Beiträge von AnMa

    Der Glaube an einen Gott entbindet einen nicht von der (Erziehungs-) Verantwortung ... Und der Glaube an irgendeinen Deus ex machina, der einem schon vergeben wird, wenn man Scheiße baut, auch nicht ...


    Durchaus korrekt m.E., aber das ist die katholische Sicht der Dinge. Schon die Evangelen sehen das (etwas) anders, Werkgerechtigkeit vs. sola gratia/sola fide. Bei anderen Religionen greift das nicht mehr (unbedingt), und gerade im Islam geht es sehr stark um die Beachtung der in der Scharia fetsgelegten und in der Umma angewandten Regeln, nicht um individuelle Gewissensentscheidungen, was im Einzelfall jetzt gut oder schlecht ist, um an den Früchten erkannt zu werden.

    AnMa, Du hast mich aufgeklärt und möglicherweise mit dem Wissen um § 166 StGB, den ich tatsächlich noch nicht kannte, womäglich vor Knast bewahrt. Danke! Und ich kenne einige, die ich auch unbedingt warnen muss. Besser also: Klappe halten. Oder noch besser: Zur Not im Knast sitzen!


    Na ja, um nach §166 StGB verknackt zu werden, müssen sich erst andere finden, die ob der Gotteslästerung massiv den öffentlichen Frieden stören. Landfriedensbruch oder so. Ob ein paar Leute erschießen schon reicht, liegt wohl locker in der juristischen Grauzone. Die Kunstfreiheit wurde jedenfalls schon mehrmals aufgrund dieses § eingeschränkt, auch wenn der letzte mir bekannte Fall schon 1994 war. Aber das heißt ja nichts.

    Als die Alliierten das nationalsozialistische Deutschland besiegt hatten, fragten sie sich, wo der Zusammenhang zwischen der deutschen Kultur und Geschichte und dem Holocaust und anderen Massenverbrechen liege. Was läuft falsch bei einem Volk, das systematisch und fabrikmäßig Millionen von Menschen ausrottet?


    Bemerkenswert ist dabei, daß die Art der Fragestellung schon völkisch bis rassistisch ist. Als ob es am Volk hinge, saßen ja keine Deutschen im KZ. Kultur und Geschichte paßt da schon eher, aber da war die allierte selbige ja nun auch nicht so weit von weg.
    Bezogen auf Charlie würde man dann fragen, was denn mit den Arabern bzw. deren Kultur und Geschichte falsch liefe, daß sie solche Attentäter produzierten. Die richtige Frage ist m.E. aber, was denn mit der Weltanschauung falsch sei, die solche Leute produziert. Was die nächste Frage produziert, inwieweit man Kultur und Weltanschauung trennen kann. Da denke ich aber, daß das denkenden Menschen möglich ist.

    Und da, AnMa, ist die Ringparabel meiner Ansicht nach überhaupt kein "Mumpitz", sondern ein Postulat für religiöse Toleranz im Allgemeinen, egal, ob Mono- oder Polytheismen, das bis heute seine Gültigkeit nicht verloren hat.


    Nun, in Polytheismen stellt sich das in der Parabel geschlderte Problem ja nicht. Da sagt man, du hast deine Götter, ich hab meine, das war's. Streiten tut man sich da höchstens ob anderer Dinge.
    Aber Toleranz ist das richtige Stichwort. Tolerieren muß man ja nur Dinge, die man abartig findet. Um zur Einsicht zu gelangen, daß man etwas tolerieren müsse, muß man wohl erkannt haben, daß man dasselbe wie der andere tut, nur vielleicht mit einem anderen geistigen Hintergrund. Und das fehlt diesen Attentätern völlig, weil sie sich im Besitz der einzigen Wahrheit wähnen und somit machen dürfen, was andere noch lange nicht dürfen.
    Der Anschlag ist ja eine Strafe für blasphemische Äußerungen. Letztere stehen übrigens auch in unserer Gesellschaft unter Strafe (§ 166 StGB). Und da finde ich es äußerst bezeichnend, daß diejenigen, die sich über Blasphemie echauffieren, selbst an Blasphemie gegenüber anderen nicht zu überbieten sind. Wenn jemand Mohammed oder Jesus oder "Gott" vereimert, dann ist das strafbar und keineswegs tolerierbar. (Die Art der Strafe ist bei dieser Geisteshaltung übrigens wenig relevant. Ob Berufsverbot, Knast oder Kugel - ich finde die Grundidee schon falsch.) Andere religiöse Systeme zu vereimern, ist dagegen gottgefällig und somit völlig in Ordnung. Buddha-Statuen sprengen, Altäre verschandeln, heilige Bäume fällen, Götter als Götzen oder Dämonen zu titulieren. Zu erkennen, daß hier dieselben Mechanismen nur in die andere Richtung greifen, überfordert die intellektuelle Potenz der Gewalttäter und vielleicht auch der Anstifter.
    Es hilft dabei nicht, darauf hinzuweisen, daß sie im Prinzip dasselbe glaubten und nur falsch handelten. Das tun sie nicht. Unterschiedliche Religionen, schon unterschiedliche Konfessionen, und da kann man locker noch diverse politische Ansichten mit religiösem Kern wie Kommunismus eingliedern, glauben bzw. verehren etwas unterschiedliches. Sie handeln nur alle ähnlich bis gleich. Wenn sie diese Handlungen auf Ritus, Ethik und Werte mal beschränken würden, anstatt den Glauben auch in andere Leute prügeln zu müssen, dann hätten wir eine bessere Welt.
    So, Predigt zuende.

    Und das halte ich jetzt wieder für überzogene Ideologisierung. Aber sei's drum. Es ist nicht Thema dieses Fred's, sich darüber zu streiten.


    Das ist zwar etwas OT und nichts zum Streiten, aber mich würde schon interessierieren, was genau an dem Satz jetzt ideologischer und nicht definitorischer oder historischer Natur sein soll.

    AnMa
    Jürgen B.
    Ich kann euch beiden nicht folgen. Mir drängt sich auf, dass ihr eine Beurteilung vornehmt ausschließlich aus eurer eigenen Position heraus. Lessing ging es m.E. nicht [...] Vermutlich dreht sich Lessing gerade im Grabe herum, wie ihr beide ihn für eure eigenen ideologischen Zwecke instrumentalisiert.


    Schon möglich. Selbstverständlich beurteile ich aus meiner eigenen Position heraus, und diese Beurteilung ist vielmehr gegen die übliche Beurteilung gerichtet als gegen das, was Lessing vielleicht mal ursprünglich damit mal sagen wollte. Die Ringparabel wird heutzutage üblicherweise wie folgt interpretiert: "Hallo, wir glauben doch alle denselben Gott, haben da nur etwas andere Interpretationen, warum also streiten. Kann man sich doch auch mal liebhaben." Und diese Interpretation wird dann gerne als Kritik an und Alternative für die üblichen Konfessions- und Religionskriege herangezogen.
    Und genau das halte ich persönlich für Quatsch. Das funktioniert argumentativ generell nur bei Monotheismen, im speziellen nur bei den abrahamitischen, weil die eine starke gemeinsame Entstehungsgeschichte haben. Obendrein muß man die Gültigkeit der Offenbarung dabei außer Acht lassen, was die Grundlage einer Offenbarungsreligion sofort demontiert, und somit kaum irgendeinen Eindruck auf einen (fanatischen) Anhänger macht. Der einzige Grund, solcherart zu argumentieren, ist ein statistischer, nämlich daß zwei dieser Monotheismen die Hälfte der Weltbevölkerung anhängt.
    Das Problem an diesen drei Religionen ist die sog. Mosaische Unterscheidung (nach Jan Assmann), die in der Ringparabel indirekt mitschwingt. Wir haben recht, alle andern nicht. Wer bei uns mitmachen will, muß alles andere ablehnen. Steht schon im 1. Gebot. Da steht nicht "ich bin ein toller Gott, verehrt mich". Da steht "habe keinen anderen Götter". Man definiert sich weit mehr über Abgrenzung zum Negativen da draußen, welches immer die anderen sind, als über positive eigene Eigenschaften. Das ist ein guter Nährboden für Gewalt gegen außen.


    edit/ps: Plus die Ansicht, daß die eigene religiöse und somit hochgradig subjektive Wahrheit für alle Menschen zu gelten habe. Da ist allerdings das Judentum eine Ausnahme (was auch gut ist, um als das Böse da draußen zu gelten), welches in der Geschichte m.W. nur einmal und nur sehr kurzfristig missioniert hat.

    Ich halte die Ringparabel ja für kompletten Mumpitz. Sie ist das weinerliche Gejammer eines Christen, warum die anderen denn nicht so nächstenlieb sind wie man selbst. Hier werden propietär christliche Strukturen an die anderen beiden abrahamitischen Monotheismen herangetragen, die dort so gar nicht existieren. Eine Ausweitung auf andere nicht-monotheistische Religionen ist noch unsinniger, weil da das Pseudoargument, es gäbe doch sowie nur einen, wegfällt, bzw. man sich spätestens nach dem 2. Kompromiß nicht mehr darauf verständigen kann, was ein Gott überhaupt ist.
    Was die Gefahr von Gewalttaten wie dieser vermindern kann, ist eine Trennung von Staatsgewalt bzw. gesellschaftlichen Basisstrukturen und Religion. Das existiert in Deutschland (noch) nicht, und im Islam existiert das im Prinzip nicht. Die Umma, die gesellschaftliche Basisstruktur, ist fester Bestandteil des Glaubenssystem. Mit Religiösen, die bereit sind, ihre Religion unabhängig von staatlichen Strukturen zu leben, kann jeder zusammenleben. Mit den anderen, die schlußendlich einen totalitären Apparat zur Durchsetzung ihrer Weltanschauung wollen, nicht. Nun ist das Judentum sehr ethnozentriert, aber Christentum und Islam haben globale totalitäre Ansprüche, die in ihrem Glauben bereits formuliert sind, und deren Auswirkungen kann man in der Weltgeschichte sehen. Das reicht von der Machtergreifung im römischen Imperium über die Expansion des Islam im Frühmittelalter über die Kreuzzüge über den 30jährigen Krieg über die Endlösung der Gottesmörderfrage bis zum islamischen Terror heute. Die westliche Welt hat die Aufklärung hinter sich, da ist der totalitäre Anspruch des Christentums arg geschrumpft, auch wenn er bei Pfingstlern u.ä. wieder stark auf dem Vormarsch ist. Im Islam war der nie weg.

    Dass sie der Suche nach Antworten kindische Mythen entgegensetzen.


    Da fällt mir mehr als ein Gegenbeispiel zu ein und eins reicht, um eine Allaussage zu falsifizieren. Das ist kein Mythos sondern Mathe 9. Klasse.


    Das Problem ist, daß der Durchschnittsbürger genau eine Religion, nämlich das Christentum kennt, ob er nun dafür oder dagegen oder indifferent gegenüber ist. Nun ist die Form, nach der das Christentum gestrickt ist, zu großen Teilen identisch mit der der beiden anderen abrahamitischen Monotheismen, und die beiden großen davon sind global statisch relevant. D.h., gute und schlechte Erfahrungen an der hiesigen Standardreligion (Staatsreligion haben wir ja offiziell nicht) kann man im Islam leicht wiederfinden. "Allgemeine" Schlüsse daraus auch auf Buddhismus, Pantheismus u.a. zu beziehen, ist nicht besonders schlau. Das beste Beispiel dazu ist, daß sog. "Glaube" fester oder konstierender oder überhaupt Bestandteil jeder Religion sei. Das kam erst durch besagte Monotheismen in die theologische Ideenwelt. Bevor und woanders interessierte das wenig bis gar nicht.

    Es sind, wie der Kabarettist Dietmar Wischmeyer heute irgendwo richtig angedeutet hat, keine Mormonen oder Buddhisten oder FSMler (Ergänzung von mir), die da metzeln und morden, sondern nahezu ausschließlich Leute, die sich auf den Islam beziehen. Das bedeutet zwar keineswegs, dass diese Religion generell zu verurteilen wäre, jedenfalls nicht über das hinaus, was man an allen Religionen verurteilen könnte


    Was kann man denn an allen Religionen verurteilen? Dasselbe, was man an allen politischen Parteien verurteilen kann?

    Was wir hier alle wissen und die schießenden Dumpfbacken nicht: Die Feder ist mächtiger als das Schwert!


    Die Dumpfbacken tun auch nur das, was jemand anders mal niedergeschrieben hat. Die Dumpfbacken nehmen ernst, was ihr heiliges Buch sagt. Und da frage ich mich, wer näher am wahren Islam und wer die Randgruppe ist. Die schießenden Dumpfbacken oder die dumpfen Spießer, die mitmachen, weil es in ihrer Gesellschaftsordnung Mainstream ist und ansonsten mit den Schultern zucken aber mit den Dumpfbacken nichts zu tun haben wollen.
    Desweiteren wird immer gerne der Unterschied zwischen einer Religion/Ideologie, diesbezüglich spezielle Organisationen bzw. Konfessionen/Auslegungen der Ideologie und einzelnen Personen übersehen. Auch in diesem Strang. Der Anhänger einer mißtratenen Ideologie kann ein friedliebender Mensch sein, der niemandem etwas zuleide tun kann, das macht die Ideologie nicht besser. Und der Verweis auf ein paar wenige extreme Einzelfälle, die die Ideologie im Exzeß befolgen, entschuldigt die Ideologie auch nicht. Von ein paar extremen KZ-Mördern könnte man dann ja auch nicht folgern, daß Nationalsozialismus schlecht sei, die Millionen anderer Anhänger sind schließlich ganz brave Bürger, die mit sowas schrecklichem nichts zu haben wollen oder gar davon wissen.

    Rettet die Faustkeile! Metallwerkzeuge sind scheiße.
    Weil: Das Material muß man umständlich und unter gefährlichen Rahmenbedingungen aus der tiefen Erde graben anstatt es einfach aufzusammeln. Dann braucht es elitäre Bearbeiter, die daran herumbasteln, was unweigerlich in einer schmiedenden Oligarchie enden wird. Und alle Nase lang muß man sie schärfen statt einfach neue zu machen. Und es gibt so viele Legierungen, alle unterschiedlich, aus Eisen kann man einfach kein Bronze machen. Das versteht doch keiner mehr.

    Na ja, ganz offiziell verkauft der Verlag eine Werbefläche für andere Verleger. Da als Selbstverleger mitzumachen, führt nicht das Selbstverlegen ad absurdum, Droemer Knaur richtet vielmehr seine Kernkompetenz neu aus (so sagt man wohl in Bullshit-Bingo-Managereese) , nämlich von Verlag zu Werbeagentur.


    Wobei solche plakativen Aussagen immer ausklammern, dass es nicht Hitler allein war, der das ganze Unheil angerichtet hat, sondern dass es eine Reihe Mit-Täter gab. Hitler schwamm in einem Strom hoch - und verstärkte ihn sicherlich-, der schon lange Sog gewonnen hatte und sicher auch ohne Hitler zu Unheil und Verderben geführt hätte. Vielleicht nicht ganz so extrem, aber erstens ist das Spekulation und zweitens nicht wirklich besser.


    Ja, aber dem Zitat ging es um eine Entgegnung zum Vorwurf, daß man über Hitler doch keine Späße machen könne oder dürfte, wie es Mel Brooks seine gesamte Filmgeschichte hindurch oft gemacht hat.


    Du meinst, so was?


    Ach du meine Güte, ist das ernstgemeint oder Satire? Verwenden wir den Binde-Strich. Immer und überall. Und vermeiden Sie den Genitiv. (Äh, was ist noch gleich das Nicht-Fremd-Wort dafür? Wes-Fall?) Das ist besser für das Verstehen von dem Gehirn.


    edit/ps: Ok, die Zielgruppe dieser Sprache sind wohl geistig Behinderte und Demenz-Kranke. Das ergibt einen Sinn. Als ganz normaler Senior wäre ich tödlich beleidigt.