Was heißt das überhaupt? Neulich auf der Buchmesse sagte eine gute Bekannte von mir stolz: "Ich glaube, ich bin jetzt im Literaturbetrieb angekommen." Was genau meinte sie damit? Ihre Bücher verkaufen sich gut, werden gelesen und wahrgenommen, von Multiplikatoren ebenso wie von Endkunden. Sie kann bei größeren Verlagen veröffentlichen, ist im Gespräch. Vor wenigen Jahren war sie noch eine Kreativkünstlerin, die in kleinen Independentverlagen publizierte und auf linken, lokalen Bühnen las, was auch sehr schön war.
Ich bin auf einer solchen Ebene bis jetzt stehen geblieben. Ich muss noch immer sehr rackern, damit meine Bücher Verbreitung finden und gelesen werden. Mir laufen die Verleger nicht hinterher, ich muss akquirieren. Aber worauf kommt es an? Muss man nicht auch zur "Marke" werden und sich von sich selbst distanzieren, wenn man in der Rolle der marktgerechten Autorin bestehen möchte? Was ist wichtiger, am Markt zu glänzen oder seine Authentizität zu bewahren? Nur für ganz wenige ist beides möglich, wie vielleicht für diese Freundin. Aber auch sie hat Abstriche gemacht und reproduziert in der Öffentlichkeit die Klischees von der Erfolgsschriftstellerin. Im Privaten kann sie über diese Rolle lachen.
Könnte ich das, bin ich ehrlich mir selbst gegenüber - so umsetzen und verkörpern? Vor einem großen Publikum bestehen und den Erwartungsdruck aushalten? Oder bin ich in meiner Nische nicht viel besser aufgehoben?
Wie wichtig ist es für die eigene schriftstellerische Arbeit, im Literaturbetrieb "anzukommen"?