Beiträge von Tom

    Hunter S. Henscheid from Hellingen


    Peter "Zombie" Hein lebt gut davon, sich Mitte der Neunziger ein paar fette Web-Domains gesichert zu haben. Das gibt ihm die Freiheit, dem Ruf zu folgen, der 2005 erschallt: Es soll ein finales Konzert der "Gruppe Senf" geben, die in den frühen Achtzigern den Punk nach Schwaben brachte, aber vergaß, ihn wieder fortzutragen. Immerhin schaffte es die talentlose Combo sogar auf Platz 53 der Charts, und wenn das kein Grund ist. Ist es ja auch nicht wirklich. Denn hinter der vermeintlichen Reunion, die sich schwieriger gestaltet, als das in Punk-Kreisen sonst üblich sein mag, steckt mehr. Da ist nicht nur die nie überwundene Liebe Heins zur Ex-Frontfrau Litty Lunatic, die mithin Braunkohlegruben besetzt hält, um eine Lausitzer Gemeinde namens "Horno", die längst verlassen ist, vor dem Abriß zu bewahren. Da ist nicht nur NJN, der eher unfreiwillige Ex-Manager der Band, der plötzlich wieder auftaucht und alle Fäden zieht, zudem den Osten mit Drogen beliefert und mit der Russenmafia angebandelt hat. Da ist nicht nur der ungeklärte Tod des ehemaligen Leadgitarristen Hector. Vor allem anderen steht die Frage im Raum: Ist der Punk tot? Und, wenn ja: Hat er je gelebt?


    Gute 20 Jahre später also machen sich "Zombie" Hein und "Dr." Hollenbach, ehemaliger Drummer der Band, in einem illegal "gemieteten" 500er-Daimler auf den Weg in den wilden Osten, um die nichtverstorbenen Bandmitglieder einzusammeln. Am Ende geht es nach Köln, und dort winkt zwar nicht wirklich ein Konzert, sondern lediglich der Auftritt in einer Unterschichtfernsehshow, aber auch darum geht's nicht. Der Weg ist gepflastet mit widerlichen Rostbratwürsten, führt durch verwaiste Plattenbauortschaften, vorbei an dicken Lesben, tuckigen Skins, kotzenden Ostlern, Gras, Minze, Zigaretten und Bier.


    Worum also geht es? Das ist eine gute Frage. Die Figuren, allesamt durchgeknallt, aber auf eher bürgerliche Weise, haspeln sich durch einen knapp 350 Seiten langen Essay, der zu guten Teilen aus Christian Grafs "Punk-Lexikon" gespeist zu sein scheint. Der Rest der Geschichte erinnert, vorsichtig ausgedrückt, stark an Hunter S. Thompsons "Angst und Schrecken in Las Vegas", auf das immerhin auch mehrere direkte Verweise enthalten sind, und an Eckhard Henscheids Kneipenliteraturbibel "Vollidioten", letzteres vor allem sprachlich, was sich in vielen Abschnitten niederschlägt, die in zitierter indirekter Rede gehalten sind. Das liest sich, als hätte jemand unbedingt gewollt, aber nicht so richtig gewußt, was. Dieser Makel, der sich nach und nach zum Problem steigert, wird durch wenig subtilen Haudrauf-Humor auszugleichen versucht, was darin gipfelt, daß die Gründungsversammlung einer Ost-Protest-Partei in der Kotze der Teilnehmer ertrinkt. Bruhaha.


    Immerhin, und das muß man Schmitt zugute halten, ist der an viel Altbekanntes erinnernde Patchworkroman zwar weitgehend handlungs- und irgendwie auch sinnfrei, aber gelegentlich durchaus pfiffig im Detail. Manch eine Wort- oder szenische Schöpfung hat ihre Qualitäten, und auch der gegen wachsenden Unwillen ankämpfende, anfangs durchaus geneigte Leser amüsiert sich hier und da. Aber die - zuweilen durchaus als brillant zu bezeichnenden - sprachlichen Fähigkeiten des ehemaligen "Titanic"-Chefredakteurs gleichen nicht aus, was gegen Ende überhand nimmt: Langeweile. Die beim Showdown in Verärgerung umschlägt.


    Und was bleibt? Ein epigonenhaftes, nur selten amüsantes Buch, das an seine Vorbilder nicht heranreicht, rund um eine Thematik, die andere weitaus besser, einfühlsamer, echter bearbeitet haben.


    ASIN/ISBN: 3871345555

    @Wolf: Ich meine, mir kann's ja eigentlich egal sein, warum jemand ein Buch von mir kauft (Hauptsache, er tut es), und es war sicher nicht die Absicht hinter diesen Schreibtips, Buchkäufer zu werben (zumal nicht ganz ungefährlich - schließlich könnte der Leser ja zu dem Schluß kommen, daß Herr Autor seine eigenen Ratschläge nicht befolgt), aber irgendwie empfinde ich diesen Entscheidungsweg als erfreulich. Laß mich wissen, wenn Dein SUB überschaubarer wird, vielleicht kriegen wir das irgendwie hin, daß ich Dir ein signiertes Exemplar zukommen lasse. :)

    Hallo, lametta.


    SF-Welten bringen dieses Problem immer mit sich. Man überläßt entweder das Nichtgesagte/-erklärte der Phantasie des Lesers (Was zur Hölle ist ein Pyker - und warum kann man damit nur aus der Hüfte schießen? Und wieso wird der König dieser Welt gewählt?), speist das Verstehen aus Dialogen und Handlungssequenzen (best choice), oder man wählt eines der von Dir genannten Stilmittel. Neben Meldungen und vergleichbarem kann man auch eine Chronistenfigur einsetzen, Auszüge aus einem später erschienenen Geschichtsbuch einfügen, oder originelle(re) Varianten wählen, wie Douglas Adams das mit seinem Reiseführer gemacht hat. Natürlich sind das alles Kunstgriffe, die schon zig Male benutzt wurden, aber veraltet sind sie deshalb nicht. Diese Gefahr sehe ich nicht, eher schon diejenige, sich des Ideenklaus schuldig zu machen. ;-)


    Der letzte SF-Roman, den ich gelesen habe, "Accelerando" von Charles Stross, enthielt ganze Sequenzen, in denen der Hintergrund von einem anonymen Erzähler geschildert und kommentiert wurde.

    Hallo, lametta.


    Zitat

    hatte mir ihn auch, aus Dankbarkeit für viele Schreib-Tipps, die auf der HP des Autors stehen, brav gekauft


    <hüstel> Das wäre doch nicht nötig gewesen ... 8)


    Und ansonsten: :anbet

    Der Roman über die Wiedervereinigung der fiktiven DDR-Punkband "Gruppe Senf". Noch weiß ich nicht so recht, wie ich's finden soll. Fühlt sich nach den ersten Seiten ein bißchen sehr nach "Wie schlage ich auch noch Kapital aus einem Trend?" an.


    ASIN/ISBN: 3871345555

    Hallo, Jo.


    Ich hab's damals (2001) ganz gerne gelesen, aber Hullebeck 8) muß man nicht mögen:


    Houellebecq ist für Frankreich das, was B.v.S.-B. für Deutschland ist, was Coupland vor ein paar Jahren für Amerika war: Ein sogenannter Popliteratur-Kultautor. "Ausweitung der Kampfzone" hat Preise abgeräumt und die Bestsellerlisten angeführt, und der Vergleich im ersten Satz tut dem Autor Unrecht: Er kommt subtil-ironisch, enorm einfallsreich, hochphilosophisch, intelligent und eindringlich daher; "Ausweitung der Kampfzone" ist kein selbstverliebtes, postpubertäres Geplänkel wie Stuckard-Barres "Soloalbum", und es ist keine Anhäufung von Belanglosigkeiten wie "Generation X".


    Nein, es ist ein verwirrendes, deprimierendes, heiteres, sarkastisches Buch über einen dreißigjährigen Informatiker, der in seiner Selbstentfremdung und Orientierungslosigkeit mehr und mehr zum Betrachter einer Welt degeneriert, die er nicht mag, mißachtet, vielleicht haßt, jedenfalls nicht versteht. Ohne jede Anteilnahme geht er seinem Job nach, dem einzigen, aber eigentlich unbedeutenden Fixpunkt seines Lebens, nimmt Kontakt auf, wenn es unvermeidlich ist, nähert sich nicht, distanziert sich aber auch nie, richtet seine Reaktionen ganz auf die Erwartungen des Gegenüber ein, schreibt und denkt, interessiert sich aber nicht wirklich. Den armseligen Kollegen, der sich des konsequenten, unvermeidlichen, ewigwährenden Scheiterns bei dem Bemühen,
    eine Frau ins Bett zu bekommen, gewahr wird, überredet er fast zu einem Sexualmord, aber ansonsten bleibt der Protagonist passiv.


    Daß der Roman trotzdem so rasant, fast flüchtig erscheint, liegt an der brillanten Konstruktion und der Massierung scheinbar willkürlich aneinandergereihter Betrachtungen, was sogar den Umstand völlig vergessen macht, daß fast nichts passiert. Fast. Ein seltsames, faszinierendes Buch.

    Zitat

    Aber es gibt auch einige sehr ambitionierte Kleinverlage, die tolle Bücher auf die Beine stellen.


    Zum Beispiel dieser hier: Blumenbar


    Und noch ein Wort zum Trost: Es gibt auch Autoren, die haben ein Manuskript geschrieben, und es ward gut, wurde nie überarbeitet, so gedruckt und auch noch zum Bestseller. :D

    Hallo, Katzano.


    Ich habe sieben oder acht Romane geschrieben, bevor der erste entstand, der veröffentlichungsfähig war und dann auch publiziert wurde. Beim zweiten veröffentlichten Roman ("Idiotentest") habe ich die Idee und einen Teils des Plots und der Figuren eines früheren Werkes wiederverwendet. Da liegt auch noch so ein Ungetüm herum, das ich vor gut zehn Jahren geschrieben habe, und das Teil mag ich immer noch, obwohl mein Agent und diverse Verlage gesagt haben, es wäre zwar lustich, aber keine Geschichte. Ich bin sogar am Überlegen, dieses Ding einem der von mir vielgescholtenen Klein(st)verlage anzubieten, nur aus Spaß.


    Aber all das beantwortet Deine Frage nicht. Dazu habe ich zwei Dinge zu sagen: Erstens ist eine Idee (nebst Plot usw.) ja nicht verloren, weil Du sie in einem Roman umgesetzt hast, der dann weniger prickelnd war. Es spricht nichts dagegen, nach einer entsprechenden Erweiterung des Erfahrungshorizonts nochmal an diese Idee zu gehen und sie anders umzusetzen. Vielleicht aber stellt sie sich im Nachhinein auch als überhaupt nicht so toll heraus. Kann alles passieren. Und zweitens gibt es diesen Fachbegriff, der mir jetzt gerade nicht einfällt. Unter ... Neben ... Vor ... nein: Überarbeiten. Ein Manuskript ist nicht fertig, nur weil Du "Ende" druntergeschrieben hast. Viele Autoren schreiben zwei, drei, fünf, acht Fassungen ein und desselben Romans, bis sie selbst davon überzeugt sind, daß er fertig ist, und dann geht das ganze Spiel von vorne los, wenn ein Lektor dazukommt.


    Die Idee ist wichtig, aber Aufbau und handwerkliche Fähigkeiten sind es auch. Ich habe meine ersten Versuche zwar nicht unternommen, um die Ergebnisse dann in der Schublade verschimmeln zu lassen, aber rückblickend waren sie zu mehr einfach nicht tauglich. Ich würde auch nicht in einen Tanzverein eintreten, und erwarten, am folgenden Wochenende zur deutschen Meisterschaft eingeladen zu werden. Da gehört schon ein bißchen Übung dazu. Und zwar Übung am richtigen Subjekt. Kurzgeschichten sind zwar gut für stilistische und sprachliche Sicherheit, aber ein Roman hat seine ganz eigenen Tücken, die zu umschiffen/bewältigen man erst erlernen muß.


    Davon unabhängig: Ich würde keinen Roman schreiben, der eine schlechtere Idee umsetzt, weil ich weiß, daß ich nur für die bessere Idee übe. Ich glaube auch nicht, daß der von Dir zitierte Autor das gemeint hat. Es kommt auf das Wie an, nicht so sehr auf das Was.

    Hallo, Silke.


    Der Unterschied besteht in der Hauptsache darin, daß die Personen in "Die Stadt der Blinden" einer fiktiven (und weitgehend unerklärten; die Krankheitsursache wird ja nie gefunden) Grenzsituation ausgesetzt sind, wobei es letztlich "nur" darum geht, wie sich vermeintlich zivilisierte Menschen verhalten, wenn alle Kontrollmechanismen ausgehebelt sind. Anders gesagt: Es ist zwar nicht unerheblich, aber auch nicht zwingend, daß diese Leute faktisch blind sind, es geht mehr um das Wie, das entsteht, wenn es Menschen nur noch um das Überleben geht. Das geschieht auf sehr nachvollziehbare und glaubhafte Weise, und die Erzählsprache Saramagos trägt das ihrige bei. Die Figuren bleiben anonym und namenlos, und gerade deshalb empfindet man die Parabel als so überaus adaptierbar.


    Das ist bei "Die Stadt der Sehenden" anders. Die Sicht ist eine völlig andere, und das ganze geht in weitgehend staatsverneinendem, anachronistischem Blabla unter. Diese Posse fühlt sich steril und aufgesetzt an. Zudem kehrt sich Saramagos durchaus interessanter Stil hier gegen den Erzähler. Langweilig und uninteressant. Fand ich jedenfalls, womit ich offenbar nicht ganz alleine dastehe. Wenn Du's unbedingt lesen willst, dann warte auf das Taschenbuch.

    Aufgeblasene, zähe Kurzgeschichte


    Die Titelähnlichkeit zum grandiosen "Die Stadt der Blinden" ist nicht nur Marketingtrick. Wie im "Vorgänger" skizziert Saramago eine Grenzsituation, beobachtet seine - namenlosen und häufig nur angedeuteten - Figuren bei ihren Aktionen und Reaktionen. Allerdings gibt es erhebliche, entscheidende Unterschiede.


    In der Hauptstadt des - ebenfalls namenlosen - Landes kommt es bei Kommunalwahlen zum Eklat: Erst geht niemand hin, und dann, als sich um Punkt 16:00 Uhr doch noch die Wahllokale füllen, wählen die Bürger nicht richtig. Bei der Auszählung stellt sich heraus, daß die meisten leere ("weiße") Stimmzettel abgegeben haben. Die rasch angesetzte Wiederholung der Wahl zeitigt das gleiche Ergebnis. Kurzerhand ruft die Regierung, beherrscht von der PDR, der Partei der Rechten (das Dreiparteiensystem besteht aus der PDR, der Partei der Mitte und der Partei der Linken), den Notstand aus. In der Folge eskaliert die Situation, es kommt zu Bespitzelung, Folter, Mord und vielem mehr.


    Mit Verlaub, dieser Roman ist bestenfalls geeignet, das Ansehen des Literaturnobelpreisträgers zu verschlechtern. Von fast schon lächerlicher Naivität gekennzeichnet und mit vielen inhaltlichen Fehlern durchsetzt, bietet das zähe, mühselig erzählte und weitgehend unspannende Buch weder ein Aha-Erlebnis, noch, wie das "Die Stadt der Blinden" tat, eine nachvollziehbare, tatsächlich ängstigende Ausgangssituation. Saramagos fiktiver Staat mit seiner klischeehaften Besetzung der Machtpositionen entspricht einem Gesellschaftsentwurf, der in dieser Form kaum auf reale Verhältnisse adaptierbar ist. Das Buch liest sich wie der Angsttraum eines sehr naiven Linken. Und Saramagos Stil, der in "Die Stadt der Blinden" noch geeignet war, die überaus deprimierende, aber zwingende Handlungsfolge zu transportieren, nervt hier nur. Zudem gibt es viele, zu viele Parallelen, aber das Was-wäre-wenn-Szenario in "Die Stadt der Sehenden" hätte bestenfalls für eine Kurzgeschichte ausgereicht.


    Jedenfalls mußte ich beim Lesen ständig gegen die Ermüdung ankämpfen.


    ASIN/ISBN: 3498063847

    Susanne: "Die Nase im Wind, den Kunden im Sinn, keiner hält sie auf, unsere Air Berlin." Der Song ist wirklich ein Hammer. Welche Strophe des Deutschlandliedes war noch gleich verpönt? :D "Deutsche Kunden, deutscher Service, deutscher Flug und deutscher Sinn, keiner hält sie auf, unsere Reichsw ... äh ... air Berlin." Stillgestanden.


    @Admins: Ich biete diese Nachricht zur kostenlosen Löschung an. 8)

    Tja, was Mensch so für Geld tun (müssen). "Ja, zum Glück gibt's die Pack-sta-tion..." <träller> Juhu. Aber, unter uns - ist auch ein beschissenes Thema für einen positiven Song(text). Der Kaiser's-ichliebediesenapostroph-Tengelmann-Song hat ein ganz ähnliches Kaliber, und angesichts/-gehörs solcher Werke danke ich allen bekannten Göttern dafür, daß ich nicht vom Schreiben leben muß. :D

    Musil war gerade zweiundzwanzig Jahre alt, als er seinen Erstling verfaßte. Das Buch handelt von den Erlebnissen eines etwa Achtzehnjährigen in einem religiös-militärischen Internat, einem sogenannten Konvikt, wie sie Anfang des vergangenen Jahrhunderts üblich waren, und es hat stark autobiographische Züge. Der nur recht kurze Roman (200 sehr großzügig gesetzte Seiten) fundamentierte Musils schriftstellerische Karriere, die ihren Höhepunkt mit dem - unvollendeten - "Der Mann ohne Eigenschaften" erreichte.


    Törleß weiß so recht nichts mit dem Internatsleben anzufangen, er versteht die Motivation seiner Mitschüler nicht, und er befindet sich in einer Art philosophischer Bewußtwerdungsphase, reflektiert viel und sucht Antworten auf essentielle Fragen, etwa die, wie ein intelligenter Mensch mit imaginären Zahlen zu rechnen in der Lage sein kann, ohne dabei verrückt zu werden. Mehr aus Langeweile schließt er sich den Mitschülern Breiting und Beineberg an, die unter dem Dach des Internats ein geheimes Refugium betreiben, und die den schwächlichen, weibischen Basini als ihr Opfer auserkoren haben. Als sie Basini beim Diebstahl erwischen, dient dies als willkommener Anlaß für eine nicht endenwollende Kette von Demütigungen und Drangsalierungen, auch für sexuellen Mißbrauch. Törleß ist dabei, beobachtet aber eher, als sich aktiv zu beteiligen, findet mehr Faszination an seiner eigenen Gefühls- und Gedankenwelt als an den morbiden Spielchen mit dem leidenden Zimmerkameraden. Das ändert sich auch dann nicht, als er eine Beziehung mit dem geknechteten Basini beginnt.


    Das Buch ist über hundert Jahre alt, und deshalb, aber auch aus anderen Gründen kann man es nicht mit dem üblichen Maß messen. Möglicherweise würde sich heutzutage kein Verleger für ein derartiges Werk finden, das sich gängigen Handlungsmustern verweigert, zuweilen essayistisch abschweift, auch mal vorgreift, also die eigene Spannung zerstört, und zudem in altbackener, komplizierter Sprache daherkommt. Es ist ein zeitgeschichtliches Dokument, und ein Roman, der zu seiner Zeit Furore gemacht hat - Musil hat Tabus durchbrochen, aber nicht in der Absicht, reißerisch damit umzugehen. "Die Verwirrungen des Zöglings Törleß" ist in erster Linie eine psychologische Studie, eine, die freilich Konzentration beim Lesen einfordert, was ein durchaus lohnenswerter Aufwand sein mag. Wer sich mit Musil beschäftigen will, kommt am "Törleß" nicht vorbei.


    ASIN/ISBN: 3499103001

    Hallo, Horst Dieter.


    Vorsicht mit solchen Formulierungen. :wow


    Übrigens, der Fouque-Verlag gibt sich ja mithin ganz offen als "Dienstleistungsverlag", und stellt auch auf der Site den Unterschied zu Publikumsverlagen dar. Und es gibt gesonderte Seiten über Nicola Hahn, die ihre Karriere dort gestartet hat. 8)

    Hallo, Horst Dieter.


    Zitat

    wie sind wir denn alle zu unseren Namen gekommen? Haben unsere Eltern eine Charakteranalyse machen lassen, die beim Amt vorgelegt und dann den Namen eingetragen bekommen?


    Nein, aber sie wußten ja auch nicht schon vorher, was aus uns werden würde, und genau hier liegt der Unterschied, wenn man einen fiktionalen Text verfaßt. Namen "klingen", sie sind vorbelegt nicht nur durch ihren Beliebtheitswandel im Trend der Zeit, sondern durch Prominente und So-called-Prominente, die diesen Namen tragen, sie lesen sich mal leichter und mal weniger leicht, sie können einprägsam sein oder nichtssagend. Stefan, Thomas, Christian, Michael, Sabine, Martina - das waren die Namen, die wir in den Sechzigern und Siebzigern bekommen haben, und in den Neunzigern war es dann Kevin, Sarah, Mandy, Lukas undsoweiter. Das heißt aber nicht, daß man Leuten, die in diesen Zeiten fiktiv geboren wurden, auch solche Namen geben muß. Ein schon etwas originellerer Name hebt Figuren hervor, und die Tatsache, daß Namen vorbelegt sind, kann auch umgekehrt genutzt werden. Authentizität ist nicht alles.

    Hallo, lametta, hallo, katzano.


    Wie gesagt, ich weiß darüber nicht mehr als Ihr, gehe aber davon aus, daß auf irgendwelchen Sites veröffentlichte Kurzgeschichten nicht zählen. Welche "Internet-Literatur-Portale" allerdings als genehm gelten, kann ich auch nur mutmaßen. Hier kann ein Blick in das MDR-Archiv hilfreich sein, da war nämlich irgendwo gelistet, welche Veröffentlichungen die bisherigen Preisträger angegeben haben.