Beiträge von Manuela

    Hallo Thorsten,

    willkommen in dieser Runde. :blume

    Viel Kraft und Freude bei der Schreibarbeit. Vielleicht stellst du mal eine Leseprobe in unsere wöchentliche BT-Runde, um dein Projekt besser kennenzulernen. Anbei: Ich würde gerne einmal einen Zukunftsentwurf lesen oder sehen, der keine Dystopie ist. Das Verhältnis negativ zu positiv ist schätzungsweise 100:1. Woran das wohl liegt?

    LG

    Zufällig stolperte ich vorgestern im TV über diesen Film, nicht ahnend, worauf ich mich da eingelassen hatte.


    Vorab: Die beiden eineiigen Zwillinge Michael und Peter Spierig wurden in Deutschland geboren, übersiedelten im Kleinkindalter mit ihren Eltern nach Australien, wo sie aufwuchsen und heute noch leben. Schon im Schulalter begeisterten sie sich für das Filmgenre, erste Versuche mit Kurzfilmen und Videospots erfolgten. Beide studierten in Brisbane künstlerische Fächer und drehten bereits während dieser Zeit erfolgreiche Kurzfilme, wodurch größere Produktionsfirmen auf sie aufmerksam wurden. Es folgten Drehbuch- und Regiearbeiten für Kinoproduktionen wie Daybreakers oder Undead. Einen ersten künstlerischen Schaffenshöhepunkt erreichten sie zweifellos mit dem Science-Fiction-Thriller Predestination, der auf der Kurzgeschichte Entführung in die Zukunft, von Robert A. Heinlein basiert. Er erhielt den AACTA-Award in allen Kategorien und wurde von der internationalen Kritik teils überschwenglich gelobt. Neben Ethan Hawk, als Agent John, geradezu herausragend die damals relativ unbekannte Schauspielerin Sarah Snook, die in drei Rollen brilliert.


    Das Hauptthema dieses Films bilden Zeitreisen eines Agenten namens John, der für ein staatliches Büro arbeitet, dessen Aufgabe darin besteht, künftige oder bereits verübte Verbrechen zu verhindern. Wer sich da an Filme wie Looper oder Inception erinnert fühlt, mag vordergründig recht haben, jedoch unterscheidet sich dessen inhaltlich anspruchsvolle, zugleich hochkomplexe Handlung durch und durch von allen diesbezüglichen Movies. Agent John macht einen Zeitsprung nach dem anderen, besessen von der Suche nach dem "Fizzle-Bomber" der mit seinen Terroranschlägen massenhaft Menschen ermordete. Bei einer Begegnung mit ihm erleidet er einen Feuerunfall, der ihn derart entstellt, dass er nach monatelangem Spitalsaufenthalt mit einem völlig neuen Gesicht erwacht, sich anfangs selbst nicht erkennt. Er setzt seine Arbeit fort, dabei begegnet er einer seltsamen Person, die ihm ihre noch seltsamere Lebensgeschichte erzählt, verbündet sich mit ihr, nimmt sie mit auf Zeitsprünge, um am Ende der Story sich selbst in der Zukunft zu begegnen, als altem, geistig verwirrten, dementen Mann, der ihm nicht nur die Lösung seiner Suche nach dem Attentäter offenbart, sondern dem Zuseher zugleich den ungeheuerlichen Plot, ein Zeitparadoxon allererster Güte, entwirrt. Fürwahr ein Keulenschlag an Erkenntnis!

    Ich muss gestehen, noch nie einen derart komplexen Streifen gesehen zu haben, habe ihn spontan zu meinem bisherigen Lieblings-Science-Fiction-Film erklärt. Verglichen damit ist "Inception" ein simples 4 glatt/4 verkehrt-Strickmuster. Verwirrt und aufgewühlt, ohne den Plot vollständig kapiert zu haben, ging ich zu Bett, am nächsten Morgen kaufte ich mir, noch im Pyjama, den Streifen bei Amazon, um ihn erneut sehen und vor allem verstehen zu können.

    Dringende Empfehlung, für alle, die komplexe, anspruchsvolle Plots mögen! Und ebenso dringende Empfehlung: Spoiler vermeiden!! ;)

    Hi, again,

    leider ist Dondog so gut wie nirgendwo in deutscher Sprache erhältlich, hab schon gestern länger danach gesucht. Gebraucht, in französisch, ja, aber: Malheureusement, je ne parle pas français! Auch in englischer Ausgabe würde diese Lektüre für mich schwierig werden, ist ja kein 08/15 Krimi. ;)

    Jetzt lese ich erst mal Melvidos Träume und taste mich in Volodines Welt vor. Glücklicherweise in deutscher Übersetzung, wenn auch zu einem stolzen Preis.


    LG

    Angeregt durch eine der besten Kurzgeschichten, die ich seit langem gelesen habe, (Verfasserin, unser Forenmitglied Katla), bestellte ich mir heute dieses Buch von Antoine Volodine.

    Ich habe bisher weder von ihm gehört noch etwas gelesen. Dieser russisch/französische Autor sprengt sämtliche Normen des Erzählens, seine Werke sind inhaltlich meist zutiefst dystopisch, beschreiben finsterste Realitäten, Parallelwelten, wechseln die Erzählperspektive ebenso wie sie räumlich und zeitlich kaum festlegbar sind. Dennoch verliert sich nie der Bezug zu unserer Realität.

    Zitat aus Deutschlandfunk-Kultur: "Der Fiktionalisierungsgrad seiner Texte ist so hoch und komplex, dass man ihn kaum auf eine nacherzählbare Story herunterbrechen kann."

    Ich freue mich auf das Buch und erwarte ein rätselhaftes, literarisches Kaleidoskop. Ganz ähnlich der Story von Katla. ;)

    Wenn ich diesem hochkomplexen Werk gewachsen sein sollte, werde ich mich an einer Rezension versuchen. Die Betonung liegt dabei auf versuchen!

    Ich kannte den Typen bisher gar nicht. Nicht ein einziges, seiner Werke. Aber nachdem ich deinem Link folgte und mich auf Wikipedia über ihn schlau machte, wirkt er durchaus sympathisch. Abgesehen davon, ich mag masseninkompatible Kunst. ;)

    Herausgeber: ‎ Fischer

    Gebundene Ausgabe: ‎ 112 Seiten


    Zufällig fand ich gestern in einer Gratis-Wühlkiste ein Bändchen von Eric-Emmanuel Schmitt. Ich habe es in weniger als zwei Stunden gelesen, die Lektüre ließ mich nicht los.

    Ein kleiner Junge namens Moses berichtet über sein Leben in Paris, das für ihn relativ trist abläuft. Sein Vater ist ein pedanter Jude, der wenig für Individualität übrig hat, kleinlich und bestimmend auftritt. Ständig vergleicht er ihn abwertend mit seinem älteren Bruder, den seine Frau gleich nach Moses Geburt mitnahm, als sie die Familie verließ.
    Um die Ecke befindet sich ein Gemischtwarengeschäft, das von einem alleinstehenden, alten Araber namens Ibrahim betrieben wird. In ihm findet Momo, wie er von ihm genannt wird, einen weisen, väterlichen Freund, der ihn Toleranz und Lebensweisheit lehrt, über seine Schwächen hinwegsieht und ihn später sogar adoptiert, als sein Vater ebenfalls abhaut und sich wenige Monate später vor einen Zug wirft.
    Gemeinsam unternehmen sie eine Reise, die sie in den Orient führt, wo sich Monsieur Ibrahims Schicksal erfüllt. Moses tritt in seine Fußstapfen, übernimmt den Laden und wird fortan von den Anrainern Mohammed, der Araber genannt. Eines Tages erscheint eine fremde Frau. Es ist Momos Mutter, sie offenbart ihm, dass er keinen Bruder hat und sie den Vater verließ, weil sie ihn nicht liebte. Obwohl sie ihr Kind erkennt, verweigert er sich ihr gegenüber, nennt sich hartnäckig Mohammed, aber im Laufe der Zeit entwickelt sich dennoch eine liebevolle familiäre Beziehung, die von Versöhnung geprägt ist.
    Dieses Büchlein zeigt in knapper, aber wunderschöner Sprache, wie wichtig dann und wann ein Lächeln ist, und dass es möglich ist, selbst derart verfeindete Kulturen wie Judentum und Islam auf Basis von gegenseitigem Verständnis, Mitgefühl und Liebe zu versöhnen, wenn man nur dazu bereit ist. Darüber hinaus strotzt es vor Lebensweisheit und tiefen Einsichten. Eine kleine Abendgeschichte, die ich gerne gelesen habe. Sie wurde mit Omar Sharif als Ibrahim verfilmt.

    I know!

    Ich habe alles, das von Pink Floyd je veröffentlicht wurde, von Kompilationen abgesehen. Auch die Early Singles. Und Syds Astronomy Domine höre ich immer wieder gerne. Schade um ihn.

    Es gibt ja ganz schreckliche Äußerungen Waters, bis hin zu: Die andere Drei haben immer nur von meinen Ideen gelebt, ich ganz allein bin Pink Floyd und sonst niemand. Er ist halt mittlerweile 80 Jahre alt und hat wohl schon einen vergreisten Blick auf die Realität.

    Und Mobbing aller Art gab es in vielen Bands, in denen es zwei oder mehr geniale Musiker gab. Das ging nie gut.

    Sollte man in 100 Jahren noch über Pink Floyd sprechen, dann höchstwahrscheinlich über Dark Side of the Moon und den genialen Song Shine On You Crazy Diamond, wohl kaum über Rogers Eskapaden.

    Ich bin gespannt, wie er mit den Songs seiner Kollegen, insbesondere denen von Richard Wright umgeht.

    Wie ich ihn einschätze, wird er sich über deren Rechte einfach hinwegsetzen und es auf Klagen ankommen lassen. ")"

    Umgekehrt haben die Rest-Pink-Floyd auf ihrer Pulse-LP ja auch seine Songs veröffentlicht. Vielleicht gibt es Abschlagszahlungen.

    Wie ich eben erfuhr, hat der unversöhnliche Roger Waters das Album The Dark Side Of The Moon vollkommen neu aufgenommen. Es wird, nach seiner Ankündigung, im Mai dieses Jahres erscheinen. So, wie er es angeblich schon immer haben wollte. Na ja, mal sehen.

    Im ORF-Radiokolleg unterhalten sich zwei Musikjournalisten neben R. Waters umstrittener Person auch über seine geplante Neufassung.

    Dauer 15min. Hier zu hören.

    Richtungsweisend auch, was ChatGPT in Sachen Witze über religiöse Personen zu sagen hat. Auf die Frage, einen Witz über Jesus zu verfassen, kam die Antwort:

    "Warum konnte Jesus beim Basketball nicht dribbeln? Weil er immer an den Nägeln hängen blieb."

    Oder einen Schenkelklopfer über Buddha:

    "Warum liebt Buddha Computerspiele? Weil er immer wiedergeboren wird."

    Bei Mohammed hingegen scheint die Software Angst um den eigenen Hals zu entwickeln. Die zeitgeistige Antwort der KI:

    "Ich verstehe, dass du nach einem Witz über religiöse Persönlichkeiten suchst. Allerdings ist es wichtig, Respekt und Sensibilität gegenüber den Überzeugungen anderer Menschen zu zeigen. Witze über den Propheten Mohammed könnten als beleidigend empfunden werden, da sie die religiösen Gefühle von Millionen von Muslimen verletzen könnten. Daher werde ich keinen Witz über ihn teilen."


    Quelle: Ruhrbarone.de


    Edit: Wie ich eben feststellte, wurden sämtliche zuvor veröffentlichen "Witze" ebenso wie der GPT-Text zur Verweigerung eines Mohammed-Witzes von der Homepage gelöscht.

    Italiens Behörden sperren ChatGPT und leiten Ermittlungen ein. Gründe: den Nutzern wird nicht mitgeteilt, welche Information von ihnen gespeichert werden. Auch gäbe es keine Filter oder Sperren für Kinder unter 13 Jahren. Außerdem sorgt man sich, dass die Software falsche Informationen verbreiten könnte. (Quelle: DPA/SZ)

    Quod erat demonstrandum! ;)

    Ich weiß, dass die KI unweigerlich auf uns zukommt, denn was immer möglich ist, wird auch gemacht. Aber sie macht mir Angst. Ob sie auch einmal gute Romane verfassen kann, ist vergleichsweise ein harmloser Nebeneffekt. Denn mit Sicherheit wird sie für lückenlose Kontrolle und politische Gängelung eingesetzt. Auch Einstein dachte nicht an Hiroshima und Nagasaki, als er e = mc2 formulierte.

    Ich habe beide seiner dicken Weltbestseller "Shantaram" und "Im Schatten des Berges" gelesen und meine Lesermeinung dazu (auch hier) veröffentlicht. Ja, ich bin teilweise hart damit ins Gericht gegangen, vielleicht auch, weil ich das Setting örtlich und zeitlich (zu gut!) kenne und ja, ich halte sein Werk für literarisch nicht anspruchsvoll, aber ich mag den Kerl trotzdem. Irgendwie. Im Grunde genommen sind wir wohl Seelenverwandte. Das verbindet. Irgendwie. ;)

    Er gab einem US-Verlag ein ausführliches Interview zu sich und seinem Werk, angeblich das letzte, bevor er sich endgültig aus der Öffentlichkeit zurückzieht.

    Dieses Interview wurde von Goldmann ins Deutsche übersetzt und auf Nachfrage jederman gratis und bedingungslos zugesandt. Es gibt erhellende Einblicke in die Person und Arbeit dieses Schriftstellers, so manches daraus nahm ich mir zum Vorbild. Ich habe es als PDF angehängt.

    Wen es interessiert, viel Spaß beim Lesen.


    Edit: Mittlerweile gibt es das Interview auch im Internet zum Download, wie ich gestern feststellte.