Beiträge von Petra

    Guten Morgen, allerseits,


    eine Frage, die unter die weitgefächerte Rubrik „Wie ist das eigentlich ...“ fallen dürfte ...:


    Ich lese gerade „Riven Rock“ von T. C. Boyle. Sowohl der dort beschriebene Stanley McCormick als auch seine Frau Katherine Dexter sind reale Personen des Zeitgeschehens.


    Es ist mein erster Boyle (bestimmt nicht mein letzter), aber soweit ich weiß, hat gerade Boyle viele Geschichten um reale – wenn auch inzwischen verstorbene – Personen gesponnen, seien es Frühstücksflockenhersteller oder Architekten oder ...


    Also: Wie ist das eigentlich :D:
    Unter welchen Umständen darf man über „wirkliche Menschen“ schreiben und denen dabei dann auch fiktive Personen an die Seite geben und daraus folgernd diese dann auch (halb-)fiktiven Geschehnissen unterwerfen?
    Muss diejenige Person so-und-soviel Jahre tot sein?
    Müssen es „öffentliche Personen“ gewesen sein? (Mal abgesehen davon, dass die einfach interessanter sein dürften für ein großes Publikum ...)
    Wo liegt die Grenze – was darf man schreiben und was nicht? (Ich nehme an, dass man einer Person nichts „andichten“ darf, das u. U. ehrverletztend bzw. an den Haaren herbeigezogen ist?)
    Sind deutsche Autoren anderen Gesetzen unterworfen als – meinetwegen – amerikanische?

    Viele Grüße,
    Petra

    Zitat

    Original von Maren
    Siehst Du, Du wirfst das alles in einen Topf. Das ist aber Blödsinn.


    Und du pickst dir das raus, was deiner Meinung nicht reingehört - es ist aber nicht alles "Blödsinn" in diesem Topf!


    Ich glaube z. B. nicht, dass ein "Reihenromanautor" so viel Zeit hat für Recherche etc. wie das jemand hat, der nicht für eine Reihe schreibt. Wenn ich am Ende des Monats meine Miete von einem Scheck bezahlen muss, der davon abhängt, ob ich in dem Monat mein Kontingent geschrieben habe oder nicht, kann ich mir allzuviel Recherche kaum leisten. - Du lieferst ab, wann du fertig bist. Aber ist das die Regel?


    Wir werden uns hier kaum einig, deshalb will ich nur noch anfügen:


    Ich habe Respekt vor jedem, der einen Roman schreibt - Heft oder nicht Heft. Es ist eine Leistung, die ich keineswegs kleinreden will. Die Romane haben einen großen Markt, und es ist müßig darüber zu reden, warum. Da es diesen Markt gibt, sollte es Menschen geben, die diesen Markt bedienen.


    Trotzdem muss ich nicht alles, was gedruckt ist, mögen. Ich mag's nicht lesen, genauso, wie ich Cecilia Ahern und Nicholas Sparks(keine "Heftromanautoren") etc. nicht lesen mag. Aber das ist meine persönliche Meinung. Die hat nur Gültigkeit für mich und soll keine Wertung generell darstellen.

    Zitat

    Original von Maren
    Definiere mir doch bitte mal Heftroman und was Du darunter verstehst.
    Hier wird nämlich gerade munter alles in einen Topf geworfen.


    Dann will ich doch mal den Deckel von meinem Topf lüpfen und schauen, was da köchelt :D :


    Ich verstehe unter "Heftroman"
    - geheftete Romane mit meistens - ich glaube, das waren - 64 Seiten
    - auch Taschenbücher mit mehr Seiten, wenn sie Reihen zugehörig sind, wie z. B. von Pabel
    - Arztromane, Bergromane, Gaslicht, Horror, Grusel ...
    - meistens unter Pseudonym geschrieben, weil "Renate" oder "Fritz Schmitz" wahrscheinlich weniger Bücher verkauft als "Vanessa Drake" o. ä.
    - enges Personen- und Handlungskonzept
    - Happy End obligatorisch


    Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel - und -, wie gesagt, ich erhebe keinen Anspruch auf unbedingte Richtigkeit bzw. Allgemeingültigkeit dieser - meiner - "Zutaten".

    Zitat

    Original von Horst Dieter
    Kritisch finde ich allerdings Stimmen in dieser Diskussion, die »Anerkennung von Trivialautoren« ausschließlich darauf beziehen, dass dieses regelmäßig und immer wieder Romane für dieses Genre abliefern. Gut - die sind fleißig! Das sind aber Busfahrer, Stahlarbeiter, Müllfahrer, Handwerker etc. auch.


    Mag sein, dass ich eine sehr nüchterne und unromantische Vorstellung vom Schreiben von Heftromanen habe ... Für mich wäre es tatsächlich ein Job, der gelernt werden und gekonnt sein will - der aber gleichzeitig auch viel Routine beinhaltet, in dem man sich immer wieder selbst - und andere - wiederholt. Nicht unbedingt wie Busfahren, aber vielleicht wie Fließbandarbeit, mit nem Schuss Kreativität.


    Ich weiß, ich weiß: Erstmal selber machen und dann mitreden. Deshalb schrieb ich: "Ich stelle es mir vor, wie ..."


    Gruß,
    Petra

    Zitat

    Original von Maren
    Heftroman heißt doch nicht schlecht schreiben!


    Es heißt aber auch nicht unbedingt, seine eigenen Ideen von einer Geschichte und seine eigenen Ideen, wie eine Geschichte erzählt werden sollte, unbedingt und immer folgen dürfen. * Wenn man für eine Romanreihe schreibt, muss das, was man abliefert, ins Konzept passen. Und das ist für mich schon eine Einschränkung.


    Es heißt für mich auch: glatt schreiben. Keine vielleicht manchmal meinetwegen auch "sperrige" Sprache. Und keine "sperrigen" Figuren. Die sollten nur die Ecken und Kanten haben, die (gerade) ins Klischee bzw. ins Serienkonzept passen.


    Ich habe noch keinen Heftroman geschrieben. U. a. da ich Schreibdisziplin nicht umsonst bewundere, sondern weil ich selbst öfter mal damit kämpfe. Die, die ich gelesen habe, sind schon etliche Jahre alt. Hat sich der Markt verändert? Oder ist mein Eindruck falsch? Möglich ...


    Gruß,
    Petra


    * Die Freiheit hat man, wenn man verlegt werden will, sonst auch nicht unbegrenzt, schon klar.

    Dieses Wort ("Schundroman") ausgerechnet in einem von dir erstellten Thread zu hören, Horst-Dieter, hat mich aber nun wahrlich geschockt :D Aber gut, es war nur ein Zitat ...!


    Ich muss dabei an eine Aussage denken, keine Ahnung von wem: Auch schlecht schreiben will gekonnt sein. Wer für eine Heftreihe schreibt, braucht unter anderem und vielleicht vor allen Dingen eins: Er muss zuverlässig seine feste Seitenzahl abliefern können. Tag für Tag. Über das Ergebnis mag man die Nase rümpfen, aber diszipliniert muss'r sein, der Schundromanautor.

    "Die Fliege"/"The Fly" ist übrigens ein schönes Beispiel: Vor gut 20, 25 Jahren habe ich das Original mit Vincent Price im Fernsehen gesehen und war von einigen Szenen nachhaltig beeindruckt, soll heißen verängstigt. Da wusste ich noch nicht, was Cronenberg, daraus machen würde ...

    Zitat

    Original von Petra
    Ich könnte nicht in Worte fassen, was es ist, dass mich dieses Buch mögen und ein Buch wie "Evil" (siehe Thema "Martyrs") weglegen lässt, eben, weil ich es unerträglich fand.


    Mir geht grade so durch den Kopf ...: Was, wenn ein Grund wäre, dass (ich finde, dass) Banks schreiben kann? Dass ich ihn für einen guten Autor halte, während Jack Ketchum (der Autor von "Evil") auf einem sprachlich doch viel niedrigeren Level schreibt? Das wäre ja dann ein Indiz dafür, dass ich das "Kunst"-Argument (wiederum im Thema "Martyrs") doch nicht so rundweg ablehnen könnte ... :wow


    Was relativierend allerdings bleibt, so oder so: Was Kunst ist und was nicht, daran scheiden sich auch die Geister ...

    Zitat

    Original von Manuela K.
    Keine Angst, so leicht bin ich nicht aus der Fassung zu bringen. ;)


    Dann schreib mal, wenn du es gelesen hast, ob sich deine Erwartungen erfüllt haben und wie es dabei um deine Fassung bestellt war ;)

    Zitat

    Original von Manuela K.
    Edit: Hab es mir gerade gebraucht bestellt.


    Hallo Manuela,


    wohl bekomm's ... :down ! Das ist jetzt durchaus nicht flappsig gemeint - das Buch hat einen hohen Ekel-/Brutalitätsfaktor. Ich könnte nicht in Worte fassen, was es ist, dass mich dieses Buch mögen und ein Buch wie "Evil" (siehe Thema "Martyrs") weglegen lässt, eben, weil ich es unerträglich fand.
    Vielleicht ist es das: Obwohl die (meisten der) in der "Wespenfabrik" geschilderten Brutalitäten in der Realität so vorkommen können, rangiert der gesamte Roman unter "Phantastik". Vielleicht gelingt es mir da, einen Unterschied zu machen bzw. mich besser von dem Geschriebenen zu distanzieren ... Um es genau zu sagen, müsste ich den Roman wahrscheinlich nochmal lesen.


    Gruß,
    Petra

    Keiner, wie es aussieht. Wundert vielleicht auch wenig, denn sein Biograph Matthias Frings (oder war’s die Moderatorin Bettina Böttinger?) bezeichnete ihn vergangenen Sonntag als „vergessenen Autor“. Dabei muss er durchaus erfolgreich gewesen sein, zumindest mit seinem Erstlingswerk „Kleinstadtnovelle“. Das Buch wurde veröffentlicht, als er kurz vor dem Abitur stand. Dass er noch so jung war, hielten viele Leute damals für einen simplen Werbetrick.


    Ein paar wenige Eckdaten: Schernikau wird 1960 in der DDR geboren. Seine Mutter flüchtet einige Jahre später mit ihm in den Westen. Er wächst auf in Lehrte, zieht später nach West-Berlin. Schernikau ist schwul und er ist Kommunist. Als letzter Westbürger lässt er sich in die DDR einbürgern – zwei Monate vor dem Fall der Mauer. 1991 stirbt er an Aids.


    Schernikau und Frings waren befreundet – nicht die allerschlechteste Ausgangsbasis für einen Biographen. Offenbar fanden das auch diejenigen, die das Buch für einen Sachbuchpreis nominiert haben. Damit gerechnet, den Preis tatsächlich zu kriegen, hat Frings nicht. Ein Schwuler, der über einen Kommunisten schreibt – nee! Er hat gewettet, dass er den Preis nicht bekommt. Und gewonnen. Nicht den Preis, die Wette. Und damit eine Kiste Champagner. Sein Buch ist unter dem Titel „Der letzte Kommunist“ bei Aufbau erschienen. Ich werd’s lesen.


    ASIN/ISBN: 3351026692

    Zitat

    Original von Hauke
    Weder "Martyrs" noch das Buch "Evil", von dem auch gesprochen wurde, verherrlichen aber Gewalt, im Gegenteil: Obwohl es im Zentrum steht, geht es in beiden Geschichten um Mut, Trauer, Angst und Verzweiflung, eben Ur-Menschliches.


    Aber - vorausgesetzt, das stimmt so:
    "Evil" wird von einem Jungen erzählt, der mit einem Mädchen, das im Keller langsam von ihrer Tante (?)/Ziehmutter und deren Söhnen zu Tode gefoltert wird, Tür an Tür lebt. Er ist gleichzeitig entsetzt von dem, was da vorgeht und (nicht zuletzt sexuell) fasziniert.
    Dem Leser wird ein Spiegel vorgehalten: Sieh her, das könnte auch bei dir nebenan passieren. So, wie die Nachbarschaft gewusst hat, was da vorgeht, schauen tagtäglich Menschen weg. (Tatsächlich basiert das Buch auf einem wahren Fall.) Damit hat es meinetwegen eine Botschaft. Das heißt aber ja nicht, dass diese Filme/dieses Buch weniger verstörend wirkt, ganz im Gegenteil. Ich habe meine Probleme damit, die Grausamkeiten, die in diesem Buch geschildert werden, zu ertragen - auch wenn in dem Jungen letztendlich "das Gute" siegt.

    Zitat

    Original von christianf


    Da würde ich wenigstens, was seinen Kultur-Zyklus angeht, energisch widersprechen.


    Siehe oben: Die Rezi ist schon ein paar Jahre alt. Ich habe sie als kleinen Nebenbeitrag zum Nebenthema "kritische" Ich-Erzähler aus der Mottenkiste geholt 8-)