Mal eine andere Sicht auf den Sachverhalt:
In dieser Sicht geht es nicht nur um die Hautfarbe, sondern eben um das Erlebte und um das Einfühlen können in einen Text.
Das ist sicher richtig. Aber die Lebenserfahrung einer 22-jährigen Frau ist sicherlich nicht so ausgeprägt wie der einer 44- oder gar 60-jährigen. Was einen guten Autor unter anderem ausmacht ist, sich in andere Menschen, Charaktere hineinversetzen zu können, deren Erfahrungen, Emotionen zu verstehen, zu formulieren, empathisch aufzunehmen und dieses Universum von Gefühlen der Welt so mitzuteilen, dass diese davon berührt und ergriffen wird, weil sie versteht, was der Dichter sagen will. Welches Bild er vermitteln möchte.
Ich habe zwar nur wenig von dem Gedicht Amanda Gormans bei der Amtseinführung von Joe Biden verstanden, war aber ergriffen von der Art des Vortrags.
Warum nun soll ein Mensch anderer ethnischer Herkunft diese Emotionalität nicht auch spüren und in einer Übersetzung vermitteln können. Amanda Gormans Gedicht war ja an alle Menschen unabhängig von Herkunft und Hautfarbe gerichtet.