Beiträge von SusanneK

    Was heißt das überhaupt? Neulich auf der Buchmesse sagte eine gute Bekannte von mir stolz: "Ich glaube, ich bin jetzt im Literaturbetrieb angekommen." Was genau meinte sie damit? Ihre Bücher verkaufen sich gut, werden gelesen und wahrgenommen, von Multiplikatoren ebenso wie von Endkunden. Sie kann bei größeren Verlagen veröffentlichen, ist im Gespräch. Vor wenigen Jahren war sie noch eine Kreativkünstlerin, die in kleinen Independentverlagen publizierte und auf linken, lokalen Bühnen las, was auch sehr schön war.


    Ich bin auf einer solchen Ebene bis jetzt stehen geblieben. Ich muss noch immer sehr rackern, damit meine Bücher Verbreitung finden und gelesen werden. Mir laufen die Verleger nicht hinterher, ich muss akquirieren. Aber worauf kommt es an? Muss man nicht auch zur "Marke" werden und sich von sich selbst distanzieren, wenn man in der Rolle der marktgerechten Autorin bestehen möchte? Was ist wichtiger, am Markt zu glänzen oder seine Authentizität zu bewahren? Nur für ganz wenige ist beides möglich, wie vielleicht für diese Freundin. Aber auch sie hat Abstriche gemacht und reproduziert in der Öffentlichkeit die Klischees von der Erfolgsschriftstellerin. Im Privaten kann sie über diese Rolle lachen.

    Könnte ich das, bin ich ehrlich mir selbst gegenüber - so umsetzen und verkörpern? Vor einem großen Publikum bestehen und den Erwartungsdruck aushalten? Oder bin ich in meiner Nische nicht viel besser aufgehoben?


    Wie wichtig ist es für die eigene schriftstellerische Arbeit, im Literaturbetrieb "anzukommen"?

    Liebe Birgit,
    ich halte die Neuauflage in einem anderen Verlag für schwierig, wenn man von einem Kleinverlag kommt. War das Buch in einem renommierten Verlag erschienen, stehen die Chancen etwas besser. Auch müssen die Verkaufszahlen des Buches sehr gut gewesen sein. Oder man muss als Autorin so einen Namen haben, dass man an einem älteren Werk interessiert ist. Ich habe auch Erfahrung, Ein guter Roman von mir ist vergriffen und ich habe noch keinen neuen Verlag gefunden. Das Buch wie Sauerbier anzubieten, macht auch keinen Sinn (also es herumschicken), das wird dann ignoriert. Eine Chance könnte sein, wenn du einen klaren Anknüpfungspunkt an das Programm des neuen Verlages hast, also dein Buch genau reinpasst.
    Herzliche Grüße
    Susanne

    Für mich hat Einsamkeit auch mit dem Gefühl zu tun, ungeliebt und unverstanden zu sein und sich nicht austauschen zu können. Ihr habt recht, in der besten Familie, Partnerschaft, im besten Freundeskreis kann dies vorkommen. Aber am meisten klagen Menschen über Einsamkeit, denen genau diese Faktoren in ihrem Leben fehlen.


    Zu den Beziehungen; wenn die Frau älter ist... lernt die Gesellschaft allmählich dazu (siehe Macron)... Beziehungen, wo der Mann älter ist, gibt es schon lange, aber oft gegen den Willen der Frau (arrangierte Ehen). Wenn sich ein älterer Mann und eine jüngere Frau sehr lieben (wie es bei mir der Fall ist), gibt es aber auch Akzeptanzprobleme. So wollte mein Verleger anfangs nicht, dass ich öffentlich äußere, dass dieser Gehalt meiner Novelle authentisch ist.

    Oh wie schön! Kannst du mich noch mal benachrichtigen, wie das Buch dann heißt und wo man es bekommt? Dass SIE älter ist als ER, das finde ich ganz abgefahren. Es ist ja auch gesellschaftlich noch mehr tabuisiert. Bei mir sind immer die Männer älter, weil das mehr meiner Gefühlswelt entspricht. Gibt es vielleicht jemanden hier im Forum, der eine Gruppenrezension für uns drei schreiben möchte?

    Oh ja, das mag wohl stimmen. Ob ein Regierungsposten da helfen kann, das weiß ich allerdings nicht, denn Regierungsposten sind Bürokraten, und Bürokratie ist kein Heilmittel gegen die Einsamkeit. Im Gegemteil, wer sich im Dschungel der Verordnungen verfranst, bleibt oft ganz allein, denn dortin begleitet ihn niemand.


    Richtig ist, dass ab 60 die Luft dünner werden kann, wenn de Kinder ausgezogen sind, der Partner verstorben und der Arbeitsplatz Vergangenheit ist und die Freunde nur noch höflich, aber nicht mehr herzlich sind. Mit unsern Büchern "Ich bin Hermann" und "Die Liebenden von Wiesbaden" setzen wir Zeichen dagegen. Man kaan noch viel mehr machen. Also liebe Leute - lest unsere Bücher und macht Lesungen mit uns. Wer dort hinkommt, ist nicht einsam - wenigstens nicht für einen Abend!

    Hallo Petra,
    danke für dein genaues Eingehen auf meinen Artikel. Ja, mir ging es auch um die Art der Literatur. Letztendlich bin ich der Ansicht, dass Autoren, die traumatisiert oder zumindest "angeschlagen" sind, die Welt anders erleben und andere Texte schreiben, als diejenigen, die eher auf der Sonnenseite des Lebens stehen und gestanden haben. Auch diese schreiben über "gebrochene Helden", tun dies aber von der sicheren Warte des empathischen Beobachters aus. Wer selbst von einem schweren Schicksal betroffen ist, identifiziert sch aber mit dem "gebrochenen Helden", als wäre er es selbst. Das wirkt sich auch auf die Sprache aus. Sie wird ungelenker, stammelnder - so wie die Migrationsliteratur einst angefangen hat.
    Meine Hypothese ist, dass nach gängigem Literaturverständnis der Sprachtil des "empathischen Beobachters" mehr gefördert wrid.
    Wer mir widersprechen möchte - nur zu!
    Herzliche Grüße
    Susanne

    Liebe Christiane,
    ich dachte weniger an die Protagonisten als an die Autorenpersönlichkeiten. Auf den Buchrücken werden vorbildliche Vitae präsentiert und auf Lesungen treten AutorInnen immer sehr souverän auf, ja geradezu cool, und zeigen Vorbildcharakter. Was geschieht aber, wenn ein Autor, eine Autorin sich als "angeschlagene Schönheit" offenbart, mit Knicken und Brüchen, mit Niederlagen und Unsicherheiten. Verliert sie dann die Überzeugungskraft bei ihren Lesern?
    Bei den Emotionen ging es auch eher um die Gefühle, die der Autor zeigen darf oder nicht. Sei es, wie der über seinen Text spricht, sei es - auch hier wieder - mit welchem Gesichtsausdruck er auf der Bühne sitzt: Verletzlich oder mit Poker Face?
    Die Frage ist, ob Autoren, die sich eher als Benachteiligte, als Vertreter gesellschaftlicher Randgruppen sehen, und die vielleicht auch so wahrgenommen werden, von den Lesern und Besuchern genauso ernst genommen werden wie die "strahlenden Sieger"?
    LG Susanne

    Liebe Leute,
    wer die aktuelle "Federwelt" zur Hand hat, mein Artikel "Angeschlagene Schönheiten - Der etablierte Literaturbetrieb, der neue Untergrund und vom Sichtbar Werden, wenn man kein strahlender Sieger ist" findet sich auf Seite 48-51. Es hat mich schon etwas Mut gekostet, den Text zu schreiben und zu veröffentlichen. Umso mehr freut mich sein Erscheinen in dieser Zeitschrift. Ich bin gespannt, was andere darüber denken. Wer das Heft zur Verfügung und meinen Text gelesen hat, kann mir gerne hier Feedback geben und ich gebe auch Antwort.
    Viele Grüße
    Susanne

    Liebe 42er,


    mit Stolz und Freude stelle ich meine neue Novelle vor, die am 4. Oktober 2017 im Größenwahn Verlag erschienen ist.


    Susanne Konrad:
    Die Liebenden von Wiesbaden. Novelle.
    Frankfurt am Main: Größenwahn Verlag, 2017
    ISBN : 978-3-95771-186-1



    Eine erste Kurzpräsentation gibt es auf der Frankfurter Buchmesse am Mittwoch, den 11.10. um 14 Uhr am Stand meines Verlages Halle 3.1. H5



    https://catalog.services.book-…objid_eventcalendar/3004/



    Die Premierenlesung ist am Donnerstag, den 26. Oktober um 20 Uhr: im Wintergarten des Verlages, Varrentrrappstr. 53, 60486 Frankfurt.


    http://frizz-frankfurt.de/prem…-von-wiesbaden-26-10-v53/


    Aus der Pressemitteilung des Verlages:
    "Am 26.Oktober 2017 präsentiert Verleger Sewastos Sampsounis einen der Top-Titel seines Herbstprogramms: »Die Liebenden von Wiesbaden«. Die bekannte Frankfurter Autorin Susanne Konrad liest aus ihrem neuen Werk: In ihrer Novelle behandelt sie brisante Themen 20 Jahre Altersunterschied, Schwangerschaft mit 40, Sex im Alter und wählt dabei sanfte Worte."


    Herzlich Susanne

    Für mich sind Zeitgeschehen und politische Bezüge ganz wichtig. Der Zeitbezug einer Geschichte ist bei mir fast immer konkret definiert. Das Kolorit einer Zeit oder das politische Geschehen wird in den Text mit eingeflochten. Der Zeitbezug wird in die Erzählhandlung eingewoben wie die Beschreibung einer Figur, einer Landschaft oder eines Gebäudes. Ich versuche sogar, meinen Stoff aus der Perspektive der jeweiligen Zeit zu reflektieren. Wie wirkt sich das Zeitgeschehen auf die Geschicke der Figuren aus? Wobei sich das auf Zeiträume bezieht, die ich überblicken kann, also meine Geschichten spielen ab dem 20. Jahrhundert.

    Ich fand die Narrativa sehr, sehr gut. Das war ein einzigartiges, neues Tagungsformat, bei dem es darum ging, aktuelle Erkenntnisse aus Literatur- und Medienwissenschaft mit dem Buchmarkt in Verbindung zu bringen. Es gab insgesamt sechs Vorträge über einen einzigen Tag verteilt, in denen es um neue Poetologien, sprich: Analysen gegenwärtiger Tendenzen literarischen Erzählens ging. Es wurde deutlich, wie die neuen Technologien Einfluss auf Erzählstoffe nehmen, dass es Wechselwirkungen zwischen erzählenden Computerspielen, Filmen und Texten gibt. Der Leser ist heutzutage viel aktiver und interaktiver als früher, er kommentiert nicht nur das Gelesene im Netz, sondern wird selbst zum "Writer". Dies verdeutlicht besonders die Fan-Fiction. Das ist eine Form der Literatur, die ganz eng und konkret an ein Vorbild angelehnt ist, z.B. an Harry Potter oder Fifty Shades of Grey.


    Ich habe noch viel mehr dazugelernt als das auf der Narrativa, das verrate ich hier gar nicht alles. Zwischen den beiden Vortragsblöcken gab es sogenannte "Ptiching Sessions". Erfahrene Literaturagent*innen erklärten sich bereit, sich von angehenden Autor*innen ihre Projekte kurz vorstellen zu lassen und gaben ihnen ein Feedback, ob der Pitch überzeugend war.


    Das Ganze fand auf dem Media Campus in Frankfurt am Main statt - beim nächsten Mal wird wohl Bayern der Austragungsort dieser spannenden Tagung sein.