ZitatDiese Aussage stammt nicht aus dem Buch von Hitchens (ich glaube es wird im "Gotteswahn" von Dawkins zitiert), sondern von dem berühmten Astrophysiker Steven Weinberg. Im genauen Wortlaut sagte Weinberg:
Zitat: "Mit oder ohne Religion können sich gute Menschen anständig verhalten und schlechte Menschen Böses tun; doch damit gute Menschen Böses tun, dafür braucht es Religion"
Diese Aussage ist zwar schon wesentlich differenzierter formuliert, dennoch kann ich sie noch nicht gut heißen bzw. halte sie für noch nicht vollständig.
Dass gute Menschen Böses tun, setzt immer eine Art Verblendung voraus, sonst würde der gute Mensch nicht meinen das Richtige zu tun. Diese Verblendung kann in seiner Religion liegen, keine Zweifel, aber in unzähligen anderen Dingen auch. Egal ob wir an politische oder an gesellschaftliche Ebenen denken. Jede Art von politischem Extremismus oder so familiennahe Probleme wie das Schlagen von Kindern als wünschenswertes und pflichterfüllendes Erziehungs-/Züchtigungsmittel noch vor hundert Jahren in unserem, ach so zivilisierten Europa.
Und damit es beim einzelnen zu dieser Verblendung kommen kann, bedarf es einer Kraft, die sie schafft oder bestehende Verblendungen benutzt. Die Motive dieser Kraft, wenn man sie denn überhaupt mit nur einem Wort zu benennen versucht, liegen nahezu immer in der Ausübung von Macht, ihrer Bewahrung und ihrer Ausdehnung.
Vorhandene Machtstrukturen wollen diejenigen, die davon profitieren, erhalten und möglichst noch ausbauen. Und hierbei bedienen sie sich den vorhandenen Strukturen. Sollte hypothetisch die Religion abgeschafft werden (so eine Idee war hier mal in den Thread geworfen worden) würden die Machtinhaber andere vorhandene Strukturen nutzten oder neue "Religionen" schaffen. Wobei ich persönlich glaube, dass es der Neuschaffung nicht bedarf. Wie täglich auch bei uns bestehende Machtstrukturen ausgenutzt werden, um zu einem bestimmten Ziel zu kommen, sehen wir täglich vor der Haustür. Und das Thema Globalisierung birgt Unmengen an solchen Machtspielchen.
Die Tatsache, dass in den früheren Jahrhunderten gerade im Namen der Religionen soviel Krieg, Gewalt und Terror verübt wurde, liegt vorwiegend daran, dass die Religion für den Einzelnen eine stärkere persönlichere Bedeutung in seinem Leben hatte, als sie es heute in der so genannten westlichen Welt hat und es den "Kirchenfürsten" leicht gemacht wurde, die bestehenden Strukturen der Kirche für die gewünschten Zwecke zu nutzen. Und ich wage einfach einmal zu behaupten, dass in der islamischen Welt der Glaube immer noch so eine starke gesellschaftliche und persönliche Bindung hat, dass er momentan und noch immer sehr geeignet ist, politisch benutzt zu werden.
Und um noch einmal auf die "großen Zusammenhänge" der Welt zu kommen: Imperialismus, politische und wirtschaftliche Macht, Bewahrung der eigenen kulturellen Gesellschaftsstrukturen (sonst wäre die Macht gefährdet), Erdöl und alle sonstigen Schätze unserer Welt, strategische Stützpunkte. Hoheit über Meere, Weltall und Kontinente, Ernährung, Überbevölkerung usw. usw. sind die Beweggründe in der absolut überwiegenden Anzahl aller Krisen und Kriege. Religion als Grund und als Motiv ist längst abgelöst.
LG
Cordula