Beiträge von Tom

    BTW, Heike.


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    für den ich einen Mitgleidbeitrag zahle.


    Und den ich mitgegründet habe, dessen publikumswirksamste Aktionen wie der Putlitzer-Preis und der Autorenkalender auf Ideen bzw. Initiativen von mir fußen. Pfui. Wie kannst Du da auch noch Geld für zahlen? Ist ja grausig.

    Michael: Nein, Heike hat keine Meinungsverschiedenheit mit mir im Sinne eines Streits, der zwischen uns stattfinden würde, sie kann nur einfach nicht akzeptieren, daß ich die Meinung habe, die ich nun einmal habe, und sie auch noch ggf. vertrete. Es wäre ihr lieber, wenn solche Leute wie ich ihre Meinung nicht äußern dürften.

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    dieses Posting hat eine lange, lange Vorgeschichte, die zum Teil sehr bitter und schmerzhaft ist.


    Und die Vorgeschichte dieses Postings ist nichts weiter als eine verdammte Buchrezension. Ich bespreche die interessanteren Bücher, die ich gelesen habe, schon seit Jahren, sogar länger, als es den Verein gibt - ich habe in dieser Zeit hunderte Rezensionen geschrieben, zumeist zu Belletristik, aber auch zu Sachbüchern. In den vergangenen zwei Jahren habe ich ganze zwei (!) Bücher besprochen, die Relgionskritik zum Thema hatten, das waren der "Onfray" im September 2006 und jetzt der "Hitchens". Den Onfray hat die liebe Heike (die bei den Büchereulen, wenn sie schon Dinge von dort - falsch dargestellt -hierher zerrt, den Spitznamen "Heilige Heike" trägt) sich sogar von mir schicken lassen, weil sie an der Diskussion teilnehmen, sich aber das Buch nicht kaufen wollte, da sie nichts von Kommunisten kauft. Aber das ist ein Randaspekt (sie hat das Buch dann offenbar doch nicht gelesen). Jedenfalls haben diese beiden Buchbesprechungen (!) zwei nahezu gleichartige Reaktionsketten erzeugt. Auf meine Rezensionen hin wurden von anderen Leuten Diskussionen gestartet, die mich stellvertretend, quasi als Anwalt für die jeweiligen Autoren in die Pflicht nahmen. Ich habe diese Diskussionen nicht angezettelt; ich stelle Bücher vor, damit sich Leute, die sich für die jeweiligen Themen interessieren, auf diese Art informieren können. Ich weiß, daß sehr viele Leute meine Rezensionen sehr schätzen. Daß ich reagiere, wenn ich direkt angesprochen werde, ist mir sicher nicht vorzuwerfen. Aber ich habe, mit Verlaub, nur wenig Verständnis dafür, wenn sich Leute in Streitgespräche werfen, mit denen sie offenbar thematisch nicht zurechtkommen, um dann beleidigt abzuziehen, sich als Märtyrer großspurig zu verabschieden, und dieserart versuchen, mich als Hetzer zu isolieren. Das ist eine Unverschämtheit. Ich habe niemanden gebeten, mit mir über seinen vermeintlichen Glauben oder andere Fragen zu diskutieren. Ich stelle Bücher vor, auf meine Art, und es ist niemand gezwungen, diese Rezensionen zu lesen. Und, liebe Heike - wenn Du schon Vorgänge aus anderen Foren hierher zerrst, um Deinen weinerlichen Abgang möglichst theatralisch zu gestalten, dann bleibe doch bitte bei den Fakten.

    Der Film funktioniert überhaupt nicht - anfangs geht es noch, aber dann wird es von Minute zu Minute unglaubwürdiger. Im Gegensatz zur Verfilmung aus 1981. Ich frage mich, warum pausenlos schlechte Remakes produziert werden, wo es doch so viele gute neue Stoffe gibt, die nach Verfilmung schreien. Aber vermutlich retten die Zuschauer, die die alte Fassung kennen (oder vom Thema gehört haben) und vergleichen wollen gerade noch so das Budget.

    Hallo, lametta.


    Ich würde mich grundsätzlich an die Formalien halten, die auch für Prosa gelten (Begleitschreiben, Exposé mit der Vorstellung der Inhalte/Richtung/Stilistik/Zielgruppe usw.) und dann als Loseblattsammlung ohne großartige Layouterei die Gedichte ggf. nach Gruppen geordnet beilegen. Und zwar ein Gedicht pro Seite. Also niemals zwei auf einer Seite (auch bei Zweizeilern nicht). Man würde bei Einreichung einer Anthologie ja auch nicht eine Geschichte auf einer Seite enden und die nächste auf der gleichen Seite beginnen lassen.

    Hallo, Cordula.


    Abschließend. Versprochen.


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    Ich sage nur, dass man die Realitäten der Betroffenen einkalkulieren muss und berücksichtigen sollte. Wenn ich es dann trotzdem machen möchte, bitte sehr. Aber das große Wundern, wie die Reaktion der anderen Seite ist??


    Hast Du Dich eingehend mit den Geschehnissen um die Mohammed-Karikaturen (die Anlaß für diese Teildebatte waren) beschäftigt? Hast Du zur Kenntnis genommen, wie es zur "Reaktion der anderen Seite" gekommen ist, wie sie entstand, was ihre Vorgeschichte war, welche Karikaturen tatsächlich veröffentlicht worden sind (und wo) - und was im Nachgang geschah? Dieser Streit (einschließlich der nachfolgenden Gewalt) war keine mittelbare Reaktion auf die Veröffentlichung in einer dänischen Zeitung. Sondern eine bewusst angezettelte und mit falschen Informationen durchsetzte Kampagne, deren Ziel darin bestand, und zwar ausschließlich, den Hass anzufachen, Öl ins vermeintliche Feuer zu gießen, Stärke als streitbare Gläubige zu zeigen. Die zwölf ursprünglich veröffentlichten Karikaturen sind auf dem Weg in die islamischen Staaten um andere Darstellungen ergänzt worden, die teilweise sogar obszön waren.


    Fraglos sind Presse- und Meinungsfreiheit Güter, mit denen verantwortlich umgegangen werden muss, auch jenseits dessen, was Gesetze vorschreiben. Wir reden hier allerdings um Veröffentlichungen in Ländern, die nicht islamisch sind, in denen es gerade mal 3 Prozent Muslime gibt (etwa 170.000 von 5,5 Millionen) - und von denen die meisten nicht dort lebenden Muslime nicht einmal wissen dürften, wo sie sich befinden. Dänemark ist ein säkularer Staat. Mag sein, dass es für Muslime verboten ist (das ist strittig), dass Mohammed dargestellt wird - und wie. Aber aus Sicht eines westlichen Journalisten ist das "nur" ein vermeintlicher Prophet einer fernen Religion. Wir essen Kühe, obwohl manch eine fernöstliche Weltanschauung das für verbrecherisch hält. Wir essen Schweine, und was dazu einige nahöstliche Gemeinschaften sagen, dürfte bekannt sein. Die heilige Kuh des einen ist ein Alltagsgegenstand für den anderen. Wenn man mit allem rücksichts- oder "respektvoll" umgehen würde, was irgendeine Glaubensgemeinschaft für sich als "heilig" auserkoren hat, dürfte man fast nichts mehr tun, sagen oder essen. Andersherum: Wer etwas glaubt, darf keinesfalls nur deswegen (also weil er es glaubt) einen Freibrief erhalten.


    Wenn der Islam nicht kritisiert werden darf, auch und vor allem nicht satirisch, damit man sich dann nicht "wundern" muss, wie die "Reaktion der anderen Seite" ausfällt (und dann auch noch gewalttätige!) - was fordert man damit eigentlich? Dass man die Triebfeder des Handelns (und zwar des durchaus kritikwürdigen Handelns) eines großen Teils der Welt ausspart. Das wiederum hat mit Meinungs- und Pressefreiheit nichts zu tun. Wenn jemand nicht zwischen seinen persönlichen Befindlichkeiten (als Angehöriger einer Glaubensgemeinschaft) und einer Kritik an dieser Glaubensgemeinschaft zu trennen in der Lage ist und gewalttätig reagiert, dann kann doch nicht Folge dieser Umstände sein, dass man aufhören muss, zu kritisieren. In welcher Form auch immer. Und, wie gesagt - die Form ist gefälscht worden, damit es zu Protesten kam. Diese Rechnung ist auch aufgegangen.


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    Außerdem finde ich die Haltung von uns ach so zivilisierten westlichen weißen Menschen extrem überheblich. Ähnliche Karrikaturen noch wenige Jahrzehnte früher bei uns? Wow. Ich hätte unsere Presse lesen mögen.


    Zunächst einmal - siehe oben. Die Karikaturen, die veröffentlicht worden sind, waren nicht deckungsgleich mit denen, die zur Eskalation führten. Davon abgesehen wird Kirchen- und Religionskritik - auch in vergleichbarer Form - bei uns nicht erst seit "wenigen Jahrzehnten" geübt. Glücklicherweise. Und davon abgesehen wiederum sind die fraglichen Karikaturen ja nicht in Saudi-Arabien veröffentlicht worden, sondern in Dänemark, verdammtnocheins. Und wieder davon abgesehen ist es unveräußerliches Recht, Auffassungen, Weltanschauungen, Ideologien und Philosophien zu kritisieren. Auch, wenn man damit deren heilige Kühe schlachtet. Gerade dann. Das hat mit Arroganz nichts zu tun. Wir leben in einer Welt, die ihre Inspiration und Wandlungsfähigkeit aus dem Wettstreit der Meinungen bezieht. Damit geht einher, dass die Befindlichkeiten und "religiösen Gefühle" (oder "politischen Gefühle" oder "philosophischen Gefühle") Einzelner weniger schwer wiegen als das Recht, eine Auffassung kritisch zu betrachten. Und es ist ja gerade das Problem, dass insbesondere Religionsgemeinschaften für sich beanspruchen, unantastbar zu sein. Dieser Anspruch wird neuerdings immer lautstarker vertreten.


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    Und dann Dein gesamter Absatz über Christentum/Katholizismus bis hin zu der Schlussfolgerung, dass sich nur die Welt um die Kirche geändert hat, sonst gäbe es noch Hexenverbrennung usw. Er ist teilweise unsachlich und in vielen Punkten auch falsch.


    Das war natürlich überspitzt und absichtlich plakativ gesagt.


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    Das, was Du sagst, widerspricht insbesondere den wissenschaftlichen und anerkannten Erkenntnissen von Historikern, Psychologen, Ethnologen usw. Um es ganz klar zu sagen, selbst ein Wissenschaftler auf diesen Gebieten, der keinesfalls an Gott glaubt, sondern davon ausgeht, dass Religion von Menschen gemacht ist und jeglicher "überirdischer/übermenschlicher" Grundlage entbehrt, würde niemals behaupten, dass Religion und Kirche feste Größen seien, die mehr oder weniger unveränderbar durch die Jahrhunderte an allem festhalten, was in den Büchern steht.


    Die katholische Kirche hat sich immer nur so sehr verändert, wie unbedingt nötig war. Sie hält nach wie vor an archaischen Struktur, an ihrer "heiligen Ordnung" (nichts anderes bedeutet "Hierarchie") und z.B. an ihrer systembedingten Frauenfeindlichkeit fest (versuch mal, Päpstin zu werden). Die Eingeständnisse, die gerade die katholische Kirche an den Fortschritt gemacht hat, waren immer das gerade noch nötige Mindestmaß dessen, was nötig war, um die Strukturen weitgehend zu erhalten. Erst wenn es überhaupt nicht mehr anders ging, hat man Zugeständnisse gemacht und relativiert. Und das ist belegbar. Die katholische Kirche ist eine feste Größe. Gerade das macht ja einen Gutteil ihrer "Attraktivität" aus, der gelebte Konservatismus, das Festhalten an alten Werten, Ritualen, Traditionen, Glaubensgrundsätzen usw. Es ist ein behaglicher Ort. Den Nachsatz: "Einer, an dem man nicht nachdenken muss" erspare ich uns jetzt. ;)


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    Christentum ist der Überbegriff für die katholische und die protestantische Kirche. Beide trennen viel. Z.B. den Papst und beiden gemeinsam ist, dass das Neue Testament die Glaubensgrundlage ist (sonst würden sie nicht Christen heißen).


    Mit Verlaub. Basis des christlichen Glaubens ist die Bibel, die "Heilige Schrift", und die besteht aus dem Alten und dem Neuen Testament. Christentum, Judentum und Islam sind abrahamitische Religionen, die sich, ihre Ursprünge betreffend, auf das Alte Testament (allerdings in etwas unterschiedlichen Fassungen) beziehen. Das Pentateuch hat für die römisch-katholische Kirche eine vergleichbare Bedeutung wie für das Judentum, mit dem Unterschied, dass das Judentum an dieser Stelle quasi Schluss macht.


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    Und Jesus ist für sie kein Prophet.


    Das war eine Vereinfachung, die aus dem Kontext hervorgegangen sein sollte. Es ist inhaltlich egal, wie man die Figuren nennt, ob Evangelist, Prophet, Messias oder sonstwie. Gut, dann nehmen wir stattdessen Paulus. Der hat auch prophezeit. Es folgten weitere.


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    Und noch etwas: Theologen sind intelligente Menschen, die auch bereits erkannt haben, dass einige Formulierungen ... der Auslegung bedürfen. Entschuldige, so viel "Polemik" musst Du mir jetzt auch mal gestatten.


    Nun könnte man dahergehen und fragen, warum diese Texte jetzt einer Auslegung bedürfen (warum hat Gott nicht für die "Ewigkeit" auch in geschichtlich kontextfreien Worten gesprochen?), aber damals für bare Münze genommen werden durften? Eine Antwort könnte lauten: Weil sie auch tatsächlich für die damalige Zeit verfasst worden sind, und in dieser Zeit. Es fällt mir schwer, zu glauben, dass ein allmächtiges Wesen so direkt und mittelbar verständliche, zum Beispiel landwirtschaftliche Regelungen "eingibt" (die auch noch regionalen Bezug haben!), aber nicht vorhersieht, dass es zum Beispiel eine industrielle Revolution geben wird. Dass eine zum Zeitpunkt des Entstehens durchaus "glaubhafte" Schöpfungsgeschichte (die ja nur einen Teil des AT ausmacht) erzählt wird, die aber ein paar tausend Jahre später mit hängen und würgen "ausgelegt" werden muss, bis nichts mehr erkennbar ist. Dass da Leute hunderte von Jahren alt wurden, und auch noch bis weit über hundert zeugungs- und gebärfähig waren, obwohl wenigstens Gott wissen musste, dass das unmöglich war - und immer noch ist? Wenn man die Frage stellt, inwieweit die Bibel metaphorisch ist (und man hat den Eindruck, der als metaphorisch zu interpretierende Teil wächst von Tag zu Tag), dann muss man auch die Frage stellen, warum sie es damals nicht war. Eine Antwort könnte lauten: Weil sie wirklich nur für diese Zeit gedacht war. Es war nicht die Absicht der Autoren - und sie konnten das wahrscheinlich auch nicht vorhersehen -, dass hunderte von Jahren später Leute immer noch versuchen würden, zu glauben, was sie da gerade schreiben.


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    Und Tom, bitte reduziere den Thread nicht zwischendurch immer wieder auf die reine Buchbesprechung.


    Okay. Man hätte vielleicht den Thread trennen sollen. Trotzdem halte ich an der Behauptung fest, dass hier eigentlich kaum jemand irgendetwas von dem, was Hitchens geschrieben hat, in irgendeiner Form zum mittelbaren Gegenstand seiner Äußerungen gemacht hat.

    Hallo, Nifl.


    Lang nichts mehr von Dir gehört. ;)


    Du beziehst Dich vermutlich auf die "eins fünfundzwanzig Meter hohe" Hecke, die ich auch in der Korrekturfassung bemängelt habe, aber mein Lektor ist der Überzeugung, dass das richtig ist. Ist es wohl tatsächlich auch. Im Ms stand da "einen Meter fünfundzwanzig hohe". 8-)


    Lass mich mal wissen, wie es Dir insgesamt gefallen hat!

    Hallo, Cordula.


    Dein "Schlichtungsversuch" in allen Ehren, aber es geht hier um die nachgeplapperten, populistischen, uninformierten Thesen aus einem Buch, und nicht so sehr um einen Widerstreit der Glaubens- und Nichtglaubensauffassungen. Wenn ich so lese, was hier alles geschrieben wurde, dann halten sich diejenigen Äußerungen, die sich wenigstens mittelbar auf Hitchens beziehen, doch sehr in Grenzen (bei Onfray war es dasselbe). Wir haben hier kürzlich über Helmuts neues Buch gesprochen, und man bekam schon virtuelle Dresche, wenn man nur Helmuts Thesen extrem vorsichtig zu interpretieren versuchte (siehe Thema "Verlierer"), aber hier stört es offenbar niemanden, dass alle Welt einfach annimmt, Herr Hitchens hätte alles mögliche behauptet - hat er nämlich nicht. Ich habe sehr an mich gehalten, und nicht die vielen, Widersprüche geradezu herausfordernden Thesen von Helmut kritisiert, die er in seinem Buch aufgestellt hat, sondern mich des Buches so gewidmet, wie eingefordert wurde und auch angemessen schien. Hier aber, im vorliegenden Thread, darf einfach als unqualifizierter, uninformierter Unsinn abgekanzelt werden, was offenbar außer Christian und mir niemand gelesen hat, und die selbstherrlichen Nachplapper-Aburteiler machen sich nicht einmal die Mühe, auch nur ansatzweise inhaltlich Stellung zu nehmen. Was sie dann alle hier in diesem Thread überhaupt zu suchen haben, diese Frage drängt sich auf - es besteht ja nicht einmal das vage Interesse, das rezensierte Buch zu lesen. Die Antwort lautet meiner Einschätzung nach: Man will sich überhaupt nicht damit befassen, was die vermeintlich "andere Seite" zu sagen hat. Die Thesen sind von vornerherein lachhaft, nachgeplappert und "uninformiert". Wie die vielen Smileys ja auch verdeutlichen.


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    Du, z.B. Tom machst zum großen Teil keinen Unterschied, ob Du über Katholizismus in Bayern oder über islamistische Extremisten sprichst. Es mag ja sein, dass es für Dich persönlich fast dasselbe ist. Aber Du kannst heute im Europa des 21. Jahrhunderts nicht mehr mit einem Christen in Deutschland mit den gleichen Argumenten wie aus den Zeiten der Inquisation reden. Da musst Du Dich nicht wundern, wenn die Angesprochenen kratzbürstig reagieren.


    Christentum/Katholizismus und Islam sind abrahamitische Buchreligionen, die sich u.a. auf das Alte Testament beziehen, später gab es dann unterschiedliche Propheten, wobei sich auch hier die Gelehrten streiten - die einen erkennen Jesus als Propheten an, die anderen nicht. Die Sex- und Verhütungsverbote der Katholiken zum Beispiel und die vielen Vorschriften der Muslime fallen für mich (um den es hier aber eigentlich nicht geht, an diesem Punkt aber stimme ich mit Hitchens überein) in die selbe Kategorie, Wahrheitsanspruch, missionierendes Gehabe und lautstarkes Auftreten - hier der schreiende Muezzin, da die nachts lautstark läutende Kirche - stimmen weitgehend überein. Von beiden gibt es zig Spielarten, und dann ist da noch das Judentum mit seinen originellen Vorschriften. Über die Inquisition hat eigentlich keiner gesprochen, weder hier, in diesem Thread, noch im rezensierten Buch. Tatsächlich wäre das ein Thema. Deutschland darf sich aus guten Gründen immer noch anhören, welche Verantwortung das Land als Nation mit seiner eigenartigen Geschichte hat. Wenn aber der Papst sich für die Unterstützung der Nazis durch die katholische Kirche entschuldigt, dann ist das Thema vom Tisch, ja? Und wer gewährleistet, dass nicht einer der nächsten Päpste wieder seine Schafe auffordert, ein Regime zu stützen, das unmenschlich und totalitär ist, weil es dem Klerus gerade in den Kram passt? Warum wird Vergangenheitsbewältigung hier mit zweierlei Maß bemessen, zugemessen? All das Leid, dass die Kirche seit ihrem Bestehen über die Menschen gebracht hat, das gehört zu ihrer Geschichte. Und, wenn sie ehrlich ist, auch zu ihrem Selbstverständnis. Hätte sich die Welt um die Kirche nicht geändert, würde sie immer noch Hexen verbrennen und Häretiker verbannen oder foltern. Ich bin mir sicher, dass manch einer im Vatikan neidvoll auf die arabische Welt und das dortige, übersteigerte religiöse Selbstbewusstsein schaut.


    Ich verstehe durchaus, dass jemand "kratzbürstig" reagiert, wenn man die Strukturen "seiner" Kirche als frauenfeindlich, kindesmisshandelnd, undemokratisch, machtgeil und verblendet bezeichnet. Wobei z.B. mit "Kindesmisshandlung" keinesfalls "nur" die ihre Messdiener missbrauchenden Priester gemeint sind, die einfach in andere Gemeinden versetzt werden, wenn die wenigen Fälle ans Licht der Öffentlichkeit kommen, die man nicht rechtzeitig vertuschen kann. Ich würde vermutlich auch "kratzbürstig" reagieren, wäre das meine Kirche. Allerdings nicht denen gegenüber, die derlei kritisieren. Sondern der Kirche gegenüber. Aus einem solchen Verein wäre ich längst ausgetreten. Die Firma Nestlé hat im Nachgang des Karikaturenstreits Anzeigen geschaltet, in denen sie der arabischen Welt mitteilte, keine Rohstoffe aus Dänemark zu verwenden. Den Wahnwitz dieses Vorgehens muss man erstmal in aller Ruhe sacken lassen. Ich kann mich nicht erinnern, dass irgendwer in Anzeigen behauptet hat, keine Produkte von Katholiken mehr zu verwenden, als (wieder mal) bekannt wurde, dass katholische Priester ihrer Machtposition missbraucht und Kinderseelen vernichtet haben. Mal ganz davon abgesehen, dass das eine durch die Meinungsfreiheit in einem westlichen, säkularen Staat geschützt war und dass die Hasskampagne, die im Nachgang ausgelöst wurde, inhaltlich nichts mehr mit dem zu tun hatte, was vermeintlich kritisiert wurde.


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    Ich denke, es gibt für beide Seiten einen gemeinsamen Nenner: Dass nach Möglichkeit jeder einzelne, egal ob Theist, Atheist oder Agnostiker, sich der Verantwortung bewusst sein muss, dass es bestimmte sehr negative, menschenverachtende Auswirkungen gleich aus welchem Grunde nicht geben dürfte.


    Ein hehrer Wunsch, aber es geht um Kritik am System, nicht nur am Einzelnen.


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    Und zu dieser Verantwortung gehört es unter Umständen auch, dass ich es unterlasse, den Gott von Menschen zu "verbrennen", wenn ich aufgrund meiner Bildung und meines Wissens davon ausgehen muss, dass diese Menschen eventuell in ihrer Religion die Möglichkeit eines liberalen Umganges mit einer solchen "Meinungsäußerung" (noch) nicht haben.


    Oder, einfacher gesagt: Die(se) Muslime sind zu blöd, um mit Meinungsfreiheit umzugehen, weshalb wir lieber darauf verzichten, ihr Weltbild zu kritisieren? Juhu. (Das nennt man übrigens "Appeasement".) Wer laut und energisch genug klar macht, mit Kritik nicht umgehen zu können, vernichtet damit das Recht der anderen, Kritik zu äußern? Es lebe der Fortschritt!


    Liebe Cordula, es geht im fraglichen Buch darum, was Menschen alles tun, um ihrem Gott zu gefallen, um sein "Wort" zu verbreiten und den Glauben an diesen Gott über die Zeit zu retten. Die meisten Menschen, die im christlichen Sinn glauben, interessieren sich wahrscheinlich nur sehr wenig dafür, ob der Nachbar auch gläubig ist (außer, man lebt in den USA) und, wenn ja, welcher Konfession er angehört oder wie sein Prophet heißt. Das ist - sollte sein - für den eigenen Glauben auch unerheblich. Über diese Menschen und diese Art von Glauben geht es in Hitchens' Buch auch nicht.

    Hallo, Horst-Dieter.


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    Die Verallgemeinerung in Form von "Religion ist die Ursache alles Bösen" halte ich allerdings für gefährlich.


    Und wer hat diese Behauptung wo aufgestellt?


    Das "Böse" hat viele Ursprünge und Ursachen - Neid, Missgunst, Angst, Gier, Eifersucht, Machtstreben, Unsicherheit und andere.

    @Christian: Am Schluss fordert Hitchens eine neue Aufklärung. Natürlich hält er Glauben (an Gott) für die Ursache der Religionen und damit die Ursache der beschriebenen Gräuel, Zwistigkeiten usw., und er wünscht sich eine Welt ohne Götter, schreibt aber auch, dass er diesen Wunsch für unerfüllbar hält.

    Hallo, Christian.


    Die Frage nach der Existenz Gottes ist eigentlich nebensächlich; es geht im hier besprochenen Buch um die Folgen diverser Religionen. Hitchens ist zwar Atheist, spricht aber - selbstverständlich - niemandem ab, Spiritualität zu leben oder seinen eigenen Weg zu irgendeinem Gott zu suchen - obwohl er selbst, der Autor, die Hintergründe für überkommene und weitgehend unsinnige Mythen hält. Kern der Angelegenheit sind die vielen Rituale, Regeln, Sichtweisen, Handlungsbedingungen usw., die mit den vielen verschiedenen Religionen einhergehen. Es geht um Intoleranz, Gewalt und Missetaten, für die als Begründung die Existenz des jeweiligen Gottesbildes herangezogen wird, was im Endeffekt auch zu Auseinandersetzungen unter Relgionen oder religiösen Splittergruppen führt. Um fortschrittsfeindliches Verhalten, um Kindesmisshandlungen, um Völkermorde, Zensur, Frauenfeindlichkeit, morbide Verhaltensvorschriften (vom Essen bis zum Sex) und vieles andere mehr - jeweils im Namen, im Interesse der entsprechenden Religion. Die Frage, ob Gott existiert und wenn ja, welcher davon, spielt dabei keine übergeordnete Rolle, obwohl sie der Autor für sich selbst mit einem klaren Nein beantwortet.

    Hallo, Iris.


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    Und hübsch polemisch opportune Thesen nachzuplappern, einfacher als sich selbst zu informieren.


    Mmmh. Da stellt sich doch die Frage, wie man an "hübsch polemisch opportune Thesen" herankommt, wenn nicht über den Weg, "sich zu informieren". :dumm


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    Aber das ist bei Intoleranten so üblich, die schauen sich nicht an, wie es bei "den anderen" wirklich zugeht, sondern dreschen nur in ermüdender Menge ihre ewig gleichen Phrasen.


    Doppelmmh. Wie geht es bei "den anderen" denn wirklich zu? Wer sind "die" überhaupt? Bist nur Du das oder sind da noch andere andere? Sprichst Du für Dich oder für eine Gruppe - für eine Gruppe, der Du Dich zugehörig fühlst oder als sich berufen fühlende Obfrau?


    Und wer ist intolerant - jemand, der eine Botschaft abfackelt, weil "sein Prophet" vermeintlich beleidigt wurde (und, wie ein uns beiden bekannter Autor so schön schrieb, ja offenbar das Recht hat, gegen "Beleidigungen" "mit allen Mitteln" vorzugehen) - oder jemand, der beklagt, dass sich Menschen zu derlei hinreißen lassen, weil sie nicht zu tolerieren in der Lage sind, dass jemand anderer Meinung ist - und diese auch vertritt, und zwar unblutig? Was ist daran "Phrasendreschen", das zu beklagen?


    Zitat

    Es langweilt.


    Hier allerdings sind wir einer Meinung. ;)