Beiträge von bettina

    Hallo Sabine,
    ich denke schon, dass Engelmann seriös recherchiert hat. In dem Zusammenhang mit Nina Grunenberg und Kurt Pritzkoleit wird er in einer Rezension der Potdamer Neuesten Nachrichten vom 15.01.2007 übrigens wie folgt genannt: "Nicht alles an Nina Grunenbergs Buch ... ist neu. Schon Kurt Pritzkoleit und Bernt Engelmann haben kritisch die Kontinuität der neuen und alten Wirtschaftseliten an Rhein und Ruhr festgestellt die auch Nina Grunenberg bei näherem Zusehen Unbehangen bereitet hat."
    Grüße aus Potsdam von Cosmea

    ich empfehle zu diesem Thema das Buch von Nina Grunenberg "Die Wundertäter-Netzwerke der deutschen Wirtschaft 1942-1966"München 2006. Hier wird die Geschichte von Hitlers und Speers Wehrwirtschaftsführern, die wegen ihrer Jugend auch "Speers Kindergarten" genannt wurden, beleuchtet. Diese Männer wurden wegen ihrer wirtschaftlichen Komptenz in der neugegründeten Bundesrepublik bald zu wichtigen Bausteinen des Wirtschaftswunders. Zitat aus einer Rezension der "Welt" vom 10.08.2006: "6000 hochmotivierte Manager, allesamt jünger als 50, hatten bis zum Schluss für den Endsieg gearbeitet und rückten wenig später in die Führungsetagen der deutschen Unternehmen auf. Sie verdankten Speer fast alles: Beziehungen, Erfahrungen, den Glauben an die Machbarkeit von Wundern..."
    Zum ersten Mal wurde einer Liste von Wehrwirtschaftsführern veröffentlicht von Kurt Pritzkoleit in "Gott erhält die Mächtigen", Düsseldorf 1963. Nina Grunenberg greift das Thema auf und verkauft es - leider - als ihre Erstgeburt. Namen, die man heute noch kennt, sind z.B. Quandt, Porsche, Reemtsma, Tengelmann uva. Wirtschaft und Politik waren eng verwoben, es mögen sicherlich auch einige in führenden politischen Positionen gesessen haben, wenn nicht, dann waren sie zumindest erfolgreiche Lobbyisten.

    Der Vergleich mit der SED will mir aber nicht so recht gefallen. Nicht dass ich das gutheiße oder unterschätze - aber das was nach dem Krieg hier an Reinwaschen von Schuldigen aus dem Tausendjährigen Reich über die Parteien passiert ist, kann mit der Situation nach 89 nicht wirklich verglichen werden.

    Richtig, die Dimension ist eine völlig andere. Dennoch sollte man sich nicht aufs Relativieren beschränken und die DDR-Problematik ad acta legen, denn die Probleme gleichen sich in großen Teilen. In beiden Fällen geht es um die Aufarbeitung einer Diktatur, eines totalitären Regimes, in dem es Tote und psychisch Traumatisierte gegeben hat, deren Anzahl in der DDR man angesichts des Massenmordes unter Hitler - aber auch unter Stalin! - nicht vernachlässigen darf. Ich lebe seit einigen Jahren in Potsdam und erlebe den täglichen Streit um die Vergangenheit in den hiesigen Tageszeitungen. Seit Ministerpräsident Platzeck mit den Linken (siehe Kerstin Kaiser) eine Koalition eingegangen ist, macht sich der jahrelang gestaute Unmut Luft. Ähnlich war es 1968 in der Bundesrepublik. Man kann den Dampf nicht unterm Deckel halten.


    und warum kann ich es nicht im adobe-reader lesen? Doof.


    ich kann es auch nicht mit dem adobe-reader lesen! Auch doof. Hab den Text aber dann doch noch bekommen: wieder eine supergute Geschichte von Monika mit viel sprachlicher Finesse.

    Zitat

    "den Gürtel enger schnellen"

    Eine schöne absurde Phrase stammt von Norbert Blüm, der in der Zeit als Arbeitsminister einmal sagte: "Man muss den Gürtel enger schnallen, wenn einem das Wasser bis zum Halse steht."

    Zitat

    In diesem Zusammenhang verweise ich auf Josef Pieper. Der erläutert in einem von der Zeit mit beklagenswert kapriziöser Typografie wiedergegebenen Artikel aus dem Jahr 1953, dass die wahre Philosophie eine christliche sein müsse.

    Josef Pieper stammt aus einer Zeit, in der in katholischen Kreisen kritiklos die Religion in den Vordergrund gestellt wurde. Ich bin zu dieser Zeit in Münster, wo Pieper lehrte, in eine katholische Schule gegangen und Pieper war unsere Bibel. Die Zeit hat ihn zum Glück überholt. Viel dazugelernt hat die Kirche allerdings nicht.

    Den "Fremden" kann man nicht gering dosieren. Wenn man ihn beginnt, legt man ihn nicht wieder aus der Hand. Eines der wenigen Bücher, die mich fesseln und nicht wieder losgelassen haben. Ich spüre die Hitze, den Sand, die Blendung der Sonne, die Bedrohung durch den Araber und fürchte, dass ich in dieser Extremsituation auch zum Mörder würde. In diesem Buch lebt man, man ist Meursault.

    Noch mal zum Frauenbild: Klara entspricht in vielem dem Bild der aufgeklärten Frau der Romantik. Sie hört zu, aber nur wenn eine Geschichte ihre Aufmerksamkeit verdient. Nathanaels Texte scheinen ihr indes häufig langweilig, sie hört ihm nicht zu, strickt, füttert Vögel, schaut aus dem Fenster und zeigt Nathanel ihre Unlust. Er verübelt ihr diese Haltung, die sich am Ende sogar zur vernichtenden Kritik entwickelt, als sie ihm rät, das Märchen ins Feuer zu werfen. Hier setzt die romantische Ironie Hoffmanns an: Nathanael ruft Klara zu "Du lebloses verdammtes Automat" - gerade das ist sie nicht. Hingegen ist Olimpia, seine spätere stumme Zuhörerin und Geliebte, eben ein "lebloses Automat." Nathanael führt sich mit seiner Kritik an Klara selbst ad absurdum.
    Andererseits trägt Klara am Ende durchaus die Züge der "Philisterin", und hier entspricht sie nicht dem Idealbild der romantischen Frau wie etwa Caroline Schlegel oder Therese Forster, die für ihre Männer schufteten und , ohne geannte zu werden, teilweise deren Texte schrieben. Hatte Goethe noch gefordert "Dienen lerne beizeiten die Frau nach ihrer Bestimmung", so entfernt sich die Romantik von diesem "Ideal", aber nicht ohne Konflikte. Der Widerspruch zwischen Klara-Olimpia zeigt, dass auch Nathanel noch schwankt zwischen der kritischen Frau der sich unterwerfenden stummen Zuhörerin. Hoffmann zeigt in den beiden Frauengestalten den Konflikt, aus dem sich ein neues Frauenbild zu entwickeln beginnt. Nathanel zerbricht daran, Olimpia wird vernichtet und gehört der Vergangenheit an, Klara endet in kleinbürgelicher Idylle. Noch ist die neue Rolle der Frau nicht gefunden.

    Für mich ist die Diskussion ein bisschen der Streit um des Kaisers Bart. Wer schreibt, ist Schriftsteller, egal ob es sich um fiktionale oder Sachliteratur handelt. Er bekommt einen Autorenvertrag und ein Autorenhonorar :bier. Man spricht nicht von Schriftstellervertrag bzw.-honorar, oder? Eine Hierarchie der Begriffe erschließt sich für mich nicht. Aber für den geschäftlichen Teil des Berufsstandes scheint der Begriff "Autor" herzuhalten.
    Mit der Berufsbezeichnung ist es schon schwieriger. Normalerweise ist ein Beruf ein Job, den man hauptamtlich ausübt und von dem man leben kann. Nach dieser Definition gibt es leider nur sehr wenige Schriftsteller. Selbst Goethe hatte einen Brotberuf. Ich meine, wer überwiegend schreibt - auch bei Wasser und Brot - ist ein Schriftsteller. :bitte

    Danke für die Glückwünsche. :)


    Sind echte Stories aus dem Pott - :bier
    allet drin: Herne, Bottrop, Bochum, Dortumund und dat allet aus Oer-Erkenschwick - dat is den Ort, wo Leonardo di Caprios Omma wechkommt.

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    Anthologie soeben erschienen


    Krimineller (Ruhr) Pott


    Mörderische Grüße aus dem Pott


    ( mein eigener Beitrag: "Tante Annas Pfefferpotthast")


    Seschat Verlag Oer-Erkenschwick 2010
    ISBN 978-3-9814078-0-8
    Preis 9,90 €


    eine unterhaltsame Empfehlung für die Weihnachtstage


    spannendes Lesevergnügen wünscht Bettina

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    Willkommen im Club - bin auch Münsteranerin und wohne in Potsdam. Vielleicht begegnen wir uns dort mal, z.B. beim Literaturkollegium Brandenburg.
    Herzliche Grüße von Potsdam zu Potsdam,
    Bettina (kein Nick-Name) :) :)


    Schön, dass du dabei bist. Herzlichen Glückwunsch. Ich bin in einer Ruhrgebietsanthologie dabei und freue mich auch über kleine Erfolge - die außerdem noch bezahlt werden.