Hallo Tom,
danke für deine Erklärungen, die mir tatsächlich sehr weiterhelfen!
Ja, es handelt sich um ein Verlagslektorat. Ich meinte auch nicht, dass der Lektor das Manuskript ändern wird (da habe ich mich am Handy tippernd unglücklich ausgedrückt), sondern, dass er dies verlangt vom Autor - deiner Erfahrung nach also nur in Absprache. Das ist beruhigend.
Meine Frage rührt auch ein wenig daher, dass eine Lektorin eines großen Publikumsverlags einer befreundeten Autorin (ebenfalls Debütantin) ganze Erzählperspektiven nahelegt zu ändern (mehr weiblich, weil weibliches Publikum). Das ist schon ein ziemlich kräftiger Eingriff. Ich hadere generell mit der Annahme, dass weibliche Leser nur weibliche Perspektiven lesen. Ich verstehe schon, dass die Verlage Bücher produzieren wollen, die auch gelesen werden, aber am Ende kommt nur Einheitsbrei heraus. Aber nun gut, das gehört nicht hierher.
Ich glaube, ich würde mich sicherer fühlen, wenn ich den Verlagsvertrag mit Einreichung von mehr als nur Expose und Leseprobe erhalten hätte. Jetzt befürchte ich, dass dem Verlag aufgehen könnte, dass ich doch nicht so ganz ins Verlagsprogramm passe. Ich habe zwei kürzlich erschienene Romane aus dem Verlag gelesen und die waren im Vergleich zu meinem künstlerischen Erguss, nun ja, sagen wir mal, harmlos. Erschwerend kommt hinzu, dass der Lektor, der mich an Bord geholt hat, aus persönlichen Gründen zurücktreten muss und ich nun mit einer Lektorin arbeiten werde, die vielleicht an dieser Entscheidung, mich zu nehmen, völlig unbeteiligt war.
Ach, die Freuden des stillen Kämmerleins, wo man vor lauter (Selbst-)Zweifeln aufgefressen wird! Versteh mich nicht falsch. Ich liebe mein Manuskript. Ich weiß, es ist noch nicht 100% perfekt und freue mich auf die Textarbeit mit dem Experten. Ich erhoffe mir ja auch, dadurch eine Menge zu lernen. Ich bin auch eine große Freundin des Streichens, das ist gar nicht das Problem. Ich habe halt nur Angst, dass der grundsätzliche Ton, die Machohaltung meiner Figuren, die derbe Sprache und Schimpfwörter, die homoerotischen Anklänge, die Gewaltdarstellungen, usw. ein Problem sein könnten.
"Die Wahrheit über Metting" habe ich vor einigen Wochen gelesen. Wäre interessant zu sehen, wie der Text sich im Lektoratsprozess entwickelt hat. Ich fand es sehr schön, so wie es am Ende herausgekommen ist. Der schmerzhafte Prozess hat sich also, meiner Meinung nach, gelohnt.