Beiträge von Petra

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    Original von Petra
    [quote]Original von Tom
    Das aber sind dann natürlich keine Rückblenden, sondern es ist insgesamt der (m.E. gescheiterte) Versuch, das Buch interessant(er) zu gestalten - die zeitliche Abfolge wird hier zum Dekorationselement, zu einem Bestandteil der Erzählung, der davon ablenken soll, dass die eigentliche Geschichte sooo interessant dann doch wieder nicht ist.


    Ich überlege grade, ob das in „Riven Rock“ tatsächlich auch der Fall sein könnte ...


    Ich würde vielleicht nicht so weit gehen zu sagen, dass es sich bei der Wahl, die Geschichte in verschiedenen Zeitebenen zu erzählen, um ein Dekorationsobjekt handelt, aber augenfällig ist schon:


    Was die Romanfigur Stanley McCormick (die – weitgehend – auf einem realen Menschen basiert) ausmacht, ist, dass man ihn halt in sein privates, ursprünglich extra für seine (auch „verrückte“) Schwester erbautes Irrenhaus sperrt und, dass seine Frau, der man jahrelang den Zugang zu ihm verweigert, trotzdem in großer Zuneigung an ihrem Mann und dieser Ehe festhält.
    Würde man diese Geschichte linear erzählen, angefangen bei Kindheitserlebnissen McCormicks, über prägende Erlebnisse im frühen Erwachsenenalter, Kennenlernen, Brautwerbung ... bis hin zum fatalen Ereignis, das Ärzte und Familie ihn fortan wegsperren lässt, ohne jeglichen Kontakt zu Frauen – ich würde behaupten, der Roman hätte längst nicht diese Wirkung. Am Anfang steht eine Schilderung, die einen auf die Figuren neugierig macht. Hätte der Autor diese Figuren erst langwierig eingeführt: Für mich zumindest hätte das nicht funktioniert.

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    Original von Tom
    Das aber sind dann natürlich keine Rückblenden, sondern es ist insgesamt der (m.E. gescheiterte) Versuch, das Buch interessant(er) zu gestalten - die zeitliche Abfolge wird hier zum Dekorationselement, zu einem Bestandteil der Erzählung, der davon ablenken soll, dass die eigentliche Geschichte sooo interessant dann doch wieder nicht ist.


    Diesen Versuch werde ich auf jeden Fall auch unternehmen - aber auch hoffen, dass meine Zeitabfolge nicht zum bloßen Schnörkel gerät :D

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    Original von Tom
    Deshalb habe ich ziemlich oft gecliffhangert und/oder das Ende eines Kapitels vorgezogen, um dann im nächsten oder übernächsten nachzureichen, was noch zwischenzeitlich geschehen ist oder war. Oder ich habe eine Episode ausgelassen, obwohl sich die Protagonisten anschließend darüber unterhalten, um sie nach diesem Gespräch oder als Bestandteil davon nachzureichen.


    Hallo Tom,
    hallo zusammen,


    das kann ich mir gerade nur bedingt vorstellen, aber das Gute ist ja: Man kann's dann irgendwann nachlesen :)


    Ich habe übrigens nur in Ermangelung eines besser treffenden Begriffs von "längere Rückblenden" gesprochen. Im Endeffekt wird "jetzt" bei mir vielleicht 2/3 und "früher" 1/3 ausmachen - vielleicht verschiebt es sich auch noch mehr hin zu gleichen Teilen.


    T. C. Boyle konfrontiert seine Leser in "Riven Rock" übrigens am Anfang mit dem Psychiater, dem Pfleger, der Ehefrau und der Schwiegermutter eines Patienten. Erst im Verlauf des Romans lernt der Leser diesen Patienten kennen. In langen, direkt erzählten Passagen erzählt er aus dessen Kindheit, seiner Jugend, wie er seine Frau kennengelernt hat ... (wobei der Leser mittlerweile weiß, dass man diesen Mann wegsperren muss, weil er sonst über jedes weibliche Wesen, das ihm unter die Augen käme, herfallen würde - wäre er mittellos, würde er in irgendeiner Anstalt oder im Zuchthaus ruhiggestellt, aber er ist steinreich, der Erbe eines Industrie-Imperiums), in kürzeren Amerkungen greift er dann und wann auch vor, in Jahre, die nach beiden Erzähsträngen liegen, aber im Grunde pendelt es zwischen dem Erzählstrang "Patient in Riven Rock" (seiner "eigenen Irrenanstalt") und "wie es dazu kam" hin und her. (Vielleicht ist das ein gängiges Erzählmuster bei Boyle, da "RR" mein erster Roman von ihm ist, weiß ich das nicht.)


    Gruß,
    Petra

    Hallo Manuela,


    dein Beitrag zuletzt hier im Forum hat auch nicht unmaßgeblich zu meiner Frage hier beigetragen :D


    Dann schreibst du die beiden Zeitstränge parallel (nicht, wie sie chronologisch passieren, sondern wie sie letztendlich in dem Roman aufeinanderfolgen sollen)?


    Mein Projekt sieht (eigentlich ...) vor:


    1. Handlungsstrang A: "jetzt", chronologisch
    2. Handlungsstrang B: "vorher", nicht chronologisch
    (abwechselnd)


    So war's geplant. Allerdings sehen die ersten 100 Seiten momentan noch so aus:


    1. Handlungsstrang A: "jetzt", chronologisch
    2. Handlungsstrang B: "vorher", chronologisch
    (abwechselnd)


    Also, wenn ich das richtig verstanden habe, wie bei deinem Projekt. So empfinde ich es für meines aber nicht als richtig - bei mir entsteht es allein aus der Notwendigkeit heraus :rolleyes Ich werde also hinterher nochmal "mischen" müssen. Deshalb frage ich mich, inwiefern ich mir damit jetzt größere Probleme einheimsen könnte. Aber siehe oben: Bisher bin ich ganz zuversichtlich.


    Gruß,
    Petra

    Hallo Michael,


    Zitat

    Original von Michael Höfler
    bei mir würde ein übermaß an plotten die aufregung und leidenschaft beim schreiben verderben, die ich brauche, ...


    Den Satz würde ich für mich wie folgt fortführen:


    "... damit ich mich an den Laptop setze und weiterschreibe."


    Mir ist also bewusst, dass ich mich auf dünnem Eis bewege, aber allzu strenges Planen/Plotten würde bei mir (leider) jegliches Interesse am Projekt im Keim ersticken. Insofern heißt es für mich also: Versuchen, irren, neu versuchen - kann ich mit leben :) Zum Glück gibt es immer wieder Momente, wo ich merke, dass ein geplantes Ereignis, das eher willkürlich gewählt war, sich hervorragend ins Gesamtkonzept fügt und einiges an Potential birgt, Figuren und Geschichte weiterzubringen. Für solche Momente nehme ich etwaige Irrungen dann gern in Kauf :)


    Gruß,
    Petra

    „In vielen erzählenden Texten ist die chronologische Reihenfolge der erzählten Ereignisse (Zeit der Geschichte) nicht identisch mit dem sprachlichen Ablauf der Erzählung selbst (Zeit der Erzählung).“ (Zitat: Wikipedia)


    Hallo zusammen,


    in einem Forum, in dem es ums Schreiben geht, sollten sich nicht nur kreative Menschen tummeln, sondern auch unterschiedlich kreative Menschen, genauer gesagt: Menschen mit verschiedenen Herangehensweisen, wie sie etwas zu Papier bringen. Der eine plant alles bis ins letzte Detail auf dem Reißbrett und beginnt erst dann mit dem eigentlichen Schreiben, dem anderen reicht bereits eine Idee über einen Handlungsverlauf oder auch eine Figur, und alles weitere ergibt sich aus dem Schreiben heraus, *beim* Schreiben. Wieder andere (vielleicht die meisten?) sind „Mischformen“ des einen und des anderen Typs. Ich z. B. habe meist nur einen groben bis mittleren Überblick über die Ereignisse (ein Handlungsgerüst), kenne aber dafür meine Figuren sehr gut. Anfang und Ende stehen fest (was aber nicht heißt, dass ich mich sperren würde, wenn sich Handlung *aus gutem Grund* in eine andere Richtung entwickelt). Aus beidem ergeben sich dann Handlungsverläufe, die nicht statisch festgezurrt sind, sondern noch Raum für Überraschungen lassen (welches in diesem Stadium des Schreibens wohl vornehmlich dazu angetan ist, den Verfasser bei der Stange zu halten :D, sich aber hoffentlich auch auf den Roman positiv auswirkt), ohne dass es allzu beliebig mal hierhin, mal dorthin pendelt.


    Welchem (Misch-) Typus man auch immer angehören mag: Wenn das Ergebnis sich sehen lassen kann, sollte der Weg, wie der Verfasser dorthin gefunden hat, keine Rolle spielen. – Jedenfalls für einen Leser nicht.


    Meine Frage ist nun: Wie haltet ihr es mit der Chronologie der Dinge, die ihr erzählen wollt?
    Wie wird z. B. jemand, der (mehr) aus dem Bauch heraus schreibt denn nach einem Plan, mit längeren Rückblenden fertig? Besteht bei nicht-chronologischem Schreiben mehr Gefahr, sich zu „verlaufen/verrennen/verirren ...“ als bei chronologischem? Ist hier mehr/mehr noch als beim chronologischen Schreiben ein Plan nötig, an dem man sich entlang hangeln kann?
    Gibt es erprobte Strategien, wie auch ein „chaotischer“ Schreiber bei nicht-chronologischem Schreiben nicht allzu weit ab vom Weg kommt? Z. B. indem er zuerst chronologisch schreibt und im Nachhinein „neu zusammensetzt“ (immer vorausgesetzt, für den Roman selbst macht es überhaupt Sinn, wenn er nicht chronologisch erzählt ist)? Oder ...?


    Erfahrungsberichte willkommen – über gelungene und missglückte Versuche.


    Gruß,
    Petra

    Zitat

    Original von Manuela K.
    Wie du richtig sagst, gilt es halt sehr aufzupassen, was ich ihn denken lasse, um den Leser nichts ahnen, oder im Nachhinein als unschlüsig empfinden zu lassen. Wird wohl ein sprachlicher Eiertanz werden, quasi eine Gratwanderung. Hoffentlich sind mir diese Schuhe nicht zu groß. 8o


    Hallo Manuela,


    ich schließe mich Horst-Dieters Einschätzung an. Kauft man es *diesem* Protagonisten ab? Und: Durch das Einsitzen im Gefängnis wird er immer wieder auf sich zurückgeworfen - weswegen es mir zusätzlich schwierig erscheint, deinen Plan durchzuziehen.


    Meiner Meinung nach ist es nicht nur schwierig, es so zu schreiben, dass der Leser keinerlei Verdacht schöpft. Als weiteren Punkt könnte ich mir vorstellen, dass mancher Leser am Ende vielleicht etwas verschnupft reagiert, wenn "die Wahrheit ans Licht kommt"? Stichwort "Unzuverlässiger Erzähler".


    Gruß,
    Petra

    Hallo Amos,


    das ist sehr nett, dankeschön!


    "Der beherzte Flötenspieler" ist ein Volltreffer. Ich habe die Geschichte eben im Internet nachgelesen, und das war sie!


    Nachdem mir der Name Bechstein nun doch schon zweimal untergekommen ist, werde ich da mal weitersuchen.


    Es ist durchaus auch möglich, dass es sich bei dem Buch um eine Zusammenstellung von Märchen verschiedener Märchen"sammler" handelte, und Bechstein einer davon war.


    Gruß,
    Petra

    Guten Morgen,


    (auch) ich suche ein Buch, dessen Inhalt ich leider nur noch vage in Erinnerung habe, ein Märchen- bzw. Sagenbuch. Es war ein leinengebundenes Exemplar (hellblau oder beige) mit einer Illustration auf dem Buchdeckel, zuletzt gesichtet vor ca. 30 Jahren. Vom Inhalt weiß ich noch, dass es verschiedene Märchen/Sagen enthielt, u. a. mit folgendem Inhalt:


    - alter Mann sitzt in einem Weidenkorb auf einem Baum, junger Mann kommt des Wegs, Greif (?), Kirche oder Kapelle, das Herz des alten Mannes schlägt in der Brust eines kleinen Vogels, der junge Mann zerquetscht den Vogel, der alte Mann stirbt


    (es ist nicht das Bechstein-Märchen "Der kleine Däumeling", das ich über die Eingabe "greif baum weidenkorb alter mann kirche herz" gefunden habe)


    - in einem Schloss wartet jemand mit einem Schatz auf Reisende, die aufgefordert werden, den Schatz in zwei genau gleiche Teile zu teilen - was bis auf den letzten keinem zuvor gelungen, aber allen schlecht bekommen ist


    - eine Illustration war enthalten, die Krebse zeigte, auf deren Rücken Kerzen befestigt waren, auf einem - wenn ich mich recht erinnere - Galgenhügel


    (Ganz schön gruselig, was man mir als Kind so zu lesen gegeben hat ... :achsel )


    Mehr weiß ich leider nicht. Vielleicht kann trotzdem jemand etwas damit anfangen?


    Gruß,
    Petra

    Danke, Tom,


    dann ist mein Zug wohl schon abgefahren, hab's befürchtet. - Aber es ist ja auch nicht so, dass ich ein fertiges Manuskript in der Schublade liegen hätte, von daher war's eine mehr theoretische Frage, wenn überhaupt, reine Zukunftsmusik.


    Die Gesetze des Marktes sind schwer durchschaubar und nicht zuverlässig zu kalkulieren, ich weiß. Ich frage mich gerade: Hat das jeweilige Gastland der Frankfurter Buchmesse Einfluss auf Verlagsprogramme? Werden dann jeweils mehr Titel von Autoren aus diesem jeweiligen Land eingekauft? Und falls ja, vor der Messe oder danach?


    Gruß,
    Petra

    Hallo Andreas,


    ich stand vor einem ganz ähnlichen Problem, bin letztes Jahr nach Island gefahren, um vielleicht "meinen" Handlungsort zu finden. (Vielleicht deshalb, weil es eine organisierte Reise mit einer festgelegten Route war, der Zufall hätte also schon *sehr* hineinspielen müssen.) Ich habe von der Reise viel profitiert, wenn ich auch "meinen" Ort nicht gefunden habe. Ich finde wichtig, dass die einzelnen Komponenten stimmen. Für mich war es wichtig, überhaupt eine Ahnung von dem/eine Gespür für das Land zu bekommen. (Was bei dir ja nicht das Problem sein sollte!) Ich habe keine Skrupel "meinen" Ort dann aus verschiedenen Orten "zusammenzusetzen".


    Gruß,
    Petra

    Hallo Ines,


    herzlich willkommen auch von mir.


    Wo/bei wem hast du den erwähnten Lehrgang denn gemacht?


    Ich würde mich freuen, mehr von deinem Romanprojekt zu erfahren, z. B. auch in der schon erwähnten Textbesprechungsgruppe.


    Gruß,
    Petra

    Hallo Tom,


    also geht's um vorhandene oder nicht vorhandene Nachfahren bzw. demnach "Rechteinhaber"? Darauf wäre ich jetzt nicht gekommen ... Aber gut, wo kein Kläger, da kein Richter, stimmt schon ...


    Bei der Frage "prominente" Person ("im Licht der Öffentlichkeit stehend") oder nicht, verhält es sich dann wahrscheinlich ähnlich wie mit dem Recht bzw. Verbot, Fotos von prominenten oder nicht-prominenten Personen zu machen und zu veröffentlichen.


    Gruß,
    Petra

    Hallo Horst-Dieter,


    ja, ich erinnere mich. Ich kenne keine Einzelheiten, denke aber, wenn jemand einen real passierten Sachverhalt literarisch aufbereitet, der bereits in einem Sachbuch (oder auch einer Reportage etc.) aufgegriffen wurde, sollte demjenigen kein Vorwurf (z. B. des Plagiats) gemacht werden dürfen. Sachbuch ist Sachbuch und Roman Roman. Beim Sachbuch sollten die Fakten im Vordergrund stehen, beim Roman die literarische "Verarbeitung" der Geschehnisse. Aber wie gesagt, ich kenne keine Einzelheiten.


    Weiß jemand, ob die Andrea M. Schenkel auch die tatsächlichen Namen verwendet hat?


    Gruß,
    Petra

    Hallo Maren,


    ich habe nicht konkret vor, über eine reale (verstorbene) Person zu schreiben. Ich hätte wahrscheinlich einerseits ähnliche Bedenken wie du, andererseits gibt's konkret niemanden, über den ich schreiben möchte. Mir stellen sich diese Fragen allein wegen des Buches von Boyle (und anderen, die ich vorher gelesen habe, z. B. von Andrea Maria Schenkel mit "Tannöd" und "Kalteis").


    Gruß,
    Petra