener Zeit, soweit wir nicht durch das Elternhaus oder eine andere Bezugsperson immunisiert waren, hatten es gelernt, fraglos in ,zwei Reichen' zu leben“, schreibt Dühr.


    1939 oder 1940 zieht Dühr mit einem HJ-Trupp auch vor das Haus seines „halbjüdischen“ Biologielehrers, wo die Jugendlichen einen Sprechchor mit antijüdischem Inhalt anstimmen. „Der Hordenzwang hielt mich fest, machte mich überlegens- und handlungsunfähig. Mit der Erinnerung an dieses totale Versagen muss ich leben“, sagt der Autor.


    Bei der Einberufung bekommt der Autor das Angebot, bei der SS Medizin zu studieren. Doch wenig später erlebt er Menschenverachtendes, was ihn davon Abstand nehmen lässt, jemals Arzt dieser Organisation werden zu wollen.


    Aufgrund seines Alters und seines Magenleidens bleibt Dühr von Erfahrungen verschont, die viele andere in dieser Zeit gemacht haben. Immerhin hat er am 21. April mit ansehen müssen, wie zwei blutjunge Deserteure erhängt worden sind. Dühr ist aber kein Held wie Dietrich Bonhoeffer. Er springt nicht aus dem Glied und begehrt nicht gegen diese furchtbare Tat auf.


    In der Gefangenschaft findet keine politische Erziehung der deutschen Gefangenen statt, berichtet Dühr. Er sieht aber schon bald ein, welche Ungeheuerlichkeiten im Namen des deutschen Volkes geschehen sind. Am 7. Dezember 1945 schreibt er Folgendes in einem Brief: „All das erfüllt einen mit Grausen, wenn man bedenkt, dass wir solchen Verbrechern wie der Clique um Hitler - und ihm selbst! - bedingungslos folgten, ohne ihren wahren Charakter zu erkennen. Waren wir denn blind und taub?“


    Dühr hatte es leichter, solch ein Buch geschrieben zu haben, denn angeblich hat er „keinen Schuss abgegeben“ und „keinen Menschen verletzt oder verfolgt“. Das bezeichnet er nicht als sein Verdienst, sondern als Folge der Umstände, seiner Verletzung und seiner Krankheiten.


    Hartmut Dührs Kinder sind heute allesamt im kirchlichen Bereich tätig: Mechthild, heute 53, verheiratet, lebt als Organistin in Duisburg; Ulrich, 51, verheiratet, drei Kinder, ist Archivar am Landeskirchenarchiv in Düsseldorf und Christoph, 50, verheiratet, zwei Kinder, ist Pfarrer in Eschwege. Hartmut Dührs Witwe Marlene, inzwischen 77, lebt heute ebenfalls in Eschwege.


    1962 hat Hartmut Dühr die „Christlich-Jüdische Arbeitsgemeinschaft Niederrhein“ mitgegründet. Er war 15 Jahre lang Vorsitzender dieser Vereinigung. „Ich habe diese Arbeit auch nicht als Wiedergutmachung getan. Man kann auch durch die offenherzigsten Gespräche nicht wiedergutmachen, was deutsche Menschen, von uns, von mir unbeachtet, an unsäglicher Demütigung, Folterung und Vernichtung Millionen jüdischer Menschen angetan haben“, bewertet Dühr seine Arbeit in diesem Bereich. Mitte der 80er Jahre kehrt er für kurze Zeit ins einstige Elternhaus nach Celle zurück, ehe er seinem Geburtsort den Rücken kehrt.


    Bezugsquelle: „Ergebung ohne Widerstand“ von Hartmut Dühr, Books on Demand, 9,90 Euro, ISBN 978-3-8423-3030-6.

    Um einen Einblick in das Buch zu ermöglichen, gibt es jetzt noch zwei Leseproben als PDF, die direkt aus der Druckvorlage des Buches stammen (eine 1:1-Abbildung des Buches sozusagen)



    http://www.amazon.de/Ergebung-…TF8&qid=1300924264&sr=1-1/42eraev-21" target="_blank">http://www.amazon.de/Ergebung-…TF8&qid=1300924264&sr=1-1.03.MZZZZZZZ.jpg" border="0">

    Dateien

    • Leseprobe1.pdf

      (86,45 kB, 5 Mal heruntergeladen, zuletzt: )
    • Leseprobe2.pdf

      (103,03 kB, 3 Mal heruntergeladen, zuletzt: )

    Ich oute mich jetzt einfach mal ...


    Ja, ich habe den Sündenfall begangen! Ich habe ein BoD herausgebracht.


    Ganz bewusst schreibe ich "herausgebracht", weil ich das Buch nicht selbst geschrieben habe. Denn zum Manuskript bzw. dem Buch gibt es eine Hintergrundgeschichte.


    Bei dem Autor handelt es sich um meinen angeheirateten Onkel ("Schwipp-Onkel"?). Geboren 1924. In den 1980ern hat er ein Manuskript verfasst über die gut 20 entscheidenden Jahre in seinem Leben: 1933 bis 1955. Er beschreibt darin sein Leben als - ja, als was? Er selbst sagt, er war das Paradebeispiel eines Mitläufers, angefangen beim "Jungvolk", weiter über die "HJ" bis hin zum Eintritt in die "Waffen-SS", weil man ihm dort das sehnlichst gewünschte, aber kostspielige Medizinstudium ermöglichte. Dann, nach Kriegsende, die Verhaftung und Anklage als "Kriegsverbrecher", der Gerichtsprozess, die Entlassung in eine Gesellschaft, die nichts mehr mit "denen da" zu tun haben wollte, andererseits aber auch nichts tat, um die Schuld der Nazi-Zeit anzuerkennen und abzuarbeiten. Mein Schwipp-Onkel begann sich selbst kritisch zu hinterfragen. War er Täter? War er Opfer? Oder war er Mitläufer, so wie Millionen andere? Die kritische Selbstbetrachtung führte zur Gründung der "Christlich-Jüdischen Arbeitsgemeinschaft", die sich um eine Aussöhnung zwischen deutschen Tätern und jüdischen Opfern bemüht.


    Der Autor bot das Buch jahrelang diversen Verlagen an. Kein Interesse. Selbst prominente Fürsprecher wie Heinrich Albertz (Pfarrer und Regierender Bürgermeister von Berlin) oder Walter Kompowski (Romanautor und Sammler von Alltagszeugnissen im Rahmen des Projektes "Das Echolot") halfen nichts. Albertz schrieb sogar ein Vorwort für das Buch. Das Manuskript jedoch verschwand in der Schublade.


    Mit den Ereignissen der Jahre 1989/90 kam es jedoch wieder zum Vorschein. Erneut wurde in Deutschland über Täter und Opfer, Unbeteiligte und Mitläufer diskutiert - dieses Mal im Rahmen des Endes der DDR. Der Buchautor fühlte sich an seine eigene Vergangenheit erinnert, wie damals in Deutschland diskutiert wurde und wie wenig aufgearbeitet. Er fügte dem Manuskript ein neues Vorwort hinzu, in dem er sich auf die gegenwärtigen Ereignisse bezog. Zu einem Erfolg bei Verlagen führte dies hingegen nicht. Das Buch blieb unveröffentlicht.


    Wenn Verlage ein Buch über die NS-Zeit herausbringen, dann muss es sich um eine Analyse der Täter handeln. Leute wie Himmler, Heydrich, Kaltenbrunner - die ziehen. Oder Leute, die ihr Leben im Widerstand riskiert haben. Auch das wäre für einen Verlag interessant. Aber das Leben und die Geschehnisse eine Jugendlichen bzw. jungen Mannes, der in einer norddeutschen Kleinstadt aufwächst, die Reichspogromnacht miterlebt, das Wanken und Schwanken der Lehrerschaft, die Verlockungen einer Gemeinschaft namens "Hitler-Jugend", die Repressalien des Militärs, den Alltag eines einfachen Menschen eben - das ist für einen Verlag kein sonderlich lohnendes Geschäft.


    1994 verstarb der Autor. Das Manuskript geriet in Vergessenheit. Vorhandene Exemplare innerhalb der Familie gingen verloren oder wurden entsorgt. Als zu Beginn des Jahres 2010 die jüngere Schwester des Autors starb, fand sich ein Exemplar dieses Manuskriptes an. Über meine bessere Hälfte bekam ich es in die Finger. Ich habe die ersten Seiten gelesen - und kam nicht mehr davon los. Es war ein Blick in den Alltag einer Zeit, die man sonst nur unter ganz bestimmten Gesichtspunkten kennt. Hier wirkte diese Zeit anders. Nachvollziehbar.


    Verlage interessierten sich weiterhin nicht für das Buch. Die Familie aber, insbesondere die Witwe des Verfassers und dessen Kinder, haben der Idee einer Buchveröffentlichung zugestimmt. Welcher Weg aber stand zur Verfügung? Verlage wollten das Manuskript nicht. Selbstverlag bedeutet viel Arbeit, weil der gesamte Vertrieb in den eigenen Händen liegt. So kam als Lösung der Gedanke, bei BoD zu veröffentlichen. Also habe ich das Original-Manuskript (mit der Maschine auf A4 getippt) umgesetzt in ein drucktaugliches Format, habe mir über einen Grafiker einen Buchumschlag gestalten lassen und alles an BoD geschickt.


    Natürlich kann man jetzt die Nase rümpfen: Noch eine unbedarfte Autobiographie mehr auf dem Markt. Dem setze ich das Geleitwort von Heinrich Albertz entgegen:


    "Dies ist ein wichtiges Buch. Zwar ist die Zahl der Berichte von Zeitgenossen und der klugen Analysen von Leuten, die nicht dabei waren, unübersehbar geworden zur bösen unmittelbaren Vergangenheit. Aber eigentlich immer sind es Zeugnisse vom Widerstand oder vom sinnlosen Opfer der Juden oder Rechtfertigungen der Täter. Nur Carola Stern hat ein Zeugnis von ihrer eigenen, so jugendlichen Verstrickung vorgelegt.


    Hier schreibt ein Mann die Geschichte von Hunderttausenden auf, keine Heldentaten, keine strafwürdigen Handlungen, sondern den Weg, den so viele gegangen sind und den sie verdrängt und vergessen haben. Er schreibt auch von Einsicht und Wandlung - ohne falsches Pathos.


    Vor allem junge Leute sollten diesen Bericht lesen, damit sie weniger hochmütig über ihre Großväter und Väter urteilen und die Gefahren eigner Verstrickung erkennen. Torheit und Feigheit sind zeitlos. Aber Vernunft und Hoffnung auch.


    Dies ist ein wichtiges Buch.


    Heinrich Albertz" (zum Manuskript 1987)


    Was die Satzqualität angeht - ja, ich habe gepfuscht! :D Bisher sind mir von Lesern zwei Tippfehler gemeldet worden. Peinlich, peinlich!


    Und nein, ich schreibe jetzt hier nicht rein, wie der Autor heißt oder das Buch oder welche ISBN es hat. Ich möchte nicht den Vorwurf "Werbung!" hören. ich wollte nur darstellen, dass eine Veröffentlichung über BoD manchmal die einzige Möglichkeit ist.


    Grüße
    Siegfried

    Wenn mir Manuskriptdateien zum Lektorat eingereicht werden, die durch zig Leerzeilen glänzen, dann reiche ich das Manuskript unbearbeitet zurück. Solche Leerzeilen sind nicht zu gebrauchen. Die müssen an irgend einer Stelle im Produktionsprozess wieder rausgemacht werden. Warum sollen das andere machen, als diejenigen, die die Leerzeilen erzeugt haben.


    Ein vernünftiges Manuskript hat KEINE Leerzeile

    Beide Absätze zweifel ich jetzt frecherweise einfach mal an. :evil


    Ein Lektorat sollte sich - meines Wissens, man möge mich berichtigen - mit dem Inhalt des Textes befassen, nicht mit dem Layout. Alles, was Satz, Schriftart, Schriftgröße usw. etc. bla bla angeht, ist doch nicht Inhalt eines Lektorates. Das Lektorat entscheidet doch erst, ob ein Typoskript in Druck geht oder nicht. Ein Ablehnungsgrund wie "oh, Leerzeilen im Text" oder "proportionale Schriftart gewählt" ist sehr heftig.


    Was die nicht erlaubten Leerzeilen angeht: In Sachbüchern finden sich extrem häufig Leerzeilen (okay, vermutlich ist beim Satz der Durchschuss erhöht worden, was aber beim Leser rein optisch den gleichen Effekt auslöst). Ob Manuskripte oder Typoskripte deshalb tatsächlich keine Leerzeile enthalten düfen? Die Textvorlage soll doch nicht das spätere Seitenlayout vorwegnehmen! Wenn das Buch auf 12x18 cm gedruckt wird, ist beim Text durchaus A4 erlaubt.


    Textlayout durch den Autor - das riecht verdammt nach Selbstverlag oder On-Demand-Produktion. :evil


    Grüße
    Siegfried

    verdiene in Deutschland die Autorin (M. s. m.) eines Bestsellers,
    behauptet die taz online von heute .


    Kristof

    Klasse! :D Ich liebe solche blöden Rechenspiele! :D


    Drehen wir das doch einfach mal um ...
    845 € im Monat
    das sind 10.145 € im Jahr
    wenn ein Autor 40 Jahre schreibt, macht das 405.600 € im Berufsleben
    bei einer Autorenmarge von 7% wäre ein Umsatz von 5.794.285 € erforderlich
    Wenn ein Buch im Schnitt 10 € kostet, macht das eine Gesamtauflage von 579.428 Büchern


    Endlich weiß ich, was man im Laufe seines Lebens an Büchern verkaufen muss, um als Bestseller-Autor zu gelten ... :D


    Grüße
    Siegfried
    P.S.: Wie viele Artikel muss man für das Geld eigentlich bei der TAZ schreiben? :gaehn


    Und ich hoffe, dass in Lybien der Verrückte möglichst bald ....

    Wenn Gaddafi die Krise übersteht (egal, mit welchen Mitteln), ist das gleibedeutend für das Ende der Demokratiebewegung in der arabischen Welt. Nicht weil sich die Leute nicht mehr auf die Straße trauen, sondern weil Gadaffi vorgemacht hat, wie man mit der revoltierenden Bevölkerung umgehen muss. Denn weder die UNO noch die NATO noch die EU sind ganz offensichtlich in der Lage, eine klare Position zugunsten der Revolution einzunehmen (sprich: den Diktator militärisch unter Druck zu setzen). Die anderen Diktatoren in der arabischen Wegt werden sich sehr, sehr genau ansehen, ob sie bei einer Eskalation der Gewalt etwas vom Westn zu fürchten haben.


    Grüße
    Siegfried

    Es mag sein, dass es für einzelne Autoren wichtig ist, sich dieses Motiv ins Bewußtsein zu rufen und sich das ganz fett irgendwohin zu scheiben. Dann soll Autorin/Autor das tun. Aber es als allgemeingültige Regel aufzustellen, an die sich bitteschön die Damen und Herren Schriftsteller zu halten haben, weil es sonst nix wird mit einem verdammt erfolgreichen Roman, das, so finde ich, ist Quatsch.

    Wie man dieses Teil nennt, ist mir persönlich völlig egal. Wer will, soll es Prämisse nennen. Oder Plotline. Oder Grundidee. Oder Cassawumbu. Das EInzige, was mich am Gedanken der Prämisse - ich bleibe mal bei diesem Begriff - wirklich interessiert, ist die Maßgabe, nicht vom gesteckten Ziel abzuweichen.


    Ich kenne Romane, die beginnen wie ein Krimi: Leiche im Wohnzimmer, ein fürchterliches Gemetzel, zwei Dutzend Verdächtige. Alles total mysteriös. Dazwischen ein Kommissar, der von seinen Kollegen gemobbt wird, dem Alkohol zuspricht und sich mit Nutten abgibt. Während die Kollegen alles drangeben, den Kommissar fertig zu machen, sucht der nach dem Mörder, um durch einen Fahndungserfolg seine Position zu verbessern. Gleichzeitig wird er von mafiaähnlichen Banden erpresst. Gerade, als sich alles zuspitzt, begegnet der Kommissar der Sekretärin des Mordopfers. Sie verknallen sich ineinander, haben den geilsten Sex ihres Lebens, zeigen ihren jeweiligen Arbeitgebern den Stinkefinger und machen sich auf den Weg nach Argentinien, wo sie Pferde züchten wollen.


    Wer der Mörder ist? Völlig egal - wird nicht aufgeklärt. Warum der Mord geschah? Völlig egal - wird nicht aufgeklärt. Warum das Mobbing erfolgte und ob es Konsequenzen für die Kollegen hat - was juckt das den Autor? Welche Beziehung es zwischen dem Kommissar und seinen Erpressern gab? Nicht wichtig. Ab Seite 160 tritt die Sekretärin auf, dann wird in drei Szenen herumgevögelt, dass die Betten wackeln, und am Ende geht die Sonne direkt vor dem Bug des Schiffes auf dem Weg nach Buenos Aires unter.


    Was sage ich da als Leser? Pure Verar****! Das ist weder Krimi noch Liebesgeschichte noch eine Entwicklungsgeschichte. Das ist einfach Käse! Und warum? Weil der Autor am Anfang nicht wusste, wohin er am Ende eigentlich wollte. Bei so etwas hilft einem dann doch eine gewisse Konzeption (um hier mal das Wort Prämisse zu meiden).


    Natürlich kann man solche Romane schreiben. Aber, um mit dem Einleitungszitat der 42erAutoren-Webseite zu argumentieren: Wer will das lesen?


    :D :D :D


    Grüße
    Siegfried

    Es gibt eine laaaaaaange und sehr, sehr heiße Diskussion zwischen Siegfried (Siegfried_der_Alte) und mir aus den Anfangszeiten der Mailingliste zu diesem Thema. Ich muss mal schauen, ob ich die noch finde. ;)

    Gnade! :D


    Eigentlich ist die Prämisse nach Frey nix anderes als das Prinzip von Ursache und Wirkung, nur dass sie hier als Klammer um die gesamte Handlung gesetzt und damit zur These wird, die vom Roman schlüssig begründet werden kann/soll/muss.


    Grüße
    Siegfried

    Liebe Manuela, Lametta, Siegfried & Co


    Ihr habt ja alle recht, aber bevor ihr verzweifelt, denkt an die alten britischen Weisen (in einem Atemzug mit Merlin genannt), die vorschlugen, etwas aus einer völlig anderen Perspektive zu betrachten: "And always take life from the bright side..." (Monty Python

    Verzweifeln? Nein, warum denn? :D


    Ich halte nur diese ... wie soll man es sagen, ohne gleich dafür getreten zu werden? ... diese »Bequemlichkeitshaltung« für fragwürdig. Als Gaddafi an der Macht war, gab es so gut wie keine Diskussion darum, ob dem Manne dürfe die Hand gereicht werden dürfe oder nicht. Jetzt steht er kurz davor, abgesägt zu werden, und nun kriechen eine Menge Leute aus der Deckung und rufen: »Wie konntet ihr damals nur?«


    Deshalb frage ich ja, wie wir heute, jetzt, in der aktuellen politischen Lage mit bestimmten Regierungen umgehen sollen. Interessanterweise kommen dazu recht wenig Antworten. China hat eine diktatorische Regierung, daher müsste die Forderung lauten: »Keine Handelsgeschäfte, kein Handschlag mit der Regierung in Peking!« Wer heute zu Libyen sagt, wie konntet ihr damals nur, müsste genau diese Forderung stellen. Und? Was geschieht?


    Wenn es denn tatsächlich geschehen sollte, dass die Chinesen irgendwann ihre Regierung zumTeufel jagen und so etwas wie eine Demokratie einführen, dann - und erst dann - werden diese Kritiker mit ihrem Unrechtsbewusstsein hervorgekrochen kommen und ihren Mitmenschen vorwerfen: "Wie konntet ihr nur?"


    Dieses Verhalten ist scheinheiliger als jedes Handelsgeschäft, das heute getätigt wird.


    Grüße
    Siegfried
    P.S.: Dein Monty-Python-Zitat habe ich so nicht im Song gefunden. Woher hast du die Zeile?