Ich sehe kaum andere Auslegungsmöglichkeiten, bin aber für Hilfe dankbar.
Gut. Ich bin inkonsequent, aber nach der nachträglichen Einfügung des Teils nach „WTF?“ versuche ich es noch einmal. Nicht im Sinne von Konfrontation, sondern von Verständnis unter zwei Ansichten. Was Popper recht ist, soll mir billig sein.
(Du willst damit natürlich sagen, dass die drei Sätze logisch sind und eine zulässige Folgerung enthalten, obwohl der erste Satz von einer unwahren bzw. falschen Aussage ausgeht bzw. eine solche enthält.)
Ja. Ein Syllogismus besteht aus Obersatz, Untersatz und Conclusio. Was man als Obersatz wählt, ist von der (kalten) Logik nicht zu beanstanden, solange der Obersatz sich folgerichtig weiterentwickelt. Da gibt es kein „wahr“ oder „falsch“.
„Alle Menschen sind sterblich.“ ist in dieser Hinsicht ebenso tauglich wie „Alle Terroristen verdienen unsere Anerkennung.“
Im Untersatz stellt man fest, dass man ein konkretes Beispiel für ein Element des Obersatzes einsetzen kann: „Sokrates ist ein Mensch.“ ebenso wie „Andreas Baader ist ein Terrorist.“
In der Conclusio führt das zu „Also ist Sokrates sterblich.“ oder „Also verdient Andreas Baader unsere Anerkennung.“
Strukturell sind beide Varianten gleich. Nur hat man bei der einen inhaltlich Bauchschmerzen, bei der anderen nicht, wie ich schrieb.
Übertragen auf gewollte Sprachvorgaben heißt das: Trumps Wortliste geht vom selben Obersatz aus wie die PC-Bewegung: „Sprache schafft Bewusstsein.“ Dieser Obersatz ist hinsichtlich der weiteren Logik nicht zu hinterfragen. Ich kann seine Beweggründe verdammen und tue das auch, aber Trump und seine Anhänger sehen diese Form der Sprachlenkung als richtig und gut an.
Man könnte die beiden Lager der Sprachlenkung noch unterteilen in z. B. „Diverse Sprache schafft ein diverses Bewusstsein.“ und „Eine anti-woke Sprache schafft ein anti-wokes Bewusstsein.“
Ein Untersatz könnte lauten: „LGBTQIA+“ gehört zu einer diversen Sprache.“ oder „Ein Unterbinden des Begriffs „Diversität erhöhen“ gehört zu einer anti-woken Sprache.“ („Diversität erhöhen“ steht auf Trumps Liste.)
Die Conclusio wäre dann entweder: „Der Begriff „LGBTQIA+“ schafft ein diverses Bewusstsein.“ oder „Das Unterbinden des Begriffs „Diversität erhöhen“ schafft eine schafft ein anti-wokes Bewusstsein.“
Beides logisch. Ich habe jedoch prinzipiell bezweifelt, dass Sprache (für die Allgemeinheit) ein Bewusstsein schafft.
Edit. Nach meinem Verständnis hast Du eine Koinzidenz zwischen dem Aufkommen "woker Sprache" und dem Erstarken des Rechtspopulismus postuliert, eigentlich aber eine Korrelation. Du hast geschrieben, dass die politisch korrekte Sprache das nicht verhindert hat. Das enthält erstens die Behauptung, es wäre die Aufgabe politisch korrekter Sprache, Rechtspopulismus zu verhindern, und zweitens eben diejenige, dass diese Sprachentwicklung demzufolge schuld an der Entwicklung ist, weil sie als Instrument versagt hat. Ich sehe kaum andere Auslegungsmöglichkeiten, bin aber für Hilfe dankbar.
Die „woke Sprache“ gibt in zumindest in den USA schon seit den Achtzigern, glaube ich. Zu jener Zeit bis weit in unser Jahrtausend war Rechtsradikalismus, -populismus, -extremismus gottlob eine große Ausnahme in der Gesellschaft. Inzwischen ist das leider anders, ebenso mit anderen unerfreulichen Phänomenen. Soviel zum ersten Satz des Zitats.
Nach meinem Verständnis hatte und hat die PC-Bewegung das Ziel, das Bewusstsein von Menschen auch über die Sprache zu verändern. Natürlich zum Besseren, sagten sie. Trump sieht das umgekehrt aber genauso. Ich bin der Ansicht, dass „politisch korrekte Sprache“ ihr selbst gestecktes Ziel nicht erreicht hat. Wenn man sich derzeit in Europa und den USA umschaut, gewinnt man eher den gegenteiligen Eindruck.
Dafür ist PC nicht verantwortlich. Sie konnte ihr Ziel aber auch nicht erreichen, über Sprache ein allgemeines Bewusstsein für Toleranz, Diversität, Frieden … zu erzeugen. Das eigene Ziel hat „politisch korrekte Sprache“ meiner Ansicht nach also verfehlt. Eine Aufgabe, die sie sich selbst gestellt hat.
Man kann etwas versuchen, scheitern, und ist trotzdem nicht „schuld“ daran.
Ich habe es gut gemeint mit diesem Versuch. Wenn das alles immer noch unverständlich ist für Dich, kann ich es nicht ändern.
Ganz nebenbei, und weil es mir gerade passend erscheint: Ich wollte überhaupt nicht mehr mit Dir kommunizieren. Du bist mir während meiner Zeit im Vorstand unglaublich auf die Nerven gegangen und hast mich später noch auf Facebook blockiert. Ich habe mich also in diesem Strang stark überwunden.