Beiträge von Friedrich List

    Auf dem Markt für Geschriebenes gibt es das Phänomen, daß man mit Dingen, in denen Herzblut steckt, nichts oder fast nichts verdient, mit Sachen, die reine Brotarbeit sind, dagegen gut da steht - und zwar nicht etwa, weil das eine schlechter wäre als das andere.


    Der Grund ist vielmehr, daß die eine Sache für die Leser interessanter und spannender ist als die andere. Ich erlebe das gerade mit meinen Stadt-Jahrbüchern. Das Jahrbuch über Hamburg-Bergedorf müßte eigentlich bald nachgedruckt werden; dabei ist es im Prinzip eine etwas dickere Umsonst-Hochglanz-Zeitschrift. Das Leserecho ist überwiegend positiv.


    Für meine Luftfahrt-Texte hat sich dagegen nie jemand so recht begeistert; meine Belletristik ist eine Sammlung ewiger Arbeitsproben. Regionale oder sogar lokale Themen interessieren eben mehr Leser. Wie heißt es in einem alten Heinz-Rudolf-Kunze-Song so schön? "Alle gießen ihre Wurzeln, alle reden Dialekt."


    Persönlich finde ich dieses Gewese und Gewusel im Lokalen eher langweilig, gelegentlich sogar anstrengend. Aber da ich meine Miete und andere Dinge zahlen muß, arbeite ich eben jetzt dort. Außerdem läuft mir natürlich auch immer wieder eine interessante Geschichte über den Weg, bei der das Recherchieren und Schreiben Spaß macht ;)

    Der Herr ist kein Hirte


    Christopher Hitchens gehört zu einer ganzen Reihe atheistischer Publizisten, die sich in jüngerer Zeit mit religionskritischen Büchern zu Wort gemeldet haben. Hitchens buchdicke Polemik heißt im Untertitel „Wie Religionen die Welt vergiften", und genau für diese These liefert er eine Reihe eindrucksvoller Belege.
    Da Hitchens auch als Journalist für englische Zeitungen aus vielen Teilen der Welt berichtet hat, führt er eine ganze Reihe von Beispielen an, die er selbst beobachtet und recherchiert hat. Zielscheibe seiner Kritik sind vorrangig die drei Buchreligionen – Judentum, Christentum und Islam. In kurzen Kapiteln beschäftigt er sich dann noch mit asiatischen Religionen, primär dem Buddhismus, und der Bhagwan-Bewegung.


    Hitchens lehnt die Religion ab – daran läßt er keinen Zweifel. Er hält ihre metaphysischen Begründungen für falsch, namentlich die Annahme eines Schöpfers, mit dem Gläubige durch geeignete Rituale und Praktiken in Verbindung treten können. Religion ist für ihn Menschenwerk, nicht Offenbarung. Sein Hauptargument ist hier Ockhams Rasiermesser – „Entitäten dürfen nicht über das Notwendige hinaus vermehrt werden". Anders gesagt: Was sich durch einfache Annahmen erklären läßt, braucht nicht durch wesentlich entlegenere Annahmen erklärt zu werden.
    Übertragen auf den Konflikt zwischen religiöser und wissenschaftlicher Welterklärung heißt das, daß die Wissenschaft als Erklärung ausreicht und Gott nicht braucht. Es gibt für Hitchens keine Metaphysik hinter den Erscheinungen, die diesen Erscheinungen erst zu ihrer Bedeutung verhilft. Gültige Erklärungen kann nur die Wissenschaft durch geduldiges Forschen, Nachfragen und Verfizieren bzw Falsifizieren liefern.
    Er meint, daß organisierte Religion eine überholte und gefährliche Art ist, sich die Welt und ihr Funktionieren erklären. Für ihn kommt sie aus der Zeit, als die Menschen eben nicht wußten, wie das Wetter entsteht, wie sich Krankheiten verbreiten oder wie sie die Erscheinungen am klaren Nachthimmel richtig einordnen sollten.


    In gesonderten Kapiteln werden die drei Buchreligionen untersucht, indem er ihre zentralen Texte einer kritischen und streckenweise polemischen Betrachtung unterzieht. Altes und Neues Testament stecken voller logischer Widersprüche, Ungereimtheiten und unausgegorener Behauptungen. Sie sind immer wieder überarbeitet und redigiert worden; ganze Evangelien, die gnostischen Evangelien, wurden aus der Überlieferung verbannt und unterdrückt. Ähnliches gilt seiner Meinung nach für den Koran.
    Seine stärksten Argumente hat Hitchens dort, wo er das Handeln ihrer Funktionäre beleuchtet. Denkt man sich seine verbale Schärfe weg, bleibt trotzdem eine blamable Datenbasis verbrecherischer Fahrlässigkeit, Menschenverachtung, von systematischer Verdrehung von Tatsachen, Machtgier und Manipulation übrig.


    Ich greife hier einige Beispiele heraus, die mir besonders ins Auge sprangen. Da ist ein Erlebnis von Hitchens selbst, der sich an einer UNICEF-Initiative zur Verteilung von Polio-Impfstoffen in Bengalen, Nigeria und an anderen Orten der Welt beteiligte. Die Initiative war zunächst erfolgreich. Aber im muslimischen Nordnigeria verfaßten Geistliche eine Fatwa, in der sie behaupteten, diese Polioimpfung (zweimaliges Schlucken von Tropfen) sei eine amerikanische Verschwörung, um die wahren Gläubigen unfruchtbar zu machen. Die Folge: Während die UNICEF-Initiative in fast allen Teilen der Welt erfolgreich war und für poliofreie Zonen sorgte, war die Kinderlähmung in Nigeria und in den Nachbarländern plötzlich wieder auf dem Vormarsch.
    Ein anderes Beispiel ist das Verfahren um die Heiligsprechung von Mutter Theresa, in dem Hitchens seine Ansichten äußern durfte. Hitchens schildert, wie der Film des britischen Dokumentarfilmers Malcolm Muggeridge zustande kam. Dieser Film, „Something beautiful for God", produziert 1969, machte die Nonne unter anderem berühmt, weil er sie trotz eines düsteren und schlecht beleuchteten Drehorts in überirdisch erscheinendem Licht zeigte. Muggeridge, selbst ein Evangelikaler, war begeistert und sah in diesem Licht etwas Göttliches. In Wirklichkeit hatten die Kameraleute einfach einen neuen und besonders lichtempfindlichen Film verwendet. Gott hatte nichts damit zu tun.
    Außerdem erwähnt Hitchens den Fall einer bengalischen Frau, denen zwei Nonnen am ersten Todestag von Mutter Theresa ein Medaillon aufgelegt hatten. Das Medaillon war in Kontakt zum Körper der berühmten Nonne gewesen und sollte die bengalische Frau von Unterleibskrebs geheilt haben. Hitchens ging dem nach und fand heraus, daß die Krebskranke durch übliche medizinische Verfahren kuriert worden war. Die Wunderheilung war schlicht eine Medienente.


    Die Religionen und ihre Verwalter unterschreiten alle moralischen Standards, die sie selber vertreten. Hitchens vertritt sogar die These, daß moralisches Verhalten nicht durch Religion erzeugt wird, sondern ihr vorausgeht. Er fordert eine neue Aufklärung, einen Aufstand der Vernunft für eine durchgreifend säkularisierte Welt. Man ist geneigt, ihm Recht zu geben: Religion vergiftet die Welt.


    Aber ist es wirklich die Religion als solche? Ist es nicht eher so, daß Menschen die Religion als Machtmittel einsetzen oder ihre religiösen Texte in einer Art interpretieren, die ihren persönlichen Vorurteilen entspricht? Zudem passen spirituelle Erfahrungen wiederum nicht in sein Weltbild. Auch wenn die Überlieferungen und Theologien davon geprägt sind, Herrschaft zu legitimieren und sich dazu eignen, von kriminell denkenden Funktionsträgern genutzt zu werden, bleibt Spiritualität ein Teil menschlicher Erfahrungen. Wäre das anders, wäre jede Form von Religion längst verschwunden.


    Was die Lektüre seines Buches streckenweise anstrengend macht, sind die negativen Abqualifizierungen, mit denen er die drei Buchreligionen und ihre Sachwalter bedenkt. Mag ja sein, daß er ein schweres und langes Artilleriebombardement für das richtige Mittel hält. Aber ich als Leser weiß spätestens nach Seite 100, wo die Reise hin geht und mag es auf Seite 150 nicht mehr ertragen.


    Außerdem teile ich seine These nicht. Es ist nicht die Religion, die die Welt vergiftet. Es sind Menschen, die mit Hilfe der Religion die Welt zu einem sehr gefährlichen Ort machen.

    Zitat

    Original von Tom


    Es gibt ein interessantes Gedankenspiel. Wenn die Welt von kollektiver Amnesie befallen wäre, und alle Überlieferungen, Schriften und bereits gedachten Ideen vergessen wären, aber alle Entdeckungen bekannt wären, die in den letzten Jahrhunderten gemacht wurden - würden die Jetztmenschen immer noch zu dem Schluss kommen, dass eifersüchtige Götter ihren Planeten geschaffen haben? Würden sie immer noch Propheten hinterherlaufen, die von Offenbarungen faseln?


    Klare Frage, klare Antwort: Ja, sie würden.


    Nur wären es höchstwahrscheinlich Propheten, die sich auf irgendeine weltliche Heilslehre wie Neurolinguistisches Programmieren, uramerikanische Geldmacher-und Verkaufstricks, Bestellungen beim Universum reloaded oder sonstige Dinge beziehen. Oder auf etwas, das man sich im Nachgang auf diese Situation ausgedacht hat.


    Und schon kann sich der Machtwille von Einzelnen mit der Ichschwäche von Vielen erneut zur Symbiose zusammenschließen. Man darf auch nicht vergessen, daß alle sich alle problematischen Erscheinungen und Verhaltensweisen von Religionsgemeinschaften bzw ihrer Machtfunktionsträger auch in sehr weltlichen Organisationen wiederfinden. Zumwinkel läßt grüßen.

    So, jetzt noch eine sachliche Anmerkung zur Krimi-Schule ;)


    Ich finde die ganze Konstruktion problematisch. Man muß sich dafür bewerben, etwas mehr als 500 Euronen Teilnehmerbeitrag abdrücken zu dürfen, und wird am ersten Abend mit einer Lesung des Dozenten beglückt.


    Die Nähe zu einschlägigen Verlagen suggeriert, man könne als ambitionierter Autor auf diese Weise Kontakte in die Branche knüpfen.


    Nach meiner Erfahrung ist das eher unwahrscheinlich. Man trifft eher auf Leute, die wegen der ewiggleichen Frage, ob er oder sie denn mal eben ein 500-Seiten-Manuskript lesen könnte, mehr oder weniger genervt sind und dementsprechend reserviert reagieren.


    Und um eine Geschichte zu "pitchen", wie das so schön heißt, ist ein Seminar auch eher ungeeignet. Man wird als Teilnehmer eher erleben, daß der oder die Dozenten eigentlich an allen Teilnehmerbeiträgen etwas zu meckern haben - und je durchdachter und ausgereifter diese Beiträge sind, um so mehr.


    Dann können sie sich nämlich nicht mehr pädagogisch in den entstehenden Stoff einbringen...was nicht ausschließt, daß man als Teilnehmer von einem Seminar nicht doch profitiert.


    Aber unterm Strich ist man - glaube ich - an der Bundesakademie für kulturelle Bildung in Wolfenbüttel besser aufgehoben. Die Unterbringung ist vielleicht nicht so edel, aber es geht eigentlich immer sehr entspannt zu, und trotz des niedrigeren Preises gibt es dort auch gute Dozenten.

    Als Hamburger fallen mir da sofort die guten alten Schreib-Koggen der Hanse ein.


    Da wurden Autoren, die als Stauer am Hafen jobben mußten oder sich in anrüchigen Kneipen herumtrieben, von Press Gangs aufgelesen und auf eine Kogge verbracht.


    Die mußten sie dann tagsüber zwischen Stadt und Elbmündung von Sandbank zu Sandbank segeln und nachts um die Wette schreiben. Deswegen heißen einige Sandbänke heute auch "Plotpointersand", "Schreibkollersand" und "Agententötersand".


    Das Unterdeck einer Schreibkogge kann man sich im Hamburg-Museum anschauen. Gleich neben den Schreibbänken sind Fässer für Roggenkekse und halluzinogene Hopfenkaltschale zu besichtigen...


    Die Arbeitsorganisation auf den Schreibkoggen diente übrigens als Vorlage für die Serienproduktion von Heftromanen, Arzt- und Krankenhausserien und Seifenopern 8-)


    Große Hamburger Verlagshäuser entwickelten sie mit Hilfe amerikanischer Experten aus der Autobranche (Ford T und so) weiter und konnten so den Geschichtenausstoß in ungeahnte Höhen treiben.

    Zitat

    Original von Arieve


    Nur eines in aller Kürze:
    Es ist nicht wahr, dass es außer den Evangelien keine Beweise für die Existenz Jesu von Nazareth gibt. Es gibt nicht viele, aber ein paar schon. FDalls es jemand inressiert such ich sie mal raus wenn ich Zeit habe.
    Mir fällt gerade die Quelle nicht ein, aber ein Historiker meine sogar, es gäbe mehr beweise für die Existenz Jesu von Nazareth, als für eine Reihe Herrscher, deren Existenz heute nicht angezweifelt wird. Wenn ich die Quelle finde, liefere ich sie nach.


    Meines Wissens läßt sich belegen, daß Jesus ungefähr zu der in der Bibel angegebenen Zeit gelebt hat. Allerdings tun sich Historiker und Archäologen mit der Bibel als Quelle schwer, weil sie eben nicht mit Blick auf moderne wissenschaftliche Anforderungen verfaßt wurde. Man bemüht sich dann um andere Quellen, aber da wird es um den historischen Jesus herum dünn. Soviel ich weiß, gibt es darüber, wie er gelebt hat, keine anderen Quellen als die auch nicht gerade widerspruchsfreien Evangelien.


    Nebenbei bemerkt ist das kein Zeichen von Un-Glauben. Das hat einfach damit zu tun, daß etwa 4/5 des antiken Schriftgutes nicht bis in die Gegenwart überlebt haben.


    Zitat

    Original von Arieve
    An beide Lager sei gesagt, dass ich es immer grausam finde wenn mit angeblich allgemein bekannten Erkenntnissen argumentiert wird, anscheinend ohne Quellen zu nennen oder aber durchaus vorhandene und stichhaltige Gegenbeweise bzw. -argumentationen zu beachten, denn es gibt sie durchaus. "Es ist mittlerweie erwiesen, dass..." wird viel zu oft als Totschagargument angeführt, ohne dass dies IMMER stimmt. Oftmals werden kompetente anders lautende Stimmen schlicht ignoriert, leider.


    Gruß
    Arieve


    :dhoch

    Von wie auch immer gearteten Gewinnern kann man bei dieser Debatte wohl kaum sprechen. Zumindest nicht unter uns.


    Ich persönlich sehe den Versuch, ein Kinderbuch zu indizieren oder seine Verfasser zu kriminalisieren, vor dem Hintergrund anderer Versuche, an der Meinungsfreiheit und anderen Freiheitsrechten herumzuschmirgeln - siehe die Durchsuchung der "Cicero"-Redaktion, verschiedene Äußerungen unseres Innenministers zur Pressefreiheit, die Debatte über Online-Durchsuchungen, Bundestrojaner und das Zeugnisverweigerungsrecht von Journalisten.


    Man darf nicht vergessen, daß der Grundrechtekanon eine Kulturleistung darstellt, die auch in der heutigen Zeit nicht allen paßt. Da wird dann ein Anlaß hergenommen, um so Einschränkungen durchzusetzen. Natürlich sind die Akteure so geschickt, daß sie argumentativ bei diesem Einzelfall bleiben und betonen, es gehe ihnen nicht um die Einschränkung von Freiheitsrechten usw, sondern um den Schutz der Kinder, der Gemeinschaft oder darum, gegen Volksverhetzer einzuschreiten.


    An Herrn Biesingers Argumenten auf den Internetseiten der Diözese Stuttgart läßt sich das sehr gut erkennen.

    http://www.domradio.com/default.asp?ID=38212


    Da wird prinzipiell das Recht auf Kritik konzediert, aber sie darf nur so geäußert werden, daß Herr Biesinger sich nicht beeinträchtigt fühlt. Wobei ich durchaus verstehen kann, daß sich ein Katholik nicht als Menschenfresser bezeichnen lassen mag.


    Aber positive Argumente bleibt er schuldig. Obwohl er durchaus erklären können sollte, warum Kinder keine Angst vor Gott zu haben brauchen. Er tut es aber nicht, und da stellt sich mir schlicht die Frage, ob er diese angenommenen positiven Argumente überhaupt hat. Sein Verhalten läßt mich jedenfalls vermuten, daß er sie nicht hat.


    Wenn man sich Herrn Schäubles Äußerungen zur Frage von Online-Durchsuchungen und ähnlichen Dingen angehört hat, erkennt man ein ähnliches Muster. Redefreiheit, Pressefreiheit etc werden nicht in Frage gestellt. Es wird immer mit der Gefahr und dem Einzelfall argumentiert, aber die Folge ist, daß sich dann alle vorsehen müssen, um sich nicht verdächtig zu machen.


    Ich schreibe das nicht, weil ich den Glauben oder die Konfession einzelner kritisiere. Ich persönlich denke, daß das nicht geht. Ich bin schlicht gegen die Konsequenzen, die ein katholischer Religionspädogege aus seinem Glauben zieht oder die eine Bundesfamilienministerin meint ziehen zu müssen.

    Zitat

    Original von Iris Kammerer


    Der Strafantrag bezieht sich nicht auf "Gottesbeweise" sondern u.a. auf die generalisierte Bezeichnung "Menschenfresser" -- liest du mit oder bildest du dir dein Urteil auf der Basis von Schlagzeilen?


    Liebe Iris, ich habe sehr wohl verstanden, worauf sich der Strafantrag bezieht. Aber ich habe mich wohl unpräzise ausgedrückt. Mein Eindruck ist, daß hier die weltliche Macht bemüht wird, weil einer geistlichen Körperschaft die Argumente fehlen. Die katholische Kirche (die zeigt hier schließlich an) kann eben weder dem neugierigen und vielleicht nicht besonders waschfreudigen Ferkel noch einem neutralen, nichtgläubigen Sucher einen fugendichten Beweis für die Existenz Gottes liefern.


    Alles, was da kommt, sind bestenfalls abgeleitete Schlüsse und eine lange Geschichte geteilter Erfahrungen. Die Erfahrungen sind deswegen nicht ungültig oder unwert, aber sie haben nicht dieselbe Beweiskraft wie ein objektiv nicht widerlegbarer Gottesbeweis. Wer also nicht glauben kann, nicht glauben will oder wem sich der Bestand geteilter Erfahrungen nicht erschließt, denn kann die Kirche nicht zum Glauben bringen. Es sei denn, sie zwingt ihn, und diese Anzeige wegen Volksverhetzung riecht doch stark danach, jemanden zwingen zu wollen.


    Außerdem kann einem der Begriff "symbolischer Kannibalismus" im Zusammenhang mit dem Abendmahl sehr wohl beim einen oder anderen Religionsforscher begegnen. Ich persönlich finde den Begriff dumm und benutze ihn nicht.


    Allerdings hat die katholische Kirche in Sachen Umgang mit Dissens, Kritik und Andersdenkenden eine dunkle und streckenweise sehr blutige Geschichte. Man darf auch nicht vergessen, daß der jetzige Papst mit Theologen, die sich links von der Orthodoxie bewegen, nicht besonders tolerant umspringt.


    Wenn also in einem Kinderbuch im Zusammenhang mit dem Abendmahl von Menschenfresserei die Rede ist, ist das sicherlich nicht die feine englische Art. Aber da wird eben auf einen groben Klotz ein grober Keil gesetzt. Das müssen die Bischöfe vertragen können.

    Zitat

    Original von Iris Kammerer


    Die Diözese Stuttgart-Rottenburg hat hingegen einen Antrag auf eine strafrechtliche Prüfung bei der zuständigen Staatsanwaltschaft gestellt.


    - und dann auch noch wegen Volksverhetzung.
    Na, da schiesst aber jemand mit schwerer Schiffsartillerie auf kleine Ferkel :pille


    Allerdings wird auch Ratzinger höchstselbst dem Ferkel keinen rational überprüfbaren Gottesbeweis liefern können - das sage ich jetzt mal mit meinem Magister unter anderem in Philosophie.
    Als Autor kann ich mich nur wiederholen: Da fehlen jemandem die positiven Argumente für seine Position. Entweder haben die Verantwortlichen in der Diözese Stuttgart-Rottenburg sie vergessen, oder diese Argumente existieren gar nicht.


    Wie peinlich.


    Zum Schluss eine Frage: Müssen wir wegen dieses Vorgangs einen eigenen Glaubenskrieg lostreten? Es reicht doch, wenn sie sich in Stuttgart oder sonstwo heiser reden.....

    Ich frage mich, ob diese Debatte um ein Kinderbuch wirklich ein Sturm im Wasserglas ist. Wenn es denn so schlecht gemacht oder schlecht ausgedacht ist, warum wollen es dann bestimmte Leute auf dem Index sehen?


    Für mich zeigt sich vielmehr, daß die Betreiber der Indizierung den Argumenten des Buches nichts entgegen setzen können. Es ist ja nun mal so, daß sich die drei Buchreligionen in den Haaren liegen - da bildet die entsprechende Illustration mit den sich kabbelnden Geistlichen eine sehr brenzlige Situation eher harmlos ab. Es ist auch so, daß alle drei den Ungläubigen, Dissidenten, Abweichlern usw zum Teil drastische Strafen androhen.


    Das mag sich dann je nach gedanklicher Schule, Konfession oder was auch immer anders lesen oder im Lichte der Aufklärung milder und diskursverträglicher formuliert worden sein. Aber er Impuls, über Andersdenkende den Stab zu brechen, ist deutlich zu spüren, sobald man den einen oder anderen Vertreter mit kritischen Argumenten angeht.


    Im übrigen würde es mich nicht überraschen, wenn sich Autor und Verleger über die durch den Aufruhr erzeugte PR freuen. Aber das ist eben das Spiel in und mit der Öffentlichkeit - das im Übrigen auch die Vertreter der drei Buchreligionen sehr gut und nicht immer zimperlich spielen.


    Nur ist bisher noch niemand auf den Gedanken gekommen, beispielsweise die Elaborate christlicher Lebensschützer oder die Abhandlungen von Kreationisten auf den Index zu setzen. Obwohl die in ihrer Machart auch ziemlich schlecht und desorientierend sein können - mir fallen da die Flugblätter von Abtreibungsgegnern ein, auf denen abgetriebene Föten zu sehen waren und die ich auf einem evangelischen Kirchentag in die Hand gedrückt bekam...

    Um bei den Fakten zu bleiben:


    Der Text, auf den sich Horst-Dieter am Anfang dieses Threads bezogen hat, ist eine Satire aus rechter Perspektive - rechts im Sinne von rechts von der Mitte, nicht von rechtsradikal.


    Der Journalist Gerhard Löwenthal war ein sehr streitbarer konservativer Fernsehjournalist. Der nach ihm benannte Preis wird von der "Jungen Freiheit" vergeben, einer wiederum rechtskonservativen, nicht etwa rechtsradikalen Wochenzeitung.


    Die "Junge Freiheit" hat im Übrigen durchaus achtbare Zeitgenossen als Interviewpartner und Autoren. Über ihre politische Ausrichtung hat es die eine oder andere Kontroverse gegeben, aber wenn man dieses Umfeld als 'rechts' oder 'rechtskonservativ' bezeichnet, ist das kein Vorurteil, sondern eine Festellung von Tatsachen.


    Gleiches gilt für den Autor der Satire über die so genannten 'Wörter mit Migrationshintergrund'.


    Im übrigen zeigen die Reaktionen, daß der Autor ja durchaus einen Nerv trifft. Ein kritischer Blick auf seinen intellektuellen Hintergrund, genauer, Anmerkungen über sein gedankliches Heimatmilieu, muß jedoch erlaubt sein.


    Meiner Meinung nach kann man sprachliche Entgleisungen wie "voten", "chillen", "performen", "committen" usw gerne kritisieren und satirisieren. Wenn das aber aus der Perspektive einer altbackenen Heimattümelei passiert, ist es schon bedenklich - immerhin tritt Thomas Paulwitz auf seiner Website als 'Sprachschützer' auf.


    Da stellt sich dann schon die Frage, wie er sich die Konsequenzen vorstellt. Giftschränke für Fremdwörter? Sprachquoten im Öffentlich-Rechtlichen Mediensystem?

    Mich reizen die Kreationen zum Würgen, insbesondere Pahls Puppe:kotz2


    Servieren würde ich sowas keinem meiner Gäste. Was ich mir aber sehr gut vorstellen könnte, wäre eine Schnitzeljagd - mit Schlachter Pahl als Schnitzel.


    Messerschleifende Grüße

    Zitat

    Original von Cordula
    Ihr wisst aber schon, dass diese Webseite eine "Verarschung" sein soll und der Verfasser mit großer Wahrscheinlichkeit eine ganze rechte Persönlichkeit hat?


    Der Verfasser Thomas Paulwitz ist Träger des Gerhard-Löwenthal-Preises für Journalismus. Und Löwenthal war nicht gerade ein Linksliberaler. Noch Fragen?

    Eine sehr deutsche Geschichte ist die folgende aus erwähntem FOCUS-Artikel:
    :evil
    Unter dem Titel "Mann gegen Maulwurf" schildert der Focus-Autor den Fall eines 63jährigen Deutschen, der mit Starkstrom gegen einen Maulwurf im Garten vorgehen wollte. Er vergrub Metallstangen in seinem Garten und setzte sie unter Strom, in der Hoffnung, den Maulwurf damit zu vertreiben.


    Leider hatte er vergessen, daß er selbst sich nicht gleichzeitig im Garten aufhalten durfte. Er blieb im elektrischen Feld stehen und verpaßte sich selbst einen tödlichen Stromschlag. Die Polizei konnte die Leiche erst aus dem Garten holen, als die Beamten den Strom abgestellt hatten.


    So weit der FOCUS. Tatsächlich hätte der Mann seinen Garten lebend verlassen können. Er hätte nur hinken müssen. Setzt man nämlich in einem Stromfeld beide Füße auf den Boden, schließt man den Stromkreis. Bleibt ein Fuß in der Luft, ist der Stromkreis offen, und der tödliche Schlag bleibt aus. Aber dann hätte sich der 63jährige nie für den Darwin-Award qualifiziert...


    Der deutsche Rentner als solcher verliert ja bei Konflikten schnell physikalische Gesetze, Verkehrsregeln, die normalen zwischenmenschlichen Anstandsregeln, nüchterne taktische Erwägungen (die drei Zwanzigjährigen sind stärker) oder die Rechtsordnung (die junge Frau muß zwar ihren Hund an der Leine führen, darf aber nicht bepöbelt und mit dem Spazierstock bedroht werden, weil sie es gerade nicht tut) aus den Augen.


    Hatte gerade am Wochenende ein diesbezügliches Erlebnis: Zwei Frühsechziger in ihren PS-Boliden kämpften zwischen Hannover und den Kasseler Bergen verbissen um die Führung auf der linken Spur. Wer, wie mein Freund und ich, zivilisiert unterwegs war, hatte keine Chance. Die Herren wollten kämpfen. :affe


    Und alles nur, weil im Herbst des Lebens die Gurke meistens weich bleibt...

    Zitat

    Original von Horst Dieter


    Das ist nicht die Angelegenheit der Buddhisten. Für die Seelenwanderung sind die Hinduisten verantwortlich. Also bitte nicht velwechseln :nono


    Horst-Dieter


    Keine Velwechslung. Im Buddhismus geht es um Wiedergeburt, nicht um Seelenwanderung. Die funktioniert nicht, weil es für den Buddhisten keine unwandelbare Seele gibt.


    Was wir als 'Person' erleben, ist das Produkt der fünf Wahrnehmungsgruppen (Denken, Hören, Sehen,...). Ähnlich wie Billardkugeln nach dem Einschlag der weißen Kugel ordnen die sich bei jeder Wiedergeburt neu an, und zwar entsprechend den früheren Leben. Bischof Dyba könnte also sehr wohl als Pinguin wiedergekommen sein - nur ist er jetzt nicht mehr Dyba, sondern eben ein Pinguin... :D


    Iris hat im Hinblick auf die Boddhisatvas recht. Sie kommen tatsächlich als Person zurück, um anderen zur Erleuchtung zu verhelfen - nur als Erleuchteter kommt man nämlich aus dem Kreislauf der Wiedergeburten 'raus.


    Der unerleuchtete Bischof Dyba muß also nachsitzen - ob nun als Pinguin oder als etwas anderes :P

    Zitat

    Original von Iris Kammerer


    Hast du jetzt den Ede umgebracht? Oder vergessen, dass Dyba schon eine Weile woanders zelebriert? :dumm


    Moooment! Das mit dem Ede war jemand anders. Was an meiner Stoßstange klebt, sind Reste von Dieter B.. Und wo der Dyba abgeblieben ist, weiß ich nun wirklich nicht ?(


    Für den Buddhisten ist das Jenseits ja eher eine Durchgangsstation. Unmöglich, in dem Gewusel zu erkennen, wohin es katholische Bischöfe verschlägt. Aber vielleicht ist Dyba jetzt ja Pinguin am Ross-Schelfeis. Da müßte er sich wenigstens nicht umziehen. =)

    Erstmal ein herzliches Willkommen auch von mir! Ich habe über zehn Jahre in Hannover gelebt und studiert. Schöne Stadt!


    Hatte mit Badenstedt allerdings wenig am Hut - ich habe erst in der Nordstadt und dann zehn Minuten von der Eilenriede in der Südstadt gewohnt.



    Zitat

    Original von Horst Dieter
    wird jetzt dieses Forum von Hannoveranerinnen unterwandert? :(


    :bruell Verschwörungstheoretiker - ihr seid jetzt gefragt!


    Tja, da müssen wir uns wohl alle dran gewöhnen. Nicht nur in Foren tauchen sie auf, sondern auch in Kompetenzteams Hamburger Bürgermeister-Bewerber, die selber auch nicht von hier kommen :D

    Zitat

    Original von Horst Dieter


    Allerdings glaube ich, dass Friedrich den Protagonisten mit dem Antagonisten verwechselt :evil (ich meine den, der die Zigarren verteilt)


    Horst-Dieter


    Echt jetzt? 8o


    Unser Ratzi arbeitet für die Gegenseite? Heiliger Franz-Josef! Wer sich so alles katholisch nennt....wenn das der Edmund wüßte. Oder der Dyba (aber dem ist es vielleicht ganz recht so).