Ich habe seine Kolumne auch gelesen, sie hat mich richtig verärgert. Dazu muss man sie aber genau lesen.
Er macht genau das Gleiche, was er anderen Schreibern vorwirft: er instrumentalisiert das, was Frauen in Köln geschehen ist, nur hat er ein anderes Ziel als konservativere Schreiber.
Dazu kommt, dass er eine flotte Schreibe hat, die über manches hinwegtäuscht. Das Zitat klingt gut, sagt aber wenig aus:
Zitat
Es gab sehr, sehr viele
Straftaten, und richtig und gut ist, dass diese nun angezeigt werden. Ich hörte allerdings die Kanzlerin noch nie
sagen, es sei wichtig und gut, dass es sehr, sehr viele Anzeigen wegen
Tankstellenüberfällen gibt.
Bei Tankstellenüberfällen gibt es meist Videoaufzeichnungen und eine Haftpflichtversicherung NATÜRLICH wird das angezeigt. Ich habe auch noch nie gehört, dass sich Tankstellenpächter schämen, weil sie überfallen wurden, oder von der Polizei nicht ernst genommen fühlen. Wenn man spitzfindig sein will, kann man schon hier ein Kleinreden der Erlebenisse von Köln sehen.
Zitat
Harald Schmidt, Flüchtling aus Böhmen, Schauspieler in
Düsseldorf bei Köln, ist öffentlich Multimillionär geworden mit Polenwitzen,
ohne dass eine einzige Bundeskanzlerin jemals gesagt hat, die ganze Härte des
Rechtsstaats müsse entfaltet werden
hier hakt es mathematisch. Was Harald Schmidt sagt hat wenig damit zu tun, was geschätzt 500 Frauen (soviele Anzeigen gab es meines Wissens) in Köln wiederfahren ist. Meines Wissens klaut er auch keine Handys und seine Sendungen muss kein Mensch sehen. Wieder ein Fall von 'klingt flott aber Äpfel mit Birnen verglichen'
Zitat
ist eine menschenunwürdige, verstörende
Erfahrung, gegen die nicht nur unser zivilisatorischer Anspruch, sondern
auch
unser Strafgesetzbuch gewisse Vorkehrungen getroffen haben. Das gilt
auch für sexuelle Gewalt. Daher, sehr geehrte Rechtspolitiker, weise ich
vorsorglich
(aber vermutlich vergeblich) darauf hin, dass seit etwa 140 Jahren die
gemeinschaftliche Körperverletzung mit Freiheitsstrafe bis 10 Jahre,
sexuelle
Nötigung mit Freiheitsstrafe bis 15 Jahre, Raub mit Freiheitsstrafe bis
15
Jahre bedroht sind.
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zum einen fällt auf, dass die sexuelle Gewalt extra betont werden muss. Warum eigentlich? Ist das nicht selbstverständlich?
Dann - Herr Fischer ist ja Rechtsanwalt - schreibt er bewusst darüber hinweg, dass man diese Straftaten beweisen muss, was im Dunkeln in einer Masse Menschen ziemlich schwerfallen dürfte. Er schreibt ebenfalls darüber hinweg, ab wann sexuelle Nötigigung beginnt. Wie soll Grabscherei und verbale Obszönitäten zudem bewiesen werden, im Nachhinein womöglich?
Zitat
ein absichtlich ins Dekolleté geschütteter Bierschwall sind die Bilanz
von dreißig Metern. Es ist Samstag, 11 Uhr morgens im Hofbräuzelt. Der
Wiesntag hat gerade angefangen." Das schrieb die Süddeutsche
am 29. September 2011,
ich mache einen Unterschied zwischen klebrigen Bier auf den Klamotten und einem Aufenthalt auf der Domplatte, wo ich um meine Sicherheit fürchten muss. Strategisch Bier ausschütten kann ich nämlich auch. Es ist auch interessant den Artikel in der Süddeutschen komplett zu lesen. Die Reporterin schreibt dort, dass ihr in einer Situation ein Kollege zur Hilfe eilen musste. Und genau das macht den Unteschied. Ein Kollege genügte, in einem Zelt voll besoffener Männer. Auf der Domplatte genügte nicht einmal die Polizei.
Ich halte gar nichts davon, einen Text zu empfehlen, nur weil er der eigenen politische Überzeugung entspricht. Ja, es gibt eine Horde von (deutschen) Dumpfbacken, die in Aufmärschen und Straftaten an das dritte Reich denken lassen. Ja es gibt konservative Politiker, die mit Unsinnsparolen den Wahlkampf einläuten. Es ist ebenfalls ärgerlich, wer auf einmal den Feminismus entdeckt.
Aber all ist kein Grund, so zu tun, als gäbe es keine Probleme mit dem Frauenbild in muslimisch geprägten Gesellschaften. Das ist heute schon so, dazu braucht es noch nicht einmal Flüchtlinge.