ich finde bücher sollten den leserrn neue welten eröffnen, in dem sie gut unterhalten, fesseln, pageturner sind. bücher sollten festgefahrene denkschemata aufbrechen, verstören, irritieren, mut machen, zwerge größer machen und riesen erden, humorvoll sein, einem auch zum lachen bringen, nicht nur zum weinen etc. damit sage ich nicht, dass ich so schreiben kann. aber es ist mein ziel. und wenn andere das anders sehen und andere storys schreiben, bitte schön allerdings, nur weil alles erlaubt ist, muss man es ja nicht tun und schon gar nicht gut finden.
Hey Alexandra,
war eine Weile nicht hier und habe deshalb den Thread verpasst. Dafür habe ich ihn jetzt ganz durchgelesen - ist ja einiges an Stoff; eine guute Kaffeetassenlänge. An Stoff, den ich spannend fand; so wie das von dir initiierte Thema.
Ich selbst habe noch nie versucht - außer in grauer Vorzeit in der Schule bei Aufsätzen - etwas zu schreiben, das andere wollten. Weiß nicht, ob mir Auftragsschreibe Spaß machen würde.
Du schreibst »ich finde bücher sollten den lesern neue welten eröffnen ... sollten festgefahrene denkschemata aufbrechen, verstören, irritieren, mut machen ...« Weiß ich nicht (war ich früher aber auch voll überzeugt davon). Ich glaube, es gibt zwei ganz unterschiedliche Sichten und das sollte man dabei berücksichtigen: Was will der Autor? Was will der Leser?
Ich fang mal mit dem Leser an. Leser wollen unterhalten sein, vor allem flüchten (vor Problem, Beruf, Mann, Frau, sich selbst, Dasein), ja, flüchten ist ganz oft der Grund. Leser wollen sich informieren zu einem Thema, das sie interessiert. Leser wollen sich von Ratgebern bestätigt sehen oder Rezepte, wie man ohne Aufwand alles erreicht. Was Leser in Wirklichkeit selten wollen, das sind Tipps, wie sie ihr Leben oder das anderer durch Eigenveränderung verbessern können.
Du schreibst, was du glaubst, dass Bücher sollen (siehe oben). Zwischen diesen zwei Bedürfnissen sehe ich eine Kluft wie den Grand Canyon. Drüberspringen kann man da sicher nicht.
Was wollen Autoren? Gelesen werden, gehört werden, Geld verdienen, Verbessern, aufrütteln, verändern ... Mal abgesehen von den Egoschmeichlern und dem Zaster klingt mir das alles einigermaßen nach Helfersyndrom. Ich glaube, dass es erst einmal wichtig ist, sich emotionslos klar darüber zu werden, was man selbst mit dem Schreiben will.
Ich kenne diese weltverbessernde Denke bestens, war sie doch auch mal meine. Nur funktioniert Verbessern nur auf Freiwilligkeit des Verbesserungsaspiranten (was für ein Wort). Und diese Freiwilligkeit wird nur dann eintreten, wenn die Zielperson (noch eins) einen Nutzen davon hat; materieller oder mentaler Art.
Und jetzt wird es spannend! Wenn ich das ehrliche Bedürfnis habe, die Welt zu verbessern - das per se ja sehr tugendhaft ist - dann muss ich mir überlegen, wie ich es rüberbringe, damit der Leser es auch schlürft. Damit werde ich mir nicht untreu, im Gegenteil finde ich es herausfordernd, etwas so in eine Geschichte zu verpacken, dass es der andere schluckt, ohne es zu bemerken (die Pharmas packen ihr Zeug ja auch in Zuckerguss; nur wollen die nicht unbedingt die Welt verbessern). Dass er drüber grinst. Oder es die romantische Ader trifft. Oder die Gruselsucht. Oder was auch immer. Ich habe ja nichts davon, wenn ich meinen Kopf durchsetze, sondern ich will ja eine Message transportieren. Setze ich mal voraus.
Und abschließend zur Ausgangsfrage: eigenes Konzept oder Kompromiss? Einerseits war das von oben schon ein Teil Antwort. Zusätzlich kommt es auch noch auf den Verlag an, ob er sich traut, auch neben dem Mainstream einherzufließen. Ich finde, dass jeder etwas clevere Verlag das zu einem Teil sollte. Denn nur so hat er die Möglichkeit, ein Radar für Neues am Laufen zu halten. Neue Trends, neue Leserbedürfnisse. Ich kenne so einen Verlag, werde in den nächsten Wochen mal darüber berichten.
Herzliche Grüße
Hagen