Hallo Tom,
ich kenne den Begriff "Inquit-Formel" noch in etwas anderer Form: Man unterbricht damit die direkte Rede und führt sie nachher wieder fort:
"Das bringt heute nichts mehr", er sah aus dem Fenster. "In zehn Minuten regnet es sowieso."
Ins Extreme hat das übrigens E.T.A. Hoffmann getrieben, indem er den ersten Teil des Satzes nach dem "inquit" noch einmal wiederholt hat.
"Das bringt nichts mehr", er sah aus dem Fenster. "Das bringt nichts mehr, in zehn Minuten regnet es sowieso."
Ich finde, die Dosis macht das Gift. Ganz ohne Inquits kann ein Text Drehbuchcharakter bekommen.
Mitten im Satz verwende ich sie sogar recht gerne, dann allerdings weniger in der "klassischen" Form als "sagt/fragt/... sie" sondern ich unterbreche einen Satz und zeige im weitesten Sinne, was die Figuren beim Sprechen tun, wie sie schauen, ob sie gestikulieren ...
Ich vermeide sogar gezielt zu lange direkte Rede am Stück, weil ich finde, dass da sehr schnell die Anschaulichkeit der Szene fehlt.
Überflüssig sind natürlich Inquits, die das Gesagte wiederholen:
"Was machst du da?", fragte sie.
Vorsichtig dosiert geht das gerade noch durch. Aber in Häufung wirkt es, als vertraute man seinen eigenen Dialogen nicht oder halte die Leser für begriffsstutzig.
"Du bist wirklich völlig bescheuert", schrie sie wütend.
Das "schrie sie" könnte eventuell noch bleiben, sofern die drumherum gezeigte Szene das nicht ohnehin schon deutlich macht. Aber spätestens das "wütend" ist komplett entbehrlich.
Und dann gibt es natürlich noch diese Inquits, die einfach nur ungeschickt bzw. grammatikalisch einfach falsch sind. "Ich mag dich", umarmte sie ihn.