Beiträge von Friedrich List

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    Original von Iris Kammerer
    Ich rede hier keineswegs den Schreiblernbüchern das Wort!


    So habe ich Dich auch nicht verstanden.


    Mein Eindruck ist eher folgender: Denkt man sich ein Kontinuum zwischen einem auf die reine Inspiration, den Gedankenstrom oder das Genialische setzendem Erzählen und einem, daß auf das saubere Handwerk schwört, dann besetzen wir da unterschiedliche Positionen. Ich kann mit Deiner gut leben.


    Im Konfliktfall tendiere ich eher zur ersteren Position. Allerdings würde ich dem auf die reine Inspiration schwörenden Erzähler immer das erzählerische Handwerk entgegenhalten und ihn oder sie daran erinnern, daß, wie Du völlig richtig schreibst, Literatur Kommunikation ist. Den Nur-Handwerker würde ich dagegen daran erinnern, daß auch er oder sie ohne kreative und chaotische Impulse nicht auskommt.
    Und die müssen auch ein bißchen toben dürfen :D



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    Original von Iris Kammerer
    Ein Autor, der nicht bereit ist, sich von anderen etwas erzählen zu lassen, ist auch nicht imstande, auf seine eigene Stimme zu hören -- ebensowenig wie jemand durch Selbstbefriedigung zu einem guten Liebhaber wird, weil er ja nur lernt, seinen eigenen Körper gut zu bedienen, aber nicht, sich auf einen anderen einzulassen.



    :braue
    Schon wieder dieser Vergleich. Ich bleibe aber weiter dabei, daß werdende und praktikzierende Autoren gelegentlich stur und dickköpfig sein müssen. Selbstverständlich muß man lesen, aber man muß auch selbstbewußt mit den Dingen umgehen.
    Außerdem gehören zum Autor-Sein auch Dinge, die selbst durchprobiert werden müssen. Zum Beispiel: Trägt die Idee, die jemand, wirklich einen Roman? Oder wird doch eher eine Novelle daraus? Soll Schreiben ein Hobby bleiben oder Beruf werden? Wie fügt sich das mit Familie und Brotberuf zusammen? Was für ein erzählerisches oder künstlerisches Temperament ist jemand? Sprudeln die Ideen? Läßt man sich vom Ideenstrom mitreißen? Oder lassen sich die Ideen lieber lange bitten? Oder baut und plant man lieber ausgiebig einen plot, bevor man ans Schreiben geht? Schreibt man lieber in der kurzen Form? Oder zieht es einen eher zu 800-Seiten-Epen? Bringt einer dafür überhaupt die Selbstdisziplin auf?
    Das kann man nur ausprobieren. Das passende Wort dafür ist 'Selbsterfahrung', würde ich sagen.

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    Original von Iris Kammerer


    Unzulässiger Umkehrschluss! ;)


    Wieso unzulässig? Wer nur liest, geht dann mit Literatur eben nur als Rezipient um - als Kriminarr, Sammler, Literaturwissenschaftler, Büchernärrin. Das ist ein völlig berechtigter Standpunkt. Dieser Mensch ist dann aber kein Autor. Oder möglicherweise in dem Sinne, daß aus der Lektüre wissenschaftliche Aufsätze, Magisterarbeiten oder Rezensionen entstehen. ;)


    Und die wiederum muß man selbstverständlich nach den jeweiligen Handwerksregeln verfassen.


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    Original von Iris Kammerer
    Ich sagte nicht, dass man durchs Schreiben nichts lernt, sondern:


    Wer lesen kann, ist klar im Vorteil. :evil


    Der erotische Vergleich hinkt etwas, meinst Du nicht? Sex ist so tief verdrahtet, daß wir alle darin gut sein können, ohne uns vorher umfassende Kenntnisse der Fachliteratur angeeignet zu haben.


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    Original von Iris Kammerer
    Das Uhrmacherhandwerk erlernt man keineswegs dadurch, dass man einfach mal so damit anfängt Uhren zu basteln, oder?


    Was spräche dagegen? Der Weg führt möglicherweise nicht zum Gesellenbrief oder in einen gutbezahlten Job. Aber vielleicht ist das gar nicht das Ziel. Vielleicht reizt einen ja auch nur die handwerkliche Herausforderung....
    Außerdem diskutiere ich hier nicht, um irgendein definitives Mischverhältnis von Praxis zu Reflektion festzuklopfen. Ich denke, da hat jeder von uns seine eigene und völlig berechtigte Position.
    Aber die Frage am Anfang des Threads war ja nun mal: Ich will einen Roman schreiben. Wie gehe ich es an?
    Und nachdem eine Menge wichtiger Dinge über das Handwerkszeug, stilistische Vorbilder etc. gesagt wurden, fand ich es wichtig, darauf hinzuweisen, daß man am besten einfach mal anfängt. Und dann macht man seine Sache eben so gut es einem in dem Moment möglich ist. Man lernt aus seinem Fehlern, und das Produkt, oder das nächste Projekt wird besser.


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    Original von Iris Kammerer


    Schön und richtig.
    Aber woher hast du dir die Handwerksregeln geholt? Sind die dir beim Rumprobieren so eingefallen?


    Zum Teil schon. Das Problem meiner ersten Ausbildungs-Reportage war nämlich ein sehr rühriger und sehr engagierter Ausbilder, der eben auch ein sehr guter und durchaus namhafter Reporter war. Er gab uns eine Menge guter Texte zum Lesen, erklärte alles sehr gründlich und genau, und beschwor ausgiebig die Geister der Ahnen (Egon Erwin Kisch und so).
    Tja, und was soll ich sagen? Wir alle zogen los, die Geister der Ahnen auf den Schultern und die Stimme des Meisters im Ohr und wollten mindestens so gut sein wie der große Egon Erwin K., und wir wollten natürlich zeigen, daß wir unserem Lehrer sehr gut zugehört hatten.
    Es war eine Katastrophe.
    Eine Kombination von Information Overkill und 150%igem Enthusiasmus....
    Mein Text war gar keine Reportage geworden, sondern ein Feature - also alles von allem ein bißchen. Da brauchte ich dann im Feature-Kurs nicht mehr so viel zu tun, aber das Thema war trotzdem verfehlt.


    Ich bin dann ein besserer Reporter geworden, indem ich die Geister der Ahnen ausgetrieben habe. Anders ausgedrückt: Ich habe mir Zweit-, Dritt- und Viert-Meinungen gesucht, mir meinen Teil dabei gedacht und gelernt, die Regeln anzuwenden. Mit den Reportage-Lehrern ist es wie mit den Schreibhandbüchern - man darf sie nicht dauernd um sich haben, sonst hat mein keine Ruhe zum Arbeiten ;)



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    Original von Iris Kammerer


    Unbestritten. Aber wie kommst du darauf, dass ausgerechnet diese Gruppe von mir gemeint sein könnte, wenn ich eine eifrige und reflektierte, breitgefächerte Lektüre empfehle?


    Das habe ich nicht gemeint. Ich wollte darauf hinaus, daß man nicht unbedingt eine Literaturwissenschaft studiert haben muß, um massenhaft austauschbare, beliebige und uninspirierte Texte gelesen zu haben.


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    Original von Iris Kammerer
    Oder glaubst du, dass Romane aus den "Genre-Ecken" (also die sogenannte Massenmarktware) aus einer eifrigen und reflektierten, breitgefächerten Lektüre resultieren? ;)


    Ohne einen Röntgenblick in fremde Bücherschränke kann ich dazu wenig sagen. Ich neige eher zu der Ansicht, daß sie aus einer repetetiven, industriellen und oft eben uninspirierten Anwendung der Genre-Regeln resultieren. Trotzdem kann es sein, daß der Krimi-Serien-Autor XY sehr wohl seinen Le Carré, seinen Simenon und die Poetik des Aristoteles im Regal hat.


    Wie auch immer. Dirty muß ihr oder sein persönliches Mischungsverhältnis zwischen Praxis und Theorie selbst bestimmen. Vielleicht gehört Anäis Nin dazu. Vielleicht auch nicht. Vielleicht zeigt sich die Poetik des Aristoteles als sinnvoll, vielleicht eher Syd Field, vielleicht ist eine ganz andere Quelle noch viel hilfreicher. Aber auch von der muß man sich irgendwann emanzipieren.
    Und das ist eben genau der Punkt.
    Der Rest besteht aus Inspiration und jeder Menge Transpiration.

    Dem kann ich mir nur anschließen.
    Ich kann nicht genau sagen, ob ich mit System oder ohne lese. Das hängt davon ab, ob ich rein beruflich etwas lesen muß, ob ich etwas so interessant und wichtig finde, daß ich auch bereit bin, mich vom Autor quälen zu lassen, oder ob ich einfach nur zum Spaß einen dicken SF-Schmöker lese. Oder was auch immer.
    Gedankliche Spuren hinterläßt auf jeden Fall alle Lektüre. Ob sich mein Stil mit der Lektüre eines bestimmten Autors verändert, müssen aber andere entscheiden. Allerdings habe ich keine Hemmungen, eine gute Lösung für mich zu adaptieren. :)

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    Original von Iris Kammerer
    Wer nicht liest, wird kein Autor. Das ist eine Tatsache..


    Und wer nicht schreibt, wird auch keiner. Noch eine Tatsache.


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    Original von Iris Kammerer
    Entschuldigung, aber Autoren, die alles durch's Schreibenüben erreichen wollen, kommen mir vor, wie Menschen, die großartige Liebhaber werden wollen, indem sie bloß an sich selbst herumprobieren. ;)


    :rolleyes
    Ich wüßte nicht, wie man Schreiben oder Erzählen anders lernen soll als dadurch, daß man es eben macht. Romane schreiben - das war ja der Anfang des ganzen Threads - lernt man nur dadurch, daß man eben einen schreibt. Und dann hinterher guckt, was funktioniert hat und was nicht.
    Und was auch ungemein übt, sind die vielen kleinen und großen und ganz anderen Texte, die man - vielleicht - auch noch schreibt. Um bei meinem erlernten Beruf zu bleiben: Meine erste Reportage war eine ziemliche Bauchlandung. Gute Idee, gute Recherche, aber fehlerhaftes und eben anfängermäßiges Anwenden der Handwerksregeln. Also macht man das irgendwann nochmal und ist dann schon ein bißchen besser. Undsoweiter.
    Und um bei der Reportage zu bleiben: Man muß sich dann natürlich mit dem beschäftigen, was gute Reporter schreiben oder geschrieben haben - angefangen von Kisch bis in die Gegenwart. Man braucht aber nicht alles von allen gelesen haben, um seine Sache gut zu machen.


    Zitat

    Original von Iris Kammerer


    Ich sehe, du kennst dich sehr gut aus in der Literaturgeschichte. :rofl
    (Entschuldigung, aber ich konnte jetzt einfach nicht widerstehen ... :blume)


    Schon in Ordnung. Zu irgendwas muß das Anglistikstudium ja gut sein.


    ;)
    Abgesehen davon reicht ein bißchen Stöbern im Zeitschriftendschungel am Kiosk oder in den Genre-Ecken der nächsten Buchhandlung, um diesen Eindruck zu kriegen.
    Uneinholbar vorne in der schnellen Massenfertigung derartiger Texte liegen meine lieben Kollegen aus der Unterhaltungspresse.....

    Hmm...(habe leider den Smiley, der sich am Kopf kratzt, nicht gefunden); erstmal darf man nicht aus den Augen verlieren, daß Schreiben etwas ist, das man macht. Genauer: Je nach Anspruch Handwerk, Kunsthandwerk oder sogar hohe Kunst.


    Lernen kann man das nur durch die Tätigkeit und das Bewältigen der vielen kleinen und und großen Schwierigkeiten. Wenn Du also zuerst ein paar kleine Texte (short stories, Novellen, Skizzen,...) schrieben willst, nur zu. Es übt, und wenn Du Dich dabei Deinem Roman näherst, um so besser.


    Wichtig ist auch, daß man nicht nur die Figuren, sondern auch die Welt, in der sie leben, sehr gut kennt. Je mehr man als Autor über beide weiß, um so besser für die Geschichte. Das heißt aber nicht, daß man wirklich alles Material und jede Idee verwerten muß.

    Zum Erzählen der Geschichte ist es wichtig, ihren roten Faden von Anfang bis Ende zu kennen. Und wenn es darin besteht, einige Schlüsselszenen im Kopf zu haben, die Hauptfiguren und die allgemeine Richtung.
    Darüber, wann welche Information preiszugeben ist, würde ich nicht zu viel nachdenken. Man muß seiner Fähigkeit vertrauen, die Geschichte zu erzählen; dann geht es am Schluß auch auf. Abgesehen davon muß man dem Leser auch nicht alles erzählen; oft versteht er mehr von alleine, als man glaubt.



    Fragen nach Genres, Lesererwartungen, oder wie es bei den Journalisten heißt, nach der Zielgruppe und dem zielgruppenorientierten Schreiben, sollte man nicht zu hoch hängen. Bin ja selbst Journalist und kenne diese Debatten mehr als ich möchte. Man kommt schnell dahin, daß man versucht, einen Pudding an die Wand zu nageln.
    Außerdem kommen da leicht vordergründige, austauschbare und seichte Texte zustande, die einem mit Recht vorkommen wie Retortenprodukte. Das fällt Lesern natürlich sofort auf, und schon hat man sie wieder verloren.
    Unterm Strich muß man dann eben doch seinen Fähigkeiten als Erzähler vertrauen.....


    Es gibt nur eine Sache, die man auf gar keinen Fall tun darf: Lehrbücher über das Schreiben beim Schreiben neben dem PC liegen haben.... ;)

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    Original von Jayden


    Wenn unser Karatetrainer schlechte Laune hatte, war man schon nach dem Aufwärmen so fertig, dass man am liebsten aus der Halle gekrochen wäre ...


    Das kenn' ich. Meiner macht Montags immer ordentlich Dampf, um dann an den beiden anderen Terminen etwas ruhiger zu werden. Aber der Schweiß läuft einem trotzdem herunter. Und beim Katatraining muß man immer aufpassen, daß man mit den Leuten neben einem nicht kollidiert.
    ;)


    Zitat

    Original von Jayden
    Mein Bruder schwört übrigens auf Ajukate.


    Huups - das mußte ich googeln:
    http://www.b-a-e.de/index.php/content/view/96/230/


    Als Konzept finde ich das sehr interessant. Man nimmt sozusagen das beste von allem und macht daraus ein neues System. Ich habe mal einiges über Ninjitsu gelesen; das schien mir in einer ähnliche Richtung zu gehen. Aber ich bleibe wohl erstmal beim Karate. :)


    Obwohl man im Ninjitsu auch den Stockkampf lernt - das würde dann wieder zum Stangentanz passen...na ja...ein bißchen vielleicht. Man rollt sich nicht selber um die Stange herum, sondern haut sie jemanden zwischen die Hörner. *grien*

    Das sehe ich auch so. Obwohl ich so meine Momente habe, in denen mich die Fitness echt hängen läßt (ächz).
    Das Sofatier in mir nörgelt manchmal, Sport sei eigenltich der beste Fitnessvernichter überhaupt. Aber das stimmt natürlich nicht
    :)
    Mir gefällt am Karate der klare Fokus auf die Verteidigung und das Zusammenspiel von Körper und Konzentration. Da merkt man als Geistmensch immer gleich, daß es mit der reinen Vorstellung nicht getan ist...


    Grüße aus HH

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    Original von Horst Dieter


    Vielleicht ist es das einzige Lied, das er Trommeln kann :achsel


    8o
    Also nein, das glaube ich nicht. Da glaube ich lieber, daß Phil sich jeden Morgen am ganzen Körper rasiert, wenn er auf Tour geht. Marines tun das schließlich auch.

    Schon klar. Obwohl mir wiederum Capoeira wenig sagt, weil ich noch nie eine Vorführung gesehen habe.
    Ästhetisch bzw athletisch und von der Körperbeherrschung her ist das auf jeden Fall beeindruckend. Aber ansonsten bin ich wohl eher Purist ;)


    Mir sagt ein Kampfkunst- und Stilmix eben nicht so zu. Ich denke, man muß das sauber auseinanderhalten können, sonst stehen einem in dem Ernstfall, den wir hoffentlich alle nie erleben werden, die verschiedenen Techniken im Wege.

    Nichts als Ärger mit den Landkraken


    Es gibt ja nichts schöneres als Romanserien. Manche erscheinen seit 1962 Woche für Woche, andere bringen es nur auf wenige, dafür aber wuchtige und gehaltvolle Bände. Charles Sheffields Romane um die Abenteuer der Archäologin Darya Lang, ihre Suche nach der Wahrheit über die Baumeister, eine rätselhafte und ausgestorbene Spezies und über die sehr lebendigen Gefahren jenseits ihrer Studierklause liegen irgendwo dazwischen.


    Jüngst kam „Der kalte Tod" heraus, der dritte Band der Romanreihe. In diesem Roman spielen neben den Baumeistern auch die Zardalu die Hauptrolle. Die Zardalu sind eine verschollen geglaubte Spezies von Cephalopoden, die sowohl an Land als auch im Wasser leben – Landkraken eben. Sheffield hat sich hier offenbar von einem mehrteiligen BBC-Dokudrama über die zukünftige Evolution der irdischen Flora und Fauna inspirieren lassen. Denn die zeigte im 3. Teil riesige Landkalmare, die auf ihren muskulösen Tentakeln durch die Urwälder einer fernen Zukunft streifen und dort ähnlich wie die heutigen Elefanten leben.


    Leider sind die Zardalu unausstehliche, imperialistische, biotechnisch versierte Fleischfresser, die ihre Mitgeschöpfe entweder als Sklaven oder als Beute betrachten. Ihr Sternenreich war vor 11.000 Jahren von einem allgemeinen Aufstand hinweggefegt worden. Sie selbst verschwanden spurlos, hinterließen aber eine hochentwickelte Biotechnologie, die immer noch benutzt wird.


    Im zweiten Band der Serie waren Darya Lang und ihre Gefährten auf einer Baumeister-Welt gestrandet und hatten dabei eine künstliche Intelligenz der Baumeister aktiviert. Die wiederum war darauf programmiert gewesen, im Wettstreit zwischen Zardalu, Menschen und einigen anderen Spezies die fähigsten Nachfolger ihrer Erbauer zu ermitteln. Leider waren erst die Zardalu, dann auch Darya Langs kleine Expedition ausgebüxt.


    Allerdings hatte niemand Langs Geschichte geglaubt, denn einen materiellen Beweis, einen Arm mit Saugnäpfen etwa, war sie schuldig geblieben. Aber die Zardalu waren wieder in der Milchstraße unterwegs. Mit knurrenden Mägen, versteht sich.


    Darya Lang macht sich also auf, um Beweise für deren Existenz zu sammeln. Mit von der Partie sind Hans Rebka, ein im Bewältigen von Krisen geschulter Verwaltungsbeamter, der Abenteurer, Schatzjäger und Schmuggler Louis Nenda, die Cecropianerin Atvar H’sial, der geschaßte Politiker Julian Graves, der Cyborg C.I. Tally, das Hymenopter-Weibchen Kallik und der Lot’fianer-Übersetzer J’merlia.


    Louis Nenda und Atvar H’sial sind im selben Gewerbe tätig und versuchen ständig, sich und andere zu übervorteilen. Die beiden sind nur auf Profite aus, während Lang, Rebka, Julian Graves und Tally nach Beweisen für die Existenz der Zardalu suchen.
    Der Lot’fianer-Übersetzer J’merlia ist eigentlich Eigentum von Atvar H’sial, weil Cecropianer, eine Art riesiger Falter, über Pheromone kommunizieren und daher ohne Hilfe eines Lot‘fianers nicht mit Menschen und anderen Spezies sprechen können. Kallik gehört einer anderen Sklavenspezies an und ist Louis Nendas Eigentum.


    Verstärkt durch den Vertreter einer nach harter Strahlung süchtigen Spezies, der ihr Raumschiff fliegt, sucht die Expedition nach Genizee, dem vergessenen Ursprungsplaneten der Zardalu. Sie nehmen, und zwar zu Recht, an, daß die Zardalu dorthin geflüchtet sind, um sich dort nach Kräften zu vermehren und wieder eine Machtbasis aufzubauen.
    Genizee ist bald gefunden, liegt jedoch in einer gefährlichen Weltraum-Anomalie, in der das Navigieren schwierig ist.


    Die Landung gelingt trotzdem und ein bißchen unfreiwillig, denn Genizee wird von einer KI der Baumeister bewacht. Diese KI läßt alle Besucher landen und hilft bei der Landung nach, falls nötig. Aber sie läßt niemanden mehr weg. Auch die Zardalu nicht.
    Unsere Expedition wird natürlich erst einmal zerstreut und muß vor den Zardalu und ihrer noch viel hungrigeren Brut flüchten. Zu allem Überfluß stellt sich heraus, daß die KI der Baumeister durch die lange Abwesenheit ihrer Erbauer einen schweren Dachschaden erlitten hat. Sie glaubt, sie habe den Auftrag, Genizee für die Entstehung der Baumeister bereit zu halten. Eine zweite Baumeister-KI, angesiedelt in Genizees künstlichem Mond, hält die nächste schlechte Nachricht bereit: Ähnliche Konstrukte wie sie sind in der ganzen Milchstraße zu finden, und die meisten sind mittlerweile vom langen Warten auf ihre Erbauer verrückt geworden.


    Am Ende gelingt die Flucht. Nur Louis Nenda und Atvar H’sial bleiben zurück; sie haben versucht, sich eigenmächtig mit einem kleinen Schiff abzusetzen und werden von der Baumeister-KI im Orbit prompt zurück nach Genizee expediert.


    Das Buch ist kurzweilig zu lesen, leidlich spannend und durchaus witzig. So hat Hans Rebka dem Cyborg C.I. Tally verboten, den strahlensüchtigen Raumpiloten in den Reaktorraum des Schiffes zu lassen. Der kommt trotzdem hinein – niemand hat Tally gesagt, er dürfe dem Piloten nicht zeigen, wo die Tür ist und wie das Codeschloß aufgeht.

    Allerdings haben sich einige der Grundideen aus den beiden ersten Büchern etwas verbraucht. Die Baumeister und ihre planetengroßen Artefakte sind längst nicht mehr so majestätisch wie im ersten Band „Gezeitensturm". Sheffield nutzt hier die bereits vertrauten Elemente dieses Universums und bringt wenig neues hinzu. Die bizarren Spezies, zwischen denen Menschen gelegentlich alt aussehen (Cecropianer sind wesentlich intelligenter und haben die ältere Kultur), sind gut geschildert. Trotzdem fehlt ihren Kulturen im 3. Band der Serie die Tiefe.


    Am Ende kündigt sich eine Zusammenarbeit zwischen Nenda, At’var Hsial und den Zardalu an. Denn alle wollen von Genizee weg. Werden also die Zardalu doch noch zu einigermaßen tolerablen Mitgliedern der galaktischen Völkergemeinschaft? Oder werden sie wieder ihre Nachbarn entweder versklaven oder zu Sushi verarbeiten? Und wo sind überhaupt die Baumeister? Sind sie ausgestorben? Zu Göttern geworden? Ausgewandert? Und was geht in ihren vielen Artefakten vor sich?


    Fortsetzung folgt.
    Aber mußten die Bösen unbedingt Kraken sein?


    Mal gucken, ob das wirklich geht.

    ’¶?D]Original von Gerdom[/i]
    Aber es gibt doch kaum etwas Schöneres als zuzusehen, wie zwei Freiwillige, die dafür in der Regel gut bezahlt werden, sich gegenseitig verdreschen ... :box


    Wie man's nimmt. Ich finde Boxen als solches schlicht grenzwertig. Das liegt daran, daß ich zu Schulzeiten ein paar Mal echte Faustschläge ins Gesicht und an andere Stellen des Körpers bekommen habe.


    Über die Popularität des Sports kann ich nur den Kopf schütteln. Aber des Einen Eule ist ja bekanntlich des Anderen Nachtigall.


    Und? Wie war's beim Karatetraining? Schön so was hier :bonk geübt?


    Training war klasse, danke. Im Karate gibt es aber keine Kopfstöße. Nur Fußtritte sowie die bekannten Schläge mit Handkante oder Faust. Ein Treffer, und die Mauer (oder der Boxer) fällt um. :budo


    Grüße aus HH

    Also nee, was seid Ihr brutal....


    Da bemüht man sich, ein sanfter, partnerschaftlicher Mann zu sein, und was macht Ihr? Guckt Euch eine ritualisierte Schlägerei im Fernsehen an.


    Die Popularität von Macho-Sportarten unter emanzipierten Frauen rechtfertigt eigentlich einen mittelschweren Essay-Band. Aber um den zu schreiben, habe ich gerade keine Zeit; ich muß jetzt nämlich zum Karate-Training ;)


    Bis denne

    Danke für die Willkommensgrüße
    :]


    Das Wolfenbütteler Experiment war schon eine tolle Sache. Ich bin mir aber nicht sicher, ob ich es wiederholen möchte. Es war eben auch ziemlich anstrengend, und gerade der Anfang, als noch kein Konzept stand, war eine mühselige, zähe Geschichte. Immerhin versuchte jeder der um die 20 Teilnehmer, sein eigenes Konzept durchzusetzen. Erst nach etwa eineinhalb Stunden schaltete sich langsam so etwas wie ein kollektives Bewußtsein ein.
    Klaus Fricks Routine aus der Perry Rhodan-Redaktion hat uns wirklich den Tag gerettet. Sehr gut war auch die Idee, alle weiteren Besprechungen über die Handlungsentwicklung und sonstige Dinge IM STEHEN abzuhalten. Wer also labern wollte, mußte Kondition haben...
    Zumal sich die bei Klassenreisen unvermeidliche Pärchenbildung spätestens am Sonntagmorgen in Form von Augenringen und fahler Gesichtsfarbe zeigte.
    Im Nachhinein finde ich es immer noch erstaunlich, daß wir tatsächlich einen einigermaßen fertigen Roman produziert haben. Außerdem habe ich großen Respekt vor allen Teilnehmern, die nicht qua Beruf und Ausbildung unter Druck schreiben konnten, und das waren fast alle.
    Bin gespannt auf Rückmeldungen von dem einen Leser oder der anderen Leserin.


    Grüße aus HH

    Interessanter Literatur-Hinweis; vielen Dank.
    Da ich mit meiner telekommunikationstechnischen Ausstattung ein bißchen hinterherhinke (kein DSL, Mac OS 9.1), werde ich wohl erstmal das Buch zur Simulation lesen :)


    Mit abgeschlossener Vorurteilsbildung kann ich mich dann dem Erlebnis selbst aussetzen.... :D


    Allerdings kommt mir die Entwicklung kybernetischer Innovationen manchmal vor wie die Bildung eines Vulkankegels - oben sprudelt die Lava heraus und überzieht die Hänge mit neuen Schichten, während weiter unten der Ausbruch vom vorletzten Sommer Sand und Moos ansetzt. Oder eben die 4-86er...
    Muß man wirklich überall dabei gewesen sein?
    Und - ketzerisch gefragt - wie müßte man sich eine Pleite des Second Life-Betreibers Linden Hill vorstellen? Würden dann in den Metropolen dieser Welt Telefonleitungen für verzweifelte User geschaltet, so wie damals, als Robbie bei Take That ausstieg?
    Oder würde es therapeutische Sims zur Entwöhnung geben?